Hoher Gaif über den oberen Ostgrat


Publiziert von Tobiwan , 31. Oktober 2012 um 14:30.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Wetterstein-Gebirge
Tour Datum: 3 Oktober 2012
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 700 m
Abstieg: 900 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:A 95 München - Garmisch bis GAP, dann weiter Richtung Garmisch/Ehrwald und gut ausgeschildert bis zum großen Parkplatz der Alpsitzbahn.
Kartennummer:AV-Karte 4/2 Wetterstein

Wohin, wenn man gerne im II-er-Gelände unterwegs ist aber nur einen halben Tag Zeit hat? Mit der Seilbahn auf den Osterfelder und von dort aus zum Hohen Gaif!

Beschreibung
Die Seilbahnfahrt auf den Osterfelderkopf ist am 3. Oktober nichts für Menschenscheue - aber keine Sorge: Es wird gleich viel, viel ruhiger... An der Bergstation hält man sich in Richtung Alpspitzferrata (S) und wandert eine ganze Weile auf dem schönen Nordwandsteig unter der Alpspitznordwand entlang. Den Abzweig zur Ferrata ignoriert man und verfolgt den Weg weiter mit schöner Aussicht zum rappelvollen Kreuzeck und hinüber zur düsteren Bernadeienwand.

Nach ca. 30 Minuten, auf etwa 2170m folgt man nun nicht weiter der Klettersteiganlage (Leiter) rechts zur Alpspitze, sondern hält sich links und gelangt zum Wiesensattel über den Schöngängen. Von hier aus kann man, wenn man möchte, einen kurzen Abstecher zum Gipfel der Bernadeienwand machen.
Weiter geht's auf der grasigen und sonnigen Südseite der Bernadeienwand auf gutem Weg erst östlich, dann südseitig hinab zum traumhaft gelegenen Stuibensee.

Spätestens ab hier wird's einsam und deutlich alpiner aber auch schöner... Man geht am Stuibensee weglos bzw. auf Pfadspuren vorbei direkt in südlicher Richtung auf die etwas abschreckend wirkende Nordflanke des Hohen Gaif zu und steuert dabei recht direkt das vorgelagerte Geröllfeld an. Im Geröll geht es kurz auf nun wieder deutlichem Steig nach oben, bis man auf den schrofigen Hang trifft. Diesen ersteigt man mit etwas Umsicht und ein wenig mühsam - sollten über oder unter einem andere Bergsteiger unterwegs sein, muss man hier auf Steinschlag achten.

Nach einer kurzen Drahtseilpassage legt sich der Hang deutlich zurück und man erreicht eine wunderschöne Bergwiese. Über diese wieder auf schwächerer Pfadspur hinweg nch S, bis man über einen kleinen Steig direkt auf den Ostgrat trifft: Sensationeller Tiefblick ins Reintal inklusive!

Bis hierhin ist der Weg auf Grund der vielen Steinmänner gut zu finden, wenn auch ab dem Stuibensee nicht mehr markiert. Bei Nebel wäre die Orienterung aber sicherlich sehr anspruchsvoll!

Nun beginnt der schönste Teil der Tour: Fast imme direkt am Grat geht es in logischer Linie bis hinauf zum Gipfel des Hohen Gaifs. Dabei kommt die schwierigste Stelle (längere ausgesetzte II-er Passage) gleich zu beginn. Der Grat steilt hier ordentlich auf (Siehe Bild) und wer sich unsicher ist sollte hier evtl. ein Seil verwenden. Bei genügend Schwindelfreiheit kann man sich das Klettern leichter machen, wenn man nicht in der Rinne (alte Haken, da wo auf dem Bild die obere Seilschaft zu sehen ist) klettert sondern an deren im Aufstiegssinn rechten Rand. Dann hat man allerdings gut Luft unterm Hintern...

Ist diese "Eintrittskarte" gelöst, wird es in der Folge deutlich leichter und man erreicht nach einigen weiteren schönen Kletterstellen I-II und einem herrlich ausgesetzten Grat fast schon zu schnell den Gipfel, dessen Gipfelkreuz auch schon mal bessere Tage gesehen hat.

Der Blick geht über den eindrucksvollen Blassengrat (das wär mal was!) über das einsame Grieskar hinüber zur Alpspitze auf der sich die Klettersteigler auf die Zehen treten. Richtung Norden kann man weit ins Voralpenland sehen, im Süden sperrt die düstere Hochwannernordwand den Blick Richtung Mieminger Gebirge.

Der Abstieg verläuft bis zum Stuibensee auf der Aufstiegsroute. Ab hier kann man z.B. rechtshaltend über die Hochalm zum Kreuzeck gehen, oder, so wie ich, zurück zum Sattel unter der Bernadeienwand und über die Schöngänge (gesicherter Steig) hinab Richtung Kreuzeck. Diese Passage ist bei Nässe sicherlich sehr unanggenehm, weil der Fels ganz lausig abgeschmiert ist. Dafür hat man aber noch ein Wenig "Kraxelgelände". Vom Kreuzeck ging's dann, wieder im Massentourismus angekommen, nach 20 Minuten anstehen entspannt mit der Bahn runter nach GAP.

Bemerkungen zur Tour

Wunderschöne ab dem Stuibensee einsame und eindrucksvolle Halbtagestour auf einen tollen Wettersteingipfel. Sicherlich kann man auch zum Stuibensee komplett aufsteigen, jedoch ist m.E. der Gratteil, also der Lohn für die Mühen, dafür zu kurz. Zudem ist grade der Kontrast von Menschenmassen zu absoluter Einsamkeit interessant.

Die Schwierigkeiten halten sich bis zum Grat in Grenzen (so etwa T4), nehmen dann aber deutlich zu. Dabei ist nicht die Kletterschwierigkeit (II) entscheidend, sondern die sehr ausgesetzte Passage zu Beginn des Grates - hier sind sicherlich schon viele umgekehrt. Wie gesagt: Im Zweifelsfall sichern. Dass dies jedoch sehr langwierig ist, bewiesen zwei Seilschaften, auf die ich getroffen bin: in der Zeit in der ich den kompletten Grat auf- und wieder abgestiegen und anschließend zum Stubensee wieder runtergewandert bin, haben sie grade mal den Grataufstieg geschafft! Ein sinnvoller Kompromiss wäre vielleicht, nur die erste wirklich steile Passage zu sichern. Der Rest des Grates ist deutlich leichter aber ganz schön ausgesetzt - akutes Stolperverbot!

Zur Dauer: Ich habe für den gesamten Aufstieg ca. 2h gebraucht. Runter in etwa ebensolange. Allerdings musste ich an der Seilbahn dafür noch gut anstehen - hab aber meine Wiesnreservierung trotzdem noch rechtzeitig erwischt...

Buch zur Tour

Thomas Otto, Münchner Bergtouren, Bergverlag Rother


Tourengänger: Tobiwan


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