4000er im Hohen Atlas
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In Mitteleuropa hält der Sommer keinen Einzug. Nichtmal der Frühling. Die Alpen sind großteils tief verschneit. So war es ein leichtes, ein Ausweichziel zu suchen, indem die Verhältnisse zum Sommerbergsteigen passen. Schon lange wollte ich einmal den Hohen Atlas bereisen und dank Easyjet ist dieses Ziel vom Flughafen Basel auch schnell und günstig zu erreichen.
Montag, 20.05.13, Anreise Euroairport – Marrakesch Menara – Imlil
Unser Ziel sah 5 Trekkingtage im Atlasgebirge vor und anschließend noch 2 Tage in Marrakesch. Dort liegt auch der Ausgangspunkt für Touren in der Toubkal-Region. Am Flughafen bestiegen wir nach erster Feilscherei (und die setzt sich fort bis sie in den Souks von Marrakesch einen Höhepunkt erreicht) ein Taxi, welches uns noch am gleichen Abend in das Berberdorf Imlil brachte. Das Hotel du Soleil ist für 25€ HP eine schöne und saubere Unterkunft mit sehr gutem Essen. Letzte Besorgungen kann man prima vor Ort machen, v.a. Früchte sind sehr billig zu haben. Es gibt auch Gaskartuschen, allerdings nur zum Stechen, nicht zum Schrauben!
Dienstag, 21.05.13, Imlil – Refuge Toubkal
Da wir zu zweit doch eine ganze Menge an Essens- und Ausrüstungskram dabeihatten (Zelt etc…) beschlossen wir einen Eselführer anzuheuern. Die Tiere sind für ca. 20€ zu haben und tragen bis zu 60kg hoch und 100kg runter. Unser Gepäck brachte ca. 30kg auf die Waage und wir hofften, dass der Esel das ohne Extrapreis tragen kann. Als nach der ersten Kurve auch Hussein, unser Eselführer, mit drauf saß, ärgerten wir uns, dass unsere eigenen Rucksäcke noch zu voll waren…
Der Weg selbst ist sehr schön und gut zu laufen. Zunächst überwindet man im Wald eine Steilstufe hoch nach Aremd. Ab dann ist man permanent in der Sonne und die kann hier ganz schön brennen, also nicht zu spät aufbrechen! In Chamarouch ist Halbzeit auf 2365m. Während des gesamten Aufstiegs liegen immer wieder kleine Hütten am Weg, an denen man Essen und Getränke erwerben kann, eine Cola kostet etwa 1€. Insgesamt sind ca. 1500Hm und doch eine ganz beachtliche Entfernung zu überwinden, sodass wir erst nach 5 ½ Stunden an den Hütten ankamen. Das Refuge Toubkal und das Refuge Mouflons liegen direkt nebeneinander. Erstere ist vom Französischen Alpenverein und man darf dort gegen eine Gebühr von 2€/Tag kochen. Somit war auch unser Problem der nicht passenden Gaskartuschen gelöst. Campen an der Hütte kostet ebenfalls 2€ pro Tag und Zelt (nicht pro Person!) sodass die 16€ für 4 Nächte die Kasse nur wenig belasteten :)
(T2, 1500Hm, geschätzte 15km, 5 1/2h)
Mittwoch, 22.05.13, Refuge Toubkal – Toubkal West – Djebel Toubkal – Refuge Toubkal
Wir verbrachten eine eiskalte Nacht! Die Zeltinnenwand war gefroren und als wir die Schlafsäcke öffneten rieselte es herrlich belebend auf die Köpfe. Dennoch versprach die Sonne auf den Gipfeln einen herrlichen Bergtag. Kurzerhand beschlossen wir direkt den Djebel Toubkal, mit 4167m höchster Berg Marokkos und Nordafrikas, anzusteuern. Diese Route ist hier bereits mehrfach beschrieben, daher nur das Wichtigste: Unbedingt das Hochtal im Osten ansteuern! Im Sinne des Aufstiegs zu den Hütten muss man sich dort nach links wenden! Es gibt mehrere Varianten, die zunächst steil nach oben führen. Nach ca. 1 Stunde wird es flacher und das Tal breiter. Nun kann man oben links den Gipfel des Toubkal sehen. Wir stiegen hoch bis in den Sattel und wendeten uns dort zunächst nach rechts, um dem Toubkal West (4030m) ebenfalls einen Besuch abzustatten. Unakklimatisiert erreichten wir keuchend nach 3:10h den kleinen Gipfel, den man abschließend durch leichte Kraxelei erklettert. Von hier hat man einen prima Blick auf den großen Bruder, auf dem es vor Leuten wimmelte! Ohnehin scheint es, als gingen 98% aller Trekker eine 2-Tagestour ausschließlich zum Toubkal. Auf allen anderen Touren waren wir alleine, auch trafen wir niemanden, der mehr als eine Nacht auf der Hütte verbrachte. Nach einer ausgiebigen Gipfelrast ging es hinüber zum Hauptgipfel und nach insgesamt 4:30h standen wir am übergroßen Dreibein. Die Freude, dies doch recht untrainiert und schon am zweiten Tag geschafft zu haben stand uns ins Gesicht geschrieben. Unser Schneckentempo hatte auch sein Gutes: Auch hier waren wir zunächst allein, bis eine englische Vierergruppe nach uns oben ankam. Mit denen konnte man dieses Jahr prima über das Thema „Championsleague“ diskutieren ;) Beim Abstieg bummelten wir schließlich noch lange rum ehe nach insgesamt 8h unsere Rucksäcke vor das Zelt fielen. Ein perfekter Tag!
(T3, 1050Hm, 7km, 8h)
Donnerstag, 23.05.13, Refuge Toubkal – Aguelzim Nord und Süd – Refuge Toubkal
Kräftemäßig hatten wir gestern Federn gelassen, deshalb stand heute ein „aktiver Ruhetag“ auf dem Programm. Das hieß zunächst mal ausschlafen (was bei den morgendlichen Bergsteigermassen und dem direkt hinter dem Zelt liegenden Eselparkplatz nur bedingt möglich war). In einem anderen Hikr-Bericht war von der Besteigung des Aguelzim zu lesen, und dies war unser Gipfel für den heutigen Tag. Zunächst steigt man ca. 100Hm bergab zurück in Richtung Imlil. Sobald links einige Steinmauern auftauchen wendet man sich nach Westen. Am Berghang auf der linken Seite ist ein Weg deutlich erkennbar. Dieser führt abwechslungsreich die Flanke hinauf bis auf etwa 3550m ein kleiner Pass erreicht wird, der als Übergang zum Nachbartal (schöne, wenig begangene Trekkingroute) dient. Von hier hat man die Möglichkeit in ca. 15min den Nordgipfel (3580m) des Aguelzim zu erwandern. Dieser bietet eine perfekte Aussicht runter nach Imlil! Zurück im Sattel ließen wir uns die Gelegenheit nicht entgehen auch den (Süd-)Gipfel des Aguelzim (3650m) noch zu besuchen. Laut Karte kann man den Weg fortsetzen über den Buidudom und eine alte Mine zurück zu den Hütten. Von unten konnten wir jedoch nichts dergleichen erkennen. In Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit entschieden wir uns für den gleichen Weg zurück. Insgesamt eine schöne Tour, für Tage mit wenig Kraft oder mäßiges Wetter.
(T3, 700Hm, 9km, 5 1/2h)
Freitag, 24.05.13, Refuge Toubkal – Ras Ouanoukrim – Timesguida – Refuge Toubkal – Aremd
Der schönste und auch längste Tag der Trekkingtour stand uns heute bevor: Die Besteigung des zweit- und dritthöchsten Gipfels von Marokko sowie der Abstieg ins Tal. Eine Stunde früher als zum höchsten Marokkaner brachen wir heute um 7h auf. Das Zwischenziel ist von der Hütte gut einzusehen. Genau im Süden liegt der 3750m hohe Pass „Tizi n’Ouagane“. Ein meist bequemer Weg mit einigen schottrigen Passagen führte uns in ca. 1 1/2 h dort hinauf. Achtung: Wer den See im östlichen Nachbartal besuchen möchte muss auf ca. 3450m links abzweigen. Wir sahen keine Möglichkeit vom Pass aus weiter südlich abzusteigen. Ebenso eine fluchende Gruppe Marokkaner, die nun zurück zum richtigen Weg musste. Ab hier waren wir komplett allein. Der weitere Weg ab dem Pass (rechts, Westen) ist erstmal gar nicht so ohne. Ca. 100Hm müssen über einen teils brüchigen Grat (manchmal mit Wegspuren, manchmal kletternd) überwunden werden. Man sollte hier besser nicht stürzen, an vielen Stellen endet dies fatal! Auf ca. 3850m wird schließlich das mondähnliche Gipfelplateau erreicht, aus dem sich Ras und Timesguida erheben. Geradeaus mühten wir uns im Schuttgelände zunächst zum schönen Doppelgipfel des Ras. Zunächst erreicht man den Vorgipfel und nach Abstieg in eine verschneite Scharte über leichte Kletterei den Hauptgipfel (4083m). Bis hierher benötigten wir gute 3h. Der Übergang zum Timesguida (4089m) ist dann keine große Herausforderung mehr. In wenigen Minuten hinab in den Sattel und nochmals 15min bergauf. Lediglich einige Büßerschneefelder können ein wenig Ärger bereiten. Und das Beste ist, dass man hier nur selten anderen Bergsteiger antrifft, auf dem gegenüberliegenden Toubkal war dagegen wieder ordentlich was los! Nach einer kurzen Rast traten wir den Abstieg an, der am Felsgrat noch mal Konzentration forderte. Die steilen Schuttflanken runtersliden war dagegen der pure Spaß. Kurz vor zwei waren wir zurück an der Hütte und überlegten was wir tun könnten. Der direkte Abstieg schien uns sehr verlockend. Und dann gings auch schon los: „Where do you go my friend….“ Eseltreiber und andere witterten ihre Chance auf ihr Geschäft. A propos Esel: In einer unachtsamen Minute machte sich ein braves Tier über unsere Früchte vor dem Zelt her. Es fraß 6 Bananen, zertrat 6 Apfelsinen und hinterließ einen schönen großen Haufen auf unserem Müllsack! Wir wollten runter! Unsere bisherige Taktik war folgende: Wir sagten immer, dass wir noch nicht wissen wie lange wir bleiben und wohin wir gehen, so blieben wir meist von Angeboten verschont. Diesmal äußerte ich allerdings beiläufig, dass wir vielleicht nach Aremd gehen würden. Und welch Zufall: Unser neuer Freund Brahim besaß genau dort ein Gästehaus. Und nun begann die Dealerei mit dem Ergebnis: Wir bekommen bei Brahim eine Unterkunft mit Halbpension für 10€ für beide zusammen, er bekommt unser Zelt (war ein sehr günstiges). „Alles klar, ich muss weg, wir treffen uns um 18h an der Moschee!“ Und schwupps: Brahim und Zelt waren weg, wir in gespannter Erwartung, was das wohl geben wird… Unsere leisen Befürchtungen, dass Brahim auf Nimmerwiedersehen in den Untiefen des Atlas verschwunden ist wurden um 18h an der Moschee in Aremd zunächst bestätigt. Niemand wusste etwas, wer das sei. Kurzerhand tauchte jedoch sein Bruder auf, der uns (sehr zu unserem Leidwesen) das gesamte Dorf hinauf (!) führte. Und nun kam die positive Überraschung mit der wir zunächst nicht mehr gerechnet hatten: Hinter einem großen Eisentor tauchte Brahim auf, führte uns in sein nagelneues Gästehaus und lud uns in sein Privathaus zum Essen ein. Dort erfuhren wir viel über die Berberkultur, Tradition und Familienstruktur. Es stellte sich heraus, dass Brahim einer der am angesehensten und erfahrensten Guides im Toubkalgebiet ist und wir haben wieder einmal eines gelernt: Bei den Berbern sind Ehrlichkeit und Gastfreundschaft hohe Güter. Überwältigt von soviel Freundlichkeit fielen wir in einen tiefen und langen Schlaf!
(T4, I, 950Hm Aufstieg, 2300Hm Abstieg, 22km, 10h)
Samstag, 25.05.13, Aremd – Imlil – Marrakesch
Noch immer tief beeindruckt und etwas peinlich berührt ob unseres Misstrauens genossen wir ein herrliches Frühstück bei Brahim daheim. „Yalla“ – „Auf geht’s“, mahnte der Chef und ging mit uns durch das Dorf hinunter nach Imlil. Er musste zum Markt nach Asni und organisierte uns gleich ein Privattaxi nach Marrakesch für 20€, ein sehr guter Preis. Ein Besuch des Berberdorfes Aremd kann ich nur sehr empfehlen, es ist unglaublich beeindruckend!
In Marrakesch stand uns dann nicht nur der Temperatur- sondern auch ein kleiner Kulturschock bevor. Planlos standen wir am Rand der Medina und hatten absolut keine Ahnung wie wir zu unserer Unterkunft (La Maison Nomade, betrieben von einem sehr netten Deutschen, Herbert Kerz) kommen sollten. Genau darauf lauern „Guides“, die nur darauf aus sind, Touristen auf dem „direkten“ Weg durch die Gassen der Medina zu ihrem Ziel zu „führen“. Blöd wie wir waren, hatten wir keinen Treffpunkt mit Herbert ausgemacht und ließen uns gleich catchen. Nach endlos vielen Gassen und einigen unwirschen Ausrufen meinerseits führten uns unsere „Helfer“ zu einem ähnlich klingendem Hotel. Für ihre „freundlichen“ Dienste erwarteten sie eine Gabe von umgerechnet 10€, ein ganz schlechter Witz! Glücklicherweise halfen uns die Angestellten des anderen Hotels und wimmelten die Führer für kleines (und faires) Geld ab. Tipp: Wenn man sich verläuft (und das passiert jedem und immer!!!) folgende Strategie anwenden: Niemals jemanden nach dem Weg fragen, der dort rumlungert, höchstens Touristen oder Einheimische die IN einem Laden arbeiten. Und immer zielstrebig und mit festem Blick über eine Kreuzung laufen, auch auf die Gefahr hin, dass man umdrehen muss. Ansonsten sitzt man in der Falle. Natürlich sagen alle, dass sie kein Geld wollen, am Ende gibt es aber immer Ärger! Oder man landet rein zufällig im Geschäft des Cousins…
Glücklicherweise konnten wir bald mit Herbert telefonieren, der uns abholte und unsere kleine Odyssee beendete. Wir hatten unsere Lektion gelernt! Nun stand auch dem Finale der Championsleague nichts mehr im Weg.
Sonntag, 26.05.13, Marrakesch
Nach unseren Erfahrungen vom Vortag graute uns ein wenig vor dem Gang durch die Altstadt. Dies ist aber ein absolutes Muss. In den Souks und auf dem Großen Platz fühlt man sich wie in 1001 Nacht versetzt. Marrakesch zu beschreiben würde viel zu weit führen, außerdem soll es hier ja ums Wandern gehen JAber: Diese Stadt ist eine Reise wert! Nach einer letzten Nacht im gemütlichen Riad von Herbert und seiner marokkanischen Frau erreichten wir Montagabend wieder den Flughafen und 5h später die deutsche Grenze. Ein fantastischer Kurzurlaub in eine völlig andere Welt!
Abschließend einige Tipps:
Geldwechsel: 1€ = 11 Dirham, am Flughafen gibt es den besten Kurs. Unbedingt tauschen, ansonsten wird 1:10 umgerechnet!
Alkohol: Im Atlas nicht gesehen, wenn überhaupt nur schwer zu finden. In Marrakesch in speziellen Läden der Neustadt für ca. 1,25€/Bierdose zu haben. In Hotels zwischen 3,5€ und 6€/Bierdose sehr teuer. Man sollte bedenken, dass es ein islamisches Land ist und die Kultur, v.a. in den Berbersiedlungen respektieren.
Handeln: Überall, immer, viel. Der Volkssport schlechthin. In den Souks von Marrakesch gilt als Faustregel, dass 1/6 des ersten Gebotes ein angemessener Preis ist. Zudem sind die Preise in Marrakesch besser als in Imlil!
Guides: Bergführer kann man auf dem Refuge Toubkal engagieren. Tagessatz: 40€. Fair und gut! In den Gassen von Marrakesch eine lästige Abzocke, unbedingt meiden.
Fotografieren: Landschaft und Gebäude immer, Privatbesitz und natürlich die Menschen wenn überhaupt nur auf Nachfrage. Frauen darf man nicht fotografieren.
Gastfreundschaft: Ganz groß geschrieben. Auch das Eigentum wie z.B. Kamera wird respektiert. Wir haben uns nie unsicher gefühlt im Hinblick auf Diebstähle.
Straßenverkehr: :)
Preisbeispiele (Stand 2013):
Abschließend kann ich diese Reise nur jedem wärmstens empfehlen, der sich für etwas völlig anderes und neues begeistern kann. Und das nicht nur, wenn das Wetter in Mitteleuropa im Mai so ist, als hätte man November :)
Montag, 20.05.13, Anreise Euroairport – Marrakesch Menara – Imlil
Unser Ziel sah 5 Trekkingtage im Atlasgebirge vor und anschließend noch 2 Tage in Marrakesch. Dort liegt auch der Ausgangspunkt für Touren in der Toubkal-Region. Am Flughafen bestiegen wir nach erster Feilscherei (und die setzt sich fort bis sie in den Souks von Marrakesch einen Höhepunkt erreicht) ein Taxi, welches uns noch am gleichen Abend in das Berberdorf Imlil brachte. Das Hotel du Soleil ist für 25€ HP eine schöne und saubere Unterkunft mit sehr gutem Essen. Letzte Besorgungen kann man prima vor Ort machen, v.a. Früchte sind sehr billig zu haben. Es gibt auch Gaskartuschen, allerdings nur zum Stechen, nicht zum Schrauben!
Dienstag, 21.05.13, Imlil – Refuge Toubkal
Da wir zu zweit doch eine ganze Menge an Essens- und Ausrüstungskram dabeihatten (Zelt etc…) beschlossen wir einen Eselführer anzuheuern. Die Tiere sind für ca. 20€ zu haben und tragen bis zu 60kg hoch und 100kg runter. Unser Gepäck brachte ca. 30kg auf die Waage und wir hofften, dass der Esel das ohne Extrapreis tragen kann. Als nach der ersten Kurve auch Hussein, unser Eselführer, mit drauf saß, ärgerten wir uns, dass unsere eigenen Rucksäcke noch zu voll waren…
Der Weg selbst ist sehr schön und gut zu laufen. Zunächst überwindet man im Wald eine Steilstufe hoch nach Aremd. Ab dann ist man permanent in der Sonne und die kann hier ganz schön brennen, also nicht zu spät aufbrechen! In Chamarouch ist Halbzeit auf 2365m. Während des gesamten Aufstiegs liegen immer wieder kleine Hütten am Weg, an denen man Essen und Getränke erwerben kann, eine Cola kostet etwa 1€. Insgesamt sind ca. 1500Hm und doch eine ganz beachtliche Entfernung zu überwinden, sodass wir erst nach 5 ½ Stunden an den Hütten ankamen. Das Refuge Toubkal und das Refuge Mouflons liegen direkt nebeneinander. Erstere ist vom Französischen Alpenverein und man darf dort gegen eine Gebühr von 2€/Tag kochen. Somit war auch unser Problem der nicht passenden Gaskartuschen gelöst. Campen an der Hütte kostet ebenfalls 2€ pro Tag und Zelt (nicht pro Person!) sodass die 16€ für 4 Nächte die Kasse nur wenig belasteten :)
(T2, 1500Hm, geschätzte 15km, 5 1/2h)
Mittwoch, 22.05.13, Refuge Toubkal – Toubkal West – Djebel Toubkal – Refuge Toubkal
Wir verbrachten eine eiskalte Nacht! Die Zeltinnenwand war gefroren und als wir die Schlafsäcke öffneten rieselte es herrlich belebend auf die Köpfe. Dennoch versprach die Sonne auf den Gipfeln einen herrlichen Bergtag. Kurzerhand beschlossen wir direkt den Djebel Toubkal, mit 4167m höchster Berg Marokkos und Nordafrikas, anzusteuern. Diese Route ist hier bereits mehrfach beschrieben, daher nur das Wichtigste: Unbedingt das Hochtal im Osten ansteuern! Im Sinne des Aufstiegs zu den Hütten muss man sich dort nach links wenden! Es gibt mehrere Varianten, die zunächst steil nach oben führen. Nach ca. 1 Stunde wird es flacher und das Tal breiter. Nun kann man oben links den Gipfel des Toubkal sehen. Wir stiegen hoch bis in den Sattel und wendeten uns dort zunächst nach rechts, um dem Toubkal West (4030m) ebenfalls einen Besuch abzustatten. Unakklimatisiert erreichten wir keuchend nach 3:10h den kleinen Gipfel, den man abschließend durch leichte Kraxelei erklettert. Von hier hat man einen prima Blick auf den großen Bruder, auf dem es vor Leuten wimmelte! Ohnehin scheint es, als gingen 98% aller Trekker eine 2-Tagestour ausschließlich zum Toubkal. Auf allen anderen Touren waren wir alleine, auch trafen wir niemanden, der mehr als eine Nacht auf der Hütte verbrachte. Nach einer ausgiebigen Gipfelrast ging es hinüber zum Hauptgipfel und nach insgesamt 4:30h standen wir am übergroßen Dreibein. Die Freude, dies doch recht untrainiert und schon am zweiten Tag geschafft zu haben stand uns ins Gesicht geschrieben. Unser Schneckentempo hatte auch sein Gutes: Auch hier waren wir zunächst allein, bis eine englische Vierergruppe nach uns oben ankam. Mit denen konnte man dieses Jahr prima über das Thema „Championsleague“ diskutieren ;) Beim Abstieg bummelten wir schließlich noch lange rum ehe nach insgesamt 8h unsere Rucksäcke vor das Zelt fielen. Ein perfekter Tag!
(T3, 1050Hm, 7km, 8h)
Donnerstag, 23.05.13, Refuge Toubkal – Aguelzim Nord und Süd – Refuge Toubkal
Kräftemäßig hatten wir gestern Federn gelassen, deshalb stand heute ein „aktiver Ruhetag“ auf dem Programm. Das hieß zunächst mal ausschlafen (was bei den morgendlichen Bergsteigermassen und dem direkt hinter dem Zelt liegenden Eselparkplatz nur bedingt möglich war). In einem anderen Hikr-Bericht war von der Besteigung des Aguelzim zu lesen, und dies war unser Gipfel für den heutigen Tag. Zunächst steigt man ca. 100Hm bergab zurück in Richtung Imlil. Sobald links einige Steinmauern auftauchen wendet man sich nach Westen. Am Berghang auf der linken Seite ist ein Weg deutlich erkennbar. Dieser führt abwechslungsreich die Flanke hinauf bis auf etwa 3550m ein kleiner Pass erreicht wird, der als Übergang zum Nachbartal (schöne, wenig begangene Trekkingroute) dient. Von hier hat man die Möglichkeit in ca. 15min den Nordgipfel (3580m) des Aguelzim zu erwandern. Dieser bietet eine perfekte Aussicht runter nach Imlil! Zurück im Sattel ließen wir uns die Gelegenheit nicht entgehen auch den (Süd-)Gipfel des Aguelzim (3650m) noch zu besuchen. Laut Karte kann man den Weg fortsetzen über den Buidudom und eine alte Mine zurück zu den Hütten. Von unten konnten wir jedoch nichts dergleichen erkennen. In Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit entschieden wir uns für den gleichen Weg zurück. Insgesamt eine schöne Tour, für Tage mit wenig Kraft oder mäßiges Wetter.
(T3, 700Hm, 9km, 5 1/2h)
Freitag, 24.05.13, Refuge Toubkal – Ras Ouanoukrim – Timesguida – Refuge Toubkal – Aremd
Der schönste und auch längste Tag der Trekkingtour stand uns heute bevor: Die Besteigung des zweit- und dritthöchsten Gipfels von Marokko sowie der Abstieg ins Tal. Eine Stunde früher als zum höchsten Marokkaner brachen wir heute um 7h auf. Das Zwischenziel ist von der Hütte gut einzusehen. Genau im Süden liegt der 3750m hohe Pass „Tizi n’Ouagane“. Ein meist bequemer Weg mit einigen schottrigen Passagen führte uns in ca. 1 1/2 h dort hinauf. Achtung: Wer den See im östlichen Nachbartal besuchen möchte muss auf ca. 3450m links abzweigen. Wir sahen keine Möglichkeit vom Pass aus weiter südlich abzusteigen. Ebenso eine fluchende Gruppe Marokkaner, die nun zurück zum richtigen Weg musste. Ab hier waren wir komplett allein. Der weitere Weg ab dem Pass (rechts, Westen) ist erstmal gar nicht so ohne. Ca. 100Hm müssen über einen teils brüchigen Grat (manchmal mit Wegspuren, manchmal kletternd) überwunden werden. Man sollte hier besser nicht stürzen, an vielen Stellen endet dies fatal! Auf ca. 3850m wird schließlich das mondähnliche Gipfelplateau erreicht, aus dem sich Ras und Timesguida erheben. Geradeaus mühten wir uns im Schuttgelände zunächst zum schönen Doppelgipfel des Ras. Zunächst erreicht man den Vorgipfel und nach Abstieg in eine verschneite Scharte über leichte Kletterei den Hauptgipfel (4083m). Bis hierher benötigten wir gute 3h. Der Übergang zum Timesguida (4089m) ist dann keine große Herausforderung mehr. In wenigen Minuten hinab in den Sattel und nochmals 15min bergauf. Lediglich einige Büßerschneefelder können ein wenig Ärger bereiten. Und das Beste ist, dass man hier nur selten anderen Bergsteiger antrifft, auf dem gegenüberliegenden Toubkal war dagegen wieder ordentlich was los! Nach einer kurzen Rast traten wir den Abstieg an, der am Felsgrat noch mal Konzentration forderte. Die steilen Schuttflanken runtersliden war dagegen der pure Spaß. Kurz vor zwei waren wir zurück an der Hütte und überlegten was wir tun könnten. Der direkte Abstieg schien uns sehr verlockend. Und dann gings auch schon los: „Where do you go my friend….“ Eseltreiber und andere witterten ihre Chance auf ihr Geschäft. A propos Esel: In einer unachtsamen Minute machte sich ein braves Tier über unsere Früchte vor dem Zelt her. Es fraß 6 Bananen, zertrat 6 Apfelsinen und hinterließ einen schönen großen Haufen auf unserem Müllsack! Wir wollten runter! Unsere bisherige Taktik war folgende: Wir sagten immer, dass wir noch nicht wissen wie lange wir bleiben und wohin wir gehen, so blieben wir meist von Angeboten verschont. Diesmal äußerte ich allerdings beiläufig, dass wir vielleicht nach Aremd gehen würden. Und welch Zufall: Unser neuer Freund Brahim besaß genau dort ein Gästehaus. Und nun begann die Dealerei mit dem Ergebnis: Wir bekommen bei Brahim eine Unterkunft mit Halbpension für 10€ für beide zusammen, er bekommt unser Zelt (war ein sehr günstiges). „Alles klar, ich muss weg, wir treffen uns um 18h an der Moschee!“ Und schwupps: Brahim und Zelt waren weg, wir in gespannter Erwartung, was das wohl geben wird… Unsere leisen Befürchtungen, dass Brahim auf Nimmerwiedersehen in den Untiefen des Atlas verschwunden ist wurden um 18h an der Moschee in Aremd zunächst bestätigt. Niemand wusste etwas, wer das sei. Kurzerhand tauchte jedoch sein Bruder auf, der uns (sehr zu unserem Leidwesen) das gesamte Dorf hinauf (!) führte. Und nun kam die positive Überraschung mit der wir zunächst nicht mehr gerechnet hatten: Hinter einem großen Eisentor tauchte Brahim auf, führte uns in sein nagelneues Gästehaus und lud uns in sein Privathaus zum Essen ein. Dort erfuhren wir viel über die Berberkultur, Tradition und Familienstruktur. Es stellte sich heraus, dass Brahim einer der am angesehensten und erfahrensten Guides im Toubkalgebiet ist und wir haben wieder einmal eines gelernt: Bei den Berbern sind Ehrlichkeit und Gastfreundschaft hohe Güter. Überwältigt von soviel Freundlichkeit fielen wir in einen tiefen und langen Schlaf!
(T4, I, 950Hm Aufstieg, 2300Hm Abstieg, 22km, 10h)
Samstag, 25.05.13, Aremd – Imlil – Marrakesch
Noch immer tief beeindruckt und etwas peinlich berührt ob unseres Misstrauens genossen wir ein herrliches Frühstück bei Brahim daheim. „Yalla“ – „Auf geht’s“, mahnte der Chef und ging mit uns durch das Dorf hinunter nach Imlil. Er musste zum Markt nach Asni und organisierte uns gleich ein Privattaxi nach Marrakesch für 20€, ein sehr guter Preis. Ein Besuch des Berberdorfes Aremd kann ich nur sehr empfehlen, es ist unglaublich beeindruckend!
In Marrakesch stand uns dann nicht nur der Temperatur- sondern auch ein kleiner Kulturschock bevor. Planlos standen wir am Rand der Medina und hatten absolut keine Ahnung wie wir zu unserer Unterkunft (La Maison Nomade, betrieben von einem sehr netten Deutschen, Herbert Kerz) kommen sollten. Genau darauf lauern „Guides“, die nur darauf aus sind, Touristen auf dem „direkten“ Weg durch die Gassen der Medina zu ihrem Ziel zu „führen“. Blöd wie wir waren, hatten wir keinen Treffpunkt mit Herbert ausgemacht und ließen uns gleich catchen. Nach endlos vielen Gassen und einigen unwirschen Ausrufen meinerseits führten uns unsere „Helfer“ zu einem ähnlich klingendem Hotel. Für ihre „freundlichen“ Dienste erwarteten sie eine Gabe von umgerechnet 10€, ein ganz schlechter Witz! Glücklicherweise halfen uns die Angestellten des anderen Hotels und wimmelten die Führer für kleines (und faires) Geld ab. Tipp: Wenn man sich verläuft (und das passiert jedem und immer!!!) folgende Strategie anwenden: Niemals jemanden nach dem Weg fragen, der dort rumlungert, höchstens Touristen oder Einheimische die IN einem Laden arbeiten. Und immer zielstrebig und mit festem Blick über eine Kreuzung laufen, auch auf die Gefahr hin, dass man umdrehen muss. Ansonsten sitzt man in der Falle. Natürlich sagen alle, dass sie kein Geld wollen, am Ende gibt es aber immer Ärger! Oder man landet rein zufällig im Geschäft des Cousins…
Glücklicherweise konnten wir bald mit Herbert telefonieren, der uns abholte und unsere kleine Odyssee beendete. Wir hatten unsere Lektion gelernt! Nun stand auch dem Finale der Championsleague nichts mehr im Weg.
Sonntag, 26.05.13, Marrakesch
Nach unseren Erfahrungen vom Vortag graute uns ein wenig vor dem Gang durch die Altstadt. Dies ist aber ein absolutes Muss. In den Souks und auf dem Großen Platz fühlt man sich wie in 1001 Nacht versetzt. Marrakesch zu beschreiben würde viel zu weit führen, außerdem soll es hier ja ums Wandern gehen JAber: Diese Stadt ist eine Reise wert! Nach einer letzten Nacht im gemütlichen Riad von Herbert und seiner marokkanischen Frau erreichten wir Montagabend wieder den Flughafen und 5h später die deutsche Grenze. Ein fantastischer Kurzurlaub in eine völlig andere Welt!
Abschließend einige Tipps:
Geldwechsel: 1€ = 11 Dirham, am Flughafen gibt es den besten Kurs. Unbedingt tauschen, ansonsten wird 1:10 umgerechnet!
Alkohol: Im Atlas nicht gesehen, wenn überhaupt nur schwer zu finden. In Marrakesch in speziellen Läden der Neustadt für ca. 1,25€/Bierdose zu haben. In Hotels zwischen 3,5€ und 6€/Bierdose sehr teuer. Man sollte bedenken, dass es ein islamisches Land ist und die Kultur, v.a. in den Berbersiedlungen respektieren.
Handeln: Überall, immer, viel. Der Volkssport schlechthin. In den Souks von Marrakesch gilt als Faustregel, dass 1/6 des ersten Gebotes ein angemessener Preis ist. Zudem sind die Preise in Marrakesch besser als in Imlil!
Guides: Bergführer kann man auf dem Refuge Toubkal engagieren. Tagessatz: 40€. Fair und gut! In den Gassen von Marrakesch eine lästige Abzocke, unbedingt meiden.
Fotografieren: Landschaft und Gebäude immer, Privatbesitz und natürlich die Menschen wenn überhaupt nur auf Nachfrage. Frauen darf man nicht fotografieren.
Gastfreundschaft: Ganz groß geschrieben. Auch das Eigentum wie z.B. Kamera wird respektiert. Wir haben uns nie unsicher gefühlt im Hinblick auf Diebstähle.
Straßenverkehr: :)
Preisbeispiele (Stand 2013):
- Taxi Marrakesch – Imlil: 40€
- Taxi Marrakesch – Flughafen: 10€
- Banane: 20ct
- Apfelsine: 10ct
- Cola: 60ct – 1€
- Einfaches Essen: 2€
- Gutes Mittagsmenü: 10€
- Unterkunft La Maison Nomade: 45€/HP
- Unterkunft Refuge Toubkal: 23€/HP
- Zelten und Kochen für je 2€ pro Tag und Zelt
Abschließend kann ich diese Reise nur jedem wärmstens empfehlen, der sich für etwas völlig anderes und neues begeistern kann. Und das nicht nur, wenn das Wetter in Mitteleuropa im Mai so ist, als hätte man November :)
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