Manche Bergtouren scheinen für eine ganz bestimmte Jahreszeit gemacht - so auch die hier vorgestellte Überschreitung der Kampen. Wandert man im späten Herbst im Nebel das triste Hirschbachtal aufwärts und durchstößt oberhalb des Hirschtalsattels die Nebeldecke, so wähnt man sich bei der Überschreitung der Kampen fast auf einem Schiff, das über dem Nebelmeer schwebt. Nur die Spitzen der umliegenden Berge entragen dem Grau, am Horizont baut sich das mächtige Karwendelgebirge auf. Was im Sommer eine nette Wanderung ist, wird unter diesen Bedingungen zum tiefgreifenden Erlebnis. Wer an einem nebligen Herbsttag dem Grau entfliehen möchte, der sollte den Kampen einen Besuch abstatten - adieu Tristesse!
Los geht's am kostenpflichtigen Parkplatz in Lenggries-Hohenburg. Ein Fahrweg leitet durch Wiesen hinein ins Hirschbachtal und recht monoton durch Wald hinauf, bis der Hirschtalsattel erreicht ist; sämtliche Abzweigungen bleiben unbeachtet.
Am Hirschtalsattel beginnt der Steig, der durch die steile Nordflanke des Ochsenkamp bergauf leitet. Die Latschen sind so hoch, dass der Weg teilweise unter einem geschlossenen Latschendach hindurch führt. Schließlich wird die Kammhöhe etwas südlich des Ochsenkamp erreicht. Nach links auf deutlicher Spur hinauf zum aussichtsreichen Ochsenkamp (Gipfelkreuz und -buch).
Zum Auerkamp geht's auf der Spur wieder zurück und man folgt dem Steig weiter in südwestlicher Richtung zunächst am Kamm, später in die Flanke ausweichend, hinüber zum latschenüberwucherten Hauptgipfel der Kampen. Der höchste Punkt ist unscheinbar und ein Besuch desselben erfordert großes Engagement im Duell mit den mannshohen Latschen; der Abstecher lohnt eigentlich kaum.
Der Steig folgt dem Kamm mit geringfügigen Abweichungen weiter zum Spitzkamp (Gipfelkreuz und -buch). Die Aussicht von diesem problemlos erreichbaren Punkt ist genauso gut wie die vom hart zu erkämpfenden Auerkamp und rühmt sich insbesondere mit dem Blick zum scharf gezackten Karwendelgebirge sowie in die weite Ebene.
Der Steig führt hinab in den Sattel zwischen Spitzkamp und Brandkopf, wo er auf eine Schotterstraße trifft; unterhalb des Gipfels geht es auf ein paar Metern etwas ausgesetzt dahin, außerdem muss man kurz Hand an den Fels legen (auf etwa eineinhalb Metern I). Im Sattel angekommen, geht's auf dem Fahrweg nach rechts bergab, bis man am Hirschtalsattel wieder auf den Anstiegsweg trifft. Auf ihm geht's durch's Hirschbachtal wieder zurück nach Lenggries.
Schwierigkeiten:
Zum Hirschtalsattel: T1 (alternativ mit dem Radl L).
Über Ochsen- und Auer- zum Spitzkamp: T2 (ab und zu ein klein wenig ausgesetzt).
Abstieg vom Spitzkamp: T3+, I (nur auf wenigen Metern etwas ausgesetzt und felsig, ansonsten ohne Schwierigkeiten).
Fazit:
Eine schöne 3*-Tour, die dann zum Erlebnis wird, wenn im späten Herbst der Nebel im Tal liegt, während die klare Luft auf den Gipfelhöhen eine scheinbar grenzenlose Sicht ermöglicht. Durch Benutzung eines Fahrrads wird die Runde zusätzlich aufgewertet, da man sich den monotonen Hatscher durch's Hirschbachtal spart. Wem die Tour zu kurz ist, der kann sie mit dem Seekarkreuz und dem Schönberg erweitern. Etwas abseits der Route lädt die Lenggrieser Hütte zu einem Besuch. Für den Winter eignet sich die Unternehmung kaum - das Wühlen im mannshohen Latschendickicht ist bestenfalls unangenehm.
Kategorien: Bayerische Voralpen, 3*-Tour, 1600er, T3.
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