Oberaarhorn (3629 m) - zum wunderbaren Sonnenaufgang über dem Nebelmeer


Publiziert von boerscht , 7. Oktober 2018 um 15:26.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Oberhasli
Tour Datum:28 September 2018
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Strecke:20,0 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Über den Gimselpass und der kostenpflichtigen Bergstraße Oberaar zum PP am Oberaarsee
Kartennummer:https://map.geo.admin.ch

Endlich mal bei stabilem Wetter frei, also ab in die Berge. 6 Tage Hochtouren im Wallis sind angesagt. Ich war zuvor noch nie im Wallis, also bin ich verdammt gespannt was mich da erwarten wird. Der erste 4000er ist auch eingeplant. Zunächst soll es aber etwas zum aklimatisieren werden, das Oberaarhorn, hatte ja leider beim letzten mal wegen schlechten Wetters schon nicht geklappt.

Tag 1:

Berghaus Oberaar - Oberaarsee - Oberaargletscher T2; 1 h:


Nach gemütlicher Anfahrt sind wir gegen Mittag am Oberarstausee. Die Sonne scheint und es ist keine Wolke zu sehen, perfekt. Über die Staumauer geht es an das nördliche Ufer des Oberaarsees und an diesem entlang weiter zum Beginn des Oberaargletschers. Der Weg entlang des Sees zieht sich ordentlich in die Länge, gerade auch weil wir ihn vor 3 Wochen schonmal gegangen sind.
Das Gletschertor hat sich im Vergleich zu vor 3 Wochen erschreckend stark verändert und ist kaum wieder zu erkennen. Die Spalte in die wir uns damals abgeseilt hatten ist nun völlig mit Schutt gefüllt. Verrückt wie schnell sich die Landschaft hier verändert.

Oberaargletscher - Oberaarjoch - Oberaarhornhütte WS-; 4 h:

Der Großteil des Gletschers ist aper und so gehen wir unangeseilt, jedoch mit Steigeisen hinauf. Einige große Spaltenzonen sind zu durchqueren. Bei Schneeauflage ist der Oberaargletscher alles andere als ungefährlich. Es hat doch recht viele, teils große Spalten, gerade im oberen Teil. Wir halten uns eher am rechten Rand des Gletschers, hier kommt man ganz gut durch. Einige hundert Meter vor dem Oberaarjoch liegt Schnee und wir seilen uns dann doch lieber noch an. Die letzten 3 Wochen ohne Sport und die Höhe machen sich schon etwas bemerkbar und wir kommen schnaufend am Oberaarjoch unterhalb der Hütte an. Der Aufstieg zur Oberaarjochhütte erfolgt zunächst über ein hässliches Schuttfeld, dann folgt eine Leiter und durch die Gallerie zum Schutz vor Steinschlag gehts auf die Terrasse der Hütte.
Die Hütte hat schon geschlossen, der Winterrraum aber auf, naja also eigentlich ist die ganze Hütte auf.
Es hat einen Gaskocher, jede Menge Geschirr und Strom, nur Wasser muss man selbst mitbringen oder Schnee schmelzen. Die Toilette in der Hütte ist auch zugänglich und das Lager super. Erstaunlich warm ists auch, da die Sonne den ganzen Tag auf die Hütte scheint, so sparen wir es uns, den Ofen anzuheizen.
Den Rest des Nachmittags verbringen wir mit Essen, mitgebrachtes Bier trinken, in der Sonne sitzen und die tolle Aussicht von der Terasse genießen. Die Hütte haben wir heute wohl für uns alleine.
Zum Sonnenuntergang erkunden wir noch etwas den Weg hinauf zum Oberaarhorn. Die Fernsicht ins Wallis zu Matterhorn und co. ist der Knaller und auch das Finsteraarhorn über der weiten Gletscherfläche gibt eine gute Figur ab. Bis spät abends schießen wir im dunkeln noch Fotos. Als dann noch die Milchstraße über den Walliser 4000ern auftaucht staunen wir nicht schlecht. Gegen 22:00 Uhr schaffen wir es uns loszureißen und endlich zu schlafen, es soll ja schließlich zum Sonnenaufgang auf den Gipfel gehen.

Tag 2:

Oberaarjochhütte - Oberaarhorn - Oberaarjochhütte T4+, 1, WS-; 1:20 h:


Gegen 5 Uhr verlassen wir die Hütte und stehen zu unserem Erschrecken leider in dichtem Nebel. Na toll, ob das noch was wird mit dem Sonnenaufgang ? In der Hoffnung über den Nebel zu kommen steigen wir einfach mal hinauf. Die Kraxelei führt über Geröll, Blöcke und ist durchwegs einfach. Meist Gehgelände und nicht sonderlich steil, die Hände braucht es nur am Anfang direkt hinter der Hütte mal kurz. Der richtige Weg ist dank guten roten Markierungen auch in dichtem Nebel und Dunkelheit einfach zu finden. Nach etwa 45 Minuten ist das Schnee-/ Eisfeld unter dem Gipfel erreicht. Leider immernoch alles im Nebel. Hier ziehen wir Steigeisen an und nehmen den Pickel in die Hand. Über Blankeis, welches jedoch gut zu gehen ist gehts weiter in Richtung Gipfel. Urplötzlich brechen wir keine 10 Meter unter dem Gipfel aus dem Nebel heraus und stehen wie auf Wolken über einem riesigen Nebelmeer, aus dem nur die höchsten Gipfel herausschauen. Einige Freudenschreie können wir uns da nicht verkneifen, damit hatten wir wirklich nicht mehr gerechnet. Die letzten Meter zum Gipfel rennen wir nun voll motiviert über das Eis.
Über etwas vereisten Fels gehts in leichter Kletterei (I) zum Gipfelkreuz und dem doch etwas ausgesetzten, nicht sehr geräumigen Gipfel.
Der folgende Sonnenaufgang war wohl das tollste Erlebnis, was ich bisher in den Bergen hatte. Die hohen Gipfel über dem Nebelmeer leuchten in der Sonne und langsam reißt der Nebel auf und gibt Blicke ins Tal frei. Die Kamera lief hier auf hochtouren. Etwa eine Stunde bleiben wir am Gipfel und genießen die Aussicht. Da wir jedoch am Nachmittag noch einen weiteren Hüttenaufstieg vor haben, müssen wir uns wohl oder übel losreißen und wieder absteigen.
Die Oberaarjochhütte ist in etwa 45 Minuten vom Gipfel aus wieder erreicht. Hier packen wir noch unser restliches Zeug ein und es gibt noch was zu Frühstück.

Oberaarjochhütte - Oberaargletscher - Berghaus Oberaar WS-, T2; 4 h:

Über den nicht enden wollenden Oberaargletscher steigen wir unseren Spuren vom aufstieg folgend, durch das Spaltenwirrwar hinab zum Oberaarsee. Irgendwie dauert der Absteig jedoch länger als gedacht und wir sind erst gegen 14 Uhr wieder am Auto. Oha das wird stressig, wollen wir doch noch weiter nach Saas Fee und zum Abendessen pünktlich auf die Almagellerhütte.


Das Oberaarhorn ist ein genialer Aussichtsberg und dank der nahen Hütte auch zum Sonnenaufgang gut möglich. Wenn dann die Verhältnisse noch so wie angetroffen sind und der Winterraum komplett leer ist wirklich eine geniale Tour die nicht hätte besser sein können. Außer dem elendig langen Weg über den Gletscher.


Tourengänger: boerscht


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Kommentare (6)


Kommentar hinzufügen

Fabse_94 hat gesagt: Glückwunsch
Gesendet am 7. Oktober 2018 um 16:22
Glückwunsch zu der Tour, wirklich überragende Fotos!

VG Fabian

boerscht hat gesagt: RE:Glückwunsch
Gesendet am 7. Oktober 2018 um 16:25
Hi Fabian,

vielen Dank, freut mich zu hören.

Gruß Adrian

roger_h hat gesagt:
Gesendet am 8. Oktober 2018 um 08:26
Hoi Adrian

Du bist wahrlich Glückpilz! Da hast du definitiv einen perfekten Abend und einen perfekten Morgen erwischt, zur richtigen Zeit am richtigen Ort!

Gruss und weiterhin schöne Touren,
Roger

boerscht hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. Oktober 2018 um 09:19
Hi Roger,
und wir dachten im aufstieg noch der ganze Latsch über den Gletscher war umsonst...war echt Glück.

Danke, dir ebenfalls schöne Touren,
Adrian

nprace hat gesagt: Mega Bilder
Gesendet am 8. Oktober 2018 um 09:02
Auch von meiner Seite chapeau zu den fantastischen Bildern! Mitsamt den Besten die ich hier gesehen habe.
VG.Nic

boerscht hat gesagt: RE:Mega Bilder
Gesendet am 8. Oktober 2018 um 09:20
Vielen Dank Nic, freut mich sehr wenn die Bilder gefallen.

Gruß Adrian


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