Grosse Rundtour "Neue Churfirsten"
|
||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
Die inoffizielle Bezeichnung "Neue Churfirsten" umfasst die Gipfelkette zwischen Seluner Joch und Arvenbühl. Die Ähnlichkeit der Gipfel mit den klassischen Churfirsten ist offensichtlich. Ihre Gesamtüberschreitung lässt sich jedoch mit vergleichsweise vernünftigem Aufwand bewerkstelligen. Technisch hingegen bieten die Neuen Churfirsten dem passionierten Alpinwanderer mehr Fleisch am Knochen als die "Toggenburger Seven Summits".
Da ich keinerlei Lust verspürte, die einsame Tour im hektischen Arvenbühl zu beenden, verlegte ich den Endpunkt im Sinne einer Rundtour ebenfalls nach Starkenbach. Somit bot sich die Gelegenheit, auf dem Rückweg noch verschiedene Kleingipfel einzusammeln.
Zum bereits siebten Mal in den letzten zwei Jahren nehm ich den Aufstieg von Starkenbach (890m) Richtung Vorder Selun in Angriff. Gähn. Ab der Alp Chalberberg (1653m) ziehe ich weglos und in direkter Linie zum Seluner Joch (2006m) hoch, wo ich zum ersten Mal den Tiefblick auf den Walensee geniessen darf. Natürlich wäre dieser kleine Umweg nicht nötig. Normalerweise steigt man direkt die völlig verwachsene Ostflanke der Wart hoch. Diese erreiche ich nun, indem ich durch ein Geröllband rüberquere, nur wenige Höhenmeter verlierend. Die letzten Aufstiegsmeter durch hüfthohes Unkraut sind an Mühsamkeit kaum zu überbieten, beim feuchten Untergrund auch nicht ganz trivial (T4+). Nicht nur hier leistet der Pickel gute Dienste.
Auf der Wart (2068m) ist erstmal ausgiebiges Frühstück angesagt. Die folgende Gratpassage auf den Schären (2184m) bildet einen ersten Höhepunkt (T5). Unmittelbar nach dem Gipfelkreuz der Wart folgen zwei Felsabschwünge. Der Zweite ist bei Feuchtigkeit - so wie heute - unangenehm rutschig und ausgesetzt. Ich mogle mich irgendwie runter. Wie
marmotta könnte man die Stelle auch mit geringem Höhenverlust über ein Grasband in der Nordflanke umgehen.
Die Passage rüber zum Nägeliberg (2163m) belohnt mit permanentem Tiefblick und bietet technisch keinerlei Schwierigkeiten (T3). Für den Abstieg in die Gocht wollte ich eigentlich die Variante durchs Grasband in der Südflanke wählen. Doch vor Ort präsentiert sich die Variante über den Westgipfel - siehe auch den Bericht von
delta - als überraschend einfach. Den prägnanten Felsriegel steigt man durch eine enge Rinne auf der Südseite ab (T5 / II) - wie gut dass ich so schlank bin. Deutlich anspruchsvoller als erwartet hab ich hingegen den folgenden Abstieg durch die Westflanke wahrgenommen. Der moosdurchsetzte, plattige Fels ist feucht und rutschig und der Tiefblick hilft wenig (T5+). Offensichtlich wähl ich nicht gerade die Ideallinie (s. Foto von
360). So bin ich erleichtert, endlich das Geröllfeld zu erreichen, welches mich zur Gocht (1952m) führt.
Einfach steig ich zum Steinmannli des Vorder Leistchamm (2098m) auf (T4), zuletzt in anregender Kraxelei in perfekt griffigem Fels. Zeit für eine weitere Pause. Nachdem ich kurz dessen höchsten Punkt besucht habe, quere ich rüber an den Fuss des Glattchamm. Leider steige ich weiter ab als nötig und gerate in ein übles Brennesselfeld - die Flecken kann man heute (drei Tage später) noch erkennen. Ich quäl mich die mittlere Rinne hoch, welche komplett durchnässt ist (T5, auch mit Seil). Gedanken an die Festigkeit der Seilverankerung versuch ich zu verdrängen. Zumindest von unten erschien mir die obere, südlichere Rinne einfacher, auch weil sie deutlich mehr Sonne erhält. Item. Mit nassen Hosen erreich ich schliesslich das Gipfelchen des Glattchamm (2098m), zweiter Eintrag in diesem Jahr nach
daenu. Das Buch liest sich wie ein "Who Is Who" der Hikr Alpinwanderszene Ost.
Wieder unten wird mir klar, dass ich den einfachsten Aufstieg auf den Mittler Leistchamm nicht kenne. Die ausgedruckten Berichte von
delta und
marmotta äussern sich diesbezüglich eher vage und der Vorschlag des Clubführers auf der Westseite tönt auch nicht vielversprechend. So probier ich zunächst durch verschiedene Risse in der Ostflanke aufzusteigen, muss aber jedes Mal abbrechen. Schliesslich entdecke ich die einfache Variante am NO-Sporn (derjenige welcher direkt gegen den Glattchamm ausgerichtet ist), T5-/II, gut sichtbar hier. Über die grasige Nordflanke steige ich die letzten Meter zum Mittler Leistchamm (2096m) hoch, wo ich prompt den Bucheintrag vergesse - entschuldige
360.
Nach dem Abstieg über die gleiche Route quere ich unterhalb des Gipfelaufbaus und steige in die Scharte vor dem Leistchamm auf - feucht, rutschig, unangenehm (T5). Der Aufstieg aus der Scharte über den Grat auf den Leistchamm (2101m) ist hingegen komplett trocken und bildet den letzten Höhepunkt der heutigen Rundtour (T5). Den letzten Felsaufschwung überklettere ich - etwas "kleingriffig" für meinen Geschmack (T5+ bis T6-) -, man könnte ihn einfach über Grasbänder auf der Nordseite umgehen.
Im Turbo sause ich den langen Rücken hinab, um über First die wenigen Höhenmeter auf den Flügenspitz (1703m) hochzusteigen. Der Regen der letzten Nacht hat den Wanderweg hier in ein ziemliches Schlachtfeld verwandelt. Über die Anhöhe des Saum (1627m) - Höhenmeter der unnötigen Sorte - folge ich dem Wanderweg Richtung Vorder Höhi, ziehe aber kurz vorher beim Chrüz rechts weg und erreiche so die Kreuzung bei P. 1498. Es folgen nun die letzten beiden Gipfel des Tages.
Zunächst weglos ziehe ich über den Rücken Richtung Häderenberg. Der auf der elektronischen LK nicht mehr bekannte Forst-/Fussweg, der weiter oben einsetzt, existiert tatsächlich noch. Er führt mich durch Wald an einen steinernen Grenzwall auf der Grathöhe. Ich folge dem Wall, den Felsriegel kurz vor dem höchsten Punkt des Häderenberg (1570m) umgehe ich auf Fussspuren nordseitig (rechts). Da ich den "Gipfel" bereits von einer Skitour kenne, erledigt sich immerhin das Rätselraten, ob ich mich nun tatsächlich auf dem höchsten Punkt befinde - die Orientierung im waldigen Gelände des Häderen ist nämlich nicht immer einfach.
Nun folgt man einfach weiter dem Rücken. Während der Häderenberg noch ein Minimum an Charme und Aussicht bietet, präsentiert sich das Gelände Richtung Mittagberg immer verwachsener. Wohl deshalb fehlt bisher ein Wegpunkt. Teils sind schwache Wegspuren vorhanden. 15 Minuten später steh ich auf dem Mittagberg (1549m), eine von dichtem Wald umgebene Graskuppe. Direkt steig ich nun nordwärts zur Alp bei P. 1325 ab. Wieviel Spass mir dieser Abstieg mit müden Beinen durch steilstes, rutschiges Waldgelände bereitet, muss ich nicht näher erläutern. Als Entschädigung bleibt der Rückweg nach Starkenbach, welcher durch einsame Toggenburger Bilderbuchlandschaft führt.
Fazit: Die Überschreitung der Neuen Churfirsten bietet alles, was das Alpinwanderherz begehrt: Tiefblicke, Gratpassagen, Kletterstellen, Einsamkeit und die nötige Portion Nervenkitzel. Ein Pickel leistet an mehreren Stellen gute Dienste. Idealerweise (aber nicht zwingend) unternimmt man die Tour nach einer längeren Trockenperiode.
Zeiten
2:45 Wart (via Seluner Joch)
0:30 Schären
0:20 Nägeliberg
0:50 Vorder Leistchamm
0:50 Glattchamm - Mittler Leistchamm
0:35 Leistchamm
0:35 Flügenspitz
0:55 Häderenberg
0:15 Mittagberg
0:35 Starkenbach
Da ich keinerlei Lust verspürte, die einsame Tour im hektischen Arvenbühl zu beenden, verlegte ich den Endpunkt im Sinne einer Rundtour ebenfalls nach Starkenbach. Somit bot sich die Gelegenheit, auf dem Rückweg noch verschiedene Kleingipfel einzusammeln.
Zum bereits siebten Mal in den letzten zwei Jahren nehm ich den Aufstieg von Starkenbach (890m) Richtung Vorder Selun in Angriff. Gähn. Ab der Alp Chalberberg (1653m) ziehe ich weglos und in direkter Linie zum Seluner Joch (2006m) hoch, wo ich zum ersten Mal den Tiefblick auf den Walensee geniessen darf. Natürlich wäre dieser kleine Umweg nicht nötig. Normalerweise steigt man direkt die völlig verwachsene Ostflanke der Wart hoch. Diese erreiche ich nun, indem ich durch ein Geröllband rüberquere, nur wenige Höhenmeter verlierend. Die letzten Aufstiegsmeter durch hüfthohes Unkraut sind an Mühsamkeit kaum zu überbieten, beim feuchten Untergrund auch nicht ganz trivial (T4+). Nicht nur hier leistet der Pickel gute Dienste.
Auf der Wart (2068m) ist erstmal ausgiebiges Frühstück angesagt. Die folgende Gratpassage auf den Schären (2184m) bildet einen ersten Höhepunkt (T5). Unmittelbar nach dem Gipfelkreuz der Wart folgen zwei Felsabschwünge. Der Zweite ist bei Feuchtigkeit - so wie heute - unangenehm rutschig und ausgesetzt. Ich mogle mich irgendwie runter. Wie

Die Passage rüber zum Nägeliberg (2163m) belohnt mit permanentem Tiefblick und bietet technisch keinerlei Schwierigkeiten (T3). Für den Abstieg in die Gocht wollte ich eigentlich die Variante durchs Grasband in der Südflanke wählen. Doch vor Ort präsentiert sich die Variante über den Westgipfel - siehe auch den Bericht von


Einfach steig ich zum Steinmannli des Vorder Leistchamm (2098m) auf (T4), zuletzt in anregender Kraxelei in perfekt griffigem Fels. Zeit für eine weitere Pause. Nachdem ich kurz dessen höchsten Punkt besucht habe, quere ich rüber an den Fuss des Glattchamm. Leider steige ich weiter ab als nötig und gerate in ein übles Brennesselfeld - die Flecken kann man heute (drei Tage später) noch erkennen. Ich quäl mich die mittlere Rinne hoch, welche komplett durchnässt ist (T5, auch mit Seil). Gedanken an die Festigkeit der Seilverankerung versuch ich zu verdrängen. Zumindest von unten erschien mir die obere, südlichere Rinne einfacher, auch weil sie deutlich mehr Sonne erhält. Item. Mit nassen Hosen erreich ich schliesslich das Gipfelchen des Glattchamm (2098m), zweiter Eintrag in diesem Jahr nach

Wieder unten wird mir klar, dass ich den einfachsten Aufstieg auf den Mittler Leistchamm nicht kenne. Die ausgedruckten Berichte von



Nach dem Abstieg über die gleiche Route quere ich unterhalb des Gipfelaufbaus und steige in die Scharte vor dem Leistchamm auf - feucht, rutschig, unangenehm (T5). Der Aufstieg aus der Scharte über den Grat auf den Leistchamm (2101m) ist hingegen komplett trocken und bildet den letzten Höhepunkt der heutigen Rundtour (T5). Den letzten Felsaufschwung überklettere ich - etwas "kleingriffig" für meinen Geschmack (T5+ bis T6-) -, man könnte ihn einfach über Grasbänder auf der Nordseite umgehen.
Im Turbo sause ich den langen Rücken hinab, um über First die wenigen Höhenmeter auf den Flügenspitz (1703m) hochzusteigen. Der Regen der letzten Nacht hat den Wanderweg hier in ein ziemliches Schlachtfeld verwandelt. Über die Anhöhe des Saum (1627m) - Höhenmeter der unnötigen Sorte - folge ich dem Wanderweg Richtung Vorder Höhi, ziehe aber kurz vorher beim Chrüz rechts weg und erreiche so die Kreuzung bei P. 1498. Es folgen nun die letzten beiden Gipfel des Tages.
Zunächst weglos ziehe ich über den Rücken Richtung Häderenberg. Der auf der elektronischen LK nicht mehr bekannte Forst-/Fussweg, der weiter oben einsetzt, existiert tatsächlich noch. Er führt mich durch Wald an einen steinernen Grenzwall auf der Grathöhe. Ich folge dem Wall, den Felsriegel kurz vor dem höchsten Punkt des Häderenberg (1570m) umgehe ich auf Fussspuren nordseitig (rechts). Da ich den "Gipfel" bereits von einer Skitour kenne, erledigt sich immerhin das Rätselraten, ob ich mich nun tatsächlich auf dem höchsten Punkt befinde - die Orientierung im waldigen Gelände des Häderen ist nämlich nicht immer einfach.
Nun folgt man einfach weiter dem Rücken. Während der Häderenberg noch ein Minimum an Charme und Aussicht bietet, präsentiert sich das Gelände Richtung Mittagberg immer verwachsener. Wohl deshalb fehlt bisher ein Wegpunkt. Teils sind schwache Wegspuren vorhanden. 15 Minuten später steh ich auf dem Mittagberg (1549m), eine von dichtem Wald umgebene Graskuppe. Direkt steig ich nun nordwärts zur Alp bei P. 1325 ab. Wieviel Spass mir dieser Abstieg mit müden Beinen durch steilstes, rutschiges Waldgelände bereitet, muss ich nicht näher erläutern. Als Entschädigung bleibt der Rückweg nach Starkenbach, welcher durch einsame Toggenburger Bilderbuchlandschaft führt.
Fazit: Die Überschreitung der Neuen Churfirsten bietet alles, was das Alpinwanderherz begehrt: Tiefblicke, Gratpassagen, Kletterstellen, Einsamkeit und die nötige Portion Nervenkitzel. Ein Pickel leistet an mehreren Stellen gute Dienste. Idealerweise (aber nicht zwingend) unternimmt man die Tour nach einer längeren Trockenperiode.
Zeiten
2:45 Wart (via Seluner Joch)
0:30 Schären
0:20 Nägeliberg
0:50 Vorder Leistchamm
0:50 Glattchamm - Mittler Leistchamm
0:35 Leistchamm
0:35 Flügenspitz
0:55 Häderenberg
0:15 Mittagberg
0:35 Starkenbach
Tourengänger:
Bergamotte

Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare (3)