Der unt. Blassengrat führt zum Hohen Gaif, der Bernadein-Kletterst. zurück, Genuss und Herausford.


Publiziert von algi , 31. Mai 2014 um 22:50.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Wetterstein-Gebirge
Tour Datum:31 Mai 2014
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz Kreuzeckbahn in Garmisch-Partenkirchen

Der gesamte Blassengrat führt von der Mauerscharte, oberhalb der Stuibenwand, bis zum Hochblassen, heute wollte ich mir mal den unteren Teil, von der Mauerscharte bis zum Hohen Gaif anschauen.

Laut ‚meinem‘ Wetterbericht soll uns vor allem der Samstag mit Sonne verwöhnen, so dass ich um 8:10 Uhr an der Talstation der Kreuzeckbahn stehe. Die erste Fahrt führt jedoch erst um 8:30 Uhr zum Kreuzeckhaus, und das Wetter lässt bislang auch noch reichlich Wünsche offen, das hatte ich mir gestern Abend ganz anders vorgestellt.

Um 8: 40 Uhr geht es los, ich halte mich an den Weg Richtung Stuiben und Reintalangerhütte, vorbei an ein paar netten Türmchen und den östlichen Ausläufern der Bernadeinwand, die mir mit praller Wand entgegenblicken. Den Abzweig zur Alpspitze lasse ich rechts liegen, und verfolge, erst kurz vor der Stuibenwand, rechtshaltend ein kleines Steiglein, das durch das unterste Grieskar zu den Böden unterhalb der Mauerscharte emporführt. Nur ab und zu entdecke ich eine verblasste Markierung, aber die Richtung ist eindeutig, und rechts unterhalb des Stuibenkopfes erspähe ich auch schon einige Kehren die zur Mauerscharte emporführen.

Von der Mauerscharte verfolgt man den Schützensteig noch eine Weile, bis er nach links in die Südflanke des Reintales abbiegt. Der weitere Weg schaut zwar interessant, aber aufgrund des dichten Nebels nicht besonders einladend aus. Ich gehe trotzdem weiter, in der Hoffnung, dass es doch jeden Moment aufreißen müsste. Der anfangs grasige Grat wird zunehmend felsiger, vor einer längeren felsigen Passage tausche ich die verdreckten Wanderschuhe gegen enger sitzende Kombi-Latschen. Ich halte mich immer direkt, oder zumindest relativ nah am Grat und suche die Nähe des Gesteins, da die Felsen, im Gegensatz zu den Gras- und Moospolstern, schon weitgehend trocken sind. Nach einigem Auf und kurzem Ab stehe ich schließlich vor der ersten Abseilstelle. Lt. Führer kann man auf der rechten Seite auch abklettern. Links sieht es meines Erachtens aber viel besser aus. Die ganze Stimmung passt mir heute einfach nicht, daher seile ich einfach ab und das Problem ist gegessen.

Kurz darauf stehe ich vor dem zweiten Abbruch, hier muss man definitiv abseilen, da der Felskopf in Richtung des Weiterwegs, wie ein Pilz überhängt.
Wenig später erreiche ich den Normalweg auf den Hohen Gaif, der nordseitig vom Stuibensee heraufzieht. Die Kletterei ist sehr schön, aber der ständige Nebel drückt irgendwie auf’s Gemüt. Die Tage des Gipfelkreuzes sind gezählt, so ein übles Ding habe ich wohl noch nie gesehen.

Nach dem Abstieg zum Stuibensee möchte ich noch auf die Bernadeinwand und über die Schöngäng zum Kreuzeck absteigen. Direkt hinter dem Gipfel sehe ich ein paar Eisenstifte und ein Stahlseil, die auf einen Klettersteig durch die Nordwand hindeuten. Ich denke mir, warum nicht einfach mal probieren, in den Schöngäng liegt eh noch ein Haufen Schnee rum.

Was ich nicht wusste, war, dass es sich bei dem Nordwandsteig um einen Extermklettersteig handelt. Der Klettersteig führt mindestens zu 50 % durch absolut senkrechte, manchmal sogar leicht überhängende, Passagen. Außer den Eisenstiften für die Seilbefestigung wurden nahezu keine weiteren künstlichen Griffe / Tritte ( Stifte, Klammern ) verwendet. Wenn man die Alpspitz-Ferrata schwierigkeitsmäßig mit dem Bernadeinwandsteig vergleicht, würde die Ferrata etwa einem Trabi und der Bernadeinsteig einem Formel 1-Rennwagen entsprechen. Viel mehr muss ich dazu nicht sagen.

Nachdem ich wieder am Wandfuß stehe‚ glühen‘ meine Unterarme, und ich weiß nun, dass die Begehung solch schwieriger Klettersteige eine echte körperliche Herausforderung darstellt. Das Einsteigen ohne Klettersteigset oder sonstige wirksame Sicherungsmaßnahmen sollte für Otto-Normalverbraucher in jedem Fall unterbleiben, sonst besteht höchste Absturzgefahr.

Der Skiweg über die Hochalm führt mich schließlich wieder zum Kreuzeckhaus zurück.

Fazit: der untere Blassengrat zum Hohen Gaif ist eine Genusstour ersten Ranges und sehr empfehlenswert. Der Bernadeinklettersteig durch die Nordwand ist wohl nicht jedermanns Sache, er setzt Erfahrung mit schwierigeren Klettersteigen sowie gute körperliche und mentale Stärken voraus. Die Schwierigkeit des Klettersteiges war auf einem Hinweisschild mit 'D - sehr schwierig' angegegeben.

Viele Grüße
Albert


Tourengänger: algi


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Kommentare (2)


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83_Stefan hat gesagt:
Gesendet am 2. Juni 2014 um 07:01
>Was ich nicht wusste, war, dass es sich bei dem Nordwandsteig um einen Extermklettersteig handelt. [...] Nachdem ich wieder am Wandfuß stehe‚ glühen‘ meine Unterarme [...]

Hallo algi, nett beschrieben ;-) ! Ich bin kein Freund solch "extremer" Klettersteige und du offensichtlich auch nicht... manchmal werden sie ja sogar durch hochgradig steinschlaggefährdetes Gelände gelegt wie z.B. am Achensee. Grüße vom Kochelsee!

alpensucht hat gesagt: Hab eben erst
Gesendet am 22. März 2015 um 03:14
diesen schönen Bericht entdeckt. Vielen Dank dir dafür. Der gesamte Blassengrat scheint bei stabilem Wetter wirklich eine schöne Geschichte zu sein!

Grüße


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