Grubenkarspitze (2661 m) - im Herz des Karwendelgebirges


Publiziert von 83_Stefan , 25. Juni 2019 um 22:56.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:24 Juni 2019
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: WS - Gut fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 10:30
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Über die B 177 nach Scharnitz. Horrend teure, ausgewiesene Parkplätze. Optional kurz vor der Grenze auf kleinem, kostenfreien Parkplatz oder in Scharnitz am Campingplatz (3 Euro).
Kartennummer:AV-Karte 5/1 - Karwendelgebirge Westliches Blatt und AV-Karte 5/2 - Karwendelgebirge Mittleres Blatt.

Die Grubenkarspitze erhebt sich tief im Inneren des Karwendelgebirges. Bevor man überhaupt am Bergfuß ankommt, muss man von Scharnitz (sinnvollerweise mit dem Rad) erstmal über 18 Kilometer Wegstrecke und etwa 500 Höhenmeter hinter sich bringen. Entsprechend ruhig ist es bis heute am Hinteren Boden im Roßloch geblieben, wo der Gipfelanstieg beginnt. Durch urtümliche Karstlandschaft steigt man hinauf, die Schau auf die umliegenden Felswände wird immer besser und der Blick zurück in Richtung Scharnitz offenbart die Abgeschiedenheit. Am kahlen Gipfel setzt sich dann plötzlich der tiefgrüne Große Ahornboden unterhalb der schaurigen Nordwände als Kontrast zum fahlen Grau des Kalksteins in Szene.

Von Scharnitz folgt man der Isar flussaufwärts. Nach dem Schönwieshof geht die asphaltierte Straße in eine Schotterpiste über, auf der man bis zum Aussichtspunkt an der Gleirschhöhe etwas strampeln muss. Hier bietet sich ein ordentlicher Tiefblick auf die Isar und die Gleirschklamm. Schwach fallend geht es nun wieder hinunter zur Isar und ihrem Verlauf folgend weiter ins Karwendel hinein. Das Radeln durch diese herrliche Landschaft am türkisgrünen Fluss entlang hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Schließlich geht es am offiziellen Isar-Ursprung vorbei, man durchquert den Schuttstrom des Birkkarbachs und nach knapp 15 Kilometern ist die Kastenalm erreicht.

Hier heißt es aufpassen: Man verlässt die luxuriöse Schotterstraße und folgt dem alten Fahrweg ins Roßloch hinein (unbschildert). Man überwindet ein Gatter, fährt linker Hand an der Alm vorbei und strampelt am grobschottrigen Weg im Rechtsbogen durch den Kastenwald. Bald hält man sich links und fährt hinein ins Roßloch. Anfangs im Wald, später durch Latschen geht es ostwärts, dabei sind auch kurze steilere und grobschottrige Passagen zu überwinden. Nach der ersten kleinen Wiese endet der Weg derzeit abrupt, denn er wurde weggerissen - stattdessen verläuft hier ein neuer Schuttstrom mit Bach. Am besten stellt man davor sein Fahrrad irgendwo in den Latschen ab und wandert zu Fuß das kurze Stück hinauf zum Hinteren Boden, wo sich eine ausgiebige Rast auf der herrlichen Wiese geradezu anbietet. Nach etwa 18 Kilometern Wegstrecke und 500 Metern Höhengewinn ist die Pause auch verdient.

Auf deutlichem, markiertem Steig geht es nun steiler aufwärts. Wo der Anstieg zum Biwak an der Lalidererspitze abzweigt bleibt man rechts. Der Steig umgeht die folgende Steilstufe in weitem Bogen nach rechts und leitet mal durch Latschen, mal durch freies Gelände hinauf ins kupierte Roßkar. Man verlässt die markierte Route, die weiter zur Dreizinkenspitze führt und hält auf die Scharte zwischen Roßloch- und Grubenkarspitze zu. Bevor man den Südgrat der Grubenkarspitze erreicht, wird es ziemlich steil und anstrengend.

Am Grat angekommen, öffnet sich der Blick auf die andere Seite, wo vor allem die Spritzkarspitze beeindruckt. Man folgt dem Grat über plattiges Gelände (Stellen I) hinauf zu einem Vorgipfel (Schlüsselstelle). Der Weiterweg zum Hauptgipfel schaut weiter aus als er ist: Dem Grat entlang, hin und wieder für wenige Meter auf die Westseite ausweichend, wird bald der höchste Punkt erreicht (Gipfelkreuz, Gipfelbuchbox leider ohne Deckel und Buch). Die Grubenkarspitze ermöglicht aufgrund ihrer zentralen Lage im Inneren des Karwendels hervorragende Einblicke in diese abweisende Welt aus steilen Kalkwänden und ausgedehnten Karen. Wer das Karwendelgebirge studieren möchte, der ist hier goldrichtig. Besonders markant zeigt sich die Nordseite, die fast 1000 Meter hinunter in den Enger Grund abbricht. Dort dominieren grüne Matten das Bild, ganz anders als hier oben - was für ein Kontrast! Sogar die Bäche weit drunten hört man rauschen, während man selbst in einer trockenen Steinwüste sitzt. Am Horizont erblickt man bei guter Sicht sogar das flache Voralpenland.

Der Rückweg verläuft am günstigsten auf der Anstiegsroute. Liegt noch Schnee und sind die Bedingungen gut, dann verkürzt ein knieschonender Abstieg auf den Schneefeldern den Weg zurück zum Fahrrad enorm. Nach einer abschließenden Pause folgt dann der letzte Akt: Mit dem Radl geht es wieder zurück nach Scharnitz. Bis zur Kastenalm muss man am grobschottrigen Weg gut aufpassen, die weitere Abfahrt ist ein Genuss. Nur der kurze Gegenanstieg zur Gleirschhöhe fordert nochmal ein paar Schweißtropfen.

Schwierigkeiten:
Mit dem Rad ins Roßloch: WS (bis zur Kastenalm L, dann teilweise sehr grobschottriges und loses Geröll).
Anstieg zur Grubenkarspitze: T4+, I (bis zum Südgrat technisch leicht, dann plattiges Gelände mit Stellen I).

Fazit:
Eine überaus lohnende, lange 5*-Bike&Hike-Tour ins Herz des Karwendelgebirges, die für den Freund abgelegener Gipfel kaum Wünsche offen lässt. Der Kontrast zwischen der Felswüste und dem grünen Ahornboden unterhalb der Nordwand ist beeindruckend. Früh in der Saison liegen im Roßkar häufig noch ausgedehnte Schneefelder, die bei guten Bedingungen deutlich angenehmer zu begehen sind, als der sonst übliche steile Schutt.

Mit auf Tour: Bäda.

Kategorien: Karwendel, bike and hike, 5*-Tour, 2600er, T4.

Tourengänger: 83_Stefan


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Kommentare (4)


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hannes80 hat gesagt:
Gesendet am 26. Juni 2019 um 08:02
Sieht nach optimalen Bedingungen an einem Traumtag aus! Will ich auch schon lange mal machen ...
Gruß, Hannes

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 26. Juni 2019 um 17:55
Hallo Hannes, danke dir! Die Grubenkarspitze wollte ich schon lange mal besuchen, endlich hat es geklappt. Die von dir gemachte Arnspitz-Überschreitung steht bei mir auch noch aus. Viele Grüße!

hebel hat gesagt:
Gesendet am 26. Juni 2019 um 16:32
Cool !!

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 26. Juni 2019 um 17:56
Vielen Dank! War am Montag eine ziemlich "heiße Sache" (im wahrsten Sinne des Wortes ;-) ) . Beste Grüße!


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