"Der Poncione Rosso ist als öV Tagestour aus der Nordschweiz ziemlich grenzwertig"


Publiziert von 360 Pro , 13. September 2013 um 14:49. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum:11 September 2013
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Poncione Rosso   Gruppo Cima di Gagnone 
Aufstieg: 2100 m
Abstieg: 2350 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Lavertezzo, Paese
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Lodrino, Paese

Dies sind die Worte des geschätzten hikr Kollegen Zaza, als ich ihm von Plan erzählte den Poncione Rosso von cff logo Lavertezzo, Paese aus zu erklimmen und anschliessend nach cff logo Lodrino, Paese abzusteigen. Wenn selbst Schnellgänger Zaza so etwas sagt, sollte man seine Pläne nochmals gut überarbeiten und studieren. Omega3 hatte aber in seinen "jungen Jahren" die Sache in umgekehrter Richtung (wo das Zeitfenster sogar etwas kürzer ist und auch mehr Höhenmeter abgespult werden müssen) in Angriff genommen. Er ist damals nicht wegen mangelnder Zeit gescheitert, sondern an den Schwierigkeiten des Nordgrates des Poncione Rossos. Ich konnte Omega3 aber überzeugen, dieses grenzwertige Unternehmen zusammen mit mir in umgekehrter Richtung über die Normalroute nochmals in Angriff zu nehmen.
 
Der Grund, warum der Poncione Rosso bei mir immer ein sehr begehrtes Ziel war ist, da dieser Gipfel meines Erachtens mit zu den schönsten Tessiner Bergen gehört. Nicht umsonst schaffte er es zum Beispiel auch auf das Titelbild von Brenna's "Tessiner Alpen 2" und zwar in ziemlich genau dieser Ansicht von der Cima di Bri aus photographiert.
 
Der Bus von Tenero nach Lavertezzo hat wegen viel zu vielen Leuten (zwei volle Extrafahrten und eine Schulklasse mit 30 Jugendlichen ohne Reservation, welche dann schlussendlich in Tenero nicht mitgenommen werden) ziemlich viel Verspätung. Ein Teil davon holen wir bis cff logo Lavertezzo, Paese wieder ein, sodass wir nicht allzu viel unserer kostbaren Wander-Zeit hergeben müssen. Der Weg von Lavertezzo bis zum Gipfel des Poncione Rosso ist durchgehend markiert, bis zur Alpe Fümenga rot/weiss von dort dann blau/weiss. Im obersten Teil kann man jedoch nicht mehr wirklich von einem Wanderweg im herkömmlichen Sinne sprechen, denn hier geht es ernsthaft zur Sache. 
 
Wir laufen via Cognera nach Forno, wo wir ins Val Pincascia einbiegen und über die Alpe Pincascia zu den oberen Hütten der Alpe Fümenga gelangen (T2). Von dort gehen wir dem nun etwas anspruchsvolleren Weg entlang zur Forcarella di Lodrino und weiter, rechts an P. 2330 vorbei, an den Südwandfuss des Poncione Rossos. Schaut man sich den Aufstieg zum Gipfel von der Forcarella di Lodrino aus an, muss man zuerst einmal leer schlucken, denn das sieht nicht wirklich wie Gehgelände aus, steht man aber einmal unter der Wand, legt sich das Ganze etwas zurück und sieht schon eher machbar aus. Die blau-weissen Markierung helfen enorm und leiten einem gut durch die heiklen Stellen hinauf zum Gipfel. Dabei klettert man über Platten (bis II+) und einige Steilgrasabschnitte ziemlich luftig zum Gipfel.
 
Zur unserer Überraschung ist der Gipfel schon besetzt. Zwei Steinböcke haben es sich hier oben gemütlich gemacht und machen uns nur ungern Platz auf dem Gipfel. Verständlich bei diesem wunderbaren Panorama und dem erstaunlich guten Spätsommer-Wetter. Wir geniessen die Gipfelaussicht während einer halben Stunde und würden gerne auch noch etwas länger bleiben, der letzte Bus in Lodrino ruft aber schon. Für unseren Abstieg klettern wir zurück an den Wandfuss und danach auf der Ostseite des Grates via Gras und Schrofen in etwa zum letzten "o" der Forcarella di Lodrino hinunter, wo wir auf einer gut erkennbaren Wegspur (zwei Stellen sind mit Seilen gesichert) zur Alpe Neghéisc gelangen.
 
Das was auf der Landkarte in etwa wie eine "horizontale" Querung zur Alpe Stüell und weiter nach Piavacra und zur Alpe d'Alva aussieht, entpuppt sich in Tat und Wahrheit als ständiges kurzes Auf und Ab und es läppern sich dabei sicherlich nochmals gut 100Hm zusammen. Diese Querung dauert deshalb auch etwas länger als wir dachten und so bleiben uns denn für den Abstieg von der Capanna Alpe d'Alva nicht mehr wirklich übermässig viel Zeit, um den Bus zu erwischen. Wir versuchen es aber trotzdem und geben deshalb ordentlich Gas. Mit 1000Hm/h rauschen wir Via Piancora, Grei, Lagua und Lègri im Eilzugstempo hinunter zur Bushaltestelle und es bleiben "sogar" noch 4 Minuten übrig bis der Bus nach Biasca kommt...

Es hat uns also gereicht, aber wie Zaza schon prognostiziert hatte, ist das Unterfangen Poncione Rosso als Tagestour aus der N-CH schon eher grenzwertig. Allerdings könnte man zur Not auch noch einen späteren Bus auf der anderen Seite des Ticino, nämlich in cff logo Cresciano, Stazione schnappen. Dies würde einem für die Tour gut 1 1/4h mehr Zeit lassen, allerdings auch noch etwas mehr Wegdistanz bescheren.

Tourengänger: Omega3, 360


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Kommentare (4)


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MicheleK hat gesagt: Genuss-Optimierung
Gesendet am 13. September 2013 um 15:48
super Sache! auch die Optimierung (ohne Reserven..) :)

Um das ganze noch etwas genussreicher zu machen, waere doch eine guenstige Uebernachtung irgendwo "en route" verbunden mit dem ersten Zug in Herrgottesfruehe auch eine Option...(inkl. Grotto Znacht...). Zumindest arbeitstechnisch gesehen ist dies eine Option die ich mehr anwende seit ich wegen der Kombination schlechte Bedingungen-knappes Zeitfenster vor einem Gipfel umkehren musste...

ob ich dann 22:00 daheim bin oder 08:30 bei der Arbeit kommt auch nicht drauf an...
geht natuerlich nicht immer aber es gibt dem Unternehmen doch etwas mehr Flexibilitaet...

Gratuliere zur strengen Tour und tollen Bilder wie immer!

LG,
Michele

360 Pro hat gesagt: RE:Genuss-Optimierung
Gesendet am 13. September 2013 um 21:59
Ciao Michele,

Danke! Natürlich würde es sich lohnen die Tessinausflüge immer in die Länge zu ziehen, den Poncione - noch mit Vino - Rosso im Grotto zu vervollständigen oder einfach nur 'dolce far niente' an eine Tour anzuhängen. Wie Du aber selber sagst, geht das nicht immer und andere Verpflichtungen oder äussere Umstände bringen einem auf solche Tagestouren-Ideen.
Auch wenn es vielleicht nicht so aussieht, habe ich dieses Unternehmen trotzdem sehr genossen!

Gruss, 360

Zaza hat gesagt:
Gesendet am 14. September 2013 um 22:46
Well done, ragazzi!

Für mich wäre das effektiv eine herbe Aktion inmitten der Arbeitswoche gewesen - um 4.40 auf den Zug und um Mitternacht wieder zurück...

LG, zaza

360 Pro hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. September 2013 um 06:40
Thanks mate. Also so schlimm wäre das dann für Dich wohl doch nicht gewesen, denn *bekanntlich kannst Du auch 2h nach uns starten und bist dann immer noch fast gleichzeitig mit uns auf dem Gipfel ;-)


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