Überschreitung Wildseehörner am Pizol


Publiziert von rhenus , 18. August 2018 um 11:11.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:27 Juli 2018
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SG 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 750 m
Abstieg: 750 m

Hörner sammeln am Pizol: Spannende Überschreitung der Wildseehörner
Unerschöpflich mannigfaltig ist die Schweiz mit ihren faszinierenden Berglandschaften. Das Pizolgebiet im Besonderen ist reich an allen Arten von Hörnern: Lavtinahörner (12 Stück), Schwarze Hörner (3 Stück), Schwarzseehörner (4 Stück) und Wildseehörner (6 Stück), ganz zu schweigen von den Hörnern der rund 700 Steinböcke im Jagdbanngebiet der Grauen Hörner. Nachdem ich im Laufe der Jahre sicher schon zwei Dutzend Mal sommers und winters entlang der Grauen Hörner gewandert und dabei ziemlich grau geworden bin, wollte ich es einmal an den im Jahre 1889 erstbestiegenen Wildseehörnern östlich des Wildsees versuchen. Was mich bisher davon abhielt, beschreibt der Clubführer durch das "Tamina- und Plessurgebirge" des SAC mit den Worten zu den Lavtinahörnern so mit den Worten zu den Lavtinahörnern: "für den heutigen Kletterer zu wenig solide und zu mühsam, dem Bergwanderer zu schwierig". Doch die vom Führer empfohlene Überschreitung hat sich in jeder Hinsicht gelohnt: Ich fand dort phantastische Ausblicke und spannende Aufstiege mit ganz akzeptablem, um nicht zu sagen gutem Gesteinsuntergrund - und das ganz allein im stark besuchten Pizolgebiet. Allerdings ist die Orientierung im weglosen Gelände nicht immer ganz einfach. Auch wenn ich als Alleingänger und ohne Seil nur 4 der 6 Hörner ganz bestiegen habe, so erachte ich die Überschreitung der Wildseehörner für den trittsicheren Berggänger jedenfalls als sehr lohnende Bergtour bzw. als eine attraktive Alternative zur Normalroute auf den Pizol.   


Beschreibung der Tour
Von der Pizolhütte aus stieg ich mit flüchtig Bekannten für meine Begriffe sehr zügig zur aussichtsreichen Wildseeluggen (30 Min.). Nach wenigen Schritten auf der Normalroute Richtung Pizol verliess ich die in der Lücke rastende Schar der Fünfseenwanderer und stieg weglos auf groben und festen Blöcken über den Nordgrat Richtung Wildseehorn I, mal links oder rechts ausholend. Auf einer Höhe von ca. 2600m passierte ich einen Gendarm am Grat, den ich im ersten Augenblick für das Wildseehorn I hielt. Erst jetzt war der Blick frei auf die richtigen Wildseehörner, die alle eine ähnliche Gipfelhöhe aufweisen und alle mit einem Gipfelsteinmannli markiert sind.

Wildseehorn I (2681m)
Nach ca. 40 Min. ab Wildseeluggen stand ich vor dem 1. Horn, das mit einem schönen Steinmannli bekränzt ist. Es ist ein ca. 10 bis 20m hoher, steiler Felsturm umgeben von Schutthalden, um den man herumgehen kann. Gemäss dem Clubführer ist er auf allen Routen "wenig schwierig". Doch es erwies sich für mich allein und mit meiner geringen Risikobereitschaft als zu schwierig (geschätzter Schwierigkeitsgrad III), und so liess ich es bleiben und wandte mich dem nahe gelegenen 2. Horn zu.

Die Erstbegehung der Wildseehörner I, II, III, IV und VI erfolgte am 24. Juli 1888 durch den Mathematiker Walter Gröbli (1852 - 1903) im Alleingang im Rahmen einer Besteigung des Pizols von der Vilterseralp aus. Er schreibt zur Besteigung des Wildseehorns I: "Diese letzte Partie (zum damaligen Punkt 2688) ist nicht ganz leicht; auf der Ostseite gelingt es schliesslich, hinaufzukommen. Ich trage ein paar Steine zusammen und lege eine Karte mit Name und Datum bei." (Quelle: Jahrbuch des SAC, 24. Jahrgang, 1888 - 1889, S. 26).

Wildseehorn II (2675m)
Dieses 2. Horn ist das unbedeutendste aller sechs Wildseehörner und befindet sich - so vermutete ich, denn Gipfelbücher sucht man auf den Wildseehörnern vergeblich - nur ca. 30 m neben dem 1. Horn und ist einige Meter tiefer als dieses (es wäre nicht das erste Mal, dass ich auf einem "falschen" Gipfel gelandet bin). Ich bestieg es in wenigen Minuten vom Fuss des 1. Horns über den einfach zu begehenden Nordgrat. Auf dem flachen und kleinen, mit einem Steinmann markierten Gipfelchen genoss ich die phänomenale Aussicht und stieg dann über gut gestufte, solide Felsen direkt über die Südkante zum 3. Horn, das ich nach ca. 10 - 15 Min nach Passieren der Gratlücke leicht über den Nordgrat erreichte.  

Erstbegehung Wildseehorn II am 24. Juli 1888 durch Walter Gröbli.

Wildseehorn III (2690m)
Das 3. und höchste Horn ist dank dem weitherum sichtbaren Windmessmast von MeteoSchweiz nicht zu verfehlen. Es ist die höchste Erhebung der Wildseehörner und bietet seinen sehr guten Ausblick auf die vor mir liegenden Wildseehörner 4 bis 6, auf die Lavtinahörner sowie auf den Pizol und die vom Pizolgletscher geformte Glaziallandschaft mit dem erfrischenden, türkisblauen Wildsee in der Tiefe. Nach direkter Überschreitung des 2. Horns wanderte ich zur Gratlücke und gelangte über den Nordgrat leicht zum Gipfel.

Erstbegehung Wildseehorn III am 24. Juli 1888 durch Walter Gröbli.

Wildseehorn IV (2662m)
Über Schrofen stieg ich unschwierig gegen Südwesten in die Scharte zwischen dem 3. und dem 4. Horn ab. Dabei scheuchte ich ein Rudel Steinböcke ca. 50 m unter mir auf - es waren mindestens 12 Tiere bzw. 24 Hörner! In halsbrecherischer Weise flüchteten sie und entschwanden nach kurzer Zeit aus meinem Blickfeld. Über ein kleines Felsenfenster stieg ich nach diesem spannenden Intermezzo von der Scharte wenige Meter über den Nordgrat, querte dann nach rechts auf ein breites Grasband und stieg über die Schrofen der Westflanke unschwierig zum Gipfel.

Erstbegehung Wildseehorn IV am 24. Juli 1888 durch Walter Gröbli.

Wildseehorn V ( 2681m) 
Das 5. Horn ist ein kühner, nach Osten überhängender Felsturm, das man vom 4. Horn sehr gut überblicken kann. Nachdem ich über die Südwestseite zur Scharte zwischen dem 4. und 5. Horn abgestiegen war, sah ich mir die mögliche Aufstiegsroute über den Verbindungsgrat etwas genauer an. Doch der im Führer beschriebene Aufstieg über das Bollwerk war mir ohne Seilsicherung deutlich zu schwierig (ZS) bzw. die Routenbeschreibung für dessen empfohlene Umgehung (WS gemäss dem Clubführer) unklar bzw. ebenfalls zu heikel. So liess ich das 5. Horn Horn sein und stieg bequem über die westliche Schuttrinne zwischen Horn 4 und 5 weit hinunter - ein Aufstieg im labilen Geröll wäre hier sehr mühsam und nicht zu empfehlen -, umging das 5. und 6. Horn in weitem Bogen und stieg auf den leicht erreichbaren Sattel 2595 m südlich des 6. Horns.  

Der Erstbegeher des Wildseehorns V ist nicht bekannt. Walter Gröbli erreichte am 24. Juli 1888 den Gipfel dieses Horns nicht ganz. Er kommt dem höchsten Punkt gemäss dem oben zitierten Bericht bis auf 3m jedoch sehr nahe!

Wildseehorn VI (2684m)
Das 6. Horn erreichte ich über den absolut soliden, gut gestuften Südgrat in leichter Kraxelei in ca. 15 Min. Oben angekommen hielt ich eine ausgedehnte Mittagsrast mit dem obligaten Nickerchen. Ich blickte zurück auf die aus typisch rotem Verrucanogestein bestehenden Wildseehörner 1 bis 5, studierte die Kette der 12 bizarr geformten Lavtinahörner mir gegenüber und beschaute den Pizol mit seinem noch teilweise verschneiten Gletscherchen, das im Hitzesommer 2018 stark gelitten haben dürfte und wo ein reges Auf und Ab von zahlreichen Berggängern herrschte.

Erstbegehung Wildseehorn VI am 24. Juli 1888 durch Walter Gröbli.

Abstieg zur Pizolhütte
Eigentlich wollte ich wieder mal über den Pizol  ins Tersol um so ins wildromantische Calfeisental abzusteigen, doch angesichts der vielen Touristen und der Hitze kehrte ich raschen Schrittes zur Wildseeluggen zurück, genehmigte mir in der Pizolhütte noch das verdiente Bierchen und fuhr dann dankbar für den prächtigen Tag in den herrlichen heimischen Bergen mit der Pizolbahn bequem ins Tal, wo ich am frühen Nachmittag eintraf (Zeitbedarf: Überschreitung Wildseeluggen bis 6. Horn ca. 2.5 Std; ganze beschriebene Tour Pizolhütte - Wildseehörner - Pizolhütte ca. 4.5 Std).  
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Tourengänger: rhenus


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