Scherereien auf dem Weg zum Gamschopf


Publiziert von ossi , 6. Oktober 2021 um 07:35.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum: 3 August 2021
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SG   Alpstein 
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Strecke:Laui - Schrenit - Überschreitung Scherenspitzen bis Gamschopf - Lauchwis - Laui
Zufahrt zum Ausgangspunkt:P Laui
Kartennummer:1114/1115

Wenn der Tobi ruft, der ossi nicht flucht.

Start um 06.00 am Parkplatz in Laui. Um 15.00 Uhr soll es regnen, da wollen die Scherenspitzen überschritten und der Gamschopf bestiegen sein. Der Zustieg führt dem Wanderweg entlang bis Schrenit, dann durch die weite Schuttmulde zwischen Schwarzchopf und den Scherenspitzen in den Sattel zwischen eben jenen Bergen. Durch einen kurzen Kamin (II) erreicht man eine kleine Hochfläche zwischen dem Scherenturm und einem vorgelagerten Gipfel (Chly Turm) auf der einen Seite, dem Scherenspitzen Westgipfel Westgrat auf der anderen Seite.

Allgemeines zur Überschreitung Scherenspitzen - Gamschopf: Gäbe es einen Wanderweg entlang den Scherenspitzen, man hätte für die Strecke etwa fünf Minuten. Wer oben drüber will, hat um einiges länger: Wild zerrissene Türme stehen hier auf kleiner Fläche und recken ihr Häupter um die Wette in den wunderbaren Ostschweizer Himmel. Trotz der geringen Höhe wirkt die Gegend ziemlich wild und einsam. Neben viel gutem Fels findet man ab und zu loses Material, dies besonders am Scherenspitzen Ostgipfel und teilweise auch am Gamschopf Westgrat. Man findet immer wieder Haken und Abseilstellen, dennoch handelt es sich mehr um Gelände für Alpinisten als für reine Kletterer (und Kletterinnen). Trittsichere Bergsteigerinnen machen die Überschreitung eventuell ungesichert. Wenn man aber schon zu zweit unterwegs ist, darf man auch gerne sichern. Schlingen zur zusätzlichen Absicherung mitnehmen. 

ossi darf erfreut feststellen, dass er seinen Klettergurt am Vorabend nach dem Bereitlegen wieder ordentlich verräumt hat, anstatt ihn in den Rucksack einzupacken und zu den Scherenspitzen mitzunehmen. Doch was will uns das gross beunruhigen, mit den vorhandenen Bandschlingen ist in Kürze ein komfortabler Kombigurt angefertigt. Tobi hält dies zuerst für eine Art Bondage-Performance, doch ich muss ihn enttäuschen: Bloss ein Klettergurt.

Chly Turm (T6): Vom Ausgangspunkt zuerst zwei bis drei Meter kurz eine Stufe hochklettern, dann in fünf Minuten über einen steilen Rasen auf den dreieckigen Turm aufsteigen. Das Ganze wieder zurück. Während man den Chly Turm bereits während des Zustiegs ab Schrenit sieht, bleibt der Scherenturm dahinter versteckt.

Scherenturm (III-, gute Haken und gute Abseilstelle): Über die Route Südwändli (eigentlich die Südostkante) zuerst einige Meter im unteren dritten Grad hochklettern, dann einem breiten Riss entlang auf den Gipfel (eine Seillänge) steigen. Abklettern oder Abseilen zum Ausgangspunkt. Sehr guter Fels.

Überschreitung Scherenspitzen (WS+, III): Vom Ausgangspunkt über den gutgriffigen Westgrat auf die westliche Spitze (Gipfelbuch). Es hat einige Haken und auch Abseilstellen). Bei Bedarf kann mit Schlingen zusätzlich abgesichert werden. Ca. 2 SL. Guter Fels. Wir seilen in die Scharte zwischen der westlichen und der östlichen Spitze ab und besteigen über eine kurze Kante die östliche Spitze: Einige Meter das Wändchen hoch zu einem guten Normalhaken, nochmals zwei Meter hoch zu einem Block (hier Schlinge legen), dann raus auf die Kante und über die Kante zum Gipfel (T6). Eine Seillänge, ca. 25m). Von der östlichen Spitze seilen wir ca. 25 Meter ab, um von dort aus an einer selber gelegten Schlinge um einen Felsblock herum nochmals ca. 20 Meter in die Scharte zwischen Scherenspitzen und Gamschopf abzuseilen. Man könnte auch in die Scharte abklettern (II, T6). Wir kennen die Ideallinie aber nicht genau und entscheiden uns deshalb fürs Abseilen. 

Gamschopf Westgrat (ZS, II bis III): Den Westgrat hoch, wobei man sich im Aufstieg eher nach rechts (man hält sich an die Felsen und weniger ans Grasgelände) orientiert. Man kann selber absichern und findet selten auch mal einen Haken (ein gut platzierter Haken bei einer Plattenquerung in der unteren Hälfte). Man kann direkt zum Felsenfenster klettern oder links davon über Felsen aufsteigen (haben wir so gemacht, hat in leidlich gutem Fels auch gut geklappt). Nach Passieren des Felsenfensters sind die Hauptschwierigkeiten vorbei und man erreicht zuerst den Vorgipfel, dann den Hauptgipfel in munterer Kraxelei. Schlingen mitnehmen.

Gamschopf Ostgrat (T6): Durch Gras in in Richtung Ostgrat runter, einen Gratkopf unterqueren und rauf auf den schmalen Ostgrat. Die Blumenvielfalt ist gewaltig, carpintero bekäme hier aus lauter Freude einen Schlaganfall. Zu Ehren des erwähnten hikrs nennen wir die Stelle am oberen Ende der schmalen Gratschneide Carpinterobiwak.
Nun meistens direkt über die Gratschneide, wobei am Anfang zwei Mal in die Nordflanke ausgewichen wird (gute Wildspuren). Sobald man die Lauchwis erreicht hat, hat man die Lauchwis erreicht und kann sagen: "Ich habe die Lauchwis erreicht".

Nun dem Wanderweg entlang über Schrenit runter nach Laui, T2. Einkehren auf Schrenit empfehlenswert.

Anmerkung der Redaktion: Den Satz "Ich habe die Lauchwis erreicht" kann man natürlich auch sagen, wenn man die Lauchwis nicht erreicht hat. Genau genommen kann man den Satz überall sagen, sofern man sprechen kann. Also zb auch auf dem Klo, im Büro oder während des Schuhebindens. 

Tourengänger: ossi
Communities: T6


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