Piz Morteratsch 3741m / Piz Tschierva 3546m
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Gipfelziele mit unvergesslichen Gipfelaussichten
Nach einer ruhigen und angenehmen Nacht in der Bovalhütte SAC sind wir gut erholt von unserer Vortages-Tour auf den Piz Cambrena sowie den Piz d'Arlas. Die Beine fühlen sich zwar noch ziemlich schwer an, dafür aber bleibt der Rucksack verhältnismässig leicht, denn nach unserem Besuch auf dem Piz Morteratsch und evtl. noch Piz Tschierva wollen wir wieder zurück in die Bovalhütte SAC, wo wir unser Materialdepot haben und von wo aus wir dann Richtung Bahnhof Morteratsch das Bernina-Gebiet verlassen werden.
Der Aufstieg auf den Piz Morteratsch ist schon genügend beschrieben worden - es sei hier einfach nochmals erwähnt, dass der einfachste Aufstieg über die mit roten Punkten markierte Route führt, welche oberhalb des flachen "Plateau" am Ende des Aufstiegsweges beginnt. Der Einstieg ist durch einen grossen roten Kreis an einem Fels markiert - am besten man schaut oberhalb des erwähnten Plateaus direkt geradeaus steil hoch und dann sollte man die Markierung gut sehen. Von da aus führen zahlreiche rote Markierungen hoch zur Fuorcla da Boval 3347m - zwischendurch darf auch mal noch kräftig zugepackt werden, die Schwierigkeiten bewegen sich jedoch meist im IIer- und nur ganz selten im knappen IIIer-Gelände.
Nach der Fuorcla da Boval über die mit aktuell Trittschnee versehenen Westflanke auf den Nordgrat des Piz Morteratsch und über diesen direkt steil hoch - ebenfalls aktuell mit perfekten Trittschnee-Bedingungen - zu P. 3611. Es folgt noch die flachere Fortsetzung des Nordgrates und schon nach 3h 35min gratulieren wir uns zum erreichten Gipfel des Piz Morteratsch 3741m.
Ja, der Gipfel hält, was er verspricht und was unten im Tal über ihn gesagt wird: eine unvergesslich, schöne Aussicht bzw. Einsicht in den wohl schönsten Grat der Ostalpen: den Biancograt, das Juwel des Bernina-Massivs. Wer hier auf dem Piz Morteratsch steht und den Grat vor Augen hat, der will entweder möglichst bald ebenfalls diese Himmelsleiter begehen oder aber erinnert sich gerne zurück an dieses lange, anspruchsvolle, jedoch garantiert unvergessliche Bergerlebnis. Für uns Momente der Erinnerung, der Freude, des Verständnis für das Bergsteigen.
Den Abstieg wählen wir über die flachere Variante durch die Nordostflanke und erreichen so wieder den Nordgrat. Von diesem steil, aber unschwierig hinunter auf den den Vadrettin da Tschierva. Während Schlumpf aufgrund eines früheren Besuches auf dem Piz Tschierva sich bereits auf den Abstieg zur Bovalhütte macht, besuchen
Joerg und ich noch den gleich nebenan liegenden "Schutthaufen", welcher als Gipfelziel auch aus meinen Augen nicht wirklich empfehlenswert ist, sich jedoch als "Photopoint" für die Nordwestflanke des Piz Morteratsch bestens eignet. Noch immer geniessen wir wie schon Tags zuvor Traumwetter, weshalb auch diese Eindrücke mit der steil abfallenden Firn- und Eiswand und dem dahinter ersichtlichen Biancograt unvergesslich bleiben.
Über die selbe Route erreichen wir somit auch bald wieder die Fuorcla da Boval 3347m und steigen von dieser zurück zur Bovalhütte SAC 2495m. Vorsicht Steinschlag - es empfiehlt sich, nach Erreichen des Firnes unterhalb des Abstieges von der Fuorcla da Boval sofort das Gelände zu verlassen.
Dass nun eine 200 oder 300köpfige Gebets- und Gesangstruppe, welche beinahe allesamt sich mit selbst mitgebrachtem Speis und Trank verköstigen und aber dennoch alle Bänke und Tische der Bovalhütte belegen, die Bergruhe stört, hätte definitiv nicht sein müssen. Diese kommen scheinbar 1 Mal pro Jahr zur Bovalhütte - was für eine Ehre, dass gerade wir diesen Fresshaufen treffen konnten...
Als letzte Etappe - die Heimkehr in die Zivilisation - wählten wir den wunderschön gelegenen und absolut gelenkschonenen Hüttenweg, welcher in angeschriebenen 1 3/4h direkt zum Bahnhof Morteratsch 1896m führt. Diesen erreichten wir bereits schon nach 1 1/4h, hatten aber auch Lust auf ein Glacé, weshalb die Schritte lang und das Tempo immer schneller wurde...
2 absolut fantastische Bernina-Tage liegen zurück, perfektes Wetter und beste Verhältnisse, 4 besuchte Gipfel und super Stimmung innerhalb der Seilschaft - einmal mehr hatten wir das Glück auf unserer Seite und wie so oft kehren wir auch dieses Mal bereits mit Gipfelplänen für die Zukunft nach Hause... Danke Joerg und
Schlumpf für dieses tolle Abenteuer mit Euch! Auf ein Neues...
Fazit: Wer den Biancograt aus nächster Nähe - ohne diesen jedoch zu berühren - sehen möchte, dem sei der Piz Morteratsch mehr als empfohlen. Selbstverständlich bietet sich der Gipfel auch ohne diese Aussicht als Gipfelziel an, der Aufstieg von der Bovalhütte SAC beinhaltet immerhin alle Arten von Aufstieggelände und je nach Verhältnisse sogar auch noch Blankeis. Wir seilten uns für den Gipfelaufstieg ab dem Nordgrat an, im Aufstieg mehr der Psyche und im Abstieg der Spalten wegen, heuer hätte man jedoch auch darauf verzichten können. Pickel und Steigeisen gehören jedoch zur Grundausstattung. Der Piz Tschierva ist als Gipfelziel nicht wirklich lohnenswert, bietet aber tolle Fotomöglichkeiten in die Morteratsch-Nordwestwand und ebenso auch Tiefblicke zum Hotel Roseg-Gletscher. Dank der Nähe zum Bahnhof Morteratsch und des wunderschön in die Natur eingearbeiteten Hüttenweges würde ich zum Verlassen des Gebietes diese Variante bevorzugen - ausser aber, man ist noch nie durch das Val Roseg gewandert, dann lohnt es sich auf alle Fälle, via Tschiervahütte und Hotel Roseg-Gletscher abzusteigen (wo man dann die Möglichkeit eines Kutschentaxis für CHF 18.00 pro Person hat).
Tourenzeiten:
Bovalhütte - Piz Morteratsch: 3h 35min (normal)
Einstieg Piz Tschierva - Gipfel Piz Tschierva: 25min (joerg) bzw. 30min (
bombo) --> zügig!!
Piz Morteratsch - Piz Tschierva - Bovalhütte: 3h 30min (normal)
Bovalhütte - Morteratsch Bahnhof: 1h 15min (eher zügig)
Route Nr. 450 (ZS-) & 465 (L) - SAC Alpinführer Bündner Alpen 5 - Pierino Giuliani
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