Überschreitung Nüenchamm (1903m) bis Schijenstock (1923m) und Fronalpstock (2124m)


Publiziert von Alpin_Rise , 17. Juli 2008 um 12:36.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:16 Juli 2008
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Schilt-Mürtschengruppe 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1500 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mullern per PW oder Taxi Mattli (Busdienst auf Voranmeldung). Mit ÖB am besten von cff logo Filzbach und mit Sesselbahn ab Habergschwänd, fährt ab 8.30
Unterkunftmöglichkeiten:Naturfreundehaus Fronalp, Restaurant in Mullern

Der Gratzug mit den 4 Gipfeln Nüenchamm, Leiststock, Schijenstock und Mittagsstöckli vom beliebten Wanderberg ("Jelmoliberg") Fronalpstock nach Norden  wird gerne übersehen. Im Schatten des dominanten Nachbarn Mürtschenstock bietet die Überschreitung schwindelfreien und T6-erprobten Gängern ein überraschendes 5-Sterne Menu!

Luftig und genüsslich über anspruchvolle Grasgrate und steile Schrofen - ein weiteres T6-Abenteuer in den Glarner Voralpen!

Tourenbericht von Ossi.

Von Mullerenberg über guten Wanderweg zügig auf den Nüenchamm. Hier beginnt ein uneinheitlich(rote und blaue Punkte) markierter Pfad bis zu P. 1703 "Fedensattel". Eine Wegspur führt in hohem Gras, den Schwierigkeiten zuerst östlich, beim Leiststock mit Drahtseil westlich steil ausweichend auf und ab. T5, 1 Stunde bis Fedensattel, bei Nässe schmierig und unangenehm.
Der folgende Gendarm wird erklettert, der zweite kann entweder exponiert erstiegen (T6) oder sehr ausgesetzt auf Gämswechsel in der Ostflanke umgangen werden (T6). Alternativ wird beiden Gendarmen weiter unten in der Ostflanke ausgewichen (ca. T5). Der nächste Aufschwung kann auch erstiegen werden, mit Vorteil beginnt man dort die Querung durch den Kessel nördlich des Schijenstock. Am schönsten wird nur leicht angestiegen bis zum wunderbaren NE-Grat. Mit Blick zum Spanneggpsee und dem grossen Mürtschen  über einige harmlose Afschwüngen zum Schijenstock (T5). Gipfelbuch von 1990 mit spärlichen Eintragungen meist einheimischer Berggänger.
Vom Schijenstock bis zum Mittagsstöckli wird der grat schmal und luftig ausgesetzt. Nebst Gras werden einige Steilstufen im 2. Grad direkt über dem Abgrund erklettert. Im längeren Abstieg nach ca. 100m hält man sich wahlweise in Steilgras oder eher an die felsigen Partien in Gratnähe (T6, II). Ab dem tiefen Einschnitt (Tannengruppe im SE-Hang) bis zum Mittagsstöckli wird der Grat etwas weniger steil und ausgesetzt (T5+). Die Schwierigkeit und Steilheit des Abstiegs erinnerten mich an den Abstieg vom Schiffberg, wenn auch der hier beschriebene etwas weniger steil und ausgesetzt ist. Im Aufstieg sind diese Passagen leichter und übersichtlicher.
Nun verblüfft uns 3614Adrian mit einem  Direktabstieg durch die ca. 60-70° steile, schrofige Südflanke des Mittagsstöckli. Über ein System von Bändern mit Wildwechseln kann der Überhang am Wandfuss ganz am östlichen Ende passiert werden. Von unten gesehen erscheint die Route logisch, von oben sieht man nur einen ins nichts abbrechenden Grashang... die Route ist extrem ausgesetzt und das Gelände verzeiht keine Fehler!
Alternativ dazu kann aus der letzten Einsattelung vor dem Mittagsstöckli ein grasiges Couloir abgestiegen werden (sieht gut machbar aus, etwa T6 II)

Es folgt die Querung an den Fronalpstock NE-Grat. Der Grat um P. 1778 "Fronalpscharte" kann in der Südflanke mühsam umgangen werden. Für diesen Übergang zwischen Mullern und dem Spanneggpsee erleichtern Drahtseile den Zugang von Mullern (steil, laut Führer T5).
Über plattigen Fels quert man am Fuss des NE-Grat bis zu einer steilen Schrofenflanke, rechts einer markanten, grossen Höhle. Da ich heute (wie gestern) nicht in optimaler Tagesform bin, verzichte ich auf einen Versuch am NE-Grat (Erlebnisbericht von Ossi).
Mühsam durch die krautigen Geröllhalden am Wandfuss, zuletzt in Erdrutsch auf den Kamm der Zellsegg   bei 1920m (T4). Dort treffe ich auf den blau-weissen Normalweg, durchs gesicherte Kamin problemlos auf den Gipfel (T4). Aus einer Laune heraus versuchte ich den Kamin ohne Handeinsatz zu klettern - eine wacklige Gleichgewichtsübung, aber es funktioniert ;-).
Oben kann ich den Gipfel alleine geniessen und konsultiere das  Buch in seiner edlen Halterung: seit meinem letzten Eintrag am 22.6.08 liegen sage und schreibe 25 Seiten neuer Einträge! Auf dem Froni überlebt ein Gipfelbuch wohl kaum eine Saision lang?

Auf dem Rückweg treffe ich Ossi und Adrian wieder, zusammen gibts ein beschwingtes Auswandern nach Mullerenberg. Die obligaten Diskussionen über Route und Zukunftspläne führen wir bei kühlem Bier bzw. Kaffee in der Gartenbeiz.

Seil oder kein Seil:
Grundsätzlich kann im T6-Gelände nicht oder nur sehr spärlich gesichert werden. Wir führten ein Seil mit, das zwischen Schijen und Mitagstöckli zum Einsatz kam, wenn mans aber schon mitträgt, darf es aus dem Rucksack. An einigen Felszacken kann provisorisch gesichert werden, der Rest ist steiles Grasgelände. Dort ist man ohne Strick besser beraten (Mitreissunfälle). Sichere Gänger können den Strick zu Hause lassen. Für den Fronalpstock NE-Grat empfiehlt sich mindestens ein 30m Seil.

Tourengänger: Alpin_Rise, ossi, 3614adrian
Communities: T6


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T6 ZS III
16 Jul 08
Überschreitung... · ossi

Kommentare (5)


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ma90in94 hat gesagt: Mittagsstöckli Abstieg
Gesendet am 17. Juli 2008 um 20:20
Hab die Tour vor 2 Jahren begangen und soweit ich mich erinnere hab ich mich beim Abstieg direkt an die SE-Kante des Mittagsstöckli gehalten. Beim letzten Abruch hält man sich eher etwas in der Nordflanke. Es war überraschend einfach. Kommt für euch leider zu spät diese Info.
Den Fronalpstock hab ich lieber über den Normalweg genossen. An der NE-Kante sollen die Gemsen ihr Leben riskieren.
Gruß Günter

Alpin_Rise hat gesagt: RE:Mittagsstöckli Abstieg
Gesendet am 17. Juli 2008 um 20:29
Danke für die Anmerkung.
War es nicht eher die SW-Kante? Dort sah ein Abstieg auch möglich aus. Adrians Variante war ziemlich gewagt, aber von unten gesehen logisch.
Ja, die Gemsen sind uns in diesem Gelände eindreutig überlegen. Die Froni NE-Kante ist einen weiteren Versuch wert. Die Schwierigkeiten liegen mutmasslich im IV Grad oder knapp darüber.
Gruss, Alpin_Rise

ossi hat gesagt: RE:Mittagsstöckli Abstieg
Gesendet am 17. Juli 2008 um 21:28
Ja, diese Kante hatte ich auch im Visier. Der Gämspfad stellt aber eine sehr elegante Lösung dar und scheint mir sinnvoll.
NE-Kante: Ja, nicht nur die Gämsen riskieren hier ihr Leben;). Uns schien ein Versuch auch zu haarig, weil wir nirgends eine gescheite Sicherungsmöglichkeit ausmachen konnten.

Gruss
ossi

ma90in94 hat gesagt: RE:Mittagsstöckli Abstieg
Gesendet am 17. Juli 2008 um 21:33
Sorry, meinte natürlich die SW-Kante

Günter

Nik Brückner hat gesagt:
Gesendet am 28. Juni 2019 um 15:11
Servus!
Schöne Tour, gratuliere. Ich bin gerade inder Gegend und überlege, das morgen zu machen. . Eine Frage zum Abstieg vom Mittagsstöckli: Ist es vielleicht besser, die Tour andersherum zu gehen?

Gruß vom Schijen,

Nik


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