Piz Arlos (2697m) und seine Klone


Publiziert von Alpin_Rise , 17. Juli 2013 um 14:03.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Oberhalbstein
Tour Datum:13 Juli 2013
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Aufstieg: 1550 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Parsonz oder Sesselbahnstation Tigignas
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Rona posta

Überraschungen stecken oft in Nebendingen. Ein Musterbeispiel dafür bildet der Piz Arlos. Sein Gipfel ist streng genommen nicht viel mehr als eine Schulter im wilden Nordostgrat zum Piz Arblatsch, selbst ein wenig zahmer Geselle. Der Arlos-Grat schwingt sich aber derart elegant und panoramisch aus dem Oberhalbstein auf, dass er sich als wahrer Alpinwanderleckerbissen herausstellt. Am besten überschreitet man den Arlos gleich dreimal – möglich machen das seine drei Gipfel, wobei die Landeskarte zwei davon negiert. Nur, wie nennt man die drei Arlos-Klone? Pizzen Arlos? Piz Arlosse? Piz Arlossen?
Item; der von swisstopo als Hauptgipfel aufgeführte P. 2697 und der Schieferzacken von P. 2863 werden von zwei auffallend schönen Gipfelkreuzen aus dem Jahr 2010 geziert, die erste Schulter namens "Furschela digl Arlos" bleibt schmucklos.

Verblüffend ist, dass
Wikipedia den Berg würdigt. Ein 360°-Panorama findet sich dort ebenso – obwohl 360 noch nie zugegen war. Noch erstaunlicher ist, dass Ivo66 (nur scheinbar, siehe Kommentar ;-) noch nie auf diesem Gipfel war. Liegt dieser doch seiner zweiten Heimat so nahe wie kein anderer!

Fantastische Gratwanderung in einen einsamen, wilden Talkessel

Wir starten um 8 in Parsonz, wandern auf Teer nach Tigignas, wo uns ein Fahrsträsschen zur Brücke auf 1490m über die Ava da Nandro führt. Auf der Alp Parnoz beginnt ein bequemer, markierter Bergwanderweg, der duch Waldschneisen (wie der Wanderweg nicht vollständig in der LK 1:25'000 erfasst!) zur Alp  Tarvisch führt. Kurz vor dieser verlassen wir den Weg uns steigen über Weiden und zwischen Alpenrosen zur Furschella digl Arlos (Triangulationspunkt P. 2420,8m, ohne Namen in der LK) auf, am schönsten über den Nordkamm (dort T3).

Der weitere Gratverlauf zum Piz Arlos sieht schiefrig-respekteinflössend aus, wir queren darum die Südostflanke ansteigend auf Schafwegen, queren einige Erosionsrinnen und steigen über den steilen, ebenmässigen Grashang direkt gen Gipfel mit dem schönen Kreuz und tadellosem, doch ab und zu genutztem Gipfelbuch. Bei einem Augenschein stellen wir fest, dass der Nordostgrat dank gut gestuftem Gelände wohl doch begehbar wäre (ca. T5).

Nun lockt der weitere Gratverlauf zu P. 2863, wo wir einen Alleingänger beim Abstieg erspähen. Der Grat ist bequem begehbar und die Aussicht auf den nahen Arblatsch atemberaubend. Einige schiefrige Ausweichmanöver in die SO-Flanke sind ratsam, der Gipfelaufschwung sieht von weitem gfürchiger aus, als er ist (T4).

Der nächste Gratzacken P. 2906 sieht nun doch zu abweisend aus, wir verlassen P. 2863 über den Südgrat (1 Stelle T5/I, westlich umgehbar) und steigen in der nächsten Scharte ca. 2820m nach Osten ab. Das Geröll sieht surfbar aus, ist aber meist zu festgebacken und seicht. Wenigstens versüssen letzte Schneefelder den Abstieg bis 2300m. Dort steigen wir zum namenlosen Seelein in den Plang Bleis, bevor wir den Ausweg aus dem Kessel ein wenig suchen müssen: Man quert am besten oberhalb P. 1996 den Bach nach Norden, um dann auf dem wenig deutlichen Pfad durch den Buschgürtel gelotst zu werden. Dem horizontalen Weg folgen, bis bei P. 1944 gut markiert entweder über die Alp Tscharnoz nach Savognin oder über Spegnas - Tga nach Rona gelangt werden kann.
Wir wählen die schnellste, dafür unbequemste Option "weder/noch": Zum Bach bei P. 1856, der überdimensionierten, dafür arg ramponierten Fahrstrasse bis kurz vor P. 1768 folgend und von dort weglos südwärts. Erst in unangenehmem Wald auf die schöne, weglose Lichtung bei P. 1619 und über das Weglein oberhalb dem Kieswerk zu Bacherfrischung und Postauto in Rona.


PS1: Die ultimative Gratwanderung begänne wie die hier beschriebene, verfolgte dann aber den Nordgrat weiter zum Piz Arblatsch. Gemäss dem gut 20 jährigen, aber immer noch Hervorragenden SAC-Gebietsführer Bündner Alpen 3 von Manfred Hunziker WS und dreieinhalb Stunden ab Piz Arlos... Von welcher Kragenweite das "WS" ist, wird bei einem Augenschein sofort klar!

PS2: Gemäss gleichem Werk wurden Piz Arblatsch und Piz Forbesch am gleichen Tag, dem 21. Mai 1893, erstbestiegen! Mit von der Partie waren neben dem legendären Christian Klucker Valentin Fynn und Walter Gröbli.



Tourengänger: Alpin_Rise


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

Ivo66 hat gesagt: Piz Arlos
Gesendet am 17. Juli 2013 um 14:32
Vielen Dank, Rise, für diesen schönen Bericht mit den prächtigen heimatlichen Fotos; damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet:-)

Lena und ich waren allerdings doch schon einmal oben; es dürfte mittlerweile 10 Jahre her sein; damals stand das Gipfelkreuz noch nicht dort und meines Wissens hatte es auch noch kein Gipfelbuch.

Der Piz Arlos liegt wirklich buchstäblich vor unserer Nase. Allerdings ist der Gipfel selbst von unserer Wohnung aus nicht zu sehen, da er sich hinter einer grösseren Kuppe versteckt.

Es ist Zeit, dass wir den Arlos auch wieder mal besuchen.

Viele Grüsse
Ivo und Lena

Alpin_Rise hat gesagt: RE:Piz Arlos
Gesendet am 17. Juli 2013 um 14:43
Schön hast du Freude wenn andere in euren Gefilden wildern ;-)

Habs mir doch gedacht, dass du da schon mal oben warst vor der Hikr-Zeit und Gipfelbuch (ab 2010). Der Gipfel ist sicher genau nach eurem Gusto!

G, Rise


Kommentar hinzufügen»