Über den Alphubel aufs Täschhorn


Publiziert von Stefan_F , 13. Februar 2013 um 17:08.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:10 August 2012
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage

 
Überschreitung Alphubel und Besteigung Täschhorn
 
Nachdem wir uns mit einer gemütlichen Tour auf das Lagginhorn akklimatisiert hatten, stiegen wir von der Täschalp zur Täschhütte. Es ist eine sehr kurze aber schöne Tour, die jedoch an der Hütte ein schlimmes Ende findet. Im Internet findet man immer mehr Unmutsbekundungen über diese Hütte. Schön ist sie, aber sie zeigt auch den deutlichen Trend der Berghütten. Man wird als Bergsteiger zum geduldeten Exoten unter zahlungskräftigen Wanderern. Die Speisekarte spricht eine deutliche Sprache. Bald wird der Geldbeutel mehr wiegen müssen als das Seil. Umso mehr freuten wir uns auf die Nacht im Biwak. Bis dahin war aber noch viel Zeit und wenn man weder seinen Proviant für das Biwak noch seinen Geldbeutel leeren will, wird es öde auf der Hütte. Ein Schläfchen ist da immer gut.
 
Am nächsten Morgen ging es früh los und wir kamen als erste von der Hütte weg. Der Weg Richtung Alphubeljoch ist leicht zu finden, aber ich hatte immer das Gefühl zu weit südöstlich zu sein. Vor Jahren nahmen wir diesen Weg im Abstieg und stiegen direkt unter der Albhubelwand ab. Heute ging es also zur unteren Gletscherzunge auf Moränengelände stetig aufwärts bis man den aperen Gletscher erreicht. Hier machte sich das hohe Tempo bemerkbar und die recht hohen Temperaturen forderten ihren Tribut. Völlig durchgeschwitzt wechselten wir die Klamotten und stiegen dem ersten Steilstück entgegen. Am rechten Rand geht es auf einen flacheren Gletscherabschnitt bevor der zweite Steilaufschung wartet. Hier spürt man die Anstrengungen des Tages schon deutlich.  Sehr gemütlich gelangt man nun ins Alphubeljoch, kann den Morgen in Saas Fee betrachten und uns grüßte das Lagginhorn auf dem wir 2 Tage zuvor standen. Eine kurze Pause verbrachte mein Seilpartner damit sein Brillenglas in den Spalt zwischen unserem Pausenfelsen und dem Eis fallen zu lassen und es wieder heraus zu pickern.  Auch das passiert…
Der Grat zum Alphubel ist herrlich! Etwas ausgesetzt und immer mit grandiosem Ausblick auf alles was dem Bergsteiger gefällt. Schließlich kamen wir zur berühmten Eisnase. Hier erwartete uns sehr seltsames Gelände. Die Steilheit war nicht das Problem, aber die Eisbeschaffenheit. Etwa 10-20cm hohe Eisgebilde bedeckten den Hang komplett. So findet man nur zweifelhaften Halt und steigt mit einem mulmigen Gefühl nach oben. Die oft zitierten Sicherungsstangen haben wir nicht gefunden. Bald überließ ich meinem Partner die Führung, da er sich hier wohler fühlte. Die Wand endet abrupt und man steht auf dem Gipfelplateau welches noch größer ist, als man erwartet. Vom Gipfelkreuz fanden wir nur die obersten Zentimeter. Hier lag dann wieder Schnee, nicht wie an der Eisnase. Nach einer kurzen Pause ging es weiter zum Highlight der Tour. Der Nordgrat sei jedem ans Herz gelegt, der im ZS-Gelände sicher unterwegs ist. Vor sich hat man das von hier aus gewaltige Täschhorn, unter sich das Biwak, hinter sich eine schöne Tour am Alphubel, ringsrum Gigantenlandschaft und unter einem dieser herrliche kombinierte Grat. In abwechslungsreicher Kletterei geht es hinab. Einige Stellen sollte man nicht unterschätzen, denn das Gestein ist nicht immer fest ist und eisig kann es immer mal sein. Kurz vor dem Biwak hangelten wir uns an einem schrägen Riss Richtung Mattertal hinab und stiegen unter dem Biwak wieder hinauf zu dessen kleiner Terrasse.  Zu unserer Freude war das Biwak noch leer und eine junge Zweierseilschaft, die wir schon auf der Täschhütte trafen kam mit uns an. Sie kamen über den wohl eher öden Steig über den Weingarten hierher.
 
Das Biwak ist sehr gemütlich (wenn es nicht voll ist).  Da der Nachmittag noch vor uns lag, nutzten wir die Zeit uns stiegen noch bis zum „Zipfelmützenturm“ am Täschhorn um uns den Weg einzuprägen und zu sehen wie der Grat denn nun genau aussieht. Wir hatten schon großen Respekt vor der Tour. Wir merkten aber schnell, dass die Bedingungen wohl sehr gut waren und unsere Klettererfahrung und die damit verbundene Routine uns hier eine sehr genussreiche Tour ermöglichen werden. Schnell waren wir am Turm und genossen wiedermal diese herrliche Aussicht und nun auch den Grat mit einem viel leichteren Gefühl. Beim Klettern am Grat kommt man leicht in einen kleinen Rausch. Alles ging irgendwie flüssig von der Hand und der Weg ergab sich ab und an spielerisch nach den Informationen die wir uns im Vorfeld angelesen hatten. Wir erkannten die Vorstellungen jetzt in der Realität wieder und die ganze Skepsis fiel von uns ab.
 
Am Abend füllte sich das Biwak, aber wir hatten immernoch den Luxus, dass es nur zu 1/3 gefüllt war. Gegen 19:00 trafen noch 2 ältere Herren ein, die am Täschhorn wohl „etwas“ länger gebraucht hatten. Wir waren aber froh, dass die heil waren.
Am nächsten Morgen  konnten wir es kaum erwarten. Ein schnelles Frühstück und los ging es. Unser Plan bis zum Sonnenaufgang zu warten ging perfekt auf und so konnten wir fast ohne Lampe diesen herrlichen Grat erklettern. Er hat aber eine nicht zu unterschätzende Länge! Bis unter den Zipfelmützenturm stiegt man in der Saaser Seite und klettert dann ziemlich gerade zum Grat empor, den man dann nur noch sehr selten verlässt. Die Große Wächte ist immer wieder spektakulär! Auf eine Sache möchte ich aber hinweisen, da wir sie auch anderes interpretiert haben. Am Ende des Grates geht es NICHT in „bestem Fels“ weiter! Die Querung zum Ostgrat ist ein übler, loser Schutthaufen! Das gute Gestein wartet erst am Ostgrat selbst. Dort aber als wunderschöne Himmelsleiter bis man auf dem Gipfel steht von dem man lange geträumt hat. Für uns war die Querung im auf- und Abstieg die heikelste Passage. Man sollte vielleicht so früh starten, dass man die Passage noch im Abstieg passieren kann, wenn der Boden noch gefroren ist.
Umso erleichterter waren wir als wir wieder den SO-Grat erreichten. Mein Partner stieg vor mir über den obersten Schneegrat und ich folgte ihm. Alles schien gut, aber plötzlich brach ein sehr großes Stück des Grates einfach unter mir weg. Zu hoch angetreten war die Stur nicht. Der Grat brach an seinem Sockel weg, nicht an seiner Wächte. Zum Glück hing ich nun an einem Pickel und mit dem Oberkörper weit genug über dem Gratrest. Wir gingen am kurzen Seil und uns wurde wieder einmal klar, wie trügerisch die Sicherheit da ist. Den Nachsteigersturz den man da halten soll, möchte ich sehen…
Der restliche Abstieg verlief reibungslos, aber er ist eben nicht deutlich schneller als der Aufstieg und die Länge des Grates wird immer wieder deutlich. Nach insgesamt 7h kamen wir wieder am Biwak an und waren sehr stolz auf das Geleistete.
 
Nun noch eine kurze Ausführung zum Abstieg Richtung Täschalp.
Als 4er-Seilschaft machten wir uns auf den Weg. Unsere 2 Freunde meinten der südliche Gletscherarm (in der Mitte des Weingartengletschers liegt eine Felsinsel) sein zum Abstieg besser geeignet. Diesen Eindruck gewannen sie auf ihrer Tour von der Täschhütte zum Biwak. Wir nahmen also diesen Weg und landeten in einem üblen Gletscherbruch, den man von oben so nicht gleich sieht. Wir raten deshalb eher zum nördlichen Gletscherarm oder noch vor dem Bruch auf die südlichen Randfelsen auszuweichen. Dazu muss man den Einstieg Richtung Weingartensee finden (II. Grad). So benötigten wir ewig lang und viele Eisschrauben um uns sicher abzuseilen. Die Moräne und der Hang bis zur Täschalp sind nach vielen Stunden in Eis und bestem Fels ätzend, aber der Stolz auf die schöne Tour überwiegt. Fast noch schöner ist es die Stiefel ausziehen zu können und ein kühles Bier zu genießen.

Tourengänger: Stefan_F


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