Einsam auf dem Steghorn
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Gestärkt durch eine erholsame Nacht alleine im 12er-Schlag, weckte mich um 5 die Abenteuerlust. Was sich im Lauf der Nacht angedeutet hatte, war Wirklichkeit geworden: ein strahlender Tag kündigt sich an! Schnell aus den Federn, die Daunenjacke übergestreift und den Fotoapparat gepackt: Sonnenaufgang!
Die Wildstrubelgänger waren schon am Anschirren und so konnte ich mit meinen beiden Jurassiern ein gemütliches Frühstück einnehmen. Kurz vor Sieben war dann Abschied und Aufbruch angesagt. Gemütlich folge ich dem Wanderweg, der hinter der Hütte zum Einstieg ins berühmte Leiterli führt. Die Ebene im Lämmerental mit dem mäandrierenden Flüsschen ist noch beinhart gefroren und das Leiterli liegt im Schatten. Ich mache mir erste Gedanken, ob es ohne Hochtourenausrüstung überhaupt begehbar ist. Doch Step-by-Step: als Erstes muss der Einstieg gefunden werden. Aus der Distanz sieht man nur einen beeindruckenden Geröllhang – spurlos! Beim Näherkommen entdeckt man dann aber eine gut ausgeprägte Wegspur, die in angenehmen Windungen direkt zum Einstieg führt. Und hier ist nun auch klar, dass die Begehung problemlos möglich ist. Obwohl der Aufstieg im Schatten liegt, ist er trocken und wo nötig auch mit Ketten versehen. So mache ich mich an die Arbeit. Je höher ich steige, umso mehr habe ich das Gefühl, nicht allein zu sein- und siehe da: ich werde von drei halbstarken Steinböcken neugierig beobachtet. Zwei, drei Blicke tauschen wir aus und dann verschwinden sie behände im T6-Gelände. Ich setze meinen Weg nun im Schnee fort. Er ist hart gefroren und ich setze meine Tritte mit Bedacht, da die Hänge doch ziemlich steil sind. Schnee und Fels wechseln sich ab und es geht gut, bis ich zu einer steilen Traverse komme, die auf den Rücken führt, der sich zum Steghorn erstreckt. Ich nehme die ersten Meter in Angriff. Eine alte, verschneite Spur zeigt den Weg, ist aber sonst keine Hilfe. Mühsam schlage ich mit der Schuhspitze Tritt für Tritt in den pickelharten (deshalb heisst er ja so!) Schnee. Nun vermisse ich kurz die daheim gebliebene Hochtourenausrüstung. Nach einem Drittel des Wegs sagt mir mein Bauchgefühl „Stopp!“. Die Steilheit des Geländes und der darunterliegende Schmelzwassersee lassen einen Ausrutscher als schlechte Alternative erscheinen. Deshalb breche ich hier ab und suche mir einen anderen Weg. Er führt mich etwas weiter westlich um eine Felsbarriere herum auf den Steghorngletscher. Dieser ist noch gut eingeschneit und hart gefroren, so wage ich mich auch alleine an die 100 Meter, die mich vom Normalweg trennen. Schon bald ist dieses Hindernis überwunden und nun geht es alles dem Grat entlang Richtung Steghorn. Ich bin allein auf weiter Flur. Nur gelegentlich dringen Wortfetzen von den drei Strubeln an mein Ohr und rufen mir in Erinnerung, dass die Welt nicht mir allein gehört. Unschwer erreiche ich im guten Trittschnee den Gipfel. Welche Pracht, welches Privileg, an einem solchen Tag alleine hier oben stehen zu dürfen und ein winziger Teil dieser erhabenen Gipfelwelt sein zu dürfen! Ein bissiger, kalter Wind weht mir um die Ohren. Trotzdem geniesse ich einige Momente stillen Gipfelglücks und grosser Dankbarkeit.
Der Gedanke an die sommerlichen Temperaturen und die kurze Passage über den Lämmerengletscher lassen mich aber schon bald aufbrechen. Der Abstieg verläuft problemlos. Die Passage über den Gletscher ist leicht aufgesulzt (Skis wären jetzt toll!) und auch das Leiterli passiere ich problemlos. Unten werde ich von einem äsenden Steinbock erwartet. Ich setze mich für eine Beobachtungspause hin und kann kaum genug bekommen von diese majestätischen Tier. Er hat aber irgendwann genug gesehen und macht sich von dannen.
In der Lämmerenhütte verfolge ich noch die Versorgungsaktion, die unter der Leitung der Hüttenwartin generalstabsmässig über die Bühne geht. Mein kräftiges Zupacken beim Verstauen der Vorräte wird von ihr mit einem erfrischenden Cola belohnt. Herzlichen Dank noch an dieser Stelle! Mittlerweile ist auch die Schulklasse von ihrem abenteuerlichen Marsch auf den Wildstrubel zurück. Ganz unterschiedlich ist die Verfassung der Jugendlichen. Stille Geniesser, stolz auch ihre Leistung, prahlende Testosteronschleudern, zupackende Kolleginnen und jammernde Gestalten – alles ist vorhanden, köstlich zu beobachten. In all dem Trubel behalten der Lehrer und der Bergführer stets die Ruhe und die Übersicht: bewundernswert!
Nach diesem Intermezzo mache ich mich an den Abstieg Richtung Lämmerenboden. Heute ist es sonnig und das ganze Ambiente ein völlig anderes als gestern. Heute sind auch viel mehr Leute unterwegs und auf meinem Weg zum Sunnbüel kommen mir ganze Kohorten entgegen. Die Wanderung zur Bergstation zieht sich ziemlich in die Länge. Trotz allem ist sie aber abwechslungsreich, da es viel zu sehen gibt. Da ist zum Beispiel das viel genannte Berghotel Schwarenbach, dann der wunderschöne Arvenwald und nicht zu letzt die stetige Begleitung durch Rinderhorn, Balmhorn und Altels. Gekrönt wird der Ausflug mit der Bähnlifahrt, der einem einen Einblick ins Gasterntal erlaubt. Am eindrücklichsten für mich war aber, das Postauto in der Felsenstrasse zu beobachten, die sich ins Gasterntal hochwindet.
Ein toller Tourentag geht mit einer abwechslungsreichen ÖV-Reise zu Ende. Die fehlende Hochtourenausrüstung hat etwas Flexibilität erforderlich gemacht, aber einen Gipfelerfolg nicht verhindert.
Die Wildstrubelgänger waren schon am Anschirren und so konnte ich mit meinen beiden Jurassiern ein gemütliches Frühstück einnehmen. Kurz vor Sieben war dann Abschied und Aufbruch angesagt. Gemütlich folge ich dem Wanderweg, der hinter der Hütte zum Einstieg ins berühmte Leiterli führt. Die Ebene im Lämmerental mit dem mäandrierenden Flüsschen ist noch beinhart gefroren und das Leiterli liegt im Schatten. Ich mache mir erste Gedanken, ob es ohne Hochtourenausrüstung überhaupt begehbar ist. Doch Step-by-Step: als Erstes muss der Einstieg gefunden werden. Aus der Distanz sieht man nur einen beeindruckenden Geröllhang – spurlos! Beim Näherkommen entdeckt man dann aber eine gut ausgeprägte Wegspur, die in angenehmen Windungen direkt zum Einstieg führt. Und hier ist nun auch klar, dass die Begehung problemlos möglich ist. Obwohl der Aufstieg im Schatten liegt, ist er trocken und wo nötig auch mit Ketten versehen. So mache ich mich an die Arbeit. Je höher ich steige, umso mehr habe ich das Gefühl, nicht allein zu sein- und siehe da: ich werde von drei halbstarken Steinböcken neugierig beobachtet. Zwei, drei Blicke tauschen wir aus und dann verschwinden sie behände im T6-Gelände. Ich setze meinen Weg nun im Schnee fort. Er ist hart gefroren und ich setze meine Tritte mit Bedacht, da die Hänge doch ziemlich steil sind. Schnee und Fels wechseln sich ab und es geht gut, bis ich zu einer steilen Traverse komme, die auf den Rücken führt, der sich zum Steghorn erstreckt. Ich nehme die ersten Meter in Angriff. Eine alte, verschneite Spur zeigt den Weg, ist aber sonst keine Hilfe. Mühsam schlage ich mit der Schuhspitze Tritt für Tritt in den pickelharten (deshalb heisst er ja so!) Schnee. Nun vermisse ich kurz die daheim gebliebene Hochtourenausrüstung. Nach einem Drittel des Wegs sagt mir mein Bauchgefühl „Stopp!“. Die Steilheit des Geländes und der darunterliegende Schmelzwassersee lassen einen Ausrutscher als schlechte Alternative erscheinen. Deshalb breche ich hier ab und suche mir einen anderen Weg. Er führt mich etwas weiter westlich um eine Felsbarriere herum auf den Steghorngletscher. Dieser ist noch gut eingeschneit und hart gefroren, so wage ich mich auch alleine an die 100 Meter, die mich vom Normalweg trennen. Schon bald ist dieses Hindernis überwunden und nun geht es alles dem Grat entlang Richtung Steghorn. Ich bin allein auf weiter Flur. Nur gelegentlich dringen Wortfetzen von den drei Strubeln an mein Ohr und rufen mir in Erinnerung, dass die Welt nicht mir allein gehört. Unschwer erreiche ich im guten Trittschnee den Gipfel. Welche Pracht, welches Privileg, an einem solchen Tag alleine hier oben stehen zu dürfen und ein winziger Teil dieser erhabenen Gipfelwelt sein zu dürfen! Ein bissiger, kalter Wind weht mir um die Ohren. Trotzdem geniesse ich einige Momente stillen Gipfelglücks und grosser Dankbarkeit.
Der Gedanke an die sommerlichen Temperaturen und die kurze Passage über den Lämmerengletscher lassen mich aber schon bald aufbrechen. Der Abstieg verläuft problemlos. Die Passage über den Gletscher ist leicht aufgesulzt (Skis wären jetzt toll!) und auch das Leiterli passiere ich problemlos. Unten werde ich von einem äsenden Steinbock erwartet. Ich setze mich für eine Beobachtungspause hin und kann kaum genug bekommen von diese majestätischen Tier. Er hat aber irgendwann genug gesehen und macht sich von dannen.
In der Lämmerenhütte verfolge ich noch die Versorgungsaktion, die unter der Leitung der Hüttenwartin generalstabsmässig über die Bühne geht. Mein kräftiges Zupacken beim Verstauen der Vorräte wird von ihr mit einem erfrischenden Cola belohnt. Herzlichen Dank noch an dieser Stelle! Mittlerweile ist auch die Schulklasse von ihrem abenteuerlichen Marsch auf den Wildstrubel zurück. Ganz unterschiedlich ist die Verfassung der Jugendlichen. Stille Geniesser, stolz auch ihre Leistung, prahlende Testosteronschleudern, zupackende Kolleginnen und jammernde Gestalten – alles ist vorhanden, köstlich zu beobachten. In all dem Trubel behalten der Lehrer und der Bergführer stets die Ruhe und die Übersicht: bewundernswert!
Nach diesem Intermezzo mache ich mich an den Abstieg Richtung Lämmerenboden. Heute ist es sonnig und das ganze Ambiente ein völlig anderes als gestern. Heute sind auch viel mehr Leute unterwegs und auf meinem Weg zum Sunnbüel kommen mir ganze Kohorten entgegen. Die Wanderung zur Bergstation zieht sich ziemlich in die Länge. Trotz allem ist sie aber abwechslungsreich, da es viel zu sehen gibt. Da ist zum Beispiel das viel genannte Berghotel Schwarenbach, dann der wunderschöne Arvenwald und nicht zu letzt die stetige Begleitung durch Rinderhorn, Balmhorn und Altels. Gekrönt wird der Ausflug mit der Bähnlifahrt, der einem einen Einblick ins Gasterntal erlaubt. Am eindrücklichsten für mich war aber, das Postauto in der Felsenstrasse zu beobachten, die sich ins Gasterntal hochwindet.
Ein toller Tourentag geht mit einer abwechslungsreichen ÖV-Reise zu Ende. Die fehlende Hochtourenausrüstung hat etwas Flexibilität erforderlich gemacht, aber einen Gipfelerfolg nicht verhindert.
Tourengänger:
TomClancy

Communities: Alleingänge/Solo
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