Vorder Glärnisch-Überschreitung S/N


Publiziert von Bombo , 8. Mai 2011 um 01:52.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum: 7 Mai 2011
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Glärnischgruppe 
Zeitbedarf: 7:45
Aufstieg: 1880 m
Abstieg: 1920 m
Strecke:Schwanden - Schwändi - Guppen Unterstafel - Mittler Guppen - Sienentobel - Furggle - P. 2092 - Vorder Glärnisch 2327m - Gleiter - Mittelstafel - Tschingel - Hinter Saggberg - Vorder Saggberg - Unter Sagg - Glarus Bahnhof
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit PW oder ÖV bis nach Schwanden Bhf
Kartennummer:LK 1:25'000, Bl 1153 Klöntal

Vorder Glärnisch-Überschreitung von Süd nach Nord


Fast schade, wer den Vorder Glärnisch besucht und dabei die Südseite auslässt. Die wirklichen Perlen verbergen sich nämlich auf dieser, der Sonne zugewandten Seite - sei das der wilde, von Menschenspuren grösstenteils verschonte Aufstieg durch die Leimplanggen vorbei an der gelben Wand hinauf zu den "Chilchli", die Tief- und Wandblicke vom Gareplatz (oberhalb Chilchli) Richtung Traverse oder dann je nach Vorliebe der Aufstieg durch das brüchige, steile Couloir hinauf zur  Furggle 2086m. Um der Sache noch ein bisschen Pfiff zu geben, bewältigten wir den Aufstieg von Schwanden 521m aus und stiegen ebenso bis nach Glarus 476m ab - so geht man dann mit immerhin 1900hm in den Beinen nach Hause und weiss am Abend, was man gemacht hat...

Start kurz nach 07.30 Uhr beim Bhf Schwanden 521m und den gelben Wandermarkierungen folgend bis nach Schwändi P. 738 bzw. ein paar Meter weiter vorne noch vor der Brücke. Weiter nach Guppen Unterstafel 916m nach Mittler Stafel 1233m und von dort das Sienentobel bzw. den Bach überquerend durch die Leimplanggen hinauf und vorbei an den 2 kleinen Hütten bei P. 1496. Spärlichen, vom Alter gezeichneten gelben Wegmarkierungen folgend erreicht man schon bald die markante gelbe Wand, wo unser Aufstiegsweg mit demjenigen von Schwändisienen zusammenkommt. Links an der gelben Wand vorbei, ein gut begehbares Grasband hinauf und sehr guten und auch vielen Markierungen folgend hoch zu den Chilchli - eine markante, unübersehrbare kleine Felsbastion mit mehreren Türmchen. Es geht nun wieder steiler aufwärts, jedoch ohne Schwierigkeiten. Bei P. 1998 erreicht man für den Moment den höchsten Punkt - hier hat man auch eine prächtige Einsicht in die 2 möglichen Aufstiegsvarianten: 1. weiter den Markierungen folgend durch den im erstem Moment beinahe unbezwingbaren Schuttkessel oder 2. steil hinauf kletternd und kraxelnd durch das Couloir, welches direkt zur Furggle führt. Zuerst geht es aber für beide Varianten wieder ein paar Höhenmeter hinunter und einen Augenblick später muss man sich dann für eine der obigen Varianten entschieden haben, denn hier trennen sich die Wege.

Wir entscheiden uns für die Couloir-Variante (T5+ II-III), als Ideenlieferant diente uns der informative Bericht von ricardo. Über die Schwierigkeitsstufe kann man hier vermutlich diskutieren - ich für meinen Teil hatte heute aufgrund des sehr brüchigen und beinahe nicht sicherbaren Geländes eine meiner grössten mentalen Schwächen überhaupt, weshalb ich diese Route aufgrund potentiellen Gefahren eher im T6-Bereich ansiedeln würde, Kletterschwierigkeit II bis III. Bei anderen T6-Routen hatte ich bisher auf alle Fälle nie diese Probleme, wobei ganz klar die Tagesform und die persönliche Einstellung zum Gelände bzw. positive oder negative Erfahrungen mit unter eine grosse Rolle spielen. Dank den vertrauten Worten von Robert und der mehrfach eingesetzten Reepschnur - wobei die Absicherung aufgrund fehlenden, stabilen Sicherungspunkten teilweise direkt am Vorsteiger stattfand - erreiche auch ich noch die Furggle links von P. 2086. Wie schön es doch ist, wieder im Leben zu sein und einfach nur lachen und geniessen zu können! Ehrlich, für einen bzw. mehrere Momente während diesem Couloir-Aufstieges war es mir überhaupt nicht mehr zum Lachen zumute, im Gegenteil. Doch schreibe Negatives in Sand und meissle Positives in Stein - so wirst Du im Leben glücklich und zufrieden sein.

Mit diesen Gedanken verlassen wir die Furggle 2086m bzw. 2092m und folgen mehr oder weniger dem Südwest-Grat und erreichen über unschwierigen, jedoch kräfteraubenden Schutt um 11.45 Uhr nach exakt 4 1/4 h (inkl. Pausen und viel Zeitverschwendung im Couloir) das Gipfelkreuz des Vorder Glärnisch 2328m. Und wer die Batterie des Fotoapparates nicht geladen hat, der wird fortan nun auch keine Fotos mehr schiessen können...

Die Aussicht, wie so oft in den Glarner Alpen, könnte mit dem Tödi, dem Hausstock und natürlich dem Vrenelisgärtli (bzw. dem impossanten Guppengrat) nicht schöner sein. Einzig der Himmel ist über den grossen Glarner Riesen teilweise nicht stahlblau, was uns aber aufgrund der heutigen Leistung nicht weiter stört.

Für den Abstieg ins Klöntal folgen wir den blau-weissen Markierungen bis zur Alp Gleiter 1472m - wenn immer möglich auf Schnee oder Schutt gelenkschonend abrutschend - und wählen dort die vermutlich geografisch längere, aber schönere und sicher bedeutend weniger begangene Route via Mittelstafel 1450m, Vorder Schlattalpli, Tschingel 1144m nach Hinter Saggberg P. 1050. Eigentlich hätte man hier noch zum Bergrestaurant Schwammhöchi 1097m hochlaufen sollen, denn die sonnige Terrasse mit fantastischer Aussicht auf den Klöntalersee und furchteinflössendem Einblick ins Chalttäli, welches hinauf zum Vrenelisgärtli führt, könnte nicht besser gelegen und nicht schöner sein.

Wir entscheiden uns jedoch für den Abstieg nach Glarus, weshalb wir zuerst der Strasse bis Vorder Saggberg 905m folgen und dort auf markiertem Wanderweg via Unter Sagg, Widen, Bleiche, Oberdorf zum Bahnhof Glarus 476m absteigen. Wir erreichen unser Ziel um 15.15 Uhr nach 2 3/4h seit unserem Gipfelaufbruch. Während Robert gleich mit dem soeben einfahrenden Zug die Heimreise antritt, möchte ich den Tag noch zu Ende geniessen. So fahre ich nochmals hoch zum beinahe wasserlosen Klöntalersee, geniesse ein Nickerchen am Ufer bei Rhodannenberg und lasse es mir dann bis fast zum Sonnenverschwinden noch kulinarisch gutgehen im Berggasthaus Schwammhöchi. Eine Empfehlung für Jung und Alt, für Wanderer, Biker oder einfach auch nur "Tagesausflügler".


Fazit:

Wie immer, wenn die Schwierigkeiten hinter einem liegen - man ist stolz und glücklich über die gemachte Tour. Trotz massiven Ängsten im Couloir blicke ich auf eine absolut tolle und empfehlenswerte Tour zurück und kann mich einmal mehr bei Robert für die fantastische Stimmung sowie die gekonnte und überlegte Sicherung im Couloir bedanken. Empfehlen kann ich ganz klar die Süd- / Nordüberschreitung (von Schwanden oder Schwändi aus) und wer auf den brüchigen Nervenkitzel im Couloir verzichten möchte, der folgt nach P. 1998 einfach weiter den Markierungen und erreicht dann die Furggle in einer bedeutend kürzeren Zeit, als wir heute benötigten.

Merci Robert - Du weisst warum :-)


Zeiten:

Schwändi ab: 07.30 Uhr
Vorder Glärnisch an: 11.45 Uhr
Vorder Glärnisch ab: 12.30 Uhr
Hinter Saggberg an: 14.15 Uhr
Glarus an: 15.15 Uhr

Total 7h 45min inkl. alle Pausen


Fotos:

Infolge Batterieschwäche stieg mein Fotoapparat am Gipfel des Vorder Glärnisch aus. Ich verweise deshalb gerne auf den Bericht und die Bilder von Robert, welche demnächst hier auf Hikr erscheinen werden.


Tour mit Robert von den alpinos.

Tourengänger: Bombo, alpinos


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Kommentare (2)


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Ursula hat gesagt: Gratulation
Gesendet am 9. Mai 2011 um 05:45
Hallo Dominik

Dein Bericht geht wahrlich unter die Haut. Herzlichen Glückwunsch zu Eurer, schlussendlich toll gemeisterten Tour!

l.G. U.

Bombo hat gesagt: RE:Gratulation
Gesendet am 9. Mai 2011 um 11:51
Merci Ursula!

E gueti Wuche und en Zuger-Gruess
Dominik


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