Scherensattel Nordcouloir, Gamschopf Überschreitung und Stoss


Publiziert von ossi , 23. September 2014 um 07:00.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:16 September 2014
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-SG 
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Poschti bis Lutertannen oder Schiltmoos
Kartennummer:1:25000 Nesslau

Das Couloir am Scherensattel sticht vor allem im Winter ins Auge und ist seit der Skitourensaison 13/14 auch auf hikr beschrieben. Näheres dazu findet die geneigte LeserInnenschaft unter www.hikr.org/tour/post77719.html . Das Ganze ist natürlich auch im Sommer zu machen, denkt sich ossi und siehe da, es geht. Als halbwegs bequemer Zugang zum Scherensattel bietet das Couloir eine gute Einstiegsmöglichkeit von Norden in die Gamschopfüberschreitung "West-Ost".

Scherensattelcouloir (T5): Entweder direkt über die zunehmend steile Geröllhalde als physiotherapeutisch wertvolle Gleichgewichtsübung (T3/T4-) oder über Hoffert-Oberhofeld via Wanderweg (T3) unter das deutlich sichtbare Couloir, das aus der Scharte Gamschopf/Scherenspitzen schnurgerade herunterzieht. Wie auf der Skitour  umgeht man die unterste Steilstufe des Couloirs im Aufstieg gesehen rechts, um erst unmittelbar darüber in die enge Rinne einzutreten. Das machen die Gämsen übrigens auch so, wie man in der Szene munkelt und anhand der Tierspuren bald merkt. Nun gerade die wohl häufig feuchte Rinne hoch. Im obersten Drittel weiche ich in die Grasflanke rechts aus (im Aufstieg gesehen). Man kann zwar weiterhin im Couloir bleiben, doch der Aufstieg im Gras scheint mir irgendwie angenehmer.

Gamschopf Westgrat (T6, II-III): Hier ist's dann mit dem Spass vorbei und man sollte wissen, dass dieser Aufstieg ungesichert eher den VIPs unter den T6-GängerInnen vorbehalten ist. Das Gelände ist nicht gerade übersichtlich und an einigen Stellen auch etwas brüchig. Namentlich die blätterteigesken Strukturen unter dem Felsenfenster erinnern mehr an Schinkengipfeli als an Gestein und sollten entsprechend vorsichtig belastet werden.

Zuerst entlang des Westgrates in T6-Gelände durch eine rinnenartige Struktur hoch. Man erreicht einen Ringbohrhaken (vermutlich ein Standhaken). Hier zwei Kletterzüge im zweiten Grad kräftig hoch auf den Grat und gleich wieder linkshaltend über eine plattige Stelle (III-, ein Haken) in eine weitere Rinne. Erneut gerade hoch, bis man das Felsenfenster erblickt.

Ich steige ca. 10m unter dem Felsenfenster etwa drei Meter nach links (im Aufstieg gesehen) in die Flanke hinaus und anschliessend gerade hoch über etwas splittrige Felsen (II und Gras, Tritte und Griffe prüfen). Anschliessend wieder einfacher gerade aufwärts. Eine letzte Kletterstelle in gutem Fels (II und ein Haken) ist zu überwinden und man steht auf dem Vorgipfel. Der Übergang zum Hauptgipfel geht erfreulich einfach.

Als dritte Person darf ich mich ins Gipfelbuch eintragen, marmotta und carpintero holten sich die ersten beiden Medaillenplätze. Schenkt man dem Gipfelbuch Glauben, scheint der Gamschopf so etwas wie ein hikr-Hausberg zu sein, die meisten Einträge stammen von aktiven Usern.

Gamschopf Nordgrat (T6): Eine Freude! Messerscharf mit viel Luft unter den Sohlen, objektiv aber wesentlich sicherer als der Westgrat. Dieser Grat hat sich bei Gelegenheit einen eigenen Beschrieb verdient. Im Wesentlichen folgt man stets der Gratkante, wobei man die kniffligsten Stellen mal links, mal rechts des Grates im Steilgras umgeht. Meistens gelingt dies auf der "Schwägalpseite" besser. Bevor es soweit ist, steigt man vom Gipfelkopf verhältnismässig angenehm ab (T6, gut gestuftes Gras), umgeht die erste Steilstufe unter dem Gipfel auf der "Wildhauser Seite" und kehrt dann zum Grat zurück.

Stoss (T4): Lauchwis-Stossattel über den Wanderweg. Nun dem Grat folgend südwärts zurück (Wegspuren) in ein Couloir, das vom Stoss herunterzieht. Durch dieses hoch auf den Gipfel (immer wieder Spuren auf der ganzen Route). Eintrag ins Gipfelbuch und direkt runter Richtung Lauchwis (auch so um T4).

Tour im Alleingang

Tourengänger: ossi
Communities: T6


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (9)


Kommentar hinzufügen

Hampi hat gesagt: Vielen Dank
Gesendet am 23. September 2014 um 08:55
Hallo Ossi

Vielen Dank für deinen informativen Bericht und die schönen Fotos. Das Nord-Couloir zum kleinen Scherenturm habe ich mir aus der Ferne bereits angeschaut. Ist es deiner Meinung nach machbar?

Liebe Grüsse

Hampi

ossi hat gesagt: RE:Vielen Dank
Gesendet am 23. September 2014 um 09:44
Das ist das Couloir auf dem letzten Bild rechts vom Scherensattelcouloir?

Ich denke, das könnte gehen bzw. käme man da schon irgendwie unter den Turm. Ich habe beim Aufstieg rübergeschielt und es sah nicht unmöglich aus.

Gruss
ossi

Hampi hat gesagt: RE:Vielen Dank
Gesendet am 23. September 2014 um 20:09
Danke für deine Einschätzung. Ich werde mir die Sache bei Gelegenheit näher anschauen. Vielleicht "entdecke" ich dabei auch einen direkten Zustieg zum Schwarzkopf und somit eine Route für eine Westgrattraversierung.

Liebe Grüsse

Hampi

jfk hat gesagt: RE:Vielen Dank
Gesendet am 14. Dezember 2014 um 17:07
Hey Hampi, habe per Zufall deinen Kommentar hier gesehen.
Gestern bin ich zusammen mit 560 im Rahmen einer Winterüberschreitung von Scherenturm, Scherenspitzen und Gamschopf durch besagtes Couloir hochgestiegen. Man steigt dabei gerade durch das Couloir hoch bis unter die markante Scharte im Schwarzchopf. Danach biegt das Couloir scharf nach links (osten) und es geht eindrücklich hoch in den Sattel zwischen Klein Scherenturm und Schwarzchopf. Die Schwierigkeiten im Sommer würde ich bei einem moderaten T5 einordnen

LG, Jonas

PS: @ossi: Das Couli böte bei etwa gleicher Steilheit wie eures etwas grosszügigeren Platz für Skischwünge...

ossi hat gesagt: RE:Vielen Dank
Gesendet am 16. Dezember 2014 um 16:32
Danke für die Info, noch eine Skitour...;)

marmotta hat gesagt:
Gesendet am 23. September 2014 um 22:35
Eine tolle Tour hast Du da gemacht! An den "Blätterteig" unter dem Felsenfenster kann ich mich auch noch gut erinnern... Ich bin ja damals auch links über die (splittrige) Wand hochgeklettert. Wäre es eigentlich nicht besser, gerade hochzustemmen und durch das Felsenfenster zu schlüpfen?

Und, wieso hast Du eigentlich schon wieder die Scherenspitzen verschmäht? :-)

LG
marmotta

ossi hat gesagt: RE:
Gesendet am 24. September 2014 um 07:05
Beim Felsenfenster sah der Fels noch schlimmer aus, da war mir nicht mehr so wohl. Der Delta hat das gemäss Bericht so gemacht und er fand das gar nicht so ungünstig. Ihr wart auch seilfrei unterwegs: War ja schon nicht ganz ohne, nicht?

Scherenspitzen ist wie beim Essen: Das Beste kommt zum Schluss...;)

marmotta hat gesagt: RE:
Gesendet am 24. September 2014 um 20:25
> Ihr wart auch seilfrei unterwegs: War ja schon nicht ganz ohne, nicht?

Wenn man mit dani_ unterwegs ist, braucht man doch kein Seil! ;-)

Nein, im Ernst: Erstaunlicherweise hab ich die Kraxelei am Westgrat damals als nicht besonders heikel empfunden - als unangenehm ist mir lediglich die splittrige Wand unter dem Felsenfenster in Erinnerung...

Ob ich das heute so wiederholen würde, weiss ich nicht. Ich denke, es hängt sehr stark von der Tagesform und den Verhältnissen ab: Gestern war ich z.B. in einer T4-Route unterwegs, es kam mir stellenweise aber wie T6 vor...


2bd hat gesagt: couli
Gesendet am 25. September 2014 um 12:23
nostalgische Erinnerungen an den Winter steigen auf.
:)


Kommentar hinzufügen»