Berge der Superlative
|
||||||||||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
Überirdische Granitzähne der Anden
Sechs Tage waren wir in El Chaltén, 3 davon konnten wir wunderbar und für ganztägige Trekkings nutzen, wir haben bei schönstem Wetter Fitz Roy 3405m ü.M. gesehen, sind bei strömendem Regen auf den recht ausgesetzten Mirador Maestri auf der grossen Moräne des Glaciar Grande neben der Laguna Torre gestiegen und hatten am letzten Tag nochmals Wetterglück und stiegen dem wunderschönen Bergwanderweg hoch auf den Loma del Pliegue Tumbado 1490m ü.M. Touren: 09.03. (Fitz Roy) / 10.03. (Cerro Torre) / 12.03. (Loma Pliegue Tumbado)Tour Fitz Roy
In El Chaltén, dem Bergsteiger- und Trekker-Mekka in Patagonien, warteten wir geduldig zwei Tage lang auf besseres Wetter - und auf unsere Freunde Veronika & Frank - Welcome! El Chaltén bedeutet in der Sprache der Ureinwohner - der Tehuelche-Indianer - "rauchender Berg" wegen der oft an der Spitze des Fitz Roy 3405m ü.M. sichtbaren Wolken. So hiess der Fitz Roy zu Zeiten der Tehuelche noch El Chaltén, was heute des Dorfes Namen ist. Der Fitz Roy wurde dann durch die in Patagonien landendenden Europäer getauft. Er wurde nach dem Kapitän der Beagle, dem britischen Vermessungsschiff, auf welchem Charles Darwin fast 5 Jahre um die Welt segelte, benannt. El Chaltén ist wegen der grossen Granitberge bekannt, die zackenartig und überaus mächtig in den Himmel schiessen. Berüchtigt ist es, weil das Wetter vielen Besuchern, die hauptsächlich wegen Fitz Roy und Cerro Torre kommen, sehr oft einen Strich durch die Rechnung zieht. So verlassen halt auch viele Touristen den Ort, ohne die Berge je gesehen zu haben. Wir haben uns genau deswegen etwas mehr Zeit genommen.
In El Chaltén, dass sich in einem von Felsen umrungenen Talkessel befindet, war die Sonne noch nicht spürbar, es war kühl, die Gipfel noch wolkenverhangen.
Heute standen die Chancen laut dem Wetter-App nicht schlecht, doch der Blick aus dem Fenster beim Frühstück mochte uns noch nicht überzeugen. Gerade die Unberechenbarkeit des Wetters in Patagonien, mögliche Enttäuschungen oder Überraschungen erzeugte eine Spannung in uns, mit welcher wir losmarschierten.
Um die Ecke betraten wir zuerst "unsere" Panaderia, in welcher es köstliche Empanadas (Teigtaschen mit unterschiedlichen Füllungen wie Pollo, Jamon y Queso, Choclo (Mais), Espinacha, Cebolla, Caprese) und andere Köstlichkeiten zu kaufen gibt. Mit der reichhaltigen Verpflegung im Rucksack marschierten wir längs durchs ganze Dorf, weil der Ausgang zum Wanderweg ganz im Norden des Dorfs liegt und wir im Süden nächtigten.
Ausgangs Dorf steigt der Weg in wunderbarem gelben Gras und mittelgrossen Nothofagusbäumen. Die langsam zwischen den Wolken durchschimmernde Sonne verlieh der dezent herbstlichen Landschaft eine unwirklich malerische Stimmung. Die Grashalme waren bedeckt von leichtem Tau und die feinen mehrgliedrigen Baumblätter leuchteten abwechselnd im kühlen Wind. Wir stiegen relativ rasch entlang einer hohen Felswand empor, der Weg legte sich nach der ersten Steigung und wir sahen tief ins Tal wo der Rio Fitz Roy den Lago Desierto und mehrere grosse Gletscher im Tal entwässert. Wieder in tiefen Wald mit nun grossen Nothofagusbäumen bewachsen, gelangten wir auf eine Ebene hoch, die zwar auf Grund des Waldes nicht sichtbar war, allerdings wurde der Weg relativ flach. Da gelangten wir zur Laguna Capri, wo ein sehr schöner Campingplatz steht (das wäre sicher unser Favorit). Campingplätze bedeutet hier im Parque Los Glaciares ausgeschilderte und abgegrenzte Plätze, worauf man ein Zelt stellen kann. Sie befinden sich meistens im Wald und als Infrastruktur besitzen sie nur eine Toilette. Feuer machen ist im ganzen Park verboten.
Entlang der grün-blauen Lagune zieht sich der Weg durch Wald, durch Buschlandschaft und über Bachläufe mit wunderbar klarem und auch trinkbarem Wasser. Die Ebene zieht sich von der Laguna Capri ca. 5Km weiter in Richtung Westen, also genau auf den Cerro Fitz Roy zu. Da befindet sich das nächste Camping (Camping Pioncenot). Zum Begriff Poincenot gibt es eine Geschichte: Poincenot ist der Name eines französischen, sehr erfahrenen Bergsteigers, der auf einer französischen Expedition zur Besteigung des Fitz Roy bereits im Anmarsch bei einer Flussüberquerung ertrank. Wahrscheinlich ertrank er im selben Bach, in dessen Kieselstein-Bachbett wir etwas später - nahe am Camping Poincenot gelegen - unseren Mittags-Nap bei traumhaftem Wetter hielten.
Die ganze Bergkette um Fitz Roy hielt sich erwartungsgemäss hinter Wolken versteckt. Wir bewiesen Geduld und genossen den prächtigen und vielfältigen Wanderweg, nutzten die schönen Plätzchen für Raste zum Verweilen und gingen unserem Hobby, dem Fotografieren nach. Da wir es nicht riskieren wollten zu früh bis zur Laguna de los Tres auf 1140m ü.M. aufzusteigen, blieben wir unten in der wärmeren und vom Wind verschonten Zone. In Patagonien und insbesondere in den Bergen hier muss man sich der starken Winde immer bewusst sein, die aus dem Nichts auftauchen können und beträchtlich am Wohlbefinden zerren können. Um 14.00 setzten wir dann zum letzten steilen Anstieg von Poincenot raus zur Laguna de los Tres an. Voller Anspannung und Ungewissheit, ob uns Fitz Roy heute gut gesinnt war und sich zeigen liess, schritten wir stetig voran. Etwa eine Dreiviertelstunde später erreichten wir dann die grosse Moräne vor dem Gletschersee.
Berauschend war die Sicht auf dieses Naturschauspiel - auf diesen ehemaligen gigantischen Diaphir der heute ein Granitkoloss mit unheimlichen Ausmassen ist - der Cerro Fitz Roy. Sein Gipfel liegt 3405m über Meer, seine Ostwand, an die wir gebannt starrten ist geschätzt rund 1800m hoch und glatt, wahrscheinlich undurchsteigbar. Auf dem Gipfel und in den wenigen Adern des Granits liegt Schnee und Eis, trotz der fast täglichen Peitschenhiebe durch die unbarmherzigen Winde steht er bereits hunderttausende von Jahren da, wohl in seiner Form nicht massgeblich verändert. Seine Südseite ist geprägt von weiteren Auswüchsen zahnartiger Granitspitzen. Es reihen sich da Cerro Poincenot, Cerro Rafael Juarez, Aguja (wie Aiguille) Saint Exupery aneinander - tiefer aber nicht minder imposant.
Auf dem Rückweg gelangten wir mit zügigen Schritten, mittlerweile alleine unterwegs, in ca. 2h zum Mirador Fitz Roy, um von dort noch den Sonnenuntergang zu geniessen.
Weil es schon relativ spät wurde und der Rückweg noch lange werden würde, waren wir bereit für einen zügigen Abstieg. Im absteigenden Sonnengang, die Strahlen im Rücken liefen wir im Eiltempo zurück, Abstieg ins Camp Poincenot, auf die breite Ebene in der schönen Natur über Bach, Stein und Waldwege. Unser nächstes Ziel war der Sonnenuntergang zu fotografieren und zwar vom Mirador Fitz Roy. Dafür mussten wir die ca. 5Km breite Fläche durchqueren und leicht nach oben steigen. Von da hat man eine super Aussicht auf das gesamte Fitz Roy-Massif. Der Sonnenuntergang war auch Abschluss eines wunderbaren, sehr gelungen Tag mit Vroni & Fränk, welchen wir sehr genossen. Danach stiegen wir ab, zurück nach El Chaltén.
Auf dem letzten Abschnitt hielten wir Ausschau nach den seltenen Huemules (Bild) und befürchteten ein Treffen mit einem Puma, da diese nach 19.00 aktiv werden. Doch immer noch bei guter Laune trotz müden Beinen hatten wir wohl ohnehin alle Tiere in die Tiefe des Parque Nacional Los Glaciares verscheucht.
Ein super Tag ging zu Ende, bei Dämmerung erreichten wir El Chaltén.
Eckdaten Fitz Roy unterwegs von 9.00 - 20.30: 11.5h 28 km retour, 1098 Höhenmeter Mind. Höhe: 385m Max. Höhe: 1217m Wander-Schwierigkeit: T2 Koordinaten Fitz Roy: 49° 16' 00``S, 73° 4` 00``W. |
Tour Cerro Torre (Mirador Maestri)
Süchtig nach den Anblicken dieser mächtigen Granit-Berge packte uns die Wanderlust heute von Neuem, es gab im nördlichen Teil Parque Nacionael Los Glaciares noch vieles zu entdecken!
Etwa um die gleiche Zeit losmarschiert wie am Tag zuvor. sahen wir tief im Tal, wo der Glaciar Grande vom Cerro Torre mächtig ins Tal fliesst, dass der heutige Tag wettermässig wohl nicht so vielversprechend werden würde wie der Vortag. Im Gegensatz zu gestern verlief der Weg die 10Km bis zur Laguna Torre eher flach, auf sandigem Untergrund in lichten Nothofaguswälder. Im ersten leichten Aufstieg überraschten uns zwei schreiende Papageien (Austral Parater / Enicognathus Ferrgineus) - bisher konnten wir die Paradiesvögel nicht identifizieren. Später kamen wir unterwegs bei eine grossen Waldstück vorbei, welches wahrscheinlich durch einen flächigen Brand geschädigt wurde - nur noch die abgebrannten Stämme und ihre Äste waren sichtbar, am Boden ein hellgrün-leuchtender Grasteppich. Trotz der Tragik ein faszinierendes Bild mit sonderbarem Kontrast.
Beim Picnic (Empanadas, wie immer...) machten die dunklen Wolken rund um die Türme ernst und es bekann grosse Tropfen zu regnen. Währenddem sich Vroni & Frank auf den Rückweg machten, nahmen wir trotz Regen den Weg zum hintersten Aussichtspunkt, dem Mirador Maestri unter die Füsse.
In einem kurzen Anstieg gelangten wir auf den steinigen Grat der westlichen Seitenmoräne des Glacier Grande, von wo es stetig bergauf über einen weglosen, gerölligen Pfad ging. Der Regen wurde stärker, wir waren jedoch bereits zügig unterwegs. Trotz tief sitzendem Nebel, dunklen Regenwolken und dem Regenschleier hatten wir vom Mirador Maestri (810m ü. M.) einen guten Ausblick über die Laguna Torre und dem Glaciar Grande. Von ihm stammt der Gletschersee, aus mehreren Gletscherschlunden geflossen und die schwimmenden Eisbrocken, welche in der Laguna treiben.
Nachdem wir wir unter einem Felsen Schutz vrod em Regen gefunden hatten, ging's mit "tifige Schrittä" wieder runter von der Morände und weiter dem Weg entlang Richtung El Chaltén. Auf halber Strecke hatte der Regen nachgelassen, der Wind trocknete unterwegs unsere Kleider. Wie schon am Morgen war am Horizont ein strahlender Regenbogen sichtbar.
Zurück beim Mirador Cerro Torre sahen wir an den glatten Granitwänden einer deutlich steigende Wolkendecke zu. Dieser Vorgang liess uns auf die Spekulation ein, Cerro Torre, Cerro Egger und Cerro Standhardt doch noch erspähen zu können. In dicke Kleidung gehüllt bei stürmischem Gegenwind warteten wir einmal mehr.
Die Vorfreude liess uns hoffen und bangen. Am liebsten hätte wir die Wolken selber weggeblasen. Doch Meter um Meter stieg die Decke an, langsam waren die drei Türme bereits ansatzweise sichtbar. Nach ca. 40 Minuten warten, war der grosse Augenblick da, die Wolken hatten dem strahlend blauen Himmel mit ein paar versöhnlichen Wolken Platz gemacht. Wieder hatte sich die Geduld ausbezahlt gemacht. Majestätisch standen die drei Granittürme vor uns, wiederum ein grosser Moment der Freude und wahrscheinlich auch das erste Mal wieder seit langem ein grosses Freiheitsgefühl.
Eckdaten Cerro Torre unterwegs von 9.00 - 19.00Uhr: 10h 24.68 km retour, 586 Höhenmeter Mind. Höhe: 385m Max. Höhe: 865m Wander-Schwierigkeit: T3+ Koordinaten Cerro Torre: 49° 17' 35``S, 73° 6` 55``W. |
Loma del Pliegue Tumbado
Die Parkwächterin, im Casa de Guias del Parque meinte, dies wäre was die Aussicht angehe die weitaus beste Tour! Von El Chaltén bei strahlendem Sonnenschein nahmen wir unsere vorläufig letzte Wanderung für Cerro Fitz Roy, Cerro Torre und Kollegen in Angriff! Im Gegensatz zu den zwei anderen Tagen war heute Morgen strahlblauer Himmel, der perfekte Tag ist über El Chaltén erwacht..
Der Weg beginnt Eingangs Dorf, wo sich das Haus der Guias del Parque (Park Ranger Office) befindet. Es befindet sich westlich des Rio Fitz Roy und südlich des Terminal del Autobus El Chaltén und ist das erste Haus von El Chaltén. Da findet man unter anderem auch Informationen zu Bergtouren aller Art. Hier muss man sich ebenfalls abmelden, wenn man sich auf eine grössere Bergtour begibt.
Nach dem Haus verlässt man zügig die Zivilisation, der Weg dreht entlang eines schmalen und tief erodierten Wasserlaufs zuerst Richtung Westen, dann nördlich einen breiten Bergrücken empor. Es wechseln sich gelbe Wiesen mit steppenartigen Buschpassagen ab.
Nach gut einer Stunde gelangten wir auf eine breite, zwischen zwei Wälder gelegenen Ebene, die uns ein wunderbares Panorama auf fast die gesamte Bergkette offenbarte.
Durch dichte Nothofaguswälder in leichter aber stetiger Steigung liefen wir gespannt und überaus leise bergauf. Wir erhofften uns, Huemules und/oder Piche Patagónico (Gürteltiere) zu sehen. Leider - um dies auch gerade vorweg zu nehmen, ging unser Wunsch nicht in Erfüllung..
Nach dem Wald, hier ist die Waldgrenze nun schon deutlich höher als vor rund 2 Wochen noch auf Feuerland. Etwas über 1000m ü.M. verliessen wir den Wald und damit praktisch gleichenorts auch die Vegetationszone. Der Weg, der übrigens wie fast alle hier sehr gut gekennzeichnet ist, verläuft nun über Schiefer weiter einem Gugelhupf-förmigen Berg (Loma del Pliegue Tumbado) entgegen. Bereits hier hatten wir eine wahnsinnige Aussicht auf die bekannten Berge.
Auf dem Gipfel angelangt genossen wir für fast zwei Stunden die wahnsinnige Aussicht, auf beide Seiten!
Abstieg erfolgt über den genau selben Weg. Fazit: Die Parkwächterin hatte Recht mit Ihrer Vorgabe - es hat sich gesamthaft gelohnt.
Eckdaten Loma del Pliegue Tombado unterwegs von 9.30 - 17.30Uhr: 8h 21.15 km retour, 1301 Höhenmeter Mind. Höhe: 385m Max. Höhe: 1521m (zwei Messmethoden wichen von der offiz. Höhe ab) Wander-Schwierigkeit: T3 Koordinaten Loma del Pliegue: 49° 34' 52``S, 73° 01` 66``W. |
Erdgeschichtlicher Hintergrund
Die Andenfaltung hat im Tertiär ca. vor 65 Mio. Jahre begonnen, wobei sich die ozeanische Nazca-Platte unter die südamerikanische Kontinentalplatte schiebt (Subduktion). In der Subduktionszone bilden sich im Erdmantel Magmakammern mit flüssigem Gestein (Diaphire genannt), die durch die sich fortsetzende Plattenverschiebung aufsteigen und dort über hunderttausende von Jahren auskühlen und damit auskristallisieren. Nach verschiedensten weiteren Prozessen entstehen innerhalb der Kontinentalkruste riesige Granitblöcke, welche aus den Granit-Mineralien Feldspat, Quarz und Glimmer bestehen. In der aufgetürmten und gefalteten Kontinentalkruste befinden sich die stehenden Granitbrocken inmitten des Sedimentgesteins aus dem "alten" Kontinentalgestein, das ebenfalls aufgetürmt wurde. Nach und nach wurden danach die Granitbrocken durch Erosion freigelegt. Granit (plutonisches Gestein) ist ein hartes Gestein mit hoher Dichte, welches deutlich geringer erosionsanfällig ist als das umliegende alte Sedimentgestein. Diese geologischen Prozesse lassen dieses phänomenale Erscheinungsbild dieser Granitzähne von Fitz Roy & Cerro Torre erklären.
Weiterreise
Vorgestern und gestern (14. und 15. März 2013) widmeten wir uns den Gletschern um Glaciar Perito Moreno und dem wunderbaren und modernen Glaciarum (Museum über Gletscher/Glaziologie und die Geschichte der Erforschung der Gletscher). Siehe folgender Bericht: http://tierra-safiri.com/?p=1629. Nun sind wir in Puerto Natales, Chile. Von da solls dann in den Parque Nacional Torres del Paine (Bericht) gehen.. ! :-)
Mehr Bilder: http://tierra-safiri.com/
Kommentare (20)