The missing link: Traversierung des Westlichen Alpsteins zwischen Scherenspitzen und Tierwies
|
||||||||||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
Die Gegend zwischen Schwarzchopf und der Lauchwis zählt zu den wildesten und einsamsten Ecken des Alpsteins. Namentlich der Gamschopf (1959 m) erhielt im 21. Jahrhundert so gut wie gar keinen Besuch mehr. Dabei lässt sich die Besteigung gut mit einem Besuch der Scherenspitzen und der daneben liegenden Türme (Scherenturm, Kleiner Turm) verbinden: Der Westgrat des Gamschopfs bietet herrliche Kraxelei im II. Schwierigkeitsgrad, während der NE-Grat bzw. die Ostflanke einen unschwierigen, mitunter luftigen Abstieg erlauben – für mich eines der Alpinwander-Highlights in diesem Jahr!
Nachdem der zweite Teil der Kombination Scherenturm-Scherenspitzen-Gamschopf kürzlich im dichten Nebel versank, war für mich klar, dass ich so bald als möglich noch einmal in die Gegend muss, um das Versäumte nachzuholen. Mit
dani_ war schnell ein motivierter Begleiter gefunden und so nutzten wir an einem traumhaft schönen Herbsttag eine der vielleicht letzten Gelegenheiten vor dem Einwintern, diese herrliche Alpinwanderung durchzuführen, bei der ich auch gleich noch das mir bis dato "fehlende" Stück im westlichen Teil der nördlichen Alpsteinkette zwischen Stoss und Tierwies erwandern konnte…
Laui – Alp Mutteli – Schrenit (T2)
Vom gebührenpflichtigen Parkplatz auf Laui folgten wir ein Stück der Fahrstrasse bis unter die Alphütten von Altstofel (P. 1219). Von dort weglos bzw. auf Kuhpfaden recht steil hinauf zur Alp Mutteli und weiter in nordöstliche Richtung auf dem markierten Wanderweg zur Alp Schrenit.
Schrenit – Sattel nördl. des Schwarzchopfs (T4)
Wegloser Aufstieg über Gras und Geröll. Am besten hält man sich dicht an den Felswänden des Gamsturms, wo ein Aufstieg auf Bändern und Gamspfaden weniger mühsam ist. Zum Schluss quert man die Geröllbahn, um durch eine sich aufsteilende, unangenehm erdige Rinne, oder besser links oberhalb auf gutem Band in den Sattel zwischen Schwarzchopf und dem wilden Felsgarten von Scherenspitzen und Scherentürm aufsteigt.
Kleiner Turm (15 m, T5+, I)
Vom schmalen Sattel nördlich des Schwarzchopfs gelangt man entweder durch einen Felsspalt mit etwas überhängendem Block (II) oder durch eine weiter westlich gelegene schmale, kaminartige Rinne auf das mit grossen Blöcken übersäte Plateau, von dem der Scherenturm, der Kleine Turm und die Scherenspitzen aufragen. Der Kleine Turm lässt sich am einfachsten von Osten ersteigen. Nach 1-2 Kletterzügen im I. Grad steigt man über gut gestuftes Gras bzw. Moos mässig steil zum exponiert gelegenen höchsten Punkt empor, von wo an einem Haken mit Reepschnurschlinge abgeseilt werden könnte. Aufgrund des abschüssigen Geländes und der Exponiertheit in Gipfelnähe bewerte ich die kurze Kraxelei mit T5+, möglicherweise war ich aber auch noch nicht "warm" gelaufen, so dass mir die Sache anspruchsvoller vorkam, als sie eigentlich ist.
Scherenspitzen, Westgipfel (WS, II+)
Beschreibung der Route siehe hier. Nachdem ich diese unglaubliche Felsnadel erst vor 3 Wochen erklommen hatte, verzichtete ich diesmal auf eine Besteigung – ich wollte meine Kräfte aufsparen für das, was da noch kommen sollte und genoss ein ausgiebiges Bad in der herbstlichen Sonne, während es sich
dani_ nicht nehmen liess, diesen für ihn unbekannten Felszacken zu erobern.
Gamschopf (T6, II, Stelle III-)
Nachdem wir die Felsbastion der Scherenspitzen auf schuttigen Bändern auf der Nordseite umgangen hatten, erreichten wir, über Schrofen aufsteigend, schnell den Scherensattel zwischen Gamschopf und Scherenspitzen, von dem ein markanter Kamin nach Süden hinunterzieht.
Vom Scherensattel gelangt man über Schrofen zu einer kurzen kaminartigen Rinne, die nach links auf einen Absatz leitet. Die von
Delta und
Alpin_Rise beschriebenen, alten Stiftbohrhaken konnten wir nirgends entdecken, dafür hat´s im vorgenannten Kamin einen ersten und in der Folge weitere Sicherungsringe neueren Datums. Auch wenn wir kein Seil dabei hatten, halfen uns die Ringe doch insofern, als wir so wenigstens wussten, dass wir uns noch auf der richtigen Route befanden. :-)
Nach dem erwähnten Absatz steigt man in einfachem Kraxelgelände über Schrofen nördlich des eigentlichen Westgrats bis zu einer deutlich sichtbaren, überhängenden Verschneidung auf. Es ist dies das untere Ende eines sich durch die Nordwand ziehenden couloirartigen Risses. Hier quert man kurz in die Südwand hinaus (II, Sicherungsring) um wenig später wieder über die Gratkante nach links in das Couloir zu gelangen, in dem man nun bis zum markanten Kamin, welcher oben durch ein Felsfenster begrenzt wird, aufsteigt. Dann stemmt man entweder im Kamin nach oben und schwingt sich über das Felsfenster hinweg oder man klettert -wie wir- links über die Wand. Der Fels ist hier allerdings sehr schlecht und unangenehm splittrig und brüchig! Mir brach z.B. eine eigentlich als Tritt gedachte, riesige Felsschuppe unter dem Fuss weg (den "Tritt" gibt´s also jetzt nicht mehr…;-)) und donnerte mit lautem Getöse die Nordwestwand des Gamschopfs hinunter.
Oberhalb des Felsfensters steigt man in leichtem Schrofengelände auf einer breiten Rippe steil nach oben, bis man an die letzte, kurze Kletterstelle kommt. Hier gilt es, eine Verschneidung im unteren III. Schwierigkeitsgrad (Haken) zu meistern, ehe man exponiert nach links zum Gipfelkopf hinüberquert (T6). Die letzten Meter einfach über Gras zum höchsten Punkt mit Gipfelsteinmann und -buch.
Das gut 30 Jahre alte Gipfelbuch ist völlig durchnässt und befindet sich in einem sehr schlechten Zustand. Mein Tourenpartner erwog sogar, es mit nach Hause zu nehmen, um es während Stunden zu trocknen und irgendwann nächstes Jahr wieder hinaufzutragen. Vermissen würde es in der Zwischenzeit wohl niemand, da der Gamschopf mutmasslich von keinem Menschen mehr betreten wird. Die letzte dokumentierte Besteigung erfolgte im September 2009, übrigens die einzige in dem Jahr. Der vorletzte Eintrag stammt von
360 vom 12.10.2008! Während in der "guten alten Zeit" noch reger Betrieb am Gamschopf herrschte, nehmen die letzten 20 Jahre im Gipfelbuch gerade einmal 5 (!) Seiten ein. Und hätten wir uns nicht zu dieser Tour entschlossen, wäre der Gipfel in diesem Jahr womöglich ohne eine einzige Besteigung geblieben. Woran liegt es? Werden die Wanderer immer bequemer und nehmen nur noch "vorgefertigte Kost" in Form von markierten Wanderwegen zu sich? Oder zieht´s diejenigen, die früher solche Kletterein unternommen haben, heutzutage nur noch in die Plaisir-Routen und Klettergärten??
Nachdem der Nordostgrat des Gamschopfs nicht gerade einladend aussah, entschieden wir uns, über die Ostflanke abzusteigen (T5-T6, je nach Routenwahl). Vor allem im Aufstieg dürfte die unübersichtliche, aus zahlreichen grasigen Rinnen und Felsstufen bestehende Flanke einigen Orientierungs- und Routenspürsinn erfordern (nicht überall kommt man einfach weiter!). Im Abstieg ist´s m.E. leichter: sobald man auf eine schwierig zu überwindende Felsstufe trifft, steigt man einfach wieder ein Stück zurück nach oben und sucht sich eine leichtere Möglichkeit, über Gras und Schrofen nach unten zu kommen. Das Gelände ist nicht extrem steil, dennoch würde ich aufgrund des unangenehm langen Grases von einer Begehung bei Nässe abraten.
Als wir an den Geröllfeldern zwischen Schrenit und Lauchwis angekommen waren, konnte
dani_ mal wieder nicht genug bekommen und stieg rasch noch mal bis zum Gipfelkopf des Gamschopfes auf, um auch noch die zweite Abstiegsvariante über den NE-Grat auszuprobieren. Aufgrund der jähen Ausgesetztheit und der Kletterpassagen über die Schichtköpfe des zerhackten Grats ein deutliches T6 - für sehr geübte Berggänger aber sicher reizvoller als die (einfachste) Route über die Ostflanke.
Lauchwis – Stoss – Stoss-Sattel – Silberplatten – Tierwis (T3)
Nach einer ausgiebigen Vesperpause auf einem Gratabsatz oberhalb der Lauchwis, wo ich auf
dani_ wartete, setzten wir unsere Tour auf markierten Wanderwegen bis zur Tierwies fort. Lediglich die Abstecher zum Gipfel des Stoss (T4, I) und auf die Silberplatten sind weglos, jedoch finden sich auch hier jeweils Pfadspuren. Auf der Nordseite der Silberplatten hatte es noch einige Schneereste, die aber nicht weiter störten. Die Wanderwege zwischen der Lauchwis und der Tierwis sind jedoch derzeit komplett schneefrei.
An der Tierwies trennten sich dann unsere Wege. Während
dani_ die Tour noch etwas ausbaute, um dann zum Parkplatz in Laui zurückzukehren, stieg ich auf dem Säntis-Normalweg direkt nach Norden zur Schwägalp ab (letztes Postauto nach Urnäsch an Werktagen um 17.22 Uhr, Sa u. So um 18.22 Uhr). Dieser Weg wartet mit den folgenden Attributen auf: steil, (meist) übervölkert und wegen den abgespeckten Steinen rutschig. Dementsprechend meide ich diese Route normalerweise, jetzt am späten Nachmittag war aber kaum Volk unterwegs. Auch hier hat es noch einige Schneereste und der Weg ist stellenweise ziemlich schmierig, im Grossen und Ganzen ist er aber derzeit gut zu begehen, auch dank der zahlreichen Versicherungen.
Nachdem der zweite Teil der Kombination Scherenturm-Scherenspitzen-Gamschopf kürzlich im dichten Nebel versank, war für mich klar, dass ich so bald als möglich noch einmal in die Gegend muss, um das Versäumte nachzuholen. Mit

Laui – Alp Mutteli – Schrenit (T2)
Vom gebührenpflichtigen Parkplatz auf Laui folgten wir ein Stück der Fahrstrasse bis unter die Alphütten von Altstofel (P. 1219). Von dort weglos bzw. auf Kuhpfaden recht steil hinauf zur Alp Mutteli und weiter in nordöstliche Richtung auf dem markierten Wanderweg zur Alp Schrenit.
Schrenit – Sattel nördl. des Schwarzchopfs (T4)
Wegloser Aufstieg über Gras und Geröll. Am besten hält man sich dicht an den Felswänden des Gamsturms, wo ein Aufstieg auf Bändern und Gamspfaden weniger mühsam ist. Zum Schluss quert man die Geröllbahn, um durch eine sich aufsteilende, unangenehm erdige Rinne, oder besser links oberhalb auf gutem Band in den Sattel zwischen Schwarzchopf und dem wilden Felsgarten von Scherenspitzen und Scherentürm aufsteigt.
Kleiner Turm (15 m, T5+, I)
Vom schmalen Sattel nördlich des Schwarzchopfs gelangt man entweder durch einen Felsspalt mit etwas überhängendem Block (II) oder durch eine weiter westlich gelegene schmale, kaminartige Rinne auf das mit grossen Blöcken übersäte Plateau, von dem der Scherenturm, der Kleine Turm und die Scherenspitzen aufragen. Der Kleine Turm lässt sich am einfachsten von Osten ersteigen. Nach 1-2 Kletterzügen im I. Grad steigt man über gut gestuftes Gras bzw. Moos mässig steil zum exponiert gelegenen höchsten Punkt empor, von wo an einem Haken mit Reepschnurschlinge abgeseilt werden könnte. Aufgrund des abschüssigen Geländes und der Exponiertheit in Gipfelnähe bewerte ich die kurze Kraxelei mit T5+, möglicherweise war ich aber auch noch nicht "warm" gelaufen, so dass mir die Sache anspruchsvoller vorkam, als sie eigentlich ist.
Scherenspitzen, Westgipfel (WS, II+)
Beschreibung der Route siehe hier. Nachdem ich diese unglaubliche Felsnadel erst vor 3 Wochen erklommen hatte, verzichtete ich diesmal auf eine Besteigung – ich wollte meine Kräfte aufsparen für das, was da noch kommen sollte und genoss ein ausgiebiges Bad in der herbstlichen Sonne, während es sich

Gamschopf (T6, II, Stelle III-)
Nachdem wir die Felsbastion der Scherenspitzen auf schuttigen Bändern auf der Nordseite umgangen hatten, erreichten wir, über Schrofen aufsteigend, schnell den Scherensattel zwischen Gamschopf und Scherenspitzen, von dem ein markanter Kamin nach Süden hinunterzieht.
Vom Scherensattel gelangt man über Schrofen zu einer kurzen kaminartigen Rinne, die nach links auf einen Absatz leitet. Die von


Nach dem erwähnten Absatz steigt man in einfachem Kraxelgelände über Schrofen nördlich des eigentlichen Westgrats bis zu einer deutlich sichtbaren, überhängenden Verschneidung auf. Es ist dies das untere Ende eines sich durch die Nordwand ziehenden couloirartigen Risses. Hier quert man kurz in die Südwand hinaus (II, Sicherungsring) um wenig später wieder über die Gratkante nach links in das Couloir zu gelangen, in dem man nun bis zum markanten Kamin, welcher oben durch ein Felsfenster begrenzt wird, aufsteigt. Dann stemmt man entweder im Kamin nach oben und schwingt sich über das Felsfenster hinweg oder man klettert -wie wir- links über die Wand. Der Fels ist hier allerdings sehr schlecht und unangenehm splittrig und brüchig! Mir brach z.B. eine eigentlich als Tritt gedachte, riesige Felsschuppe unter dem Fuss weg (den "Tritt" gibt´s also jetzt nicht mehr…;-)) und donnerte mit lautem Getöse die Nordwestwand des Gamschopfs hinunter.
Oberhalb des Felsfensters steigt man in leichtem Schrofengelände auf einer breiten Rippe steil nach oben, bis man an die letzte, kurze Kletterstelle kommt. Hier gilt es, eine Verschneidung im unteren III. Schwierigkeitsgrad (Haken) zu meistern, ehe man exponiert nach links zum Gipfelkopf hinüberquert (T6). Die letzten Meter einfach über Gras zum höchsten Punkt mit Gipfelsteinmann und -buch.
Das gut 30 Jahre alte Gipfelbuch ist völlig durchnässt und befindet sich in einem sehr schlechten Zustand. Mein Tourenpartner erwog sogar, es mit nach Hause zu nehmen, um es während Stunden zu trocknen und irgendwann nächstes Jahr wieder hinaufzutragen. Vermissen würde es in der Zwischenzeit wohl niemand, da der Gamschopf mutmasslich von keinem Menschen mehr betreten wird. Die letzte dokumentierte Besteigung erfolgte im September 2009, übrigens die einzige in dem Jahr. Der vorletzte Eintrag stammt von

Nachdem der Nordostgrat des Gamschopfs nicht gerade einladend aussah, entschieden wir uns, über die Ostflanke abzusteigen (T5-T6, je nach Routenwahl). Vor allem im Aufstieg dürfte die unübersichtliche, aus zahlreichen grasigen Rinnen und Felsstufen bestehende Flanke einigen Orientierungs- und Routenspürsinn erfordern (nicht überall kommt man einfach weiter!). Im Abstieg ist´s m.E. leichter: sobald man auf eine schwierig zu überwindende Felsstufe trifft, steigt man einfach wieder ein Stück zurück nach oben und sucht sich eine leichtere Möglichkeit, über Gras und Schrofen nach unten zu kommen. Das Gelände ist nicht extrem steil, dennoch würde ich aufgrund des unangenehm langen Grases von einer Begehung bei Nässe abraten.
Als wir an den Geröllfeldern zwischen Schrenit und Lauchwis angekommen waren, konnte

Lauchwis – Stoss – Stoss-Sattel – Silberplatten – Tierwis (T3)
Nach einer ausgiebigen Vesperpause auf einem Gratabsatz oberhalb der Lauchwis, wo ich auf

An der Tierwies trennten sich dann unsere Wege. Während

Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare (7)