Fählenschafbergturm (2128 m) - Westl. Fählenturm (2224 m) und ein alter, vergessener Weg


Publiziert von marmotta , 5. August 2012 um 02:08.

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum: 4 August 2012
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-AI   CH-SG   Speer-Mattstock 
Aufstieg: 1350 m
Abstieg: 1420 m
Strecke:Brülisau, Pfannenstiel - Plattenbödeli - Alp Sämtis - Stiefel - Fählensee - Alp Häderen - Fählenschafbergturm - Löchlibetter - Westlicher Fälenturm - Löchlibettersattel - Oberchellen - Meglisalp - Seealpsee - Wasserauen
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Brülisau, Kastenbahn
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Wasserauen
Kartennummer:LK 1115 Säntis (1:25.000)

Was soll ich über den Alpstein noch gross erzählen? Dass es für mich "das Schönste Gebirge der Welt" ist, dürfte so langsam hinlänglich bekannt sein. Ganz besonders gefällt mir der wilde und einsame Abschnitt der Mittleren Kette zwischen Löchlibettersattel und Freiheittürme, den man meist nur mit den Steinböcken und Alpsteinadlern teilt.
 
Da meine Tour nur eine Art "Upgrade" dieser von Ivo66 bereits in bewährter Weise hervorragend dokumentierten gemeinsamen Tour darstellt, will ich nur kurz auf den Abschnitt eingehen, wo ich meiner eigenen Wege ging:
 
Alp Häderen - Fählenschafbergturm (T5)
 
Will man den grasigen Kamm zwischen Fählenschafberg (2104 m) und dem Fählenschafbergturm (2128 m) auf möglichst effizienter Route erreichen, folgt man mit Vorteil noch ein Stück dem Wanderweg in Richtung Löchlibetter-Altmannsattel, bis dieser auf ca. 1900 m nach Westen unter die Südwände der Fälentürm abknickt. Man erspart sich so den mühsamen Gang über mehr oder weniger stark verkrautetes Weidegelände mit kraftraubenden Schrattenkalkfelsen- und löchern. Das Geröllfeld unter den Südabstürzen des Fählenschafberturms nach Nordosten aufsteigend querend, erreicht man anschliessend schnell die abschüssigen Grasbänder, die um den steilen Südostsporn des Schafbergturms herumleiten. Ich widerstand der Versuchung, bis zum obersten Grasband unter der plattigen Südwand des Schafbergturms aufzusteigen - das Risiko, dass dieses Band ins Nirwana führt oder mich zumindest in sehr heikles Gelände bringt, wollte ich nicht eingehen. Stattdessen wählte ich ein breites Grasband auf einer Höhe von ca. 1920 m, welches jedoch ebenfalls "um die Ecke herum" in steilen Wänden abbricht. Also stieg ich noch eine Stufe höher und gelangte so in artenreicher Botanik, garniert mit einzelnen Schrofen, problemlos in die Rinne jenseits des Südostsporns, in der ich auf dieser Tour anfangs Juni bereits einmal abgestiegen war. Am besten steigt man in dieser Rinne, durch die hier eine erdige Runse verläuft, ein Stück hinauf bis zu einem grasigen Absatz. Von hier weg wählte ich -wie schon im Frühsommer im Abstieg- die Schrofenflanke rechterhand, in der mehrere, wenig markante Sporne verlaufen. Man ist hier in der Routenwahl ziemlich frei - mit etwas Spürsinn für´s Gelände muss, trotz der beträchtlichen Steilheit, der Wohlfühlbereich bis zum Ausstieg am Kamm des Fählenschafbergs nie verlassen werden. Das Gelände ist -auch dank der regelmässigen Begehung durch Steinwild- recht gut gestuft. Achtung: Das lange Gras ist derzeit sehr feucht und dementsprechend rutschig. Mit Vorteil hält man sich daher an die Schrofenfelsen, wobei diese selbstverständlich auf ihre Festigkeit hin zu überprüfen sind.
 
Kurz vor Erreichen der Kammhöhe hielt ich nach links (Nordwesten), wo man unterhalb des Fählenschafbergturms bald auf passable Wegspuren trifft, die steil zum Nordostfuss dieser Felsbastion hinaufführen. Die nordseitige Traverse des Fählenschafbergturms ist unproblematisch und bis auf eine kurze Stelle, wo etwas exponiert auf ein schmales, unteres Grasband gewechselt wird, nirgends ausgesetzt. Die Tiefblicke über die Nordflanke hinunter ins Tälchen von Oberchellen sind jedoch gewaltig!
 
Diesmal wählte ich nicht -wie bei meiner ersten Begehung des Schafbergturms- die steile und brüchige Nordwand, sondern die deutlich einfachere, aber etwas umständlichere Route durch den Westkamin (T5-, I). Um in diesen Kamin zu gelangen, muss man am Ende der nordseitigen Traverse des Schafbergturms einige Meter absteigen und die Westausläufer des Turms queren (eine Stelle etwas unangenehm über Geröll). Der Auf- und Abstieg im Westkamin selbst ist einfach, sind mehrere Personen in der Rinne, ist infolge des vielen losen und grobblockigen Materials entsprechende Vorsicht geboten.
 
Der exponierte Gipfel bietet erwartungsgemäss einen fantastischen Tiefblick zur Fählenalp und dem Fählensee. Leider ist auch das Gipfelbuch, das zuletzt das uralte Buch von 1948 ersetzt hatte, bereits nach wenigen Jahren durch Witterungseinflüsse unbrauchbar geworden, so dass ich in das erst vor gut 2 Wochen neu deponierte und eröffnete Gipfelbuch den 3. Eintrag setzte.
 
Da Ivo66 und Lena bereits auf dem Westlichen Fälenturm auf mich warteten, verweilte ich nicht allzu lange an diesem einmaligen und wunderschönen Platz und stieg weiter über den Kamm bis zum Beginn der Fälentürm. Die Überschreitung dieser zerissenen und unnahbar wirkenden Türme ist für mich (noch) kein Thema, schon gar nicht unter Zeitdruck. Also erreichte ich den Löchlibettersattel (P. 2162) über die bewährte Traverse unter den Nordwänden hindurch. Die weiter unten in Felswänden abbrechende Geröll- und Schuttflanke der "Löchlibetter" kann mit der nötigen Vorsicht ohne Schwierigkeiten gequert werden (T4). Meist finden sich gute Tierspuren, im letzten Drittel steigt man mit Vorteil bis zum Wandabschluss auf, um dort auf gutem Band entlang der Felswände durchzuschlüpfen. Die Ausscheidungen der Vierbeiner zeugen davon, dass auch die Tiere diesen Weg wählen…
 
Sobald es das Gelände zulässt, stieg ich zum Grat auf, über den ich -den beiden schaurig tiefen Karstlöchern in der stark bewachsenen Südflanke ausweichend- nach wenigen Minuten den Gipfel des Westlichen Fälenturms (2224 m) und damit wieder meine beiden Tourenpartner erreichte.
 
Mit dem spannenden Direktabstieg vom Löchlibettersattel zur Meglisalp via Oberchellen betrat ich wieder einmal Neuland im doch ansonsten altbekannten Alpstein (ja, es gibt auch für mich in diesem Gebirge noch immer neue Wege und Gipfel zu entdecken!). Der einst als Wanderweg angelegte und ausgeschilderte Steig wird zwar seit etlichen Jahren offiziell nicht mehr unterhalten und ausgewiesen, ist aber dennoch gut zu begehen. Kurz bevor man das Geröllfeld im Tälchen erreicht, ist allerdings eine tief eingefressene Runse bzw. Felsschlucht zu überqueren. Dummerweise hatte sich hier ein pickelharter Altschneerest gehalten, der ohne die entsprechende Ausrüstung (Pickel, evtl .Steigeisen) nur sehr heikel überwunden werden kann. In der feuchten Kühle der Löchlibetterwände grundsätzlich nichts Ungewöhnliches, aber auf einer Höhe von weniger als 2000 m im August für uns doch eher überraschend. Immerhin weist am Ausstieg ein uraltes, völlig verrostetes Schild in verblichener, nostalgischer Schrift darauf hin, dass der Weg gesperrt sei…     

Tourengänger: Ivo66, marmotta, Lena


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Kommentare (1)


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WoPo1961 hat gesagt:
Gesendet am 5. August 2012 um 14:34
"Nur" noch 3,5 Wochen, dann sind wir wieder Nachbarn von deinem Lieblingsgebirge! Ob ich aber SOLCHE Touren überhaupt schon wieder gehen kann, bleibt eine spannende Frage. Vermutlich nicht in der 1. Woche unserer Ferien. Aber schaunwama..Geduld ist ne Tugend, die einen Bogen um mich gemacht hat! :-)
Schöne Tour habt ihr gemacht, krieg schon kribbelige Beine beim Lesen!
schönen Gruß aus dem Haxenlazarett
WoPo


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