Was tun in den Bergen, wenn bis weit unter 2000 m hartnäckiger Schnee liegt?
Alpstein wusste die Antwort: Bütziflue und Steinflue hoch über dem Vierwaldstättersee sind zwei hervorragende (im wahrsten Sinne des Wortes) Gipfelziele, die auch in diesem garstigen Herbst gut zu erreichen sind. Da mit
Esther58 und
Marmotta zwei weitere HIKR's aus Süddeutschland dabei waren, ergab sich heute so etwas wie ein Mini-hikr-Treffen, das uns noch lange in guter Erinnerung bleiben wird.
Wir wurden nicht enttäuscht: Die Besteigung dieser beiden Felsbastionen, die aus dem farbigen Herbstwald ragten, bietet herrliche Kletterei im I. und zeitweise II. Schwierigkeitsgrad in einer landschaftlich atemberaubenden Umgebung. Wir waren überwältigt von den herrlichen Tiefblicken zum Vierwaldstättersee durch die wunderschöne Vegetation an diesen sonnigen Hängen, die viel südländisches Flair ausstrahlen. Zu unserer Überraschung hielt sich der starke Föhn vornehm zurück und blies jeweils nur kurzzeitig unangenehm stark.
Durch die Fortsetzung der Tour via Gotterli, einem schönen Aussichtspunkt und Gätterlipass ergibt sich eine abwechslungsreiche Rundtour mit Endstation in Gersau, von wo wir per Bus zum Ausgangspunkt in Brunnen zurückkehrten.
Die Route über Bütziflue und Stockflue ist bestens markiert (adäquaterweise weiss-blau-weiss); es ergeben sich keinerlei Wegfindungsschwierigkeiten. Der zu erkletternde Fels zeichnet sich durch hervorragende Qualität aus, wie ich sie bisher nur aus dem Alpstein kannte. Eine wirklich extrem ausgesetzte Stelle (im Abstieg von der Bütziflue Richtung Stockflue ist mit Drahtseil entschärft, ansonsten sie nicht zu begehen wäre.
Die seillosen Aufstiege verlangen Kletterei bis zum II. Schwierigkeitsgrad, sind jedoch kaum ausgesetzt und gut gestuft. Für den Aufstieg zur Stockflue folgten wir entgegen der markierten Route direkt dem Südwestgrat (keine Markierungen); eine wunderschöne Alternative.
Durch die zahlreichen Auf- und Abstiege ergibt sich eine Höhendifferenz von immerhin 1220 m. Erstaunlich wenn man bedenkt, dass die beiden bestiegenen Gipfel nur 917 bzw. 1137 m. ü. M. liegen.
Aufstieg zur Bütziflue (T4)
Von der Taltstation der Urmibergbahn folgt man dem markierten Bergweg Richtung Obertimpel. Man erreicht bei Stöck (P. 725 m) ein Fahrsträsschen, dem man nach rechts leicht absteigend folgt. Man benützt nicht die erste Abzweigung (weiss-rot-weisse Markierungen) sondern folgt dem Strässchen noch ein kurzes Stück weiter bis man zum blauen Wegweiser gelangt, der den Einstieg zu unserer Aufstiegsroute signalisiert. Ab hier geht es steil, aber auf recht gutem Pfad hinauf durch den Wald.
Bald steht man vor dem Felsgrat der Bütziflue. Einige Drahtseile, die im Aufstieg kaum benützt werden müssen, sind eingerichtet. Der Aufstieg ist aber bis zum Gipfel einfach (Kletterstellen im I. Grad).
Bütziflue - Stockflue (T5, Stellen II)
Gleich beim höchsten Punkt geht es vom Vierwaldstättersee aus gesehen links (weiterhin weiss-blau-weiss markiert) über Felsen hinunter, wo der Abstieg mit einem stabilen Drahtseil gesichert ist, ohne welches hier wohl für praktisch alle Berggänger Endstation wäre. Kurz vor Erreichen sicheren Bodens folgt das ausgesetzteste Teilstück dieser Tour. Man hängt hier mit dem ganzen Körpergewicht am Seil, ohne dass wirklich gute Tritte vorhanden wären. Gleich anschliessend folgt ein Abstieg über eine fast senkrechte Wand, welche mit roten Eisentritten gangbar gemacht wurde.
Anschliessend folgt der Aufstieg zur Stockflue - für mich der attraktivste Teil der Route - ohne Drahtseilsicherungen. Der Aufstieg wird steil - eine Passage im II. Klettergrat in einem "Minikamin" erfordert etwas Gewandtheit im Fels. Bald erreicht man unterhalb der Gipfelfelsen eine kleine Holzhütte. Die weiss-blau-weisse Route würde hier links an der Hütte vorbeiführen; wir wählten die Direktvariante über den Südwestgrat, der unmittelbar rechts der Hütte begingt - gleich im Anschluss an die Treppe. Ein kurzes Drahtseil, welches wenig Sinn macht, erweist sich immerhin als Zeichen, dass man hier richtig ist. Über gut gestuften aber steilen Fels erklimmt man den Gipfel in herrlicher Kletterei, wobei doch ein ordentlicher Kraftaufwand erforderlich ist (II).
Stockflue - Gotterli (Abstieg T4, Weiterweg T2)
Etwas unterhalb des Gipfels führt vom Vierwaldstättersee aus gesehen links der Abstieg drahtseilgesichert unschwierig durch Fels hinunter. Bald mündet der Pfad in den Wanderweg, der von der Bergstation der Urmibergbahn hinaufführt. Von dort geht es in einfacher Wanderung hinauf zum Gotterli (schöner Aussichtspunkt)
Gotterli - Gätterlipass - Scharteggli - Gersau (T2)
Auch diese Strecke ist bestens ausgeschildert und gut markiert. Es ergeben sich keine Wegfindungsprobleme.
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