Haggenspitz (1761m) & Kleiner Mythen (1811m)


Publiziert von أجنبي , 17. September 2012 um 01:01.

Region: Welt » Schweiz » Schwyz
Tour Datum:15 September 2012
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Mythengruppe   CH-SZ   Alptaler Berge 
Aufstieg: 800 m
Abstieg: 800 m
Strecke:Haggenegg – Gummenwald – Geröllhalde ob Geissloch – Griggeli – Haggenspitz – Griggeli – Kleiner Mythen – Vorgipfel – Zwüschet Mythen – Geissloch – Gummenwald – Haggenegg
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Haggenegg
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Auto ab Haggenegg
Kartennummer:LK 1:25.000: 1152 Ibergeregg

Nachdem ich mich am Wochenende zuvor in höheren Gefilden (*klick und *klack) vergnügt hatte, gingen wir's dieses Wochenende etwas ruhiger an. Aufgrund des Neuschnees wollten wir Gletscher meiden und auch eine andere Idee, nämlich den  Hahnen 2607m ob Engelberg, verwarfen wir deswegen. Morgens um 10 Uhr dann die zündende Idee: endlich mal auf den Haggenspitz und dann straight rüber zum Kleinen Mythen.

Freunde informiert und organisiert, Seil eingepackt, Sandwiches geschmiert und los ging's. Um 13 Uhr starteten wir auf der Haggenegg und stiegen auf dem Wanderweg durch den Gummenwald ab. Im Geissloch kämpften wir uns durch's Gebüsch in die Geröllhalde. Obwohl ich mittlerweile schon ein paar Mal auf diese Weise zum Kleinen Mythen aufgestiegen bin, erwische ich jedes Mal eine andere Fährte in die Geröllhalde. Und wenn mal eine einigermassen gut ist, vergesse ich sie leider gleich wieder und lande beim nächsten Mal wieder irgendwo im Busch. Hm...

Wie auch immer... Steil ging's die mühsame Geröllhalde hoch. Statt nach links ins Couloir zum Kleinen Mythen abzubiegen, hielten wir uns rechts und folgten steilen Pfadspuren hoch zum Griggeli. Dort wurden die Stöcke deponiert, denn von nun an wurden definitiv beide Hände benötigt. Die Aufstiegsroute führt ausschliesslich durch die Ostflanke, auf dem Südgrat ist man nie. Man folgt zunächst den roten Punkten und umgeht so zuerst die Grattürme. Danach geht's durch eine etwas grössere Baumgruppe und von dort beinahe in senkrechter Linie nach oben zum Gipfel.

Das Gelände ist durchwegs sehr steil und meines Erachtens anspruchsvoller als am Kleinen Mythen. Dort beschränken sich die wirklich kritischen Stellen auf einige wenige, doch am Haggenspitz befindet man sich grösstenteils in Gelände, wo keine Fehler passieren sollten. Griffe und Tritte sind derweil aber immer zur Genüge vorhanden und die Vegetation schützt solche wie mich etwas vor ungemütlichen Tiefblicken. Wir trafen – etwas entgegen unseren Erwartungen – relativ feuchtes Gelände an, wobei man insbesondere in Passagen mit Wurzeln oder Gras besonders Acht geben musste.

Nach ca. 1h 20min erreichten wir den Gipfel. Schön ist: Auch wenn ich wenige Tage zuvor *auf dem Nadelhorn war, freute ich mich auch ab einem Gipfel, der „bloss“ 1761m misst. Klar (und daran werde ich von gewissen Freunden wohl bis zur Umsetzung erinnert), das eigentliche Mass der Dinge wäre die Haggenspitz-Überschreitung, doch für's Erste bin ich mit dem einfachsten Aufstieg auf diesen Berg recht zufrieden.

Nach einer Pause stiegen wir vorsichtig zum Griggeli ab. Wir beschlossen, mal bis zum Sattel nordöstlich des Kleinen Mythen auf ca. 1720m zu gehen und dort weiter zu schauen. Vom Haggenspitz aus schaute der Direktaufstieg auf den Kleinen Mythen und insbesondere der Kamin recht unfreundlich aus. Im Sattel angekommen, wollten wir uns den Spass aber mal aus der Nähe anschauen.

Es kam wie es meistens kommt: Man geht sich etwas mal anschauen und schwupps ist man mittendrin. Der Zustieg zum Kamin wird im SAC-Alpinwander-Führer „Zentralschweiz – Vierwaldstättersee / Pilatus bis Wägital“ – meines Erachtes völlig korrekt – mit T5+ bewertet. Trotz der angetroffenen Feuchtigkeit ging's recht gut, doch Vorsicht war jederzeit angebracht. Im erwähnten Führer ist übrigens unsere ganze Tour drin (No. 31).

Beim Kamin kramten wir Gschtältli, Seil und drei Expressen hervor. Unsere Helme wurden wiederholt auf ihre Festigkeit geprüft, denn ohne Steine ins Purzeln zu bringen kam niemand von uns dort hoch. Bis zum Stand sind drei Bohrhaken vorhanden. Danach hilft eine Kette in den obersten Teil des Kamins. Als wirklich schön empfand ich die Kletterei nicht: es war mehr ein Sich-in-die-Höhe-Würgen. Ich hatte den Eindruck, der Kamin sei mit II leicht unterbewertet und hätte eher ein III- verdient. Wie auch immer... und trotzdem: für mich war's 'ne gute Übung.

Den Ausstieg des Kamins kannte ich bereits, denn dort führt auch die eine Normalroute auf den Kleinen Mythen durch. Auf dem Gipfel verweilten wir nicht allzu lange, denn noch immer gab's keine Sonne. Diese schien jedoch überall um uns herum, seufz...

Für den Abstieg wählten wir die Route durch die Ostflanke bzw. über den Südgrat zum Vorgipfel. Dort, nachdem alles Schwierige und Heikle gemeistert war, gab's schliesslich das verdiente Gipfelbier. Beim Vorgipfel verliess ich den Weg und ging rechts hinüber zur Geröll-Abfahrtspiste. Die Gemsen weiter unten liessen sich nicht beeindrucken. In diesem Gebiet sieht man sowieso IMMER Gemsen und jedes Mal entfernen sie sich nur soweit wie's wirklich nötig ist. Diesmal lieferten wir uns mit einem besonders neugierigen und hartnäckigen Exemplar einen stare down contest aus wenigen Metern Entfernung. Bei P. 1438 trafen wir dann bereits auf zwei weitere Gruppen Gemsen. In ein paar Jahren kann man die Gemsen dort oben wohl streicheln.

Via Zwüschet Mythen und Geissloch trotteten wir zurück auf die Haggenegg. Für meine Freundin folgte ein weiteres Highlight, denn meine Freunde hatten im Kofferraum noch den Tandem-Gleitschirm... Recht spät kamen wir zu Hause an und freuten uns über einen überraschend gelungenen Tag – nachdem wir morgens noch eine Art garbage day befürchtet hatten.


Tourengänger: أجنبي


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