Berge im Norden Ecuadors


Publiziert von Meeraal , 15. Januar 2012 um 22:22.

Region: Welt » Ecuador
Tour Datum: 1 Januar 2012
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: EC 
Zeitbedarf: 12 Tage
Aufstieg: 3500 m
Abstieg: 3500 m

Da ich letztes Jahr schon einen längeren Bericht über Ecuador eingestellt habe, http://www.hikr.org/tour/post31883.html möchte ich hier nicht allzuviele Worte machen, sondern mich auf das Wesentliche und Neue beschränken. Geplant waren Fuya-Fuya, Imbabura, Cotacatchi, Cayambe, Antisana und Chimborazo.
Unser Bergführer war Diego, ein Einheimischer, der seit 25 Jahren im Geschäft ist, sehr gut Englisch spricht und mit dem wir sehr zufrieden waren. Jederzeit würde ich mit ihm wieder auf Tour gehen. Thank you, Diego.

28.12.2011: Fuya-Fuya:
Ein einfacher Weg durch Grashänge führt ab Laguna Mojanda in Richtung Gipfel. Später teilt sich der Weg, so dass der Gipfel von zwei Seiten bestiegen, bzw. überschritten werden kann. Besondere Schwierigkeiten gibt es kaum und der Berg ist praktisch zu jeder Tageszeit und bei jedem Wetter machbar, Zeitbedarf maximal 3 Stunden für Auf- und Abstieg, inklusive Gipfelrast. Fazit: Der Berg dürfte einer der weltweit einfachsten 4000er sein.

29.12.2011: Imbaburra Norte:
Unterkunft bei einer einheimischen Familie in einer einfachen aber sehr gepflegten Hütte, einheimische Küche, alles aus dem eigenen Garten der Familie, sehr gut und sehr schmackhaft.
Noch in der Dunkelheit geht es los, ab etwa 3300 Meter zu Fuß. Erst wieder durch Grasland, dann über Fels. Mein Tourenpartner blieb auf etwa 4250 Metern wegen einer Erkältung zurück, ich gehe allein mit dem Bergführer weiter. Ab etwa 4300 Meter leichte Felskletterei, max. I, eine Stelle II. Gipfel ist leider mit Namen vollgeschmiert, aber sonst sehr schön. Zeitbedarf etwas weniger als 7 Stunden insgesamt.

30.12.2011: Cotacatchi:
Übernachtung im Zelt auf 4035 Meter. Nachts schlug das Wetter um, ich ging aber trotzdem mit dem Bergführer los, mein Tourenpartner blieb wegen seiner Erkältung zurück. Der Wind brachte Regen von Nordosten, das Wetter insgesamt sehr ekelhaft und Temperaturen knapp über Null. Trotzdem gingen wir bis ca. 4650 Meter. Der Regen hatte inzwischen zwar aufgehört, aber ich war außen nassgeregnet und von innen nassgeschwitzt, außerdem müsste man ab hier über nassen Fels im III. Grad weiterklettern. Da dieser Berg für uns ohnehin aber nur ein Akklimatisationsberg war, beschlossen wir daher auf den Gipfel zu verzichten und umzukehren. Der Cayambe würde hoffentlich auch ohne den Cotacatchi gehen. Nachmittags wurden wir dafür mit einer sehr schönen Aussicht auf den wunderschönen Cuycocha-Lake mit seinen Inseln entschädigt.  

01.01.2012: Cayambe:
Übernachtung in der Cayambehütte, 4620 Meter. Der Weg dorthin ist derartig schlecht, dass er inzwischen selbst für Geländewagen eine echte Herausforderung darstellt. Wenn die Erosion weiterhin in diesem Tempo fortschreitet, wird er im nächsten Jahr wohl nur noch zu Fuss, zu Pferd oder mit Kettenfahrzeugen passierbar sein.
Pünktlich zum Jahreswechsel, genau um 0 Uhr ging ich mit dem Bergführer los. Da die Erkältung meines Tourenpartners immer noch nicht besser ist, entschließt er sich auf der Hütte zu bleiben. Bergführer Diego plante 6 Stunden für den Aufstieg, also genau bei Sonnenaufgang am Gipfel zu sein. Da wir aber trotz noch immer schlechter Akklimatisation nur 5 Stunden und 30 Minuten benötigten, war es noch dunkel, als wir den Gipfel als erste Seilschaft erreichten. Dafür pfiff oben aber ein sehr starker Wind, der den Aufenthalt am Gipfel schnell unangenehm machte. Da ich keine Lust hatte, alle Klamotten aus dem Rucksack zu ziehen und anzuziehen, entschieden wir uns nach einigen Minuten, wieder abzusteigen. Der Weg vom/zum Gipfel führt über eine 50° Steilstufe, die gequert werden muss. Hier darf man nicht abrutschen, da sich direkt darunter eine riesige Spalte befindet, das Ganze ist aber bei den derzeit guten Schneeverhältnissen auch kein Problem. Unterwegs kamen uns noch einige Seilschaften entgegen, darunter eine, die so langsam war, dass bezweifelt werden muss, ob sie jemals den Gipfel erreicht hatte. Gegen 8 Uhr waren wir wieder zurück auf der Hütte, wo inzwischen ebenfalls ein starker Wind blies. Zeitbedarf insgesamt 8 Stunden

04.01.2012 Antisana:
Da am Cayambe die Akklimatisation noch nicht sonderlich gut war, beschlossen wir, den Antisana noch dazwischenzuschieben. Übernachtung im Zelt auf ca. 4560 Metern. Über Nacht schlug das Wetter um und wir wurden eingeschneit. Selbst mit dem Geländewagen war es alles andere als einfach, aus der Gegend wieder rauszukommen. An einen Gipfelaufstieg war bei diesen Verhältnissen nicht zu denken. Unterwegs musste Diego mit seinem Geländewagen sogar noch das Auto von zwei anderen Leuten aus dem Schneematsch ziehen, die steckengeblieben waren.

06.01.2012 Chimborazo:
Übernachtung in der Carrelhütte (untere Hütte). Kurz nach der Ankunft trafen wir unseren letztjährigen Bergführer mit seiner Gruppe auf dem Rückweg. Alle seine Leute, oder zumindest der größte Teil von ihnen hatten den Gipfel erreicht. Es sah also gut aus. Am Spätnachmittag fing es jedoch auch hier an zu schneien und um halb 11 in der Nacht schneite es immer noch. Diego und ich gingen jedoch trotzdem los, während eine andere Gruppe erst abwartete. Später erreichten wir die Whymperhütte wo sich mehrere Gruppen mit ihren Bergführern überlegten, ob sie nun losgehen sollten oder nicht. Allgemein wurde dann beschlossen bis 12 Uhr abzuwarten und dann eine Entscheidung zu treffen. Bis dahin hieß es abwarten und Tee trinken. Es schneite weiterhin und kurz nach 12 entschieden sich die ersten Gruppen, wieder schlafen zu gehen. Einige Bergführer warteten noch eine Zeit lang, aber da es auch weiterhin stark schneite, war man sich einig, dass damit auch das Lawinenrisiko steigen würde. Daher war ein Aufstieg eigentlich nicht mehr zu verantworten, was auch uns zur Rückkehr in die Carrelhütte bewegte. Leider wurde daher diesmal wieder nichts mit dem höchsten Berg Ecuadors. Das ist zwar ärgerlich, aber Sicherheit geht vor. Immerhin waren Diego und ich die Einzigen, die bei diesem Wetter überhaupt losgegangen waren und ich habe auf der Whymperhütte ein paar nette Leute kennengelernt. Tags darauf überlegten wir, es am Abend nochmals zu versuchen, aber da die Wolken schon am Vormittag dichtmachten, war abzusehen, dass dies nicht viel Sinn machen würde. So verließen wir die Hütte gegen 12 Uhr Richtung Ambato.   

Fazit der ganzen Sache: Eine sehr schöne Reise durch ein sehr schönes Land mit leider nicht ganz so schönem Wetter. Den Chimborazo habe ich natürlich weiterhin in meinem Wunschprogramm, den Antisana kann man eventuell auch noch mitmachen wenn man schonmal dort ist. Vielleicht sollte man es einfach mal in der Trockenzeit, im Mai/Juni/Juli versuchen, auch wenn es dort in dieser Zeit sehr stürmisch sein soll. Eine Reise nach nach Ecuador, nur wegen eines einzigen Berges halte ich jedoch sowohl aus finanziellen, als auch aus Gründen des Klimaschutzes für wenig sinnvoll. Da aber die Berge Boliviens ebenfalls auf meiner Wunschliste stehen, bin ich sicher wieder einmal in Südamerika und ein Abstecher nach Ecuador, auf dem Rückweg von Bolivien sollte immer drin sein. Bei dieser Gelegenheit können dann die noch fehlenden Ecuadorianischen Berge nochmals versucht werden.
Zu guter letzt möchte ich die Gelegenheit nutzen, mich bei einigen Leuten zu bedanken: Bei meinem Tourenpartner, dem es aufgrund einer hartnäckigen Erkältung leider nur gelang, den ersten Gipfel zu besteigen, aber auch bei Benno, der für uns in Ecuador alles zu unserer besten Zufriedenheit organisiert hat, bei unserem Koch Diego und natürlich bei unserem Führer Diego, der wirklich hundertprozentige Arbeit geleistet hat, wie sie besser nicht hätte sein können. Gerne würde ich wieder mit Diego unterwegs sein.

Diego, if you read this, I will take this chance to say thank you again. It was really a pleasure for us, to have you as our guide. I hope, to see you again and maybe we can go together to Chimborazo in a few years. Thank you and best Regards, Michael


http://www.hikr.org/user/Meeraal/

Tourengänger: Meeraal


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Kommentare (6)


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Vauacht hat gesagt: Gratulation!
Gesendet am 16. Januar 2012 um 09:03
Schon lange habe ich auf Deinen Bericht aus Ecuador gewartet!

Gratulation zu den bestiegenen Gipfel, insbesondere des Cayambe!

Dass es mit den Chimborazo wieder nicht geklappt hat, nun, that's life. Es ist halt doch nochmal was anderes als ein 4000er bei uns, auch wenn manche Leute sagen: "ist ja nur ein technisch einfacher WS+". Das Wetter ist unberechenbar und die Bedingungen muessen stimmen, ansonsten kann so eine Besteigung trotz "nur WS" zu einem Himmelfahrtskommando werden.

Auf jeden Fall wuensche Dir schon jetzt viel Spass in Bolivien! Evtl. trifft man sich ja da mal auf einem "Hoeger", wir ziehen naemlich dieses Jahr auch anstatt nochmals Ecuador Richtung Chile/Bolivien los :)

Gruesse

Meeraal hat gesagt: RE:Gratulation!
Gesendet am 17. Januar 2012 um 10:54
Hallo und vielen Dank für die Glückwünsche.

Da stimme ich Dir vollkommen zu. Einen 6000er würde ich nie als WS bezeichnen. Das mag zwar für den Weg zum Gipfel zutreffen, aber dazu kommen noch andere Faktoren, wie zum Beispiel Höhe, Wetter, Wind usw. Zudem hat der Chimborazo den Ruf, unter bestimmten Bedingungen extrem lawinengefährdet zu sein. Besser einmal zuviel umkehren als zuwenig. Davon abgesehen ergibt sich ja bei der nächsten Südamerikareise erneut die Chance, den Berg nochmals zu versuchen.

Bolivien klappt bei mir frühestens 2013. Da wirst Du wohl etwas früher dort sein, aber auf Deinen Bericht freue ich mich schon.

Viele Grüße,

Michael

Nicole hat gesagt: RE:Gratulation!
Gesendet am 23. Januar 2012 um 18:16
....so-so Grosser...gahsch üs wieder frömd ...grins

Nicole hat gesagt: wenn auch verspätet...
Gesendet am 23. Januar 2012 um 18:16
doch nicht minder herzlicher

GRATULATION

auch von meiner Seite!!!!

Meeraal hat gesagt: RE:wenn auch verspätet...
Gesendet am 23. Januar 2012 um 19:48
Vielen herzlichen Dank.

Gruß,

Michael

HikeFlyer hat gesagt: Bergführer
Gesendet am 27. März 2016 um 13:14
Hallo

Du scheinst mit dem Bergführer sehr zufrieden gewesen zu sein. Hast Du dessen Kontaktdaten (www., E-Mail)?

Beste Grüsse


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