Westlicher Fälenturm 2224 m - und ein Abenteuer auf dem alten Löchlibetterweg


Publiziert von Ivo66 , 4. August 2012 um 20:18.

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum: 4 August 2012
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-AI 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1350 m
Abstieg: 1420 m
Strecke:Pfannenstil - Plattenbödeli - Alp Sämtis - Fählensee - Löchlibettersattel - Westlicher Fälenturm - Löchlibetterweg - Meglisalp - Seealpsee - Wasserauen
Kartennummer:1:25'000 Säntis

Um es gleich vorwegzunehmen: Der alte Löchlibetterweg, ein nicht mehr unterhaltener ehemaliger Wanderweg im Alpstein, ist zur Zeit aufgrund eines pickelharten, steilen Schneefelds in einer Rinne auf etwa 1800 m. ü. M. praktisch unpassierbar. Dennoch bewältigten wir die Stelle mit viel Fantasie, Unternehmergeist und Mühe. An einem 4. August haben wir an dieser Stelle nun wirklich nicht mehr mit derartigen Schneemassen gerechnet; das Schneefeld erreichte nahe der es umgebenden Felsen eine Höhe von gut 3 Metern. Aber mehr dazu später.

Die Wetterprognosen waren für heute alles andere als rosig: Blitz, Donner, Hagel und starker Regen, vor allem in der zweiten Tageshälfte, dazwischen auch sonnige Abschnitte. So inetwa lautete am Morgen das Verdikt. Also galt es, geschickt eine Tour auszuwählen, wo jederzeit ein schneller Rückzug in sichere Gefilde möglich sein würde. Wir beschlossen, zunächst mal von Brülisau loszuwandern Richtung Fählensee und die Tour womöglich noch weiter auszubauen, stetig den Blick zum Himmel gerichtet.

Der Himmel zeigte sich meist freundlich, die vielen Wolken schienen noch zu keiner Bedrohung zu werden, als wir unbehelligt plötzlich am Löchlibettersattel standen und sogleich den Westlichen Fälenturm bestiegen, die höchste Erhebung der Fälentürme in der mittleren Alpsteinkette zwischen Altmann und Freiheit/Hundstein. marmotta beurteilte die Wetterlage noch euphorischer und unternahm solo einen Abstecher die steilen Grashalden hinauf zum Schafbergturm. Auf dem Gipfel des Westlichen Fälenturms sollten sich unsere Routen wieder vereinigen.

Wir genossen die Gipfelrast auf diesem selten besuchten Berg mit seinem beeindruckenden Blick über die Fälentürme, zum Altmann und dem Säntis sowie zu den beiden anderen Alpsteinketten. Das Gipfelbuch, immer noch nass und nur mit viel Mühe beschreibbar, weist immer noch wenige Einträge auf, den letzten von tricky.

Die Wolken begannen sich allmählich etwas zu verdichten. Wir beschlossen spontan, den Abstieg über den alten Löchlibetterweg unter die Füsse zu nehmen und so ziemlich rasch via Meglisalp und Seealpsee nach Wasserauen abzusteigen. Im SAC-Clubführer wird von der Benutzung dieses nicht mehr unterhaltenen, langsam zerfallenden Weges abgeraten. Er ist aber mit der notwendigen Vorsicht immer noch recht gut begehbar, wenn man über entsprechende Bergerfahrung verfügt.

Das Abendteuer am Löchlibetterweg:

So ging der Abstieg zügig vor sich, die vorherrschende Nässe und die rutschigen Steine mahnten zu entsprechender Vorsicht. Unvermittelt standen wir in einer geröllig-felsigen Runse kurz vor dem Ausstieg aus dem alten Weg vor einem scheinbar unüberwindbarem Hindernis: Einem dicken, steinharten Schneefeld, unter welchem der Weg hindurchführte. Ein Ausrutscher hätte hier verheerende Folgen gehabt. In einem etwas weniger steilen Bereich gelang es marmotta schliesslich unter grösster Vorsicht, Schritt für Schritt den Hartschnee zu passieren. Inzwischen quälte ich mich akrobatisch um das Schneefeld herum, was mit Klettereinlagen auf tropfnassem Fels verbunden war. Ein grosser Felsblock rutschte unter meinem Fuss weg und verschwand donnernd in einem grossen Loch unter dem Schneefeld. Also hiess es, noch vorsichtiger ans Werk gehen.

Noch vor marmotta erreichte ich die andere Seite der Runse und half ihm vom hohen Schneefeld herunter, indem ich mit einem scharfen Stein, einige Tritte in die Schneewand schlug. Auch Lena folgte meiner Variante und turnte sich tapfer zwischen nassem Fels und hartem Schnee über rutschiges Geröll. Wir waren froh, die Stelle bewältigt zu haben, nachdem wir uns zuvor lange beraten hatten, nach Alternativen gesucht und sogar einen Aufstieg zurück zum Löchlibettersattel in Erwägung gezogen hatten.


Der Abstieg über die Meglisalp zum Seealpsee, immer noch bei vorwiegend sonnigem Wetter, war dann wieder ein Genuss und müde liessen wir uns in Wasserauen in den erstbesten Wagen der Appenzeller Bahn fallen.

Routenbeschreibung:

Pfannenstil - Plattenbödeli - Fählensee - Löchlibettersattel (T1, T2, zuletzt T3)

Auf markiertem Weg erreicht man zunächst über Fahrsträsschen, später auf guten Bergwegen den Fählensee, dem man entlang folgt (Richtung Altmannsattel). Der letzte Teil nach der Alp Häderen ist dann etwas ruppig und führt teilweise durch hohes Gras und Karrenfelder.

Löchlibettersattel - Westlicher Fählenturm (T4)

Man folgt mehr oder weniger dem grasigen Kamm, einigen tiefen, riesigen Löchern ausweichend und erreicht ohne besondere Schwierigkeiten, zuletzt über einfache Felsen und kurz etwas ausgesetzt den hübschen Gipfel.

Abstieg über den alten Löchlibetterweg (T4)

Vom Löchlibettersattel ist beim Wegweiser der alte Weg gut erkennbar. Obwohl nicht markiert, ist er meist gut erkennbar, auch wenn er am Zerfallen ist. Man durchquert weiter unten zwei markante Runsen (die untere wie oben erwähnt zur Zeit mit viel Schnee gefüllt und bei diesen Verhältnissen sehr heikel). Eine steile Stelle ist mit uralten Drahtseilen (Vorsicht Verletzungsgefahr aufgrund einiger Defekte) und einigen verrosteten Eisentritten versichert. Zuletzt erreicht man über Geröllhalden den Weg, der vom Rotsteinpass zur Meglisalp führt (T2).

Von der Meglisalp führt ein sehr gut versicherter, aber oft feuchter und entsprechend rutschiger Steig zum Seealpsee (T3), wo das Fahrsträsschen steil hinunter nach Wasserauen führt (T1).

Tourengänger: Ivo66, marmotta, Lena


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