Einer von vielen: Girenspitz 2347m und andere Leckereien im Pizolgebiet
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Den Girenspitz gibts gleich acht mal in der Ostschweiz. Was nahe legt, dass einst etliche Raubvögel die Bergspitzen bevögelt bevölkert haben müssen - denn luftige, spitzige Aussichtskanzeln sind sie meist, die Girenspitzen. Berühmt-berüchtigt ist jener beim Zwinglipass, populär der Säntistrabant, als Skitour gerühmt derjenige von Sankt Antönien und auch die Alvierkette beherbergt ein elegantes Exemplar.
Zu allem Überfluss sind alle acht Namensvetter etwa gleich hoch, was in der hikr-Fotozuordnung ein ziemlich chaotisches Girenspitzentreffen hinterlässt: Nicht erstaunlich hat der hier erstmals beschriebene, 2347 Meter hohe Girenspitz mehr falsch als korrekt zugeordnete Fotos.
Schluss jetzt mit weiteren (Giren-)Spitzfindigkeiten! Seit ich auf einer Skitour im Pizolgebiet dieses mir dato unbekannte Gipfelkreuz erspäht hatte, war die Idee einer lockeren Erkundungstour ab den Pizolbahnen geboren. Diese konnte nun nach einer anstrengenden Woche und mit dem Aufzug einer Front umgesetzt werden. Ist man schon mal dort oben, bietet sich als logische Fortsetzung ein Abstecher auf die Kronzeugen von
Deltas Pizolgletscher an: Die Wildsee- und Lavtinahörner. Deren Überschreitung hat unser T6-Spezialist in zwei Touren erkundet und in zwei anderen beinahe vollendet. Die komplette Begehung aller Hörner ist ein ambitioniertes, lohnendes Unterfangen, das eine gesunde Selbsteinschätzung, ein gutes Auge für das Gelände und gute Orientierungs- bzw. Zählfähigkeit voraussetzt - mehr als ein Anschnuppern meinersteits war heute weder geplant noch im Rahmen des Möglichen.
Erkundungstour in den wilden Felswelten des Pizol: Erstbeschreibung Girenspitz
Nach der bequemen Auffahrt mit drei Bahnen bis zur Pizolhütte beginnt die Tour mit einem Optimierungsproblem Höhe versus Distanz. Die Querung des Valplona-Tal kann an beliebiger Stelle erfolgen, da die Nordflanke des Girenspitz weit weniger steil und besser begehbar ist, als es den Anschein macht. Ich quere auf dem eingezeichneten Weg horizontal unter dem Twärchamm und Bölli durch. Die Bachquerungen auf etwa 2300m, dann Gämsspuren auf den Bändern über zwei markante Flachstücke zum Grat zu P. 2357 hinauf. Falls man den richtigen Spuren folgt, überschreiten die Schwierigkeiten T4 nicht. Von hier wird der nächste Felsige Gratabschnitt am besten südwärts grosszügig umgangen, ich probiere es nordwärts knapp unterhalb der Schneide und komme prompt in haariges T5-Gelände. Der Rest des Grates zum Girenspitz 2347m ist nicht wie vermutet die Schlüsselstelle der Besteigung, sondern purer T4-Genuss. Ausgesetzt zwar, aber immer auf recht breiter Gratschneide, nur die finalen 5m vom höchsten Punkt zum Gipfelkreuz sind wieder schmaler (T4+). Wie auch das Zanaihorn ziert den Girenspitz ein schmuckes Gipfelkreuz, leider fehlt der Gipfelbuchgamelle sowohl Deckel wie auch Buch.
Abstieg: Zu meiner Überraschung zieht ein (unnötiges), langes Drahtseil direkt vom Gipfelkreuz durch die grasige Südflanke, welche auch die einfachste Route zum Gipfel darstellt, um T4-. Das Drahtseil endet just vor einer mühsamen schiefrigen Stelle einige Meter vor einem Schafzaun. Ich umgehe nun die Gratzacken grosszügig unter Schafen in der Südflanke, bald wieder auf den Grat und über P. 2494 an den Ostfuss der Wildseehörner. Für einen direkten Anstieg kann ich das Gelände zu wenig gut überblicken und einschätzen, die Rinnen zum Hauptgipfel hoch sollten wohl im T5-T6 zu haben sein. Ich traversiere in teils mühsamen Blockfeldern und von einem (frischen?) Felssturz hinterlassenen Geröllfeldern ansteigend in Richtung Wildseelücke, sobald sich das Gelände zurücklegt direkt südwärts hinauf zum Wildseehorn I, T4-T5, je nach Routenwahl.
Ich umrunde wie Delta in seinem ersten Versuch das Wildseehorn I, teste einige exponierte Varianten im III. Grad an, finde schlussendlich aber keinen Aufstieg, der zu meiner Tagesform passt; den geringsten Widerstand bietet wohl doch die Nordkante.
Wildseehorn II ist wieder leichter zu haben (T5-, I) und der Wildseehorn Hauptgipfel mit der Messstation ist wohl das leichteste Wildseehorn (T4-).
Durch eine Rinne, teils im Geröll abrutschend hinunter ins Gletschervorfeld, auf der anderen Seite weiss-rot markiert wieder hoch zum Lavtinasattel und auf Wegspuren (T3) zum Hochwart - ein ausserordentlich lohnender Aussichtspunkt mit spannendem Gipfelbereich!
Zurück in den Lavtinasattel und hoch zu Lavtinahorn I - mir ist der Aufstieg im Gegensatz zu Marmotta ziemlich leicht gefallen, erst etwas links haltend in eine Rinne, dann über gut gestuftes Gelände rechtshaltend auf das erstaunliche Gipfelplateau, T4, vielleicht T4+.
Da auf dem Hochwart schon die ersten Regentropfen gefallen sind und meine Knie beim Anblick des geplanten 1600hm Abstieg ins Weisstannental um Gnade flehen, trete ich den Rückzug über die Wildseluggen zur Pizolbahn an. Hier rächt sich dann der späte Aufbruch und die Trödeleien zu Tourbeginn und die Front holt mich ein - die Fahrt mit den Sesselbahnen in durchnässten, kurzen Hosen bei steifem Wind ist nicht gerade der netteste Tourabschluss, jenu...
Das Pizolgebiet bleibt abseits der 5-Seenwanderung und dem Pizolgipfel ein Mekka für abenteuerliche Touren, die doch schnell erreichbar sind. Früher waren laut Literatur noch öfters Touristen auf den Felszähnen anzutreffen. Heutzutage - mit gestiegenen Sicherheitsansprüchen und den aussterbenden Fähikgeiten, brüchiges und unübersichtlichen Gelände zu bewältigen - ist das Risiko auch an schönen Sommertagen klein, anderen Tourengängern zu begegen.
Zu allem Überfluss sind alle acht Namensvetter etwa gleich hoch, was in der hikr-Fotozuordnung ein ziemlich chaotisches Girenspitzentreffen hinterlässt: Nicht erstaunlich hat der hier erstmals beschriebene, 2347 Meter hohe Girenspitz mehr falsch als korrekt zugeordnete Fotos.
Schluss jetzt mit weiteren (Giren-)Spitzfindigkeiten! Seit ich auf einer Skitour im Pizolgebiet dieses mir dato unbekannte Gipfelkreuz erspäht hatte, war die Idee einer lockeren Erkundungstour ab den Pizolbahnen geboren. Diese konnte nun nach einer anstrengenden Woche und mit dem Aufzug einer Front umgesetzt werden. Ist man schon mal dort oben, bietet sich als logische Fortsetzung ein Abstecher auf die Kronzeugen von

Erkundungstour in den wilden Felswelten des Pizol: Erstbeschreibung Girenspitz
Nach der bequemen Auffahrt mit drei Bahnen bis zur Pizolhütte beginnt die Tour mit einem Optimierungsproblem Höhe versus Distanz. Die Querung des Valplona-Tal kann an beliebiger Stelle erfolgen, da die Nordflanke des Girenspitz weit weniger steil und besser begehbar ist, als es den Anschein macht. Ich quere auf dem eingezeichneten Weg horizontal unter dem Twärchamm und Bölli durch. Die Bachquerungen auf etwa 2300m, dann Gämsspuren auf den Bändern über zwei markante Flachstücke zum Grat zu P. 2357 hinauf. Falls man den richtigen Spuren folgt, überschreiten die Schwierigkeiten T4 nicht. Von hier wird der nächste Felsige Gratabschnitt am besten südwärts grosszügig umgangen, ich probiere es nordwärts knapp unterhalb der Schneide und komme prompt in haariges T5-Gelände. Der Rest des Grates zum Girenspitz 2347m ist nicht wie vermutet die Schlüsselstelle der Besteigung, sondern purer T4-Genuss. Ausgesetzt zwar, aber immer auf recht breiter Gratschneide, nur die finalen 5m vom höchsten Punkt zum Gipfelkreuz sind wieder schmaler (T4+). Wie auch das Zanaihorn ziert den Girenspitz ein schmuckes Gipfelkreuz, leider fehlt der Gipfelbuchgamelle sowohl Deckel wie auch Buch.
Abstieg: Zu meiner Überraschung zieht ein (unnötiges), langes Drahtseil direkt vom Gipfelkreuz durch die grasige Südflanke, welche auch die einfachste Route zum Gipfel darstellt, um T4-. Das Drahtseil endet just vor einer mühsamen schiefrigen Stelle einige Meter vor einem Schafzaun. Ich umgehe nun die Gratzacken grosszügig unter Schafen in der Südflanke, bald wieder auf den Grat und über P. 2494 an den Ostfuss der Wildseehörner. Für einen direkten Anstieg kann ich das Gelände zu wenig gut überblicken und einschätzen, die Rinnen zum Hauptgipfel hoch sollten wohl im T5-T6 zu haben sein. Ich traversiere in teils mühsamen Blockfeldern und von einem (frischen?) Felssturz hinterlassenen Geröllfeldern ansteigend in Richtung Wildseelücke, sobald sich das Gelände zurücklegt direkt südwärts hinauf zum Wildseehorn I, T4-T5, je nach Routenwahl.
Ich umrunde wie Delta in seinem ersten Versuch das Wildseehorn I, teste einige exponierte Varianten im III. Grad an, finde schlussendlich aber keinen Aufstieg, der zu meiner Tagesform passt; den geringsten Widerstand bietet wohl doch die Nordkante.
Wildseehorn II ist wieder leichter zu haben (T5-, I) und der Wildseehorn Hauptgipfel mit der Messstation ist wohl das leichteste Wildseehorn (T4-).
Durch eine Rinne, teils im Geröll abrutschend hinunter ins Gletschervorfeld, auf der anderen Seite weiss-rot markiert wieder hoch zum Lavtinasattel und auf Wegspuren (T3) zum Hochwart - ein ausserordentlich lohnender Aussichtspunkt mit spannendem Gipfelbereich!
Zurück in den Lavtinasattel und hoch zu Lavtinahorn I - mir ist der Aufstieg im Gegensatz zu Marmotta ziemlich leicht gefallen, erst etwas links haltend in eine Rinne, dann über gut gestuftes Gelände rechtshaltend auf das erstaunliche Gipfelplateau, T4, vielleicht T4+.
Da auf dem Hochwart schon die ersten Regentropfen gefallen sind und meine Knie beim Anblick des geplanten 1600hm Abstieg ins Weisstannental um Gnade flehen, trete ich den Rückzug über die Wildseluggen zur Pizolbahn an. Hier rächt sich dann der späte Aufbruch und die Trödeleien zu Tourbeginn und die Front holt mich ein - die Fahrt mit den Sesselbahnen in durchnässten, kurzen Hosen bei steifem Wind ist nicht gerade der netteste Tourabschluss, jenu...
Das Pizolgebiet bleibt abseits der 5-Seenwanderung und dem Pizolgipfel ein Mekka für abenteuerliche Touren, die doch schnell erreichbar sind. Früher waren laut Literatur noch öfters Touristen auf den Felszähnen anzutreffen. Heutzutage - mit gestiegenen Sicherheitsansprüchen und den aussterbenden Fähikgeiten, brüchiges und unübersichtlichen Gelände zu bewältigen - ist das Risiko auch an schönen Sommertagen klein, anderen Tourengängern zu begegen.
Tourengänger:
Alpin_Rise

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