Ofentalhörndl mit Gämsen und Steinadlern


Publiziert von steindaube , 21. Juli 2014 um 20:41. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Berchtesgadener Alpen
Tour Datum:18 Juli 2014
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 10:45
Aufstieg: 1750 m
Abstieg: 1750 m
Strecke:17

Das Steintal im Hochkalter-Massiv in den Berchtesgadener Alpen ist eine über weite Strecken fast schon lebensfeindliche und vielleicht gerade deshalb fesselnde Landschaft. Bis in den frühen Sommer liegt hier noch einiges an Schnee, wodurch nur besonders robuste winzige Pflänzchen es schaffen hier Fuß zu fassen. Bei unserer Tour auf's Ofentalhörndl war angesichts der fortgeschrittenen Jahreszeit und des schneearmen Winters von Trittschnee aber kaum mehr etwas zu sehen. Der Auf- und Abstieg über viele Hundert Höhenmeter Geröll die dem Namen des Tals alle Ehre machen ist mühsam. Die absolute Ruhe und Einsamkeit, der spektakuläre Blick hinab in das über Tausend Höhenmeter unter einem liegende Wimbachgries und auf die umliegenden Gipfel entschädigt dafür aber gebührend.

Kurz nach sieben Uhr starteten wir vom Parkplatz am Nationalpark-Infozentrum fast direkt am Hintersee in Ramsau. Zuerst geht es fast eben ins Klausbachtal hinein bis man über eine Brücke der Beschilderung gen Hochkalter folgt. Der anfangs breite Weg wird allmählich schmaler und windet sich in langgezogenen Kehren bequem am Hang aufwärts. Bevor er ins Ofental hineinzieht, über das bei der Hochkalter-Überschreitung üblicherweise abgestiegen wird, kreuzt er auf etwa 1250 Metern Höhe den "Forstbegangssteig". Diesem folgt man etwa zehn Minuten nach rechts (südlich) leicht aufwärts, bis man auf eine Gabelung trifft, an der der Forstbegangssteig wieder abwärts und ein kleiner Jagdsteig aufwärts führt. Diesem folgt man ohne größere Probleme ins anfangs noch grüne Steintal. Lärchenwald geht langsam in Latschen und freie Wiesenflächen über, die Steigspuren verlaufen sich großteils sind aber auch nicht mehr notwendig um weiter zu kommen. Schon sehr bald endet die Vegetation abrupt. Zumindest beinahe. Denn winzige Pflänzchen durchziehen die Schotterfelder des gesamten Steintals mit ihren unscheinbaren, aus der Nähe betrachtet aber vielfältigen und sehenswerten Blüten.

Auf einer Höhe von 1900 Metern erreicht man nach einem ersten steilen Geröllanstieg eine Endmoräne, die wohl auf eine Vergletscherung des Steintals in der "kleinen Eiszeit" (bis etwa 1850) zurückgehen dürfte. Hier gesellt sich zum bisher dominierenden Blick rückwärts hinüber zu den spitzen Gipfeln der Reiteralm (Mühlsturzhörner, Grundübelhörner, Stadelhorn, ...) die Einsicht in den weiteren Tourenverlauf durch das karge Steintal. Ein idealer Brotzeitplatz. Schmal liegt das Tal eingeschlossen zwischen Steintalschneid zur Rechten und Ofentalschneid zur Linken, die beide mit ihrer markanten schrägen Felsschichtung den Eindruck erwecken, das Steintal wäre beinahe flach. Immerhin ein bisschen flacher geht es nach der Moräne durch besonders grobe Steinbrocken weiter, bis sich das Gelände wieder aufsteilt, die letzten wenigen Höhenmeter in die Scharte hinauf überwindet man über plattiges Gelände und trifft schließlich auf Grasflächen und bunte Blütenpolster. Der Wind lässt hier im Winter wenig Schnee zurück und trägt im Sommer vermehrt Feuchtigkeit an, wodurch sich diese kleine Oase bilden kann. An der jäh abbrechenden Kante angekommen, eröffnet sich die Aussicht über das gesamte hintere Wimbachgries einschließlich aller umgebenden Gipfel. Links ist die volle Länge der Watzmann-Überschreitung einzusehen. Tief unten die Grieshütte, dahinter Trischübel und die Hirschwies. Etwas diesig die Teufelshörner. Weiter rechts Hundstod und die wüsten Trümmerhalden, die sich mit dem Namen Großes und Kleines Palfelhorn schmücken. In der Ferne die Schönfeldspitze.

Zum Ofentalhörndl gelangt man von der Scharte aus ohne weitere Schwierigkeiten. Zumindest solange vom harmloseren südlichen Gipfeln die Rede ist, der einem sehr steilen Dachgiebel gleich links gen Ofental und rechts gen Wimbachgries abfällt. Der wenige Meter höhere Nordgipfel hingegen wird im Rother-Führer mit III beschrieben und der Eindruck vor Ort lässt eine Präzision auf "III, sehr ausgesetzt" vermuten. Würde mich durchaus einmal reizen, dann aber mit Seil...

Abgestiegen sind wir genau entsprechend der Aufstiegsroute. Alternativ würde sich die Überschreitung des Steintalhöndl mit Abstieg durch's Sittersbachtal anbieten. Sowohl beim Auf- als auch beim Abstieg bekamen wir ein paar einzelne Gämsen zu Gesicht. Das große Rudel mit den Jungtieren bevorzugt aus naheliegenden Gründen das viel grünere Sittersbachtal. Im unteren Steintal bekamen wir schließlich noch ein besonderes Schauspiel zu gesicht: Zwei Steinadler kreisten immer wieder über der Ofentalschneid und über uns. Erst einige Zeit später, zurück auf dem Ofentalsteig, bekamen wir den ersten Menschen zu sehen...


Tourengänger: steindaube, Kreier


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