Bützi-, Stock- und Rigi Hochflue und der Vitznauerstock als Zugabe - von Brunnen nach Vitznau
Es waren vor allem die zahlreichen Berichte von Alpstein, durch die ich auf Bützi- und Stockflue als ideale Ziele für den Beginn der Wandersaison aufmerksam wurde. Doch erst der noch recht aktuelle
Bericht von
MicheleK, der in seiner Tour danach noch die Hochflue angefügt hatte, machte mir so richtig Lust, es einmal selbst anzugehen. Bei einem ersten Versuch vor wenigen Wochen kam ich allerdings nur bis zum Gottertli, denn auf der Hochflue hatte sich noch mehr Schnee gehalten als erwartet. Auch hatte ich damals im Aufstieg zur Stockflue nicht den blauen Weg gewählt, da ich unsicher was, ob der Abstieg entlang der Felswand von der Bützi für mich passen würde.
Nun also ein erneuter Versuch: Start wie zuvor am Bahnhof in Brunnen, danach über die Wylerbrugg die Muota überquert und weiter, diesmal zum Einstieg in die wbw markierte Route. Da es neben den bereits eingangs erwähnten eine derartige Vielzahl von Berichten gibt, erspare ich mir eine detaillierte Beschreibung des Aufstiegs hier und danach über den Ostgrat auf die Hochflue, stattdessen möchte ich mehr auf individuelle Eindrücke und Erlebnisse eingehen.
Da wäre zunächst der Abstieg von der Bützi. Vor diesem hatte ich in Folge der Berichte etwas Bauchweh weshalb ich auch beim ersten Mal auf diese Variante verzichtet hatte. Als ich später allerdings sehen konnte, wie stark er begangen wurde, auch mit Kindern, war ich freilich überzeugt, dass dies auch für mich machbar sein sollte. Als es heute nun konkret werden sollte fehlte mir zunächst dennoch der Mut. Der Trick war, am Einstieg ein wenig zu warten, Geübteren den Vortritt zu lassen und zu beobachten, wie sie diese Stelle angehen. Und in der Tat eigentlich war es tatsächlich gar nicht so schwer. Es kam vor allem darauf an, die richtigen Tritte zu finden. Das Drahtseil diente vornehmlich der Sicherung. Dass man sich ins Seil so richtig reinhängen müsste, wie auch schon zu lesen, fand ich eigentlich nicht.
Am Gipfel der Stockflue, so etwa gegen 10 Uhr, herrschte an diesem schönen Tag bereits Hochbetrieb. Ich verzichtete darum auf einen längeren Aufenthalt und den Eintrag ins Gipfelbuch.
Dass Stöcke, auch am Rucksack, für Auf- und Abstieg durch die enge Passage beim Gipfelaufstieg hier hinderlich sein würden, wusste ich schon vom letzten Mal. Deshalb zuvor gleich oberhalb der Leiter deponiert.
Für den Weiterweg ist es nicht erforderlich zur Bergstation der Seilbahn abzusteigen: Stattdessen kann beim Erreichen der Verzweigung dem breiten geschotterten Weg gefolgt werden, der direkt zu P1198 hinaufführt.
Obwohl es ein Umweg mit rund 100 zusätzlichen Höhenmeter hinauf und wieder herunter war, wollte ich mir den wunderbaren Aussichtspunkt Gottertli auch diesmal nicht entgehen lassen. Obwohl es nur eine kurze Rast dort wurde. Dann bald weiter und hinab zur Alpe Egg, wo der Aufstieg zur Hochflue seinen Ausgang nimmt.
Für die Details zum Weg verweise ich gerne zum Routen-wiki (siehe unter Wegpunkte - von joe), auf das ich mehr aus Zufall gestossen bin und das ich gerne zum ersten Mal in einen Tourbericht aufgenommen habe sowie auf die sehr detaillierten Beschreibungen in den Berichten von
Chrichen und schon etwas älter von
Lulubusi
hier bzw.
da.
Vielleicht war es gut, dass ich zuvor nur den eingangs erwähnten, sehr motivierenden Bericht von MicheleK gelesen hatte, sonst wäre es mir möglicherweise ähnlich ergangen wie zuvor mit dem Abstieg von der Bützi und ich hätte mir mehr Gedanken gemacht als notwendig. Dass eine mit T4/T5 bewertete Route kein „Spaziergang“ werden würde, war ja ohnehin klar. Dennoch fand ich alles einschliesslich des Durchstiegs durch den Kamin gut machbar.
Im Zusammenhang mit dem Kamin ist mir aufgefallen, dass er in einigen Berichten als Klettersteig bezeichnet wurde. Dies ist deshalb etwas verwirrend, da es auf der Hochflue zum einen an anderer Stelle tatsächlich einen Klettersteig gibt und die Passage durch den Kamin wohl auch nicht den Kriterien für einen Klettersteig entspricht. Doch in dieser Hinsicht bin ich Laie und möchte kein abschliessendes Urteil fällen.
Erwähnen möchte ich noch das nette Zusammentreffen mit einer jungen Berggängerin, die mir nach rund zwei Dritteln des Aufstiegs entgegen kam: Sie hatte mich auf meine Velo-Handschuhe angesprochen, die ich wie üblich auf Tour trug, und die ihr als eine gute Idee erschienen war, speziell in diesem Gebiet, das häufigen Handeinsatz verlangt. Wäre da nicht die leichte Sprachfärbung gewesen, ihr exzellentes Deutsch hätte keinen Hinweis darauf ergeben, dass sie aus Frankreich stammt. Wir unterhielten uns über dies und das und kamen dabei auch auf die über uns in der steilen Flanke aufsteigende Gruppe zu sprechen. „Eine Familie mit Kindern“ - „Sind sicherlich Schweizer“ keine sonderlich tiefgründige Erkenntnis meinerseits, hier in der Zentralschweiz, doch: „Ja gewiss, Franzosen kämen nie auf die Idee, mit so kleinen Kindern eine derartige Tour zu unternehmen!“
In diesem Zusammenhang und im Vorgriff ein Eintrag (in italienisch) eines offensichtlich ein wenig Frustrierten im Gipfelbuch, auf den ich später dann gestossen war: „Sie hatten mir gesagt, es wäre ein Kinderspiel – diese vermaledeiten Schweizer“.
Ein Kinderspiel - für manche offensichtlich schon und so unterschiedlich kann Wahrnehmung sein.
Da sich die Gesprächspartnerin als hikr-Leserin zu erkennen gab, und für den Fall, dass sie diesen Bericht lesen sollte, einen herzlichen Gruß und meinen Dank für die nette Begegnung.
Anschliessend weiter über die steile Flanke und zuletzt durch den Kamin hinauf zum eher flachen Gipfelgrat.
Am Gipfel war ich erstaunt über die doch grosse Anzahl der Besucher, von denen die meisten offensichtlich allerdings vom Gätterli aufgestiegen waren.
Der Gipfelbereich ist recht geräumig, deshalb konnte auch jeder für sich ein passendes Plätzchen finden.
Knapp 5 Stunden nach dem Start in Brunnen inklusive einem längeren Aufenthalt auf der Bützi war nun eine Rast von gut einer Stunde angesagt.
Bereits bei der Tourenplanung hatte ich die Idee gehabt, anschliessend noch den Vitznauer-/Gersauerstock „mitzunehmen“. Auch eine direkte Route hatte ich mir nach der Karte schon ausgesucht. Mit Blick vom Gipfel schien es mir nun allerdings deutlich sinnvoller, stattdessen dem vom Gätterli ausgehenden und nur mässig ansteigenden Fahrsträsschen zu folgen, das den Hang unterhalb der Scheidegg entlangführt und in einer langen Schleife zum Vitznauerstock hinüberführt.
Meine Entscheidung, zum Gätterli nicht auf dem direkten Weg über die Leiter, sondern über den mit „Zilistock, Bärfallen“ ausgeschilderten Weg auf der Südseite abzusteigen, erwies sich als gute Wahl: Denn hier war alles trocken, während der Weg auf der Nordseite unangenehm schmierig gewesen sein soll, wie ich von anderen gehört hatte.
Dieser angenehme, im oberen Teil über die Platten sehr gut mit neuen Ketten ausgestattete Abstieg verdient m.E. nur in den obersten 200 hm T4 und „blau“. Offenbar stehe ich mit dieser Bemerkung auch nicht alleine, denn auch die Farbe der Wegmarkierung wechselt anschliessend nach wrw.
Bereits bei Chälen, also noch vor Zilistock wendet sich der Steig rechts nach Norden und führt über Scharteggli zum Gätterli.
Nun auf einem Fahrsträsschen zumeist leicht ansteigend über Guggertrüllen, an der Obermatthütte vorbei und weiter über Pfäng zur Fälmisegg, von wo die letzten knapp 300 Aufstiegsmeter in Angriff genommen werden. Dieses Stück ist fast durchgehend bewaldet, Aussicht gibt es erst am Gipfel. Doch auch dort durch den Bewuchs nur eingeschränkt. Dies war auch der Grund, dass ich das Kreuz, auf das ich zusteuerte für den Gipfel gehalten hatte. Doch da man von hier auf Gersau hinabschauen konnte, war dies wohl der Gersauerstock. Dass es in unmittelbarer Nähe noch ein wesentlich grösseres Kreuz hatte, von dem aus man Vitznau in der Tiefe sehen konnte, und das darum den Vitznauerstock markieren musste, ist mir erst beim anschliessenden Abstieg aufgefallen.
Auf dem Gersauerstock zunächst noch eine kurze Rast und einen letzten Blick zur Hochflue, dann folgte als Schlusskapitel für heute der Abstieg nach Vitznau. Dabei entdeckte ich zunächst – wie bereits erwähnt – das zweite Kreuz, so riesig, dass es mir nicht gelungen ist, einen Punkt zu finden, von dem aus es sich hätte vernünftig fotographieren lassen.
Der Abstieg zunächst wieder durch Wald bis zum offenen Weidegelände von Ober Urmi. Von dort dann quer durch eine Wiese absteigend bis zu einem Fahrweg, der zur Wissiflue hinabführt.
Nach der Wissiflue wird es wieder spannend. Denn der im Winter wegen Stein- und Eisschlagsgefahr gesperrte Weg führt ab hier sehr eindrücklich an den steilen Wänden einer Schlucht entlang bis Sankt Antoni. Von dort dann, mittlerweile ein wenig ermüdet, noch die restlichen Meter bis zur Station in Vitznau.
Da noch der Frühlingsfahrplan galt, waren die Schiffsverbindungen zu den Tagesrandzeiten noch spärlich, drum war es zu meiner Ankunft diesmal bereits zu spät, doch einige Tage später liess sich dies bei anderer Gelegenheit erfreulicherweise nachholen.
Mein Fazit:
Von Brunnen über Bützi, Stockflue und dann über den Ostgrat zur Hochflue ist eine eindrückliche und überaus lohnende Tour.
Der Aufstieg über den Ostgrat ist dabei der anspruchsvollste der drei Aufstiegsmöglichkeiten (den Klettersteig einmal ausser Acht gelassen), aber nach meinem Dafürhalten auch der interessanteste.
Der Übergang zum Gersauer-/Vitznauerstock fällt demgegenüber etwas ab, ebenso wie dieser Doppelgipfel, der zwar schönen Tiefblick jeweils in einen der beiden genannten Orte bietet, doch nicht eine weite Rundumsicht wie die Hochflue.

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