Piz Morteratsch 3751 - mit gequetschter Steinschlagwade


Publiziert von Nicole , 1. August 2012 um 18:58.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Berninagebiet
Tour Datum:26 Juli 2012
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Piz Bernina   Bernina-Gruppe 
Aufstieg: 1260 m
Abstieg: 1260 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Übernachtung und Akklimatisation - ein Tipp: www.berninahaus.ch / Preisgünstig, sehr nett und leckeres Essen :-)
Unterkunftmöglichkeiten:www.vs-wallis.ch SAC Boval Hütte

Es sollte das Saison-High-Light werden, die Bernina-Tour im Festsaal der Alpen. Ein harter Bündner Granit, das unbeständige Wetter sowie meine operierte Ferse machten zum Teil den Vorhaben den Gar aus...

Wie üblich reisten wir am Vorabend bereits an. vauacht reservierte zwei Zimmer im Berninahaus, welches sich als echter Tipp zum Übernachten herausstellte. Die Zimmer sind schnuggelig, man ist herzlich willkommen und das Essen schmeckt lecker. Schon seit Wochen bereiten wir uns auf diese Tourentage vor, dementsprechend war die Vorfreude bei allen dreien gross. Für mich war diese Gegend Neuland und als ich die berühmten Pizen sah, wurde mein Bergherz ehrfürchtig.

Aufstieg zur Boval-Hütte 25. Juli 2012
Etwas nach 10 Uhr trafen wir unseren "pfunds" Bergführer Tassilo. Die Wiedersehensfreude war beidseitig gross, ja als trifft man einen guten alten Freund! Bei Kaffee besprachen wir die Tour wie auch Varianten, denn die Wettervorhersagen waren für Samstag, Sonntag gar nicht gut angesagt. Zuversichtlich und plaudernd machten wir uns auf den Hüttenweg. Wir wählten die Variante oberhalb der Moräne mit deutlich weniger Touristen. Die Wolken hingen tief doch blieben wir von Regen verschont. Bei der Boval-Hütte angekommen erspähte ich eine Rösti mit Ei - ja so was musste es jetzt auch sein...hhmmmm!

Nebst eindrücklichen Touren war es mir ein spezielles Anliegen viel zu lernen wie z.B. Spaltenrettung, Seilhandhabung, Selbstaufstieg, Sicherungen und und und...So machten wir es uns an einem nah gelegenen Felsklotz gemütlich und lernen den Selbstaufstieg inklusive "Rammeltechnik" (der Ausdruck kommt von Tassilo), welche beim Spaltenausstieg angewendet wird. Hangelnd und rammelnd hatten wir unseren Spass und natürlich auch einiges gelernt ;-).

Gut und reichlich verköstigt galt es bald den Schlaf zu finden, denn um 04:00 Uhr war das Frühstück für die Piz Morteratsch Anwärter vorangeschlagen.

Piz Morteratsch 26. Juli 2012
Gleich hinter der Hütte begann der Aufstieg. Meist steil und schuttig schlängelt sich der Weg hoch. Wir umgingen die Restschneefelder in den Felsen. Kurz vor dem Klettereinstieg galt es sich die Helme auf den Kopf zu schnallen und ans Seil einzubinden. Tassilo wollte mich am Schluss wissen. Zügig kamen wir voran und schlossen bald auf die erste grössere Seilschaft auf. Eine kurze Felsplatte mit einem Absatz musste überklettert werden. Plötzlich rumpelte und polterte es über mir und schon erfasste mich ein Reifen grosser, harter Bündner Granit. Geistesgegenwärtig und geschmeidig, bei einer Grösse von zwei Metern, wie eine Katze wich vauacht zum Glück dem Stein aus. Kurz gesammelt realisierte ich einen stechenden Schmerz am rechten Bein. Das aufgerollte Hosenbein brachte eine gröbere Wadenquetschung und grössere Schürfungen zum Vorschein. Schmerzmittel rein, Merfen und Pflaster drauf, auf die Zähne beissen und weiter gehts! Mein "Grind" ist fast so hart wie Granit ;-)...

In nun nicht mehr so brüchigen Kletterpartien (max. II Grad) überholten wir die holländische Gruppe mit Bergführer und standen bald schon an der Fuorcla da Boval, welche wir westseitig überquerten zum Tschierva Gletscher hin. Mit Steigeisen ging es südlich, nahe des Felsausläufers auf teils Blankeis steil hoch zur Kuppe. Nun etwas flacher und in gutem, aufgeweichten Trittschnee östlich ausholend über das Gletscherdach hoch zum Gipfel des Piz Morteratsch.

WAHRLICH es ist wohl der schönste und beeindruckende Anblick der sex-iester Bergkurve - DER BIANCOGRAT. Wir hatten an diesem Tag beste Wetterbedingungen, warm, fast windstill und einen tiefblauen Himmel! Ausser dem Steinschlag war es ein perfekter Aufstieg zum Piz Morteratsch! So kosteten wir auch die Ausblicke aus und sogen die um uns liegenden Bergschönheiten ein. Doch auch solche Momente müssen enden, der Abstieg will in Angriff genommen werden. Mein Bein schmerzte arg und ich musste weitere Schmerzmittel einnehmen. In etwa mittig des Biancogrates flog die Rega Alpinisten aus, wir hofften im Stillen es war nur das Zeitmanagement!

Der Abstieg im nun sehr aufgeweichten Firn ging zügig voran. In der steilen Blankeisstelle sicherte uns Tassilo mittels Eisschrauben ab. Die nachkommende holländische Gruppe machte es uns gleich. Ich freute mich sehr auf das Klettern und übernahm die Front. Das Klettertraining zahlte sich aus und der Abstieg war für mich reiner Genuss. Nicht so der weitere schottrige Abstieg bis zur Hütte. Die nun auf das doppelte angeschwollene Wade und die zunehmende Wärme behinderten mich arg. Somit kam mir der Weg unendlich lang vor und ich war an der Hütte ankommend kurz fix und foxi.

Aufgepäppelt mit zwei "surä Moscht" und einem Eisverband für mein Bein war ich bald wieder fit. Von der holländischen Gruppe erntete ich einen neuen Namen - ich sei ein Biggel, was so viel wie "hart im Nehmen" bedeutet :-).

Nach dem Abendessen besprachen wir den nächsten Tag wie auch das weitere Vorgehen. Angedacht war der Aufstieg zum Fortezza Grad zur Marco-e-Rosa Hütte und am Samstag den Piz Bernina über den Spallagrat zu besteigen. In Anbetracht der drohenden Kaltfront auf Samstag und Sonntag sowie mein lädiertes Bein, entschlossen wir einen Gletscherausbildungstag einzulegen...

Nachtrag - hier noch der Link der Website von Tassilo
http://bergfieber.com/2012/08/01/spass-und-ernst-hochtouren-coaching-in-der-bernina/#more-1129


Tourengänger: Nicole, Vauacht


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Kommentare (7)


Kommentar hinzufügen

Bergpoetin hat gesagt:
Gesendet am 1. August 2012 um 21:32
Mädel Mädel, Du machst mir so Sachen...ausnahmsweise nicht auf den Bauch gehört?

Henrik hat gesagt: RE:
Gesendet am 2. August 2012 um 12:10
Im Glarnerland am Vrenelis...wieder eine tödlicher Unfall....laut GLPolizei....

Nicole hat gesagt: RE:
Gesendet am 2. August 2012 um 19:45
...die traurige Nachricht habe ich gestern auch mit Schrecken gehört...

Frangge hat gesagt: Gute Besserung
Gesendet am 1. August 2012 um 23:10
Hi Nicole,

Da wünsch ich deinem Bein Gute Besserung - und ich beschwer mich über Blasen an den Füssen...

Aber schön dass ihr einen ansonsten schönen Tag am Piz Morteratsch hattet. An den denke ich gerne zurück - meine erste Hochtour dort auch bei perfekten Bedingungen.

Gruss
Der Frangge

Nicole hat gesagt: RE:Gute Besserung
Gesendet am 2. August 2012 um 19:46
Auch Blasen können extrem schmerzen lieber Frangge!

Trotzdem es war eine schöne Tour auf den Morteratsch.

LG zurück
Nicole

Vauacht hat gesagt:
Gesendet am 2. August 2012 um 11:23
Danke fuer den netten Bericht! Es waren super Tage...die Berge rennen uns ja nicht weg :)

Nicole hat gesagt: RE:
Gesendet am 2. August 2012 um 19:47
...hoffe in deinem Sinne verfasst ;-) - da freuen wir uns doch auf baldige weitere Touren!

Viva us Kuuhr
Nicole



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