Revanche am Hohen Gaif(2288m) im Nebel


Publiziert von trainman , 13. August 2013 um 01:38.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Wetterstein-Gebirge
Tour Datum:11 August 2013
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 630 m
Abstieg: 630 m
Strecke:Bergstation Osterfelderkopf-Stuibensee-Hoher Gaif und zurück
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PKW zur Talstation Alpspitzbahn
Zufahrt zum Ankunftspunkt:siehe oben
Unterkunftmöglichkeiten:Hotels und Gasthöfe in Garmisch-Partenkirchen

Als Nichtkletterer kann ich damit leben, dass gewisse Berge bzw. Routen für mich mangels Kletterfertigkeit oder Risikobereitschaft nicht machbar sind. Mit dem Hohen Gaif hatte ich allerdings noch eine Rechnung offen. Am 23.6.2002  war ich zusammen mit meinem Spezi am Beginn des Ostgrats gescheitert, für mich damals unbegreiflich, weil dieser Berg in einem alten Buch über "Münchner Hausberge" mitten unter freundlichen Wiesenhügeln erschien und auf die enormen Schwierigkeiten, die sich dort dem gewöhnlichen Bergwanderer entgegenstellen nicht ausreichend hingewiesen wurde. Inzwischen wurde der Gaif allerdings aus dieser Sammlung entfernt.11 Jahre später nun ein zweiter Versuch, diesmal mit Seilunterstützung.
Start an der Bergstation Osterfelderkopf zuerst auf dem schön angelegten Nordwandsteig zum Sattel vor der Bernadeinspitze und rechts an ihr vorbei hinunter zum Stuibensee, der wegen Wassermangel zur Zeit wenig attraktiv ist.Dann die Nordflanke hinauf durch Schutt, Schrofen und auch etwas Fels zu einem mässig geneigten Wiesenhang und weiter nach Süden zum ausgesetzten Grat. Hier wurden die Rucksäcke ab und Klettergurt und Seil angelegt. Gleich zu Beginn ein schlagartiger Übergang von T4  zu T6, Ausrutschen oder Stolpern hätte hier schlimmste Folgen, in der Querung selbst am Seil. Danach die schwierigste Passage, eine sehr steile Rinne mit wenig brauchbaren Tritten und Griffen, ich musste mehrfach den Schuh in enge Rillen einklemmen um weiterzukommen. Was so alles unter der Rubrik " IIer" läuft ist schon seltsam, aus meiner Sicht war das mindestens II+ mit Tendenz zu III. Ohne meinen Spezi, der zuverlässig mit dem Seil umgehen kann wäre ich hier umgekehrt, diesen Abschnitt könnte ich nicht mehr abklettern. Anschliessend wird es wesentlich leichter aber nach wie vor ordentlich ausgesetzt. Extrem scharfe Gratabschnitte ("Reitgrate" oder Ähnliches) gibt es jedoch nicht. Eine weitere heikle Querung an einer kleinen Scharte fordert nochmals maximale Konzentration, dann ist es nicht mehr weit zum Gipfel. Oben trifft man auf ein stark beschädigtes Gipfelkreuz(vermutlich Blitzschlag) , die Kassette mit dem Buch ist intakt geblieben. Leider hat sich das Wetter im Verlauf des Tages entgegen der Vorhersage immer weiter verschlechtert, die Sicht auf dem Gipfel war auf den unmitttelbaren Nahbereich beschränkt wie man auf den Bildern sieht.
Der Abstieg ging leichter als erwartet, ich konnte auf längeren Abschnitten auf die Seilsicherung verzichten. An der Rinne allerdings nicht, dort wurde an einem Bohrhaken bequem abgeseilt. Mein Spezi stieg dagegen oberhalb der Rinne direkt am Grat äusserst luftig frei ab. Der Rückmarsch zur Seilbahn erfolgte dann mit erhöhtem Tempo, um die letzte Talfahrt zu erreichen.
Fazit: Kein Berg für Wanderer, ohne Kletterfertigkeiten geht es nicht. Absolute Schwindelfreiheit ist Pflicht, die Ausgesetztheit ist aber nicht so dramatisch und angsterzeugend wie auf Reitgraten oder bei Querungen supersteiler Grasflanken, meist hat man festen Halt. Ohne Nebel sicher auch ein interessanter Aussichtsgipfel, insbesondere auf den wilden Blassengrat.

Tourengänger: trainman


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Kommentare (8)


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Nic hat gesagt: Welch ein Zufall!
Gesendet am 13. August 2013 um 07:19
Der Hohe Gaif war bei mir eigentlich auch für das Wochenende geplant. Mein Spezl sagte aber leider kurzfristig ab. Respekt und Gratulation zu diesem knackigen Gipfel! Gruß Nico

trainman hat gesagt: RE:Welch ein Zufall!
Gesendet am 14. August 2013 um 00:07
Danke! Die Tour kann man für T6-Gänger durchaus empfehlen, ängstliche Naturen wie ich brauchen dabei allerdings an zwei Stellen ein Seil. Wegen des Nebels hast Du wenig versäumt, ich wünsche Dir jedenfalls besseres Wetter als bei meiner Besteigung.
Grüsse Emil

83_Stefan hat gesagt:
Gesendet am 13. August 2013 um 09:14
Ich gratuliere zur "Revanche"! Schade, dass das Wetter dort oben bescheiden war!

trainman hat gesagt: RE:
Gesendet am 13. August 2013 um 23:58
Danke! Mit "schlechtem Wetter" muss man auf der Alpennordseite immer rechnen, wenigstens gab es weder Sturm noch Regen noch Kälte, das ist auch schon mal ein Plus. Das Gelände wäre etwas für Dich, das Seil könntest Du zuhause lassen.
Beste Grüsse Emil

mabon hat gesagt:
Gesendet am 13. August 2013 um 10:41
Super Emil!

Da wäre ich auch gerne mit dabei gewesen. Auf den Fotos ist mal wieder das typische Wetterstein-Wetter zu sehen. Nomen es omen. Kann mich zumindest nicht entsinnen, im Wetterstein jemals eine Tour mit durchgehend stabilem Wetter gemacht zu haben.

So long

mabon

trainman hat gesagt: RE:
Gesendet am 14. August 2013 um 00:02
Danke! Die Tour wäre etwas für Dich gewesen, wildes ausgesetztes Gelände, aber längst nicht so schrecklich wie am Floitenturm. Das Seil hättest Du nicht gebraucht.
Beste Grüsse Emil

Gesendet am 21. September 2015 um 21:07
Servus Emil,

ich freue mich, dass Du doch noch auf dem Hohen Gaif warst! Besonders freue ich mich, dass ich heute, 21.09.15, ohne Seil hinaufgekommen bin. Die Rinne (Schlüsselstelle) musste ich dabei nicht hinaufklettern. Ich umging sie rechts am Grat. Etwas ausgesetzt kehrte ich gleich wieder zum Grat zurück (II-).

VG,
Kai

trainman hat gesagt: RE:Revanche
Gesendet am 22. September 2015 um 00:23
Respekt für die seilfreie Besteigung, das ist echtes T6.
Grüsse
Emil


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