Rundwanderung zu Piz Surgonda Ostgipfel (3196 m) und Muot Cotschen (2864 m)


Publiziert von rkroebl , 1. August 2012 um 00:49.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Oberhalbstein
Tour Datum:31 Juli 2012
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m
Strecke:La Veduta - P. 2331 - Val d'Agnel (bis ca. 2650 m) - P. 2819 - Piz Surgonda Ostgipfel - P. 3160 - Fuorcla Alva - Muot Cotschen - Fuorcla Cotschna - Valletta dal Güglia - Alp Güglia - Julierpass - La Veduta (17 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto zum Hospiz La Veduta (wenige öffentliche Parkplätze)
Kartennummer:1256 Bivio / Ausschnitt map.geo.admin.ch / GPS etrex 30

Da ich den Piz Julier im Visier hatte/habe und zwei Tage Zeit, ging es darum, einen zweiten interessanten Berg im Oberhalbstein zu finden. Ich habe zwar gesucht, wurde aber nicht fündig, irgendwie. Da habe ich dann gefragt, bei einem der die Gegend kennt, wie seine Hosentasche - kein Wunder, führt er doch auch Tinizong in der Adresse: Ivo66 war freundlicherweise wieder bereit, mich per Mail zu coachen und empfahl mir (unter Anderen) den Piz Surgonda Ostgipfel. Da hielt mich nichts mehr im Flachland, so schnell wie möglich machte ich mich auf an den Julier!

Kurz vor der Passhöhe (in Richtung Engadin) bietet sich das Hospiz La Veduta als Ausgangspunkt an, für diese Tour in karge, aber um so dramatischere Mondlandschaften, eine Gegend in der die bizarrsten Steinformationen herumstehen, als wäre das da ein Museum dafür. Eine Gegend auch, in der die Farben des Gesteins oft innerhalb weniger Meter von Rosa auf Grün, von Grün auf Schwarz und Schwarz auf Hellbraun wechseln.  Der Piz Surgonda ist eigentlich ein klassischer Skitourenberg, ich kann aber mit Nachdruck verkünden, dass er auch ohne Schnee sehr viel hergibt.

Von La Veduta aus geht man auf dem Bergwanderweg mal ein schönes, langes Stück in Richtung Jenatschhütte durchs Val d'Agnel. Man gewinnt etwas an Höhe. Ab ca. 2650 m gilt es dann, den Wanderweg - heute war er stark frequentiert - in die Einsamkeit und Einöde zu verlassen. Wo genau und in welche Richtung ist bei den Fotos dokumentiert. Ist man auf dem Südgrat am Fuss des namenlosen Vorgipfels P. 3160 eingetroffen (kleines Steimanndli), bieten sich zwei Varianten für den Gipfelangriff. Entweder steil geradeaus auf den Vorgipfel und von dort über den Gipfelgrat zum Ziel. Oder man schlängelt sich schräg ansteigend an der Südflanke durch eine steile Schutthalde zum Sattel zwischen Vorgipfel und dem Ostgipfel des Piz Surgonda. Ich habe für den Aufstieg letztere Variante gewählt und das ging auch ganz einfach - weil ich Stöcke dabei hatte. Ohne, würde man wohl auf jeden Schritt einen halben wieder zurückrutschen, denn man tendiert in dem oft recht feingebröselten Schutt zu 'schwimmen'.  Vom Sattel aus ist der Gipfel dann in wenigen Minuten einfachen Gehens auf dem Grat erreicht. Wunderbare Aussicht in alle Richtungen, Den Piz Julier mit der Bündner Prominenz im Hintergrund, Tiefblicke in die Mondlandschaft unter einem, Sicht auf die Firnfelder auf der anderen Seite unterhalb Piz Surgondas und des benachbarten Piz d'Agnel.

Hier gäbe es auch einen Übergang zum nur ca. 250 m entfernten Westgipfel. Allerdings scheint mir der sehr scharfe Grat zwischen den Gipfeln extrem schmal und sehr brüchig. Kein Wunder, ist eine knapp sichtbare Trampelspur zu sehen, die vom Ostgipfel weit in die Südflanke hinunter geht und den Grat dann ca. 50 Hm tiefer umgeht. Das scheint die Normalroute für den Übergang zu sein. Ich habe mich auf den Ostgipfel beschränkt, weil ich andere Pläne hatte. Zudem hatte ich auf dem Südgrat beim Steinmanndli vor dem P. 3160 meinen Rucksack deponiert - und ich hatte Hunger!

Im Abstieg konnte ich mir dann nicht verkneifen, den Vorgipfel doch auch noch zu besteigen und somit auf der anderen möglichen Route wieder zu meinem Proviant zu kommen. Würde man P. 3160 nicht besteigen, hätte man glaube ich irgendwie das Gefühl nicht richtig oben gewesen zu sein, obwohl der eigentliche Ostgipfel ja noch 36 m höher ist. Von dieser Seite her ist P. 3160 mit kurzer, leichter und nicht ausgesetzter Kletterei verbunden. Der Abstieg zurück auf den Südgrat ist unproblematisch, wobei auch hier die Stöcke doch sehr gut zum Einsatz kamen.

Statt wie ursprünglich geplant direkt via Fuorcla Alva und Muottin ins Juliertal abzusteigen, baute ich aus Tatendrang spontan noch den fast 'gratis' zu habenden Muot Cotschen in die Tour ein. Das war ein glücklicher Entscheid, denn der Aufstieg auf den vis-à-vis vom Piz Valletta liegenden Spitz hat mir seit langem wieder einmal den Anblick von Edelweiss beschert. Da es inzwischen etwas nieselte, gesellte sich dann weit unter mir im Tal ein breiter Regenbogen zur sonst schon spektakulären Aussicht auf den Piz Julier. Also, wenn man eh schon dort durch kommt, sind die paar Hm eine gute Investition!

Der lange Abstieg entlang der Julia, einem hier glasklaren, wunderschönen Bergbach, kann etwas in die Knie gehen. Befor die Menisken platzen ist allerdings die Julier-Passstrasse erreicht, entlang der man schnell und bequem wieder zurück zum Parkplatz bei La Veduta kommt.

Eine super schöne Tour war das! Bleibt, mich ganz herzlich bei Ivo66 zu bedanken. Deine Detailbemerkungen  zur Route waren dermassen präzise, dass ich davon ausgehen muss, dass Du da oben wirklich jeden Stein kennst - und da hat's bekanntlich viele!

Tourengänger: rkroebl


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Geodaten
 12119.gpx Piz Surgonda / Muott Cotschen

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Kommentare (7)


Kommentar hinzufügen

Ivo66 hat gesagt: Gratulation
Gesendet am 1. August 2012 um 21:06
Hallo Ray

Gratulation zum Piz Surgonda. Ein toller Berg - im Sommer selten bestiegen, so liebe ich es. Schöne Fotos hast Du geschossen; ich freue mich immer über die (eher seltenen) Berichte über die einsamen Berge des Oberhalbsteins.

Beste Grüsse,

Ivo

rkroebl hat gesagt: RE:Gratulation
Gesendet am 1. August 2012 um 23:04
Hi Ivo

Hey, danke. Und keine Sorge, ich habe von Dir ja jetzt eine Liste mit potenziellen Zielen in der Region!

Den Piz Julier habe ich jetzt auch hinter mir - ein fantastischer Berg. Er hat mich aber so geschlaucht, dass ich erst morgen dazu kommen werde, einen Bericht zu schreiben. ;-)

Schönen Abend,
Ray

Bergpoetin hat gesagt:
Gesendet am 2. August 2012 um 14:26
Den Proviant hast aber zwischen Vorgipfel und Muot Cotschen schon noch abgeholt? Aus der Beschreibung geht das nämlich nicht exakt hervor ;)

rkroebl hat gesagt:
Gesendet am 2. August 2012 um 17:18
Haha! Ja den Rucksack habe ich nach P.3160 natürlich noch eingesammelt und Äpfel und Riegel gefuttert, bevor ich mich zum Cotschen trollte. ;-)

Gruess,
Ray

rkroebl hat gesagt: In eigener Sache
Gesendet am 2. August 2012 um 17:16
Sämtliche Fotos zu diesem Bericht wurden mit viel besseren Kopien ersetzt. Sorry für die ursprünglich schlechte Bildqualität, sie war auf eine sehr exotische, Files verschrumpfende Internetverbindung zurückzuführen.

Danke,
Ray

Gelöschter Kommentar

rkroebl hat gesagt: RE:Sehr schöne Tour...
Gesendet am 2. August 2012 um 22:27
Ich kann sie nur empfehlen! Die absolute Einsamkeit in dieser Steinwüste da oben hat ihren Reiz! Von einigen Stellen aus kann man um sich schauen, wie man will, man selber scheint das Einzige zu sein, das nicht aus Stein ist.

LG, Ray


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