Paliis Nideri (2010 m) - Wo sich im Frühjahr Wanderer und Skifahrer die Hand reichen
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Die Churfirsten - eine einzigartige Bergkette und Naturschönheit in der Ostschweiz! Nach Norden ins Toggenburg wie aufgestellte Pultdächer gleichmässig abfallend und für Wanderer zugänglich, nach Süden zum Walensee in imposanten, senkrechten Felswänden abbrechend und nur für (Sport-)Kletterer erreichbar. Obwohl ich mittlerweile alle 7 Gipfel mindestens einmal bestiegen habe, gibt es auch hier noch Pendenzen und Bildungslücken - im wahrsten Sinne des Wortes: Neben der Stollenfurgge, die über den "Schnüerliweg" im gehobenen Alpinwanderbereich erreicht werden kann, ist mit der Paliis Nideri eine weitere Lücke zwischen zwei Churfirstengipfeln auch von Süden für den Wanderer und Nichtkletterer zugänglich.
Während in höheren Lagen nordseitig noch einiges an Schnee liegt, sind die Südflanken bereits bis in Höhen von weit über 2000 m komplett aper - ideal für einen frühen Start in die Wandersaison! Zumal die Temperaturen von deutlich über 20 °C auch nicht mehr unbedingt zu einer Ski- oder Schneeschuh(hoch-)tour einladen.
Ziel war eine schöne, aussichtsreiche Wanderung auf der sonnenverwöhnten Südseite der Churfirsten - hier bietet sich der obere Alpboden an, der sich auf einer Höhe von ca. 1300-1700 m über einer fels- und walddurchsetzten Steilstufe zwischen den Alpen Säls und Lüsis erstreckt. Es gibt mehrere Möglichkeiten, dort hin zu gelangen: Die einfachste wäre, mit dem PW bis Lüsis (1272 m) hinaufzufahren bzw. von Walenstadt zu Fuss bis dort aufzusteigen und dann der Alpstrasse entlang nach Westen zu wandern. Von Walenstadtberg, alte Post kann man über die Berger Laui auf steilem Bergweg (T2-T3) direkt zur Alp Tschingla aufsteigen. Und schliesslich kann von Walenstadtberg, Reha-Klinik der Alpboden westlich der Alp Tschingla entweder über den schönen, klettersteigmässig angelegten Sitzsteinweg (T4, weiss-blau-weiss markiert) oder weiter ausholend via Hochrugg-Schrina-Obersäss (T2) erreicht werden.
Wir wählten nach einer kurzen Inaugenscheinnahme des Sitzsteinwegs den für nicht ganz Schwindelfreie besser geeigneten Alpweg via Schrina-Obersäss. An diesem herrlichen, sommerlich-warmen Apriltag waren wir nicht die einzigen, die in Richtung Alp Tschingla strebten. Und das hatte seinen guten Grund: Die weit über die Region hinaus für sein gastronomisches Angebot bekannte Alp Tschingla ist seit letztem Wochenende bewirtschaftet und lockt hungrige Wanderer aus Nah und Fern an diesen idyllischen Ort.
Wie bereits erwähnt, ist der Schnee auf der gesamten Südseite der Churfirsten fast gänzlich abgeschmolzen, lediglich zwischen den Alpen Obersäss und Tschingla hatte es einige, wenig störende Schneefelder, die teilweise auch umgangen werden können.
Oberhalb der Alp Obersäss (1717 m) lockte mich dann der Abstecher hinauf zur Paliis Nideri (2010 m). Nach Aussage eines Locals, der am Morgen mit Wegunterhaltungsarbeiten am Zugang zum Sitzsteinweg beschäftigt war, sollte ich wegen der gewaltigen Wächte am Ausstieg keine Chance haben, effektiv die Lücke zu erreichen. Nun ja, die Meinung des Locals in allen Ehren, aber damit hatte er meine Neugier erst recht geweckt und ich wollte mir die Sache höchstpersönlich vor Ort ansehen - umkehren könnte man ja dann immer noch…
Die Route ab P. 1630 oberhalb des Sitzsteins ist bereits in verschiedenen Berichten gut beschrieben, weshalb ich mich auf die Schilderung der aktuellen Verhältnisse beschränke. Der Aufstieg durch das Couloir und seinen Geröllausläufer war problemlos. Im Couloir bzw. der Runse, die in Höhe des mit einigen Fichten bewachsenen, grasigen Sporns nach links (Westen) auf einen ausgeprägten Pfad verlassen wird, befindet sich noch Altschnee, der sich (noch) hervorragend für einen gelenk- und zeitsparenden Abstieg eignet. Am Einstieg (Steinmann) in das Wegband, das sehr eindrücklich unter der Brisi-Südwand in östliche Richtung entlangführt, hatte es noch einen kleinen Schneerest, der sehr vorsichtig gequert werden muss (Ausrutschgefahr!). Danach ist alles schneefrei und trocken, anderenfalls wäre eine Begehung des mancherorts nur knapp fussbreiten und teils etwas hängenden Bands nicht zu empfehlen! Ich realisierte wahrscheinlich die zweite Begehung in diesem Jahr, dementsprechend schuttbeladen und wenig ausgeprägt fand ich das Band vor. Mit der entsprechenden Vorsicht und Konzentration war es dennoch gut begehbar (T4+), einen Ausrutscher darf man sich hier allerdings nicht erlauben, er hätte an einigen Stellen fatale Folgen.
Am Ende der Querung steigt man noch einige Meter bis zu den Wänden der Brisi-Südwand auf (auch hier hatte es noch 2 Schneefelder, die aber guttrittig waren und somit keine Gefahr darstellten), um dann auf dem gut begehbaren, obersten Felsband direkt unter der Wand bis zum Einstieg in den mit Ketten und Eisenbügeln abgesicherten Schlussaufstieg zur Lücke der Paliis Nideri zu traversieren. Im Gegensatz zu den neuen Ketten würde ich in die (rostigen) Eisenbügel kein allzu grosses Vertrauen setzen - einer der Bügel liess sich bereits aus der Verankerung heben. Die Passage kann auch gut frei geklettert werden (ca. II). Die Wächte am Ausstieg ist tatsächlich beeindruckend, kann jedoch auf etwas exponierten Grasbändern links (westlich) umgangen werden. Als ich oben in der Lücke stand, fuhren gerade 3 Tourenskifahrer Richtung Brisital ab! Welch ein Gegensatz: Ich mit kurzen Hosen und T-Shirt, die Skifahrer in voller (Winter-)Montur.
Der Abstieg erfolgte ohne Probleme auf der Aufstiegsroute. Nach Abfahrt/Abstieg in der Runse kann auf einer Höhe von ca. 1700 m auf schwach ausgeprägtem Viehpfad nach Osten zum Wanderweg Richtung Tschingla gequert werden.
An der Alp Tschingla war High Life: Der unvergleichliche Wirt scheut keine Mühe, den Gästen ein in jeder Hinsicht aussergewöhnliches Mahl zuzubereiten. Später im Jahr soll das Angebot noch um diverse Molkereiprodukte erweitert werden. In jedem Fall DER Einkehrtipp hoch über dem Walensee!
Da wir während unseres Mittagessens ein sehr nettes Paar kennenlernten, die mit dem Auto bis Lüsis gefahren waren, blieb uns der Abstieg von dort hinab nach Walenstadt in der flirrenden Hitze erspart. Vielen Dank nochmals an dieser Stelle!
Auch an den übrigen Zustiegen zu den Churfirsten-Südwandrouten sind die Verhältnisse bereits sehr gut, der Schnüerliweg sah (im Gegensatz zu meinem letzten Besuch im November letzten Jahres) ebenfalls sehr gut aus und wurde an diesem Tag auch "gemacht". Wegen der nicht auszuschliessenden Steinschlaggefahr (insbesondere im Frühjahr) empfehle ich für die Traverse unter der Brisi-Südwand das Tragen eines Helmes.
Während in höheren Lagen nordseitig noch einiges an Schnee liegt, sind die Südflanken bereits bis in Höhen von weit über 2000 m komplett aper - ideal für einen frühen Start in die Wandersaison! Zumal die Temperaturen von deutlich über 20 °C auch nicht mehr unbedingt zu einer Ski- oder Schneeschuh(hoch-)tour einladen.
Ziel war eine schöne, aussichtsreiche Wanderung auf der sonnenverwöhnten Südseite der Churfirsten - hier bietet sich der obere Alpboden an, der sich auf einer Höhe von ca. 1300-1700 m über einer fels- und walddurchsetzten Steilstufe zwischen den Alpen Säls und Lüsis erstreckt. Es gibt mehrere Möglichkeiten, dort hin zu gelangen: Die einfachste wäre, mit dem PW bis Lüsis (1272 m) hinaufzufahren bzw. von Walenstadt zu Fuss bis dort aufzusteigen und dann der Alpstrasse entlang nach Westen zu wandern. Von Walenstadtberg, alte Post kann man über die Berger Laui auf steilem Bergweg (T2-T3) direkt zur Alp Tschingla aufsteigen. Und schliesslich kann von Walenstadtberg, Reha-Klinik der Alpboden westlich der Alp Tschingla entweder über den schönen, klettersteigmässig angelegten Sitzsteinweg (T4, weiss-blau-weiss markiert) oder weiter ausholend via Hochrugg-Schrina-Obersäss (T2) erreicht werden.
Wir wählten nach einer kurzen Inaugenscheinnahme des Sitzsteinwegs den für nicht ganz Schwindelfreie besser geeigneten Alpweg via Schrina-Obersäss. An diesem herrlichen, sommerlich-warmen Apriltag waren wir nicht die einzigen, die in Richtung Alp Tschingla strebten. Und das hatte seinen guten Grund: Die weit über die Region hinaus für sein gastronomisches Angebot bekannte Alp Tschingla ist seit letztem Wochenende bewirtschaftet und lockt hungrige Wanderer aus Nah und Fern an diesen idyllischen Ort.
Wie bereits erwähnt, ist der Schnee auf der gesamten Südseite der Churfirsten fast gänzlich abgeschmolzen, lediglich zwischen den Alpen Obersäss und Tschingla hatte es einige, wenig störende Schneefelder, die teilweise auch umgangen werden können.
Oberhalb der Alp Obersäss (1717 m) lockte mich dann der Abstecher hinauf zur Paliis Nideri (2010 m). Nach Aussage eines Locals, der am Morgen mit Wegunterhaltungsarbeiten am Zugang zum Sitzsteinweg beschäftigt war, sollte ich wegen der gewaltigen Wächte am Ausstieg keine Chance haben, effektiv die Lücke zu erreichen. Nun ja, die Meinung des Locals in allen Ehren, aber damit hatte er meine Neugier erst recht geweckt und ich wollte mir die Sache höchstpersönlich vor Ort ansehen - umkehren könnte man ja dann immer noch…
Die Route ab P. 1630 oberhalb des Sitzsteins ist bereits in verschiedenen Berichten gut beschrieben, weshalb ich mich auf die Schilderung der aktuellen Verhältnisse beschränke. Der Aufstieg durch das Couloir und seinen Geröllausläufer war problemlos. Im Couloir bzw. der Runse, die in Höhe des mit einigen Fichten bewachsenen, grasigen Sporns nach links (Westen) auf einen ausgeprägten Pfad verlassen wird, befindet sich noch Altschnee, der sich (noch) hervorragend für einen gelenk- und zeitsparenden Abstieg eignet. Am Einstieg (Steinmann) in das Wegband, das sehr eindrücklich unter der Brisi-Südwand in östliche Richtung entlangführt, hatte es noch einen kleinen Schneerest, der sehr vorsichtig gequert werden muss (Ausrutschgefahr!). Danach ist alles schneefrei und trocken, anderenfalls wäre eine Begehung des mancherorts nur knapp fussbreiten und teils etwas hängenden Bands nicht zu empfehlen! Ich realisierte wahrscheinlich die zweite Begehung in diesem Jahr, dementsprechend schuttbeladen und wenig ausgeprägt fand ich das Band vor. Mit der entsprechenden Vorsicht und Konzentration war es dennoch gut begehbar (T4+), einen Ausrutscher darf man sich hier allerdings nicht erlauben, er hätte an einigen Stellen fatale Folgen.
Am Ende der Querung steigt man noch einige Meter bis zu den Wänden der Brisi-Südwand auf (auch hier hatte es noch 2 Schneefelder, die aber guttrittig waren und somit keine Gefahr darstellten), um dann auf dem gut begehbaren, obersten Felsband direkt unter der Wand bis zum Einstieg in den mit Ketten und Eisenbügeln abgesicherten Schlussaufstieg zur Lücke der Paliis Nideri zu traversieren. Im Gegensatz zu den neuen Ketten würde ich in die (rostigen) Eisenbügel kein allzu grosses Vertrauen setzen - einer der Bügel liess sich bereits aus der Verankerung heben. Die Passage kann auch gut frei geklettert werden (ca. II). Die Wächte am Ausstieg ist tatsächlich beeindruckend, kann jedoch auf etwas exponierten Grasbändern links (westlich) umgangen werden. Als ich oben in der Lücke stand, fuhren gerade 3 Tourenskifahrer Richtung Brisital ab! Welch ein Gegensatz: Ich mit kurzen Hosen und T-Shirt, die Skifahrer in voller (Winter-)Montur.
Der Abstieg erfolgte ohne Probleme auf der Aufstiegsroute. Nach Abfahrt/Abstieg in der Runse kann auf einer Höhe von ca. 1700 m auf schwach ausgeprägtem Viehpfad nach Osten zum Wanderweg Richtung Tschingla gequert werden.
An der Alp Tschingla war High Life: Der unvergleichliche Wirt scheut keine Mühe, den Gästen ein in jeder Hinsicht aussergewöhnliches Mahl zuzubereiten. Später im Jahr soll das Angebot noch um diverse Molkereiprodukte erweitert werden. In jedem Fall DER Einkehrtipp hoch über dem Walensee!
Da wir während unseres Mittagessens ein sehr nettes Paar kennenlernten, die mit dem Auto bis Lüsis gefahren waren, blieb uns der Abstieg von dort hinab nach Walenstadt in der flirrenden Hitze erspart. Vielen Dank nochmals an dieser Stelle!
Auch an den übrigen Zustiegen zu den Churfirsten-Südwandrouten sind die Verhältnisse bereits sehr gut, der Schnüerliweg sah (im Gegensatz zu meinem letzten Besuch im November letzten Jahres) ebenfalls sehr gut aus und wurde an diesem Tag auch "gemacht". Wegen der nicht auszuschliessenden Steinschlaggefahr (insbesondere im Frühjahr) empfehle ich für die Traverse unter der Brisi-Südwand das Tragen eines Helmes.
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