Komplett-Überschreitung des Churfirsten-Fortsatzes: Von Starkenbach nach Arvenbüel "obendurch"
|
||||||||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
Lange Gratüberschreitungen sind (nicht nur auf Hikr.org) "en vogue". Was gibt es Schöneres als in der Höhe zu wandern und durchgehend Tief- und Ausblicke nach beiden Seiten geniessen zu können? Da ich hierfür keine lange (An-)Reise in Kauf nehmen wollte, fiel mir eine Uralt-Pendenz ein, die sozusagen fast "vor der Haustüre" liegt: Die Churfirsten setzen sich nach Westen bekanntlich durch gleichermassen geformte Gipfel fort, deren Namen mir noch immer nicht ganz so leicht von der Zunge gehen (ehrlich, ich musste mich vor der Tour erst mal mit den Namen und der genauen Lage vertraut machen). Zwischen Selun und Vorder Höhi reihen sich (von Ost nach West) Wart, Schären, Nägeliberg, die Leistchämme incl. Glattchamm sowie das Mikrogipfelchen Flügenspitz auf. Nicht jede der als Gipfel zu klassifzierenden Erhebungen hat auf der LK einen Namen und eine Höhenkote, namentlich Vorder und Mittler Leistchamm und der Glattchamm (aka Hikr-Chamm). Schon lange wollte ich diese etwas im Schatten der Churfirsten stehende und von mir bislang geflissentlich "übersehene" und verschmähte Bergkette in einer einzelnen Tour überschreiten. Endlich hat´s geklappt!
Liest man die Hikr-Einträge zum Mittler Leistchamm oder dem Glattchamm, fällt auf, dass sie fast ausnahmslos von Alpinwanderern mit einer ausgeprägten Affinität für die Ostschweizer Voralpen (insbesondere Alpstein und Toggenburg) stammen. Wem die vergessenen Gipfel dieser Region derart am Herzen liegen, der spendet auch schon mal ein Gipfelbuch. So gibt es auf dem Mittler Leistchamm eines von
360 und auf dem Glattchamm eines von
Alpin_Rise. Beide Gipfelbücher sind noch in bestem Zustand und weisen jeweils kaum mehr als eine Hand voll Einträge auf. Offenbar verirrt sich ausser den "üblichen Verdächtigen" fast niemand auf diese Gipfel, woran liegt´s?
Route und Schwierigkeiten dieser Tour wurden bereits hier von
Delta bestens beschrieben, er hat allerdings noch zusätzlich (von Süden kommend) den Selun über den Ostgrat bestiegen, was den Schwierigkeitsgrad nochmal um mindestens eine Stufe gegenüber der von mir durchgeführten Tour hinaufschraubt. Dafür habe ich zusätzlich noch den selten begangenen Glattchamm mit ins Programm genommen.
Einige wenige Anmerkungen und Ergänzungen sowie Beschrieb der Route, soweit sie von
Delta´s Tour abweicht:
Der Aufstieg von Starkenbach (894 m) über den Strichboden (1631 m) zu den Alpen auf Hinterselun ist wenig spektakulär und verläuft weitgehend auf Alpstrassen, die wenigstens anfangs durch schattigen Wald führen. Bis zur Alp Gampi (ca. 1760 m) sind noch einzelne Wegspuren vorhanden, danach suche bzw. bahne man sich den Weg selbst durch (gerade jetzt im Frühsommer) ziemlich verkrautetes und teilweise sumpfiges Gelände, bis der nach Norden wandartig abbrechende Gipfelkopf des Wart erreicht ist. Hier kann man entweder rechts (westlich) über mässig steile Grashalden (leichter) oder links (östlich) auf schmalen und später steil emporführenden Grasbändern (T4) um die Felswände herumgehen. Ich entschied mich für die zweite Variante, sie sah interessanter aus, ausserdem erhält die Ostseite früh Sonne und ist somit am Vormittag bereits schön trocken.
Der Grat zwischen Wart und Schären kann direkt begangen werden, ein Abbruch kurz vor der tiefsten Einsenkung zwischen den beiden Bergen verlangt jedoch grosse Vorsicht: Im Abstieg war mir die exponierte Kletterei (II auf ca. 4-5 m) angesichts der auf der Westseite noch klatschnassen und tückisch rutschigen Felsen zu heikel, so dass ich sie mit geringem Höhenverlust in der Nordflanke umging. Begeht man den Grat in der Gegenrichtung, dürfte die Stufe im Aufstieg problemlos zu meistern sein.
Die Kraxelei auf die Gipfelabdachung des Schären über dessen Ostgrat ist eine vergnügliche Sache (T5, II), zahreiche Gamsspuren erleichtern teilweise die Begehung bzw. die Orientierung.
Der Schären besteht aus mehreren Grathöggern, von denen der westlichste mit 2194 m der höchste ist. Das Gipfelbuch befindet sich jedoch auf dem Ostgipfel (erst 1 Eintrag im 2011).
Der Abstieg vom Nägeliberg ist unproblematisch, wenn man vor dem felsigen und schmalen Westgipfel-Grat in die grasige Südflanke absteigt und hier traversiert (zwar abschüssig, aber das Gras hält gut). Anschliessend auf gutem, aber immerfeuchtem Grasband auf der steil abbrechenden Westseite zu den Geröll- und Karrenfeldern absteigen. Danke
360 für den genauen Routenbeschrieb! Aktuell kann noch ein grösseres, steiles Schneefeld zum Abrutschen genutzt werden, um so den unangenehmen Abstieg über grobblockiges Geröll zu vermeiden. Wer es noch nutzen will, sollte sich allerdings beeilen…
Von der Gocht kann ohne irgendwelche Schwierigkeiten über einzelne Schrattenkalk-Felsstufen die Grathöhe des Vorder Leistchamm (grosser Steinmann auf der vorgelagerten Kuppe) gewonnen werden (T4). Ein Steinbock stand wie angewurzelt auf einem Felsvorsprung über mir und beäugte mich kritisch.
Der Glattchamm ist ein besonderes Phänomen: Wie ein Schiff erhebt sich der nach Westen und Osten in steilsten Flanken abfallende Kamm. Nähert man sich dem "Bug" von Süden, meint man erst, dass die direkte Route über die Südkante so schwer nicht sein kann. Ist aber (ohne Sicherung) wohl nur was für ganz Gewagte…
Die mittlere Aufstiegsrinne auf der Westseite wurde durch das Anbringen eines Fixseiles entschärft (T5), ohne Seil hätte ich mich in der fast senkrechten, immer feuchten und rutschigen Graswand niemals hinauf- und vor allem wieder hinuntergetraut! Auf ca. 5 m (mittlerer Teil des Fixseils) finden die Füsse auf Moosbüscheln, die kaum der Belastung eines Menschen standhalten und rutschigen, losen Steinen praktisch keinen Halt. Ist das wirklich die einfachste Linie? Wenn ich mal mehr Zeit habe, werde ich mal den nördlichen Teil des Glattchamms genauer inspizieren, mir scheint, dass dort möglicherweise eine Route zu finden sein könnte, die zwar nicht leichter, aber vielleicht weniger heikel (besser gestuft, nicht gar so nass) ist.
Dank den diversen Berichten fand ich die leichteste Route auf den Mittler Leistchamm auf Anhieb. Die "Kletterei" beschränkt sich auf wenige Meter, tellergrosse Griffe und Tritte sowie ausgeprägte Tierspuren drücken die Schwierigkeit meiner Meinung nach unter T5 (auch in Relation zu den anderen T5-Abschnitten dieser Tour, die für mich klar anspruchsvoller sind). Einfacher Aufstieg über die Nordabdachung zum Gipfelsteinmann mit dem schönen Büchlein von
360. Ganze 6 Einträge zähle ich (wenn ich es recht in Erinnerung habe) seit Eröffnung des Buchs im Jahre 2009. Und wenige Meter weiter tummeln sich die Wanderer auf dem Leistchamm und stehen sich fast auf den Füssen…
Auf dem letzten Gipfel des Tages, dem Leistchamm (2102 m) traf ich einen sympathischen Wanderer, mit dem ich dann nach längerer Gipfelrast nach Arvenbüel hinunterstieg (ca. 1 h vom Gipfel des Leistchamms).
Der wenig markante Flügenspitz (1703 m) könnte noch auf dem Abstieg vom Leistchamm "mitgenommen" werden (ca. 10 min vom "First"). Ich (er-)sparte mir jedoch diesen Aufstieg.
Liest man die Hikr-Einträge zum Mittler Leistchamm oder dem Glattchamm, fällt auf, dass sie fast ausnahmslos von Alpinwanderern mit einer ausgeprägten Affinität für die Ostschweizer Voralpen (insbesondere Alpstein und Toggenburg) stammen. Wem die vergessenen Gipfel dieser Region derart am Herzen liegen, der spendet auch schon mal ein Gipfelbuch. So gibt es auf dem Mittler Leistchamm eines von


Route und Schwierigkeiten dieser Tour wurden bereits hier von

Einige wenige Anmerkungen und Ergänzungen sowie Beschrieb der Route, soweit sie von

Der Aufstieg von Starkenbach (894 m) über den Strichboden (1631 m) zu den Alpen auf Hinterselun ist wenig spektakulär und verläuft weitgehend auf Alpstrassen, die wenigstens anfangs durch schattigen Wald führen. Bis zur Alp Gampi (ca. 1760 m) sind noch einzelne Wegspuren vorhanden, danach suche bzw. bahne man sich den Weg selbst durch (gerade jetzt im Frühsommer) ziemlich verkrautetes und teilweise sumpfiges Gelände, bis der nach Norden wandartig abbrechende Gipfelkopf des Wart erreicht ist. Hier kann man entweder rechts (westlich) über mässig steile Grashalden (leichter) oder links (östlich) auf schmalen und später steil emporführenden Grasbändern (T4) um die Felswände herumgehen. Ich entschied mich für die zweite Variante, sie sah interessanter aus, ausserdem erhält die Ostseite früh Sonne und ist somit am Vormittag bereits schön trocken.
Der Grat zwischen Wart und Schären kann direkt begangen werden, ein Abbruch kurz vor der tiefsten Einsenkung zwischen den beiden Bergen verlangt jedoch grosse Vorsicht: Im Abstieg war mir die exponierte Kletterei (II auf ca. 4-5 m) angesichts der auf der Westseite noch klatschnassen und tückisch rutschigen Felsen zu heikel, so dass ich sie mit geringem Höhenverlust in der Nordflanke umging. Begeht man den Grat in der Gegenrichtung, dürfte die Stufe im Aufstieg problemlos zu meistern sein.
Die Kraxelei auf die Gipfelabdachung des Schären über dessen Ostgrat ist eine vergnügliche Sache (T5, II), zahreiche Gamsspuren erleichtern teilweise die Begehung bzw. die Orientierung.
Der Schären besteht aus mehreren Grathöggern, von denen der westlichste mit 2194 m der höchste ist. Das Gipfelbuch befindet sich jedoch auf dem Ostgipfel (erst 1 Eintrag im 2011).
Der Abstieg vom Nägeliberg ist unproblematisch, wenn man vor dem felsigen und schmalen Westgipfel-Grat in die grasige Südflanke absteigt und hier traversiert (zwar abschüssig, aber das Gras hält gut). Anschliessend auf gutem, aber immerfeuchtem Grasband auf der steil abbrechenden Westseite zu den Geröll- und Karrenfeldern absteigen. Danke

Von der Gocht kann ohne irgendwelche Schwierigkeiten über einzelne Schrattenkalk-Felsstufen die Grathöhe des Vorder Leistchamm (grosser Steinmann auf der vorgelagerten Kuppe) gewonnen werden (T4). Ein Steinbock stand wie angewurzelt auf einem Felsvorsprung über mir und beäugte mich kritisch.
Der Glattchamm ist ein besonderes Phänomen: Wie ein Schiff erhebt sich der nach Westen und Osten in steilsten Flanken abfallende Kamm. Nähert man sich dem "Bug" von Süden, meint man erst, dass die direkte Route über die Südkante so schwer nicht sein kann. Ist aber (ohne Sicherung) wohl nur was für ganz Gewagte…
Die mittlere Aufstiegsrinne auf der Westseite wurde durch das Anbringen eines Fixseiles entschärft (T5), ohne Seil hätte ich mich in der fast senkrechten, immer feuchten und rutschigen Graswand niemals hinauf- und vor allem wieder hinuntergetraut! Auf ca. 5 m (mittlerer Teil des Fixseils) finden die Füsse auf Moosbüscheln, die kaum der Belastung eines Menschen standhalten und rutschigen, losen Steinen praktisch keinen Halt. Ist das wirklich die einfachste Linie? Wenn ich mal mehr Zeit habe, werde ich mal den nördlichen Teil des Glattchamms genauer inspizieren, mir scheint, dass dort möglicherweise eine Route zu finden sein könnte, die zwar nicht leichter, aber vielleicht weniger heikel (besser gestuft, nicht gar so nass) ist.
Dank den diversen Berichten fand ich die leichteste Route auf den Mittler Leistchamm auf Anhieb. Die "Kletterei" beschränkt sich auf wenige Meter, tellergrosse Griffe und Tritte sowie ausgeprägte Tierspuren drücken die Schwierigkeit meiner Meinung nach unter T5 (auch in Relation zu den anderen T5-Abschnitten dieser Tour, die für mich klar anspruchsvoller sind). Einfacher Aufstieg über die Nordabdachung zum Gipfelsteinmann mit dem schönen Büchlein von

Auf dem letzten Gipfel des Tages, dem Leistchamm (2102 m) traf ich einen sympathischen Wanderer, mit dem ich dann nach längerer Gipfelrast nach Arvenbüel hinunterstieg (ca. 1 h vom Gipfel des Leistchamms).
Der wenig markante Flügenspitz (1703 m) könnte noch auf dem Abstieg vom Leistchamm "mitgenommen" werden (ca. 10 min vom "First"). Ich (er-)sparte mir jedoch diesen Aufstieg.
Tourengänger:
marmotta

Communities: ÖV Touren
Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare (12)