Überschreitung Nüenchamm-Leiststock-Schijenstock-Mittagstöckli


Publiziert von ossi , 16. Juli 2008 um 23:36.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:16 Juli 2008
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Schilt-Mürtschengruppe 
Zeitbedarf: 1 Tage
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Strecke:Mullerenberg-Nüenchamm-Schjienstock-Fronalpscharte-Fronalppass-Mullerenberg
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz auf Mullerenberg, auf Anfrage auch Alpentaxi
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Kartennummer:1154

Der Schijenstock wird nur selten bestiegen; gerademal 5 Besteigungen im Jahr sind im Gipfelbuch eingetragen. Die Gipfelziele rundherum sind wohl prominenter und mitunter auch besser zu erreichen. Nichtsdestotrotz bietet die Überschreitung aussichtsreiches, lohnendes Wandern im gehobenen T6-Bereich.

Nüenchamm:
Vom Parkplatz auf Mullerenberg führt ein markierter Weg bis auf das blumenreiche Wiesenplateau auf dem Gipfel, T2.

Nüenchamm-Schijenstock: Vom Nüenchamm führt ein deutlich sichtbarer Weg südwärts Richtung Schijenstock. Um übereifrige Touristen von einer Begehung abzuhalten, wurde ein Warnschild angebracht. Der Weg ist bis zum Fedensattel erkennbar und blau markiert. Er führt häufig unterhalb der Gratkante entlang (mal auf der Ost-, dann wieder auf der Westseite des Grates) und ist streckenweise mit nicht mehr ganz verlässlichen Drahtseilen gesichert. Wir sind zweimal zu konsequent der Gratkante gefolgt (Trittspuren) und mussten beide Male wieder ein kurzes Stück zurück zur eigentlichen Route gehen. Vom Fedensattel kann man ein kleines Stück nach Osten absteigen und unter dem Grat bis in die grosse Mulde nördlich des Gipfelaufbaus wandern. Wir haben eine direkte Linie über die Gratkante zu Punkt 1794 und von da einfach in die Mulde gewählt (kurze Stellen T6). Schliesslich steigt man von der erwähnten Mulde in die Grashänge des Gipfels ein, steuert den Nordostgrat des Schijenstocks an und folgt diesem genussreich über gut gestuftes Gelände bis zum Gipfel. Ohne unsere gewählte T6-Variante ist die Route mit T5 zu bewerten.

Nüenchamm-Mittagstöckli-Fronalpsattel (Pkt. 1778): Das eigentliche Gourmethäppchen der Tour! Vom Schijenstock sind wir direkt der Gratkante gefolgt. Der erste Teil ist anregend luftig und Schwindelfreiheit gewiss ein entscheidender Vorteil ;). Bis zum Mittagstöckli sind einige ausgesetzte sowie sehr steile Graspassagen (t.w. im Abstieg) zu bewältigen und ein Pickel leistet gute Dienste. Die Route kann als gehobenes T6 oder allenfalls als ZS bewertet werden. Der Abstieg vom Mittagstöckli zum Fronalpsattel führt zuerst über steiles Gras und einige Schrofen bis über einen Abbruch. Dieser Abbruch wird überwunden, indem man ihm nach Nordosten folgt, bis ein Wildwechsel den Weg hinunter weist.

Fornalpsattel-Mullerenberg: Vom Fronalpsattel quert man über die Osthänge des Fronalpstocks (Zels) bis zum Fronalppass und kehrt über den Wanderweg zurück nach Mullerenberg. Die Querung liegt im Bereich T4/T5.

Versuch Fronalpstock Nordostgrat (ZS): Vom Fronalppass sind wir dem NE-Grat bis unter einen senkrechten Abbruch gefolgt. Diesen kann man über einige Platten umgehen. Man erreicht die Gratkante über dem Abbruch, indem nach den Platten über ein System von Grasbändern (t.w. Wildwechsel) rechts aufwärts haltend aufgestiegen wird. Hier hört dann der Spass auf:

Einen ersten moosig-brüchigen Gendarm haben wir nach angeregter Diskussion überstiegen. Beim zweiten Gendarm wurde die Diskussion dann noch angeregter, weil die zu ersteigende Kante zwar festeren Fels aufwies, dafür aber so gut wie keine Sicherungsmöglichkeiten bot. Da wir die weiteren Schwierigkeiten nur schlecht einschätzen konnten und durch das ganze Hin und her doch reichlich Zeit investierten, beschlossen wir dann den geordneten Rückzug und die Querung über Zels zum Fronalppass. Der Abstieg über den moosig-brüchigen ersten Gendarm bot dann nochmals so ein richtiges Feuerwerk der Hormone: Ausrutschen wäre ziemlich ungesund gewesen.

Fazit der Tour: Keine Ahnung, weshalb man sich in solchem Gelände bewegen will, aber Spass macht's trotzdem.

Tourengänger: Alpin_Rise, ossi, 3614adrian
Communities: T6


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Kommentare (9)


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PStraub hat gesagt: Diese Tour ..
Gesendet am 18. Juli 2008 um 15:38
.. war eine der ersten, die ich nach Abschluss des SAC-Führers für eine Neuauflage rekognosziert und in mein Forum gestellt hatte. Letzteres musste ich schliessen, nachdem es mir zu blöd wurde, jeden Tag Schweinekram daraus zu löschen.

Zur Route: Wem der Umweg über den Nüenchamm zu langweilig ist, kann den Fedensattel von Mullern via Hofalpli direkt erreichen.
Für T6-er gibts auch folgende Variante: Ab Mullern in NO-Richtung zum Felsriegel, wo auf der Karte das "S" von "Stöckli" steht. Dort am Mini-Klettergarten vorbei auf Gämswegen direkt zum Leist.
Der direkte Abstieg vom Mittagsstöckli ist gar nicht so wild, man muss nur die Nerven haben, am Anfang etwas Richtung NW (= in den freien Fall hinaus) in eine kleine Mulde abzusteigen.

ossi hat gesagt: RE:Diese Tour ..
Gesendet am 18. Juli 2008 um 15:54
Danke für die Anregungen und nachträgliche Gratulation zum neuen Glarnerführer (er ist eine Offenbarung in meinem Bücherregal;)).

PStraub hat gesagt: RE:Diese Tour ..
Gesendet am 18. Juli 2008 um 16:05
Wow, herzlichen Dank!

Nachdem ich irgendwo gelesen habe, es gäbe nicht genug T6-"Wander"-Vorschläge, hier ein paar heisse* Tips:

Pfannenstock-Nordostgrat, T6, ca. 6 Std. ab Plätz (Klöntal) und ab Gumen (Braunwald)

Überschreitung Wiggis - Gumen - Schijen - Lachengrat ("Längeneggpass"), T6, ca. 6 - 8 Std. ab Näfels, Netstal oder Rhodannenberg (Klöntal)

Piz Segnas via Nideren - Mörder - Täligrat zum Grat bei P. 2842 und weiter auf der Westgratroute, T6/ZS, ca. 5 Std. ab Nideren, 6 Std. ab Elm-Untertal

Und dann natürlich immer die Gassenstöcke ..

* heiss werden am Schluss zumindest die Beine sein.


AnderL hat gesagt: RE:Diese Tour ..
Gesendet am 18. Juli 2008 um 15:58
habe mein s-kram selbst gelöscht :)

Nik Brückner hat gesagt:
Gesendet am 28. Juni 2019 um 15:12
Servus! Schöne Tour, gratuliere. Ich bin gerade inder Gegend und überlege, das morgen zu machen. . Eine Frage zum Abstieg vom Mittagsstöckli: Ist es vielleicht besser, die Tour andersherum zu gehen? 

Gruß vom Schijen,

Nik

ossi hat gesagt: RE:
Gesendet am 28. Juni 2019 um 22:12
Hi Nik

Ja, die andere Richtung ist ev. angenehmer. Bewertungstechnisch brauchst Du Dich nicht zu sorgen, die vielen Angaben zur Schwierigkeit scheinen mir mit etwas Distanz zum Geschehen übertrieben.

LG
ossi

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 1. Juli 2019 um 10:24
Danke für die schnelle Info, Ossi! Die Tour hatte sich gut angelassen, dann ist ein schulterbreiter Block, auf dem ich stand, ins Tal abgegangen - und danach hat die Psyche nicht mehr mitgemacht. Immerhin konnte ich einen schönen Teil gehen. Bericht folgt.

Euch wünsche ich nach der aktuellen Abkühlung viele schöne Touren,

Nik

ossi hat gesagt: RE:
Gesendet am 1. Juli 2019 um 17:07
Oh shit!

Freut mich, bist Du gut aus der Situation herausgekommen!

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 1. Juli 2019 um 17:54
Hod scho bassd. Den schwierigsten Teil der tour konnte ich gehen. Dann kam ich an einer rinne vorbei, durch die Gämsen auf- und absteigen , die habe ich mir gemerkt. Nach der hälfte der Strecke hat der Kopf dann nicht mehr mitgemacht, und ich bin zu der rinne zurück. Die abzusteigen, war vermutlich nicht leichter, als weiterzugehen, aber für den Kopf war’s die richtige Entscheidung.

Nochmal vielen dank für deinen Tipp,

Nik


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