Gipfelrunde vom Gamschopf zum Grauchopf


Publiziert von Bergamotte , 1. November 2015 um 14:14.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:31 Oktober 2015
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-AR   CH-SG 
Zeitbedarf: 6:45
Aufstieg: 1850 m
Abstieg: 1850 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW bis Laui (5.- pauschal)
Kartennummer:1114 Nesslau / 1115 Säntis

Prachtsherbst sei Dank schaffe ich es diese Saison noch einmal in den westlichen Alpstein. Hatte ich anfangs Juni die Gipfel zwischen Lütispitz und Schwarzchopf überschritten, stand heute die Fortsetzung zum Westfuss des Säntis auf dem Programm. Trotz den bescheidenen 1959m bildet der Gamschopf den Höhepunkt dieser ausgedehnten Gipfelrunde: anspruchsvoll, kaum besucht, auf Hikr zur Legende geworden.

Angesichts des unsicheren Zeitbedarfs starte ich bereits um 7:00 vom Parkplatz Laui (1072m). Der Alpstein präsentiert sich verschlafen, aber den prächtigen Herbsttag kann man förmlich riechen. Noch vor der Alp Trosen erreiche ich die Morgensonne und fast alle Kleider wandern in den Rucksack. Nach gut 90 Minuten stehe ich am Fuss der Ostflanke. Die Konsultation der zahlreichen Hikr-Berichte zum Thema liess mich unruhig schlafen: anspruchsvolles Schrofengelände, schwierige Orientierung. Stimmt, es handelt sich um klassisches T6-Gelände: abschüssig, schlechttrittig, Pickel empfehlenswert. Dafür bereitet mir die Routenfindung keinerlei Probleme: Ich halte mich strikt an die Rinne ganz links (Süd), welche bereits von unten durchgehend einsehbar ist. Vorgewarnt durch Vorgänger widerstehe ich der Versuchung, die Rinne gegen Osten zu verlassen. Stattdessen steige ich bis ganz zum Nordgrat hoch. Diesem folge ich, kurz in die Westflanke ausweichend (ausgesetzt), an den Gipfelfuss. Das Gelände wird gegen Schluss etwas angenehmer da besser gestuft, verbleibt aber im T5-Bereich. Erleichtert erreiche ich kurz nach neun Uhr den Gamschopf (1959m). Der Blick schweift nordwärts, unter mir das weite Nebelmeer über dem Appenzellerland. Keck lugen Stock- und Kronberg aus der Suppe. Gespannt öffne ich marmottas Gipfelbuch, erst die dritte Begehung in diesem Jahr. Was für ein Perle!

Nach dem Aufstieg ist vor dem Abstieg. Eine leichte Route gibt es an diesem Berg leider nicht. Konzentriert steige ich wieder in die Scharte ab, wo ich von Osten den Nordgrat erreicht hatte. Von hier nun einige Meter die Westflanke runter (kein Gelände für Nässe), um die scharfen Absätze im Grat zu umgehen. Anschliessend gewinne ich sofort wieder den Grat und folge ihm luftig, aber unschwierig bis zum nördlichen Vorgipfel. Von hier in fünf Minuten zur Lauchwis (2044m).

Für den Rest der Tour erwarte ich keine grösseren Schwierigkeiten mehr, so dass ich entspannt weiterziehen kann. Den Stoss (2111m) erreiche ich von dessen Nordsattel, in Unwissenheit der exakten Route erklettere ich den Felsaufbau durch eine Rinne direkt. Erst im Abstieg entdecke ich die Wegspuren, welche kurz gegen Süden ausholen. Anschliessend traversiere ich über den vorübergehend eingeschneiten Wanderweg den Silberplattenköpfen entlang, um dann Richtung Silberplatten aufzusteigen. Einen kurzen Besuch der "Kluckerplatte" (P. 2080) lasse ich mir nicht entgehen. In der Nordflanke der Silberplatten (2158m) liegt Schnee drin. Aus der Distanz wirkt das äusserst heikel. Tatsächlich verläuft der Weg aber äusserst geschickt und der Schnee weist eine ideale Härte auf. Deshalb ohne Pickel unschwierig bis zum Kreuz und ausgiebige Mittagsrast auf der Ostseite des Gipfelgrats. Wie überall heute auf den Gipfeln und Graten spürt man deutlich den Föhn, mit Windjacke aber gut auszuhalten.

Wieder unten im Sattel erreiche ich über den grasigen Südgrat das "Grüenhorn" (P. 2140m). Auf der Nordseite folge ich weiter dem Grat, steige aber vor einem plattigen Absatz zurück zum Wanderweg. Dann wiederholt sich das Spiel: Aufstieg über den grasigen Südgrat zum Grenzchopf (2193m). Der Tiefblick zur Schwägalp lässt das Treiben auf dem Säntis erahnen. Und die Luftseilbahn fährt praktisch durchgehend. Auf meiner Route geht's ruhiger zu und her. Erst ab der Tierwis (2085m) setzt ein harmloser Strom an Wanderern ein. Doch ich verbleibe ohnehin nur wenige Minuten auf dem Weg, weil ich den Grauchopf (2218m) in direkter Linie über dessen SW-Grat angehe, angenehme Genusskraxelei. Nach einer letzten Pause steige ich zum Grüeziweg runter und quere durch stark zerrissenes Karstgelände zum Spitzbergli (2137m). Das ist höchstens für Gipfelsammler interessant. Es verbleibt der Abstieg via Alp Chlingen - vorbei an Gir und Toggenburger Hundstein - zurück nach Laui, wo dieser prächtige Wandertag zu Ende geht. Ein Glückspilz, wer nächste Woche Herbstferien eingegeben hat.


Zeiten
2:00  Gamschopf
1:00  Stoss
1:00  Silberplatten
1:00  Grauchopf
1:40  Laui

Tourengänger: Bergamotte
Communities: T6


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