Nadelhorn (4327m)


Publiziert von أجنبي , 14. September 2012 um 11:41.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum:10 September 2012
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Aufstieg: 1080 m
Abstieg: 2080 m
Strecke:Mischabelhütte AACZ – Windjoch – Nadelhorn – Windjoch – Mischabelhütte AACZ – P. 2711 – P. 2419 – Spissen – Hannig
Zufahrt zum Ausgangspunkt:-
Zufahrt zum Ankunftspunkt:LSB ab Hannig, ÖV ab Saas-Fee
Unterkunftmöglichkeiten:Mischabelhütte AACZ
Kartennummer:LK 1:25.000: 1328 Randa (Was für eine Karte...! Da entstehen Träume...)

Die Krönung unserer 3-Tages-Tour stand an: das Nadelhorn. Da nur etwa 20 Personen in der Mischabelhütte übernachteten (Ich weiss schon lange, weshalb ich montags und freitags so gut wie NIE arbeite...), schlief ich deutlich besser als nachts zuvor in der Bordierhütte. So erholte ich mich auch Bestens von der anstrengenden Tour vom Vortag *über's Grosse Bigerhorn, den Balfrin und das Ulrichshorn und auch die Schmerzen in Knie und Schienbein hatten etwas nachgelassen. Um 4.45 Uhr gab's Frühstück, um 5.30 brachen wir auf.

Der Kraxelaufstieg zur Anseilstelle unterhalb des Schwarzhorns erschien mir in der Dunkelheit ganz anders als mittags zuvor im Abstieg. Es war nicht wirklich kalt, doch etwas neblig. Bereits im flachen Teil des Hohbalmgletschers konnten wir die Stirnlampen ausschalten und über dem Nebel miterleben, wie der Tag erwachte. Pünktlich zum Sonnenaufgang, also um 7.10 Uhr, erreichten wir das Windjoch. Hier stärkten wir uns nochmals und hielten wie tags zuvor fotografisch diesen wunderbaren Moment fest.

Meine Stimmung am Windjoch war nun ganz anders als am Vortag: Ich war mir bewusst, dass die Sache für mich noch recht happig werden könnte, aber recht optimistisch, dass ich's hinkriegen würde. Mein Tourenpartner legte ein optimales Tempo vor und recht zügig ging's am kurzen Seil über den immer schmaler werdenden Grat hoch. Mal abgesehen vom prächtigen Panorama war vor allem der stete Blick auf die Lenzspitze bzw. deren Nordostflanke spektakulär. Hauptsächlich aber schaute ich auf die Spur und konzentrierte mich, um keinen Fehltritt zu machen.

Bald kamen zwei kurze Kraxelstellen: Einfach, aber ein guter Vorgeschmack auf das, was noch kommen würde. Das Seil liess sich gut um ein paar Felszacken legen. Bald war auch die magische 4000m-Grenze geknackt. So hoch war ich in der Schweiz noch nie, bloss vor sieben Jahren mal in Marokko, *als ich auf den 4167m hohen  Jabal Tūbqāl latschte.

Bald erreichten wir den markanten Felsturm, den man entweder überklettern oder rechts umgehen kann. Wir entschieden uns für die Umgehung, welche nicht minder heikel war: sehr steil und teils blank, jedoch gut gespurt. Eine Seilschaft, die wohl knapp eine Stunde vor uns aufgebrochen war, machte es sich bereits auf dem Gipfel bequem. Wie gross die wirkten! Auch der Blick auf den Höhenmesser bestätigte: Weit konnt's nicht mehr sein!

Kurz unterhalb des Gipfelaufbaus wurde mir klar, dass ich's schaffen würde. Was für 'n Gefühl... Toll...! Wohl der emotionalste Moment auf der Tour. Klar, da musste schon nochmals kräftig zugepackt werden, aber die Sache schaute machbar aus. Unterhalb des Gipfelaufbaus querten wir zunächst etwas nach rechts hinüber, wo's in einer schrägen Rinne die Felsen hoch ging. Spätestens jetzt begriff ich, woher der Gipfel seinen Namen hatte. Nach wenigen Metern war ein Richtungswechsel angesagt: Ab an die Sonne bzw. auf den Gipfelgrat.

Zunächst auf dessen Ostseite, danach direkt auf dem Grat kraxelten wir in die Höhe. Die zahlreichen Zacken erlaubten eine gute Sicherung. Der Gipfel war nun zum Greifen nah, nur noch die Scharte zwischen Vorgipfelchen und Hauptgipfel musste bewältigt werden und voilà, um 8.50 Uhr war es geschafft! Oh, war das 'n gutes Gefühl... So'n schöner Berg, bei solch traumhaften Bedingungen (kein Wind wehte, man hätte die Handschuhe ausziehen können!) und dann erst noch mein erster 4000er in der Schweiz...! Wow...!

Viel Platz gibt's auf diesem Gipfel nicht, doch wenn man montags geht, reicht der Platz für alle... Nach uns trafen noch drei weitere Seilschaften ein, etwas später noch zwei weitere. Das war alles an diesem Tag. Ich kann mir nicht vorstellen wie's sein muss, wenn da wie tags zuvor 80 Leute an diesem Gipfel herum turnen. Falls ich je wieder so'n 4000er besteigen werde, dann sicher nicht am Wochenende!

Wir nutzten das perfekte Wetter und blieben 'ne Weile auf dem Gipfel. Bereits auf den ersten Abstiegsmetern traf ein, worauf ich gehofft hatte: ein gutes Gefühl. Seit eineinhalb Jahren oder so habe ich paradoxerweise im Abstieg meist ein viel besseres Gefühl als im Aufstieg bzw. hält sich meine Höhenangst viel mehr in Grenzen. Wunderbar, denn so machte der Abstieg noch viel mehr Freude!

Den Turm, den wir im Aufstieg noch umgangen hatten, kletterten wir nun ab. Und das machte Spass, auch wenn der unterste Teil etwas eng war. Der Schnee war nun bereits etwas weicher, was den Abstieg recht angenehm gestaltete. Trotz des Panoramas, der Freude und allem galt aber nochmals volle Konzentration. Im Windjoch legten wir nochmals eine längere Genusspause ein: Wir hatten den Gipfel ja in 3h 20min bestiegen und waren somit voll im Zeitplan. Kurz nach 12 Uhr erreichten wir schliesslich die Mischabelhütte.

Im Gegensatz zum Sonntag fühlten wir uns beide noch recht gut. Konditionell hatte uns das Nadelhorn nicht wirklich gefordert – und das war gut so, denn der Abstieg nach Hannig verlangte nochmals volle Konzentration. Nach einem kühlen Bier in der Hütte nahmen wir diesen auf uns. So'n interessanten Hüttenzustieg hab' ich bislang noch nicht gesehen. Tausend Eisenbügel und Stahlseile sichern die Sache ab. Da ich nicht wusste, was mich erwarten würde, hatte ich das Gschtältli noch an und eine Selbstsicherungsschlinge griffbereit. Einsetzen musste ich diese dann aber nie, Festhalten an Bügeln und Seilen war oft auch fakultativ. Bei Nässe da runter zu gehen stelle ich mir aber schon etwas abenteuerlicher vor.

Nachdem wir das Untere Distelhorn links liegen gelassen hatten, ging's dann endlich schneller. Hier war der Klettersteig-ähnliche Abschnitt nun definitiv vorbei. Auf dem Wanderweg schritten wir zügig voran, auch wenn unsere Füsse eigentlich nicht mehr laufen wollten. 2h nach Abmarsch bei der Mischabelhütte nahm der Spuk ein Ende: die Seilbahnstation Hannig war erreicht. Eine wunderbare Tour ging zu Ende.

An dieser Stelle gratuliere ich meinem Tourenpartner zu seinem ersten 4000er ohne Bergführer und bedanke mich für die perfekte Kooperation. Wird wohl nicht die letzte gemeinsame Hochtour gewesen sein...


Tourengänger: أجنبي


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

WS
27 Aug 15
Nadelhorn · martin_
ZS+ III
WS II
8 Sep 17
Nadelhorn · Frangge
T4 WS II
21 Jul 21
Nadelhorn (4327 m), Normalweg · trecime
WS+ II
T5 WS
11 Sep 14
Nadelhorn 4327m · MicheleK
T4+ WS II
29 Jul 12
Nadelhorn · Mauronster

Kommentare (4)


Kommentar hinzufügen

MaeNi hat gesagt:
Gesendet am 14. September 2012 um 12:55
Herzliche Gratulation zum ersten CH-4000er! Hast aber wieder auch schöne Bilder gemacht!

LG
N&M

أجنبي hat gesagt: RE:
Gesendet am 14. September 2012 um 12:58
Danke, danke und danke! Oder wie euch danski vorgestern zur Antwort gab: "Man braucht nur abzudrücken, den Rest besorgt die Natur."

El Chasqui hat gesagt: Gratulation
Gesendet am 17. September 2012 um 20:21
Herzliche Gratulation zur tollen Tour und den schönen Fotos! Das Nadelhorn wollten wir diesen Sommer auch angehen, das Wetter halt...
Gruess Urs

أجنبي hat gesagt: RE:Gratulation
Gesendet am 17. September 2012 um 20:47
Danke!


Kommentar hinzufügen»