Schesaplana 2964m und Panü(e)ler Kopf 2859m - Abstieg "via Ferrata" (Frickweg)
Zugegeben, der Titel mag verwirrend klingen. Aber a) gibt es schon zuhauf Tourenberichte dieses Klassikers und irgendwie muss man ja aus der Reihe tanzen und b) wer den Abstieg vom Schafloch hinunter auf den Schäferweg, welcher retour zur Schesaplana-Hütte führt, unter die Füsse oder eben besser gesagt unter die Hände genommen hat, der weiss den Titel zu würdigen.
Zu Beginn gleich meine Tourenanalyse:
Absolut perfekt war die Variante, mit dem Bike von Seewis 947m zur Schesaplana-Hütte 1908m zu cruisen - man erreicht so die Hütte innert nützlicher Frist und bekommt im Vergleich mit den Spezialbewilligung-zahlenden Autofahrer auch noch etwas von der einmaligen Landschaft mit. Die Abfahrt hinunter nach Seewis nach der Tour ist wie der Schlagrahm auf einem Erdbeertörtchen - schon dieses schmeckt herrlich gut, aber "mit" grenzt es eben dann schon beinahe an das Schlaraffenland. Deshalb immer "mit", aber das wissen wir Erwachsenen ja alle schon.
Nebenbei: für die Abfahrt von der Schesaplana-Hütte hinunter nach Seewis stehen auch Miet-Trottinetts bei der Hütte bereit. Wer also eine bequeme Abstiegs- bzw. Abfahrtsvariante nach Seewis sucht und kein Bike bei sich hat, der sollte nicht zögern und sich ein solches Gefährt unter die Füsse reissen.
Ebenfalls perfekt war die Rundtour-Variante mit Direktaufstieg via Schweizersteig zur Schesaplana 2964m und Abstieg über das Schafloch via Frickweg zur Schesaplana-Hütte. Spiel, Spass und Spannung garantiert - fehlt nur noch die gelbe, mühsam zu öffnende Überraschungsbox rundherum - aber dafür fehlen einem bei dieser Variante klar die helfenden Hände, diese werden lieber freiwillig an den diversen Ketten und Seilen gelassen.
Nicht lohnenswert ist meiner Meinung nach aber der Besuch des Panüeler Kopf 2859m (die Öschis nennen den Hoger zwar liebevoll Panüler, keine Ahnung, wer hier noch ein Vokal bei Glücksrad gekauft hat). Vom Wegweiser beim Schafloch bis hoch zum Gipfel - auch wenn nur ca. 150hm - begegnet man dem reinen Geröll-Wahnsinn. Man nimmt eigentlich schon fast in Kauf, dass ein übertrampter oder verstauchter Fuss in der nächsten Krankenkassen-Abrechnung erscheint. Ich hatte dieses Mal Glück, dabei wäre dieses Jahr meine Franchise so schön ausgeschöpft, dass es keinen Stutz mehr kosten würde. Natürlich, wie bei jedem Gipfel kann und soll man die Aussicht loben - die ist tatsächlich wunderschön. Vor allem der Tiefblick ist erwähnenswert aber wer diesen sehen möchte, kann auch am Schesaplana ein wenig näher an die Nordkante stehen - sieht etwa ähnlich aus.
Spass beiseite. Die Tour war ein voller Erfolg und ich würde sie mit Ausnahme des Panüler-Gipfelbesuchs (ich nenn den jetzt auch mal so) exakt so wiederholen. Und das werde ich auch, denn abgesehen von den Menschenmassen auf dem Gipfel der Schesaplana, bei meinem Besuch sicher über 100 Personen, gehört diese Tour mit Garantie zu den Klassikern im Prättigau bzw. Rättikon. Wer die Sonnenterrasse der Schesaplana-Hütte 1908m nicht besucht, ist selbst Schuld. Ein schöneres Panorama in Richtung Calanda hat man nur noch vom Schesa-Gipfel.
Ein letztes Wort noch zum "Klettersteig". Natürlich ist die Begriffswahl übertrieben, wer sich aber an durchschnittliche Blau-Weiss-Touren gewöhnt ist, der wird vermutlich ziemlich arg ins Schwitzen kommen. Der Weg vom Schafloch 2713m hinüber Richtung P. 2662 ist zwar durchgehend mit Ketten und Seilen versichert (und dies mit derart vielen Halteösen, dass ein ständiges Sichern mit einem Klettersteigset sich als äusserst mühsam entfalten würde), aufgrund der Exponiertheit dürfte aber bei manchen Wanderer an dieser Stelle trotz Sicherungseilen Feierabend sein. Sicher nicht geeignet ist diese Variante für Wander-Novizen oder quirlige Kinder - man hat vermutlich schon mit sich selbst alle Hände voll zu tun. Genug der Moralpredigt - wer sich's zutraut, soll's unbedingt versuchen, es wird sich lohnen - garantiert.
Zu guter letzt ein lieber Kurven-Gruss ins sympathische Grüsch - hoffe, Dir und dem Bike geht es gut!
Fakten:
Start Seewis 947m: 08.45 Uhr
Ankunft Schesaplana-Hütte 1908m: 10.05 Uhr
Abmarsch: 10.30 Uhr
Ankunft Schesaplana 2964m: 12.30 Uhr (Gipfelbesteigung somit 2h, inkl. 1 Verpflegungspause)
Abmarsch: 13.30 Uhr (der Männerchor sang so schön, da lohnte es sich zuzuhören...)
Ankunft Panüeler Kopf 2859m: 14.45 Uhr
Abmarsch: 15.00 Uhr
Ankunft Schesaplana-Hütte 1908m: 16.45 Uhr
Abfahrt: 17.55 Uhr (die Sonnenterrasse lädt zum Verweilen ein...)
Ankunft Seewis 947m: 18.20 Uhr
Distanz: 36,2km (inkl. 2 x 11,1km Bikeweg)
Zeit in Bewegung: 5h 55min
Auf- und Abstieg je 2400hm (wovon je 960hm mit Bike)
Hier noch der Tourenbericht von Schlumpf, nach welchem ich mich gerichtet habe. Besten Dank für die gute Vorlage!
Tour im Alleingang.
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