Hoher Gaif SO-Wand und Alpspitze „Heimweh“ – Gegensätze ziehen sich an


Publiziert von algi , 17. September 2015 um 10:52.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Wetterstein-Gebirge
Tour Datum:16 September 2015
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: V (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Garmisch Talstation Osterfelderbahn

Hoher Gaif SO-Wand ( T4, IV- )

Überblick

Die südseitigen Steilwände des Hohen Gaifs erstrecken sich über mehrere hundert Meter, direkt unterhalb des Ostgrates ( unterer Blassengrat ). Auf halber Strecke wird diese kompakte Wand, die nur sehr wenige „Schwachstellen“ aufweist, von einem tiefen Einschnitt durchzogen. Von diesem Einschnitt führt eine Rampe in westlicher Richtung bis nahe an den Ostgrat hinauf. Die im Führer aufgeführte sog. SO-Wand führt am linken Rand dieser Rampe, bei der in diesem Bereich, unmittelbar angrenzend an die Südabstürze, ein kleiner Grat stehengeblieben ist, hinauf. Auf den letzten 60 m geht die Rampe in eine Wand über und bildet mit der Südwand eine Kante, die den weiteren Durchstieg vermittelt.

Die Tour

Als Ausgangspunkt habe ich heute die Bergstation der Osterfelderbahn gewählt. Das angekündigte schöne Wetter lässt erstmal auf sich warten, 5 Minuten nach Abmarsch fängt es zu regnen an, dazu ein unangenehmer Wind, was die Vorfreude ein wenig trübt. Der Nordwandsteig führt mich schnell zum Sattel zwischen Bernadeinwand und Alpspitze hinüber, beim Abstieg über die schönen Wiesenhänge zum Stuibensee kann ich eine größere Gruppe von Gämsen, die ich wohl aufgeschreckt habe, beobachten. Südlich vom Stuibensee, den ich ostseitig ( links ) umgehe, unmittelbar vor dem nordseitigen Aufschwung des Hohen Gaifs, führt mich ein sehr schöner Steig hinab auf den Grasboden unterhalb der Mauerscharte. Steil führt der Weg zu ihr hinauf, nun rechtshaltend weiter auf dem Schützensteig, der hier auf dem untersten Abschnitt des Blassengrates verläuft. 15 Min. später erreiche ich den Abzweig des Schützensteiges ins Reintal. Der Wind bläst hier in Böen so stark, dass ich mich festhalten muss, um nicht umgeworfen zu werden. Man verfolgt den Schützensteig bis zu einer langen waagrechten Querung in westliche Richtung, bei der dann auch der Blick auf die oberhalb liegenden Wände freigegeben wird. Kurz vor einer ausgeprägten Rinne strebe ich über gestuftes Schrofengelände dem Wandfuß zu ( bis hierher gut 2 Stunden ab Osterfelderbahn ).

Eigentlich hatte ich eine SO-Wand und keine ostseitig eingelagerte Rampe erwartet, mal sehen was der Fels zu bieten hat. Der Einschnitt und die Rampe setzen ca. 10 - 15 m oberhalb des Wandfußes an, über eine Verschneidung gelange ich hinauf. Nun, immer am linken Rand der Rampe, über mehrere Seillängen hinauf, bis sich das Gelände aufsteilt. Erreichter Schwierigkeitsgrad bislang max. ein leichter III-er, die Schwierigkeit ist auch nicht zwingend, da man jederzeit nach rechts zur schrofigen Rampe ausweichen kann. Da der Fels relativ gute Qualität aufweist, ist es ein recht entspanntes Klettervergnügen. Die letzten 60 - 70 m klettert man nun anspruchsvoller an der Kante zwischen Südwand und dem ostseitigen Wandabschnitt empor und erreicht den Grat unmittelbar an der Stelle, wo die Kletterei des normalen „Ostgrates“ beginnt.

Am Ostgrat hat sich die Bundeswehr mit ca. 25 Mann zu schaffen gemacht. Nach einer Viertelstunde haben sie gerade mal 20 m geschafft. Da will ich weder abwarten noch mich hineindrängen, so dass ich heute auf den Gipfel verzichte und wieder zum Stuibensee absteige.

Zusammenfassung

Wandhöhe bis zum Ostgrat: ca. 200 m.

Aufgrund der recht moderaten Schwierigkeiten ( nur im obersten Abschnitt wird evt. mal der IV-te Grad gestreift ) und der relativ guten Felsqualität würde sich die Tour wohl gut für Leute eignen, die mal ins alpine Klettern reinschnuppern wollen. Allerdings benötigt man einen Vorsteiger, der mit mobilen Sicherungsmittel umgehen kann, da ich in der Tour keinen einzigen Haken o.ä. gefunden habe.

Der Zustieg vom Kreuzeck ist wohl etwas kürzer, aber landschaftlich nicht so reizvoll wie der Abstieg von der Bernadeinwand. Konditionell Starke können natürlich auch vom Tal aus durchstarten.

 

Leider hat sich, von mir unbemerkt, bei den ersten Fotos eine Lamelle des Staubschutzes vom Objektiv der Kamera nicht vollständig zurückgezogen. Daher der schwarze Schatten.

 

Alpspitze „Heimweh“ ( T4, V )

Beim Rückweg zur Osterfelderbahn über den Nordwandsteig komme ich auch wieder an den Sportkletterrouten unterm „Herzl“ vorbei. Da ich noch genügend Zeit habe und es in dieser Zone auch relativ windstill ist, möchte ich in die am weitesten links gelegene Route „Heimweh“ mal reinschauen.

Es handelt sich um eine typische Sportkletterroute, jedoch vom Allerfeinsten. Die 6 Seillängen gehören ohne Übertreibung mit zum Schönsten was ich jemals in diesem Schwierigkeitsbereich geklettert bin. Der Fels ist bombenfest und trotz der häufigen Begehungen so rau und griffig, dass ich es kaum fassen kann. Nur eine nasse Stelle in einer IV-er Seillänge lässt etwas Unsicherheit aufkommen, ansonsten ist es für mich der perfekte Abschluss dieses Klettertages.

Schwierigkeitsverteilung „Heimweh“ nach Seillängen ( V, IV-, V, IV, IV, III ).

 

Viele Grüße

Albert


Tourengänger: algi


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Kommentare (1)


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funhiker hat gesagt:
Gesendet am 10. Juni 2016 um 13:03
Wow, sportliche Aktion, danke fürs teilen :)


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