Dents du Midi - Haute Cime (3257 m): Midsummertour mit Biss
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Orientierung
Den "Brückentag" an diesem Wochenende wollte ich für einen Kurztrip in die Schweiz nutzen. Ziel war das Wallis. Es sollte nach Möglichkeit schon ein recht hoher Gipfel sein. Ich erreichte abends den Genfer See bei Montreux und es kamen noch ein paar letzte Regengüsse über dem See hinunter.
Tags darauf fuhr ich zunächst in´s Val de Bagnes hinauf zur Cabane Brunet und schaute mir die Nordflanke des Petit Combin an. Später, auf den geschlossenen Schneefeldern im Moränenschutt, brach ich dann aber ein paar mal recht halsbrecherisch ein, und so gab ich schon den Zustieg zu diesem sehr kühnen Gipfelziel auf und orientierte mich um. Wo konnte ich denn jetzt noch rauflaufen? Nach einem Blick auf die Karten vom Unterwallis entschied ich mich dann spontan zu einer Tour auf die benachbarten Dents du Midi - Haute Cime. Der Anstieg verläuft südseitig und von daher sollte der Schnee hier kein Hindernis sein.
Start in Richtung Col de Susanfe
Früh am Morgen gings vom Ortsende von Champéry zunächst nach Les Clous. Dort zweigte nach links der Bergweg in den Wald ab. Ich folgte nun dem Steig, der immer wieder als Abkürzer einen breiten Forstweg kreuzte. Am Ende führte dieser Weg zu einem kleinen Parkplatz, der aber nur für Berechtigte (z.B. Cabane de Susanfe) angefahren werden darf.
Ab hier dann wieder auf schmalem Weg zur Hütte von Bonavau. Danach zog der Pfad mehr oder weniger auf gleicher Höhe bleibend später unter Felswänden bis zum kettenversicherten Steilaufstieg zum Pas d'Encel hinauf, der das Massiv der Dents du Midi im Osten von den westlichen Bergen der Dents Blanches als tiefe Felseinkerbung abtrennt.
Nach der Schlucht gings linkerhand hinauf in südliche Richtung weiter. Etwas weiter oben wandte sich der Weg nach Osten und nun schien mir die noch tiefstehende Morgensonne ins Gesicht, so dass ich trotz Sonnenbrille nicht viel von dem vor mir liegenden Hochtal mit der Cabane de Susanfe und dem weiteren Aufstieg zum gleichnamigen Col erkennen konnte. Der Weg war jedoch einfach und die Spur nicht zu verfehlen. Die Hütte -samt friedlichem Hüttenhund- passierte ich dann und machte mich sogleich an den Weiterweg zum Pass.
Die Schneefelder wurden nun allmählich immer größer, aber hier brach ich nirgends ein, wie noch am Vortag beim Auskundschaften des Petit Combin-Zustiegs. Die Steigung vom Pas d'Encel bis zum Col du Susanfe ist insgesamt nur moderat. Der Weg lässt sich bequem wandern. Am Col erwischte mich jedoch der heute beständig pfeifende Westwind. Dennoch setze ich mich erst mal für eine Pause hin und genoss die atemberaubende Aussicht auf die direkt über dem Col aufragenden Felswände der Tour Sallière.
Im Steilschutt auf die Haute Cime
Der weitere Aufstieg zur Haute Cime sah sehr gut aus und war wie erwartet schneefrei. Eine nicht zu verfehlende Spur führte nun recht steil -zunächst Felsen ausweichend- in die Ostflanke. Dann zeigten Pfeile bzw. führten Steinmänner über eine harmlose kleine Felsstufe wieder zurück in die westliche Flanke des Schuttgrates und damit wieder in den böigen Wind. Nun ging´s ohne Unterlass weiterhin sehr steil durch Schutt genau in nördliche Richtung hinauf. Kurz nachdem ich ein paar auffällige Felsformationen (Gedenktafel) passiert hatte, erreichte ich das hier für ein paar Schritte ebene Gratstück und damit den Col des Paresseux. Von dort hatte ich nun den eigentlichen Gipfelaufbau der Haute Cime im Blick. Im Schlusshang war schon ganz schön Betrieb. Auch größere Gruppen waren hier unterwegs.
Nicht faul, wie die auffälligen Steinsäulen am Pass, ging ich die Sache an und fand den Hang doch ziemlich fordernd. Im unteren Drittel verloren sich die vielen Spuren irgendwann. Für ca. 20 Höhenmeter fand ich weglosen Steilschutt mit hie und da darunterliegenden unangenehmen Felsen vor. Daher habe ich der Tour die Bewertung T4 verpasst. T3 erschien mir dann doch zu leicht bewertet. Fast alle meine Mitstreiter hatten wohl die gleichen Schwierigkeiten, egal ob im Auf- oder Abstieg. An besagter Stelle hielten alle an und rätselten, wo´s denn nun weitergehen sollte.
Wegen des Massenbetriebs unterm Gipfel (Steinschlag) peilte ich die Gipfelgratfelsen viel weiter westlich an, so dass ich sogar für ein paar Meter kraxeln musste. Dies war dann aber definitiv nicht mehr die normale Bergwanderroute. Auf dem Felsgrat selbst gings dann in überwiegend leichtem Gelände bis zum Gipfelkreuz. 6 Std. habe ich von Champéry bis hier hinauf benötigt.
Traumtag in den Westalpen
Zum Schutz vor dem kalten Wind hab´ ich dort oben erst mal ein paar warme Sachen angezogen und meinen Proviant geplündert. Und dann diese Aussicht. Ich hatte einen absoluten Traumtag erwischt. Im Norden der Genfer See überragt vom Höhenzug des Jura. Südlich vom Genfer See die graugünen Voralpengipfel des Chablais-Massivs. Vom Osten bis weit in den Südwesten reichte der Blick von Mönch und Jungfrau im Berner Oberland über Walliser Alpen, Mont Blanc Guppe bis zum Eisschild der Barre de Ecrins und den Gletscherbergen des Grandes Rousses Massivs in den Rhone Alpen. Direkt nach Westen schaute man über die französischen Voralpen hinaus bis in flachere Gefilde, aber dort kenn´ ich mich nicht so aus. Einfach atemberaubend auch der monströse Tiefblick unmittelbar die Nordwestwände hinunter nach Champéry. Ich blieb mal wieder stundenlang oben und es war den ganzen Tag über am Gipfel ein Kommen und Gehen.
Abstieg in Wind und Sonne
Schließlich machte ich mich nachmittags dann doch wieder an den Abstieg, aber auch jetzt, wo sich der Gipfel bereits in leichten Nebel gehüllt hatte, kamen mir noch Berggänger entgegen. Der Wind war nun noch stärker geworden. Erst beim Abstieg vom Col war ich wieder geschützt und spürte die Wärme der intensiven Frühsommer-Sonne.
Nun fing ich an zu bummeln. Es war ja der längste Tag. Das Hochtal von Susanfe unter´m Mont Ruan mit seinem Gletschereis und auch der weitere Abstieg entlang der Felswände hinunter nach Bonavau sind absolut sehenswert. Also nur keine Eile.
Zurück im Bergwald legte ich auf einer Bank noch ein letzte Pause ein und genoss den Blick über das abendliche Val d´Illiez. Champéry erreichte ich abends um 20.45 Uhr. Da war der längste Tag des Jahres noch immer nicht vorbei. Midsummer halt.
Den "Brückentag" an diesem Wochenende wollte ich für einen Kurztrip in die Schweiz nutzen. Ziel war das Wallis. Es sollte nach Möglichkeit schon ein recht hoher Gipfel sein. Ich erreichte abends den Genfer See bei Montreux und es kamen noch ein paar letzte Regengüsse über dem See hinunter.
Tags darauf fuhr ich zunächst in´s Val de Bagnes hinauf zur Cabane Brunet und schaute mir die Nordflanke des Petit Combin an. Später, auf den geschlossenen Schneefeldern im Moränenschutt, brach ich dann aber ein paar mal recht halsbrecherisch ein, und so gab ich schon den Zustieg zu diesem sehr kühnen Gipfelziel auf und orientierte mich um. Wo konnte ich denn jetzt noch rauflaufen? Nach einem Blick auf die Karten vom Unterwallis entschied ich mich dann spontan zu einer Tour auf die benachbarten Dents du Midi - Haute Cime. Der Anstieg verläuft südseitig und von daher sollte der Schnee hier kein Hindernis sein.
Start in Richtung Col de Susanfe
Früh am Morgen gings vom Ortsende von Champéry zunächst nach Les Clous. Dort zweigte nach links der Bergweg in den Wald ab. Ich folgte nun dem Steig, der immer wieder als Abkürzer einen breiten Forstweg kreuzte. Am Ende führte dieser Weg zu einem kleinen Parkplatz, der aber nur für Berechtigte (z.B. Cabane de Susanfe) angefahren werden darf.
Ab hier dann wieder auf schmalem Weg zur Hütte von Bonavau. Danach zog der Pfad mehr oder weniger auf gleicher Höhe bleibend später unter Felswänden bis zum kettenversicherten Steilaufstieg zum Pas d'Encel hinauf, der das Massiv der Dents du Midi im Osten von den westlichen Bergen der Dents Blanches als tiefe Felseinkerbung abtrennt.
Nach der Schlucht gings linkerhand hinauf in südliche Richtung weiter. Etwas weiter oben wandte sich der Weg nach Osten und nun schien mir die noch tiefstehende Morgensonne ins Gesicht, so dass ich trotz Sonnenbrille nicht viel von dem vor mir liegenden Hochtal mit der Cabane de Susanfe und dem weiteren Aufstieg zum gleichnamigen Col erkennen konnte. Der Weg war jedoch einfach und die Spur nicht zu verfehlen. Die Hütte -samt friedlichem Hüttenhund- passierte ich dann und machte mich sogleich an den Weiterweg zum Pass.
Die Schneefelder wurden nun allmählich immer größer, aber hier brach ich nirgends ein, wie noch am Vortag beim Auskundschaften des Petit Combin-Zustiegs. Die Steigung vom Pas d'Encel bis zum Col du Susanfe ist insgesamt nur moderat. Der Weg lässt sich bequem wandern. Am Col erwischte mich jedoch der heute beständig pfeifende Westwind. Dennoch setze ich mich erst mal für eine Pause hin und genoss die atemberaubende Aussicht auf die direkt über dem Col aufragenden Felswände der Tour Sallière.
Im Steilschutt auf die Haute Cime
Der weitere Aufstieg zur Haute Cime sah sehr gut aus und war wie erwartet schneefrei. Eine nicht zu verfehlende Spur führte nun recht steil -zunächst Felsen ausweichend- in die Ostflanke. Dann zeigten Pfeile bzw. führten Steinmänner über eine harmlose kleine Felsstufe wieder zurück in die westliche Flanke des Schuttgrates und damit wieder in den böigen Wind. Nun ging´s ohne Unterlass weiterhin sehr steil durch Schutt genau in nördliche Richtung hinauf. Kurz nachdem ich ein paar auffällige Felsformationen (Gedenktafel) passiert hatte, erreichte ich das hier für ein paar Schritte ebene Gratstück und damit den Col des Paresseux. Von dort hatte ich nun den eigentlichen Gipfelaufbau der Haute Cime im Blick. Im Schlusshang war schon ganz schön Betrieb. Auch größere Gruppen waren hier unterwegs.
Nicht faul, wie die auffälligen Steinsäulen am Pass, ging ich die Sache an und fand den Hang doch ziemlich fordernd. Im unteren Drittel verloren sich die vielen Spuren irgendwann. Für ca. 20 Höhenmeter fand ich weglosen Steilschutt mit hie und da darunterliegenden unangenehmen Felsen vor. Daher habe ich der Tour die Bewertung T4 verpasst. T3 erschien mir dann doch zu leicht bewertet. Fast alle meine Mitstreiter hatten wohl die gleichen Schwierigkeiten, egal ob im Auf- oder Abstieg. An besagter Stelle hielten alle an und rätselten, wo´s denn nun weitergehen sollte.
Wegen des Massenbetriebs unterm Gipfel (Steinschlag) peilte ich die Gipfelgratfelsen viel weiter westlich an, so dass ich sogar für ein paar Meter kraxeln musste. Dies war dann aber definitiv nicht mehr die normale Bergwanderroute. Auf dem Felsgrat selbst gings dann in überwiegend leichtem Gelände bis zum Gipfelkreuz. 6 Std. habe ich von Champéry bis hier hinauf benötigt.
Traumtag in den Westalpen
Zum Schutz vor dem kalten Wind hab´ ich dort oben erst mal ein paar warme Sachen angezogen und meinen Proviant geplündert. Und dann diese Aussicht. Ich hatte einen absoluten Traumtag erwischt. Im Norden der Genfer See überragt vom Höhenzug des Jura. Südlich vom Genfer See die graugünen Voralpengipfel des Chablais-Massivs. Vom Osten bis weit in den Südwesten reichte der Blick von Mönch und Jungfrau im Berner Oberland über Walliser Alpen, Mont Blanc Guppe bis zum Eisschild der Barre de Ecrins und den Gletscherbergen des Grandes Rousses Massivs in den Rhone Alpen. Direkt nach Westen schaute man über die französischen Voralpen hinaus bis in flachere Gefilde, aber dort kenn´ ich mich nicht so aus. Einfach atemberaubend auch der monströse Tiefblick unmittelbar die Nordwestwände hinunter nach Champéry. Ich blieb mal wieder stundenlang oben und es war den ganzen Tag über am Gipfel ein Kommen und Gehen.
Abstieg in Wind und Sonne
Schließlich machte ich mich nachmittags dann doch wieder an den Abstieg, aber auch jetzt, wo sich der Gipfel bereits in leichten Nebel gehüllt hatte, kamen mir noch Berggänger entgegen. Der Wind war nun noch stärker geworden. Erst beim Abstieg vom Col war ich wieder geschützt und spürte die Wärme der intensiven Frühsommer-Sonne.
Nun fing ich an zu bummeln. Es war ja der längste Tag. Das Hochtal von Susanfe unter´m Mont Ruan mit seinem Gletschereis und auch der weitere Abstieg entlang der Felswände hinunter nach Bonavau sind absolut sehenswert. Also nur keine Eile.
Zurück im Bergwald legte ich auf einer Bank noch ein letzte Pause ein und genoss den Blick über das abendliche Val d´Illiez. Champéry erreichte ich abends um 20.45 Uhr. Da war der längste Tag des Jahres noch immer nicht vorbei. Midsummer halt.
Tourengänger:
morphine

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