Hike + Bike: Überschreitung des Vorder Glärnischs (2328 m)


Publiziert von Uli_CH , 15. November 2020 um 13:12.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:14 November 2020
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: WS - Gut fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Glärnischgruppe 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1730 m
Abstieg: 1325 m
Strecke:11.1 km (+ 8.9 km Bike)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Ins Glarnerland, hinter Glarus rechts hoch Richtung Schwändi bis Lassigen. Abstellmöglichkeit an der Hauptstrasse gegenüber der Sägerei Schiesser, etwas oberhalb der Bushaltestelle.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Im Glarnerland von Netstal über Riedern und den Damm des Klöntalersees bis Hintersackberg. Alternative: von Glarus aus via Vordersackberg
Kartennummer:http://map.geo.admin.ch/, 1:20'000 zum Selberdrucken

Zum Jubiläum des 100. Tourenberichts sollte es etwas Besonderes sein. Den Aufstieg auf den Vorder Glärnisch von Süden hatte ich schon vor zwei Wochen ins Auge gefasst. Dann hatte es am Wochenende aber entgegen der Vorhersage geregnet und die Webcams der Umgebung zeigten ziemlich viel Schnee an. Umso erfreuter war ich dann über den *Bericht von MarcN, der diese Woche die Überschreitung vorgenommen und dokumentiert hatte.

Auf der Anfahrt mache ich einen Abstecher zum Klöntalersee und deponiere mein Fahrrad bei Hinter Saggberg, da der letzte Bus vom Klöntal nach Glarus am 18. Oktober fuhr. Dann geht es weiter zum Startpunkt in Lassigen.

Ich gehe von meinem Auto ein paar Meter die Hauptstrasse hinunter bis zur Bushaltestelle. Dort biege ich nach links in eine Quartierstrasse ab. Ein Wegweiser leitet mich von dieser Richtung Chrisegg, das ich durch einen Hohlweg erreiche. Ich möchte auf den Pfad auf der Nordseite der Hanslirus. Zwischen Landeskarte und OpenStreetMap gibt es unterschiedliche Auffassungen, wie die Hanslirus zu queren ist. Ich folge den Angaben auf der Landeskarte, muss mich dann aber doch durch das Unterholz schlagen.

Auf der anderen Seite finde ich aber gleich den Pfad, dem ich über eine Lichtung aufwärts folge. Ein roter Pfeil weist mich an, wie ich die Hanslirus wieder nach Süden queren soll - zu früh, wie sich herausstellt. Statt den Serpentinen des Fahrwegs zu folgen, steige ich weglos den Grat südlich der Hanslirus hoch, bis ich auf die Lauistrasse treffe.

Bei P. 993 verlässt der Pfad die Strasse und führt, anfangs am Rande der Wiese, später auf dem Grat gut ausgebaut zu den Schwänder Sienen. Im unteren Teil stimmen Landeskarte und Realität auch nicht mehr überein. Beim Abzweig nach Baumgarten komme ich mit einem Herrn ins Gespräch, der eine der Hütten besitzt und mich netterweise instruiert, wie ich den Weg zum Grat am besten finde.

An den Schwänder Sienen vorbei folge ich dem Pfad an steilen Hängen entlang bis zu einem Grat bei knapp 1600 m, den ich bis zu einem Buckel bei 1635 m quere. Von hier geht es - anfangs ein paar Schritte abwärts - unterhalb der gelben Wand entlang, bis der Pfad vom Sienentobel von links hinaufkommt. Verblasste Markierungen und ein paar Steinmännchen weisen den Weg.

Jetzt geht es in einem Bogen auf die Gelbe Wand zu, die über einen schmalen Pfad bezwungen wird. Anschliessend geht es noch eine kleine Felsstufe hoch und der Blick wird frei zum Chilchli. Über einen Grashang gehe ich, Spuren folgend, auf den grasigen Einschnitt zwischen dem rechten Doppelturm und dem Rest der Türme zu.

Ich folge dem gut markierten Pfad und erreiche rasch einen ersten Durchbruch in der Wand, der einen Blick auf den obersten Teil der Hanslirus freigibt, die ich später queren muss. Weiter geht es in leichter Kletterei bis zum P. 1997. Von hier geht es wieder etwas bergab in die scharfe Schneide zwischen Garerus und Hanslirus (Garenplatz).

Ich entdecke ein waagerechtes Band auf gleicher Höhe und denke zuerst, dass ich dort queren muss. Dann sehe ich, dass Fusspuren und verblichene Markierungen abwärts in den obersten Kessel der Hanslirus führen. Der ganze Anstieg und auch dieser Kessel sind glücklicherweise knochentrocken, so dass die Querung keine besondere Schwierigkeit bereitet.

Schliesslich erreiche ich bei ca. 2100 m den Grat und bin erleichtert, die Schwierigkeiten hinter mir zu haben. Auf Pfadspuren steige ich Richtung Gipfel hinauf. Kurz vor dem Gipfelaufbau muss ich noch ein niedriges Felsband durchsteigen, bis ich das Gipfelpanorama geniessen kann (gut 4 Stunden ab Lassigen). Vom Klöntal sind einige Paare aufgestiegen; ich bin auf meinem Anstieg - bis auf den Bewohnern der Schwänder Sienen - keiner Menschenseele begegnet.

Ich geniesse das Gipfelpanorama und mache mich an den Abstieg Richtung Hinter Saggberg. Anfangs geht es noch über Schutt aber später muss ich bei drei versicherten Steilstufen noch einmal meine ganze Konzentration aufbringen: hier auf der Nordseite ist es teilweise feucht und der Felsen stellenweise recht speckig.

Schliesslich erreiche ich nach genau 2 Stunden mein Velo bei Hinter Saggberg, wo auf den Wiesen und einer Stichstrasse noch Raureif liegt. Ich rolle hinunter bis kurz vor Glarus und folge dann einer geteerten Strasse aufwärts am Hang entlang, um nicht zu viele Höhenmeter zu verlieren, die ich nachher wieder hochmuss. Dummerweise funktioniert die Gangschaltung anfangs nicht richtig, so dass ich nicht runterschalten kann und den steileren Teil hinaufschieben muss.

Durch eifriges Bearbeiten des Hebels erwische ich schliesslich doch den kleinsten Gang. Teilweise führt der Weg jetzt aber als Fusspfad durch den Wald, so dass weiterhin Schieben angesagt ist. Kurz vor Rüti führt der Wanderweg schliesslich wieder auf einen Fahrweg, so dass ich mich wieder aufschwinge und nach ca. 50 Minuten mein Auto erreiche und zufrieden die Heimfahrt antrete.


Orientierung: Mittel. Im unteren Teil stimmen Karte und Wege nicht immer überein. Aufstieg von der Laui bis zu den Schwänder Sienen unproblematisch. Ab dort alte weiss-rot-weisse Markierungen bis zum Grat bei 2100 m, unterstützt von gelben Punkten und Steinmännchen. Man muss halt die Augen offenhalten. Abstieg weiss-blau-weiss markiert (unterhaltener Alpinwanderweg).

Ausrüstung: Alpinwanderausrüstung, inkl. fester Bergschuhe mit rutschfesten
Sohlen, Teleskopstöcke, Kletterhandschuhe für die Sicherungen im Abstieg.


Führer: David Coulin / Fabian Lippuner, Alpinwandern / Gipfelziele Ostschweiz, SAC-Verlag, 2012, Tour 29 (T4+)

(Dies ist ein Tourenbericht. Es handelt sich daher um meine persönlichen Gehzeiten und meine subjektive Einschätzung der Schwierigkeit ohne Anspruch auf Objektivität. Jeder, der diesen Tourenbericht als Basis für eine eigene Unternehmung verwendet, ist persönlich für seine eigene Sicherheit verantwortlich.)

Tourengänger: Uli_CH


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