Laliderer Spitze (2583 m) - Sonnenaufgang im Nirgendwo


Publiziert von 83_Stefan , 11. Juni 2013 um 22:08.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum: 8 Juni 2013
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1650 m
Abstieg: 1650 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Über die B2 von Mittenwald in Richtung Scharnitz. Noch vor der Grenze kleiner Parkplatz (kostenfrei) rechts der Straße. Die Parkgebühr-Wucherei in Scharnitz (6 Euro pro Tag!!!) ist eine Frechheit und wird von mir boykottiert.
Unterkunftmöglichkeiten:Lalidererspitzen-Biwak (OeAV-Sektion Innsbruck, 2495 m) - lediglich Schlafmöglichkeit!
Kartennummer:AV-Karte 5/1 - Karwendelgebirge West und AV-Karte 5/2 - Karwendelgebirge Mitte.

Wäre die Erde eine Scheibe, dann befände sich die Laliderer Spitze ganz an ihrem Rand, genau dort, wo der Boden ins Nichts abbricht. Bekanntlich ist die Erde aber eine Kugel. Dies hindert den Berg allerdings nicht daran, trotzdem ins Nichts abzubrechen: 700 Meter fällt die Laliderer Spitze senkrecht nach Norden in die Laliderer Reisen ab und bildet gemeinsam mit ihren Nachbarn die beeindruckende Kulisse der Falkenhütte. Knapp unterhalb des Gipfels, fast direkt an der Abbruchkante, steht - fernab jeder Zivilisation - eine einsame Biwakschachtel der OeAV-Sektion Innsbruck. Eine Nacht dort oben ist ein Erlebnis und kann nur noch durch den Sonnenaufgang auf der Laliderer Spitze übertroffen werden.

Von Scharnitz geht's mit dem Radl an der Isar entlang ins Hinterautal. An der offiziellen Isar-Quelle vorbei, wird die Kastenalm erreicht; dort verlässt man den breiten Versorgungsweg, der ab jetzt entschieden steiler hinauf zum Hallerangerhaus führt und fährt auf deutlich schlechterem Fahrweg hinein ins Roßloch. Zeitweise wird's ziemlich ruppig und das Material wird ordentlich beansprucht. Im Talschluss wird der Hintere Boden, ein idyllischer Weidefleck, erreicht. Dort Radldepot.

Weiter auf deutlichem Steig rechts des Bachs bergan zu einer Verzweigung (Steinmänner). Der linken, schwächeren Spur folgend über den Bach und hinein in die Latschenzone. Der Steig leitet als ausgeschnittene Gasse in einem West-Ost-Schlenker durch's Unterholz hinein ins weite Bockkar. Steinmännern und verstreuten Markierungen folgend, geht's bergauf, wobei sich besonders die beiden Ladiztürme gut in Szene zu setzen wissen; rechts von ihnen treten Laliderer Spitze und die Biwakschachtel in Erscheinung. Über den steileren Schlusshang wird die futuristisch anmutende Unterkunft erreicht. Sie bietet elektrisches Licht, Decken und sechs Lagerplätze (die 12+3 Plätze laut AV-Hüttensuche sind wohl nur im Notfall zu realisieren). Eine Übernachtung dort oben lohnt!

Am nächsten Morgen - unbedingt noch vor Sonnenaufgang - geht's deutlichen Steigspuren folgend, über Schutt hinauf zur Laliderer Spitze, deren Gipfel eine Seilwinde ziert. Ein gigantischer Aussichtsbalkon 700 Meter senkrecht über den Ladizer Reisen! Einen Sonnenaufgang dort oben wird man sein Leben lang nicht vergessen - in diesem gigantischen Ambiente zählt er wohl zum Großartigsten, was der Bergsteiger erleben kann: Weit im Osten hebt sich der glühende Ball behäbig über die Gipfel und hüllt nach und nach die Felswände des Karwendels in ein leuchtendes Rot. Leider ist der "magische Moment" viel zu schnell wieder vorbei.

Nur ungern wird man sich nach diesem Erlebnis dem Abstieg zuwenden. Auf der Anstiegsroute geht's wieder hinunter zum Radldepot und von dort mit dem Radl zurück nach Scharnitz.

Schwierigkeiten:
Mit dem Radl zum Hinteren Boden: WS (Strecke ziemlich rustikal, bis Kastenalm nur L; alternativ zu Fuß T1).
Via Biwakschachtel zur Laliderer Spitze: T3+.

Fazit:
Ein Sonnenaufgang auf der Laliderer Spitze ist ein Erlebnis der Sonderklasse, das jeder Karwendelfreund eigentlich einmal erlebt haben sollte. Die Tour ist nicht schwierig, aber sehr ruhig, da äußerst abgelegen. Eine eindrucksvolle 4*-Tour, die durch Kombination mit weiteren Gipfeln noch weiter aufgewertet werden kann.

Mit auf Tour: Uwe.

Anmerkungen:
Im Hinteren Boden trafen wir zufällig auf Viktor, der auch die Laliderer Spitze besuchen wollte. Aufgrund der gewaltigen Neuschneemenge (weiter oben deutlich über 1 Meter Neuschnee!!!) erwies sich dies als Glücksfall, da wir uns so beim Spuren gut abwechseln konnten.
Die Biwakschachtel ist primär zum Zweck einer Notunterkunft aufgestellt worden. Ich bitte inständig, dies im Falle des Falles zu berücksichtigen und die Unterkunft mit dem nötigen Respekt zu behandeln!
Achtung, eine Übernachtung in der Biwakschachtel will wohl geplant sein! Es gibt im Sommer kein Wasser in Reichweite.

Kategorien: Karwendel, Mehrtagestour, bike and hike, Biwak, 4*-Tour, 2500er, T3.

Tourengänger: 83_Stefan


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Kommentare (6)


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ADI hat gesagt:
Gesendet am 12. Juni 2013 um 10:55
Hallo, Stefan!

Sehr beeindruckende Unternehmung, der viele Schnee ist ungewöhnlich.
Ein außergewöhnliches Jahr, das Jahr 2013.
Morgen werd' ich wieder mal losstarten.
Hoher Gleirsch via Westgrat....ich freu' mich schon auf den Muskelkater, nach 9 Wochen Pause......
Wennst Zeit hast, kannst gern mitkommen.

Beste Grüße von Deinem Spezi ADI

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 12. Juni 2013 um 12:17
Seawas ADI! Danke dir! Hast recht, 2013 ist außergewöhnlich, was die Schneelage betrifft. Aber der Schnee hätte dir mit Skiern wohl wenig Freude gemacht, denn es war ein einziger Batz.
Morgen wird's bei mir leider nichts, weil ich erst am frühen Nachmittag weg kann. Ich wünsche dir eine tolle Tour!

Luidger hat gesagt: Traumtour
Gesendet am 12. Juni 2013 um 17:40
Eine absolute Traumtour, war auch schon 2mal oben, einmal auch im Juli mit Schnee, was für die Wasserversorgung da oben ja nicht schlecht ist.

Wo ist der Gelbe Pfeil? Als ich zuletzt 2006 oben war, war da ab Oberer Boden nur noch durch Steinmandl und oben durch ein paar Stangen markiert. Schwierig zu finden ist der Anstieg eigentlich nicht

83_Stefan hat gesagt: RE:Traumtour
Gesendet am 12. Juni 2013 um 21:59
Hallo Luidger, vielen Dank! Du hast recht - eine absolute Traumtour!
Die gelben Pfeile sind noch in der Latschenzone und müssen neu sein. 2009 waren sie zumindest auch noch nicht da. Ich finde es eigentlich schade, wenn auch solche Steige markiert werden, denn dann gibt es irgendwann gar keine unberührte Wildnis mehr.

Adiii hat gesagt:
Gesendet am 16. Juni 2013 um 16:12
Schöne Bilder einer pfundigen Tour. Ich hab sie vor ein paar Jahren auch gemacht, ohne Schnee aber mit Überschreitung zur Grubenkarspitze.

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. Juni 2013 um 19:50
Hallo! Danke dir! Wir wollten auch eine längere Überschreitung machen, aber dann war da dieser Schnee im Weg...


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