Kirchlispitzen HG - Verakopf - Rossberg


Publiziert von Kauk0r , 29. September 2019 um 22:09.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Rätikon
Tour Datum:27 September 2019
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   CH-GR 

ACHTUNG Lünerseebahn: Die Bahn wird momentan modernisiert (Gondel 60 Personen statt 40, Tragseiltechnik) und ist deshalb bis voraussichtlich Juli 2020 nicht in Betrieb, ebenso die Douglasshütte. Die Straße zur Talstation wird ab 30. September gesperrt sein. Der aktuelle Status kann  auf der Website der Lünerseebahn  abgerufen werden (luenersee.at).

Mein letzer Urlaubstag verprach nochmal passables Bergwetter. Um nach den Niederschlägen nicht allzu dreckige Füße zu bekommen fiel meine Wahl auf den Kirchlispitzen Hauptgipfel (2552 m). Als ich die Info zum Bau an der Lünerseebahn per Zufall herausfand war ich happy: keine Massenaufläufe bei meinem ersten Besuch in der Gegend. Leider wurde die Freude vor Ort dann etwas getrübt, da die Baustelle an der Totalphütte wohl Flugtag hatte und mehr oder weniger durchgehend teils sogar mit zwei Hubschraubern von der Talstation zur Baustelle geflogen wurde.

Über den Bösen Tritt, der seinen Namen wegen teils hohen Stufen, viel grobem Schotter und glatten Felsen im eigentlichen Tritt durchaus verdient, erreichte ich den sehr windigen Lünersee (1973 m). Im Vorfeld hatte ich die Strecke um den See online vermessen. Die Westseite ist 200 Meter länger, aber hat 50 Höhenmeter weniger zu bewältigen. Deshalb ging ich oben dann rechts herum. Leider zeigten sich vom Morgen weg die vorhergesagten hohen Wolkenfelder sehr hartnäckig, so dass die gesamte Tour eher im milchigen Licht verlief. Die Kombination von fehlender Sonne und kräftigem Wind sorgte außerdem dafür, dass man keinesfalls Gefahr lief zu sehr zu schwitzen (das war vor genau einem Jahr etwas anders: *Novaspitze und Gamsfreiheit (dem Naturschutz zu Liebe ausgewichen)).

Vom Verajoch (2330 m) kann man dann erstmals den Aufstiegsweg zum Gipfel einsehen, davor wirken die Kirchlispitzen doch eher abweisend. Vom Joch aus nach Süden auf dem deutlichen Weg, in der Flanke dann meiste gute Steigspuren und ausreichend Steinmänner zur Wegfindung. Oft sind verschiedene Varianten möglich, je nach gusto (fester Fels oder eher Geröll). Kletterstellen gibt es meiner Meinung nach keine richtigen, sofern man nicht danach sucht. Es müssen zwar immer wieder die Hände fürs Gleichgewicht zur Hilfe genommen werden (strenge UIAA-Definition wäre deshalb I, ich denke die Bewertung der Flanke mit T4 trifft den Anspruch besser.), aber das ist alles weder besonders steil noch ausgesetzt. Meiner Meinung nach ist der Übergang zum Gipfel der 3. Kirchlispitze (2552 m) insgesamt die anspruchsvollste Stelle, ob man nun über den ausgesetzten Grat balanciert oder ihn umgeht. Ich genieße die gute Fernsicht und hoffe länger auf eine Lücke in den Wolken, welche zum Schluss auch noch kurz kommt. Abstieg wie Aufstieg, dabei einen Bergsteiger getroffen.

Vom Verajoch dann nach Norden auf Weidespuren den Gratrücken hinauf zum Verakopf (2432 m). Zunächst eher rechtshaltend an die Felsstufe heran, die sich dann wiederrum linkshaltend gut auflöst. Unter dem Gipfel entweder ausweichend oder direkt hinauf. Diese direkte Variante fühlte sich kletteriger an, als alles was ich an der Kirchlispitze gestiegen bin. Ansonsten ist der Anstieg insgesamt T3.

Über den Nordrücken hinab (weiterhin T3) zum unbenannten Sattel P.2356. Dabei kann man sich entscheiden wie man auf den Rossberg steigen will, die Südflanke bietet einige Möglichkeiten. Ich bin die grasige, seichte Rinne, welche direkt neben dem Geröllfeld zum Gipfel zieht hinauf. Gut gestuftes Gelände, nicht beweidet kann man dies ganz gut bewältigen (T4). Der Gipfel des Rossbergs (2467 m) selbst wird von Schafen belagert, entsprechend zieren in einige Ausscheidungsreste. Die Aussicht allerdings ist davon unbenommen beeindruckend, sowohl auf den Lünersee als auch nach Süden zu den hohen Felsbastionen. Bereits bei der Planung hatte ich gehofft eine Abstiegsmöglichkeit nach Norden zu finden. Deshalb machte ich noch einen Abstecher auf den Westgipfel (2452 m). Hier entdeckte ich dann eine Tierspur, die etwas abwärts nach Nordosten querend verläuft. Solange die Spur ausgeprägt war ging das gut, bei weniger Ausprägung war es im schiefrigen Gelände sofort ernst. Bei trockener Flanke würde ich von der Variante abraten, bzw. die Graszunge vom Gipfelgrat aus absteigen. Am besten noch etwas weiter absteigen um die Grasabdachung ungefähr mittig oder etwas darunter zu queren. Wie schon in der Südflanke ist auch hier das Gras bereits plattgedrückt, die wenig ausgeprägte Stufung trägt nicht zum Komfort bei. Diese Passage würde ich mit mindestens T4+ bewerten, dabei sollte man sich aber besser nicht am persönlichen Limit bewegen. Sobald die Grasabdachung nach unten über die Grasflanke verlassen werden kann wirds einfacher. Nun in Richtung Lüner Krinne abstieigen, jetzt über Weidegelände. So gut es geht versuche ich Gegeanstiege zu vermeiden, um auf den Wanderweg zu gelangen. Über diesen dann hinab zum Staudamm und auf der Krone hinüber zur Bergstation der Seilbahn. Ins Tal dann auf bekanntem Weg.

Fazit: Tour über eindrückliche Gipfel in einer gewaltigen Szenerie mit super Ausblicken. Selbst bei saisonalen Massenaufläufen an Menschen wird es auf der Runde meist recht still zugehen.


Tourengänger: Kauk0r


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