Zell(er) Balsam

.... während am Morgen am Radio  die Staumeldungen am Gotthard beharrlich wiederholt wurden, lag die Wanderung für den heutigen Tag bereits in Druckform am Vorabend auf der Deckeltasche des Rucksacks.  Sei es ein Freitag oder Montag, dann kann s’Edith mitkommen, da sie seit einiger Zeit auch auf den Geschmack des reduzierten Arbeitens gekommen ist – so kann ich also auch wieder das ZO berücksichtigen und es gleich zweimal „beTuTen“!
 
.... die Anfahrt nach Winti erfolgte diesmal ohne Umwege – mit dem Flugzug von Basel nach Oerlikon, der diesmal in der 1.-Klasse erstaunlich belegt war: es standen Koffer im Mittelgang zuhauf und an einigen Plätzen schien es mir, als würde russisch gesprochen....da ich fürs Edith in Basel bei Sprüngli kein Brioche mit Truffes erstehen konnte (Stau vor den Auslagen), suchte ich in Oerlike bei Starbuck mein Glück, fand eine Muffin mit Vanille und landete einen Volltreffer! 

.... unser beider S-Bahnen trafen mit nur zwei Minuten Unterschied in Winti pünktlich ein – auf Gleis 2 stand der Thurbo bereit, beinahe leer und wir fanden die bunten Sitze passten zu diesem Strahletag ganz besonders. In Zell verliessen wir die S 26, nicht als Einzigste, aber die einzigsten mit Rucksack. Loslaufen direkt kommt selten vor bei mir – zuerst wieder mal Umpacken, dann herumkramen im Rucksack, Plastiktaschen ume“zwirbeln“, Kartenstudium und natürlich das fast obligate Bild Nummer 1 ...ein Bahnhof! Die Luft hier stand fast wie in einer Säule: Staub- und Pollenflug. Die Fleecejacke verstaute ich heute im Gegensatz zum letzten Sonntag gleich zwischen die Rucksackdeckel.. ...s’Geschwätz muss ja nicht jeden Sonntag sein.... 

.... Gyrenbad, das die erste Tafelrunde dieses Spaziergangs werden sollte, war angeschrieben mit 1 ¼ h, wir folgten dem sehr gut angelegten Pfad im Wald nach Zell und empfanden schon hier, das was noch kommen möge heute an Erlebnissen sei wie Balsam für die Seele - sozusagen Zeller Balsam schoss es mir in den Kopf. Die kleine Gemeinde im Tösstal lag in the Heat of High Noon (a friendly view and sight). Am Friedhof vorbei wanderten wir erneut im Schatten den Gartentobel hinan, ursprünglich wollte ich hinauf nach Garten, doch ein Blick auf die Uhr verhiess Schusters Leisten beizubehalten, insbesondere was die Zeit anging. Der nagelfluige Giessen verströmte wohlige Kühle, und eigentlich waren wir gar nicht vorbereitet auf dieses Schauspiel – also das ZO ist eine Perle! 


.... wir traten kurz nach diesem Wasserspiel aus dem Wald und standen auf der Strasse vor Lettenberg, wo die Luft wie in einem Western über der Landschaft flirrte. Der kleine Weiler lag still in der Mittags“hitze“  - kein Hund bellte oder heulte, kein Amischlitten rauschte vorbei, irgendwie lag eine zwingende Stille über diesem Platz.


.... einige Meter noch hochgestiegen, dann das kleine Plateau oberhalb Gyrenbad, wo wir auch schon tafelten – vorletztes Jahr. Dabei habe ich genau zugehört, als Edith vom Sommer sprach, wo sie gerne auf der Terrasse mal zu speisen wünschte – heute wollte ich ihr dies ermöglichen, sodass ich vor der Abfahrt in Basel auch einen Tisch auf eben dieser Terrasse reservieren liess.   


.... die hausgemachten Raviolis mit dem hauchzarten Hobelkäse mundeten vorzüglich, die Menge stimmte, die Präsentation ein Konzert der Sinne, der Weisse in meinem Glas perlig, Edith bestellte einen „Gespritzten“ und da im Gyrenbad der Hahnenburger kostenpflichtig ist (...), bestellte ich halt....Blöterli-Wasser in der Flasche! Den Dessert liess ich (etwas un“knigge“-like) verlauten, würden wir in der nächsten Beiz wahrscheinlich zu uns nehmen ... Wir setzten den Weg fort, zuerst Richtung Schauenberg, den wir allerdings rechts liegen liessen. Schümberg, der kleine Weiler, am Fusse dessen, war unser nächstes Ziel – wir spazierten wieder durch den Wald, traten ins Freie und kamen an Landwirtschaftsgebäuden vorbei und erreichten über Stock und Stein (viele Wurzelbahnen kreuzend) die Guwilmühli, wo wir letztes Jahr am Stammtisch draussen vorzüglich speisten.
 
.... doch irgendwie blieb es bei zwei Espressi und nicht mehr. Lag’s am Publikum oder am Spätnachmittag oder einfach, warum nochmals den Bauch vollschlagen – der Besuch war kurz und schon wanderten wir im nächsten Tobel, diesmal hinab: dem Farenbach entlang. In Elgg folgten wir der Beschilderung zum Bahnhof, sahen eine S-Bahn gerade wegfahren und setzten uns auf die grüne Bahnhofsbank in die Sonne – verhiess doch die grosse Überschrift über dem früheren Stellwerk „Sunshine Reisen“. Nicht genug der Schriftzüge, eine Abdeckung, hinter der vermutlich Gestänge und Elektronik versteckt gehalten wird, las sich „Dienstsache“ – wenn ich den heutigen Tag damit zusammenfasse, dann haben wir eine durchaus reiche Wanderung hinter uns. Die schnellen Verbindungen brachten uns auch in die Agglos zurück – ich schreibe es nochmals deutlich hier hin: das ZO ist eine Perle; das sagt einer aus Basel! Danke.