Nidfurnerturm (2661 m) und Vreneli via Guppengrat (2904 m)


Published by PStraub , 20 July 2010, 09h25.

Region: World » Switzerland » Glarus
Date of the hike:19 July 2010
Hiking grading: T6 - Difficult High-level Alpine hike
Mountaineering grading: PD+
Waypoints:
Geo-Tags: CH-GL   Glärnischgruppe 
Time: 9:00
Height gain: 2200 m 7216 ft.
Height loss: 2200 m 7216 ft.
Route:Leuggelen (Schwändi) - Vrenelisgärtli und zurück
Access to start point:Schwändi (Bus ab Schwanden SBB) - Leuggelen
Accommodation:Guppen-Oberstafel
Maps:1153

Am Guppengrat sind die meisten eher "vertikal" unterwegs. Ich wollte mal die "Horizontale" ausprobieren, also auf dem Guppenfirn von der Chanzle aus den Nidfurnerturm und den Spitzisteinturm besuchen.
 
Der Guppengrat-Aufstieg von Leuggelen via Guppen-Oberstafel wurde im HIKR ja schon mehrfach beschrieben. Dem ist allenfalls hinzuzufügen, dass es mittlerweile bis weit über den Mittelstock hinauf eine gut ausgeprägte Wegspur hat.
 
Der Aufstieg zwischen dem Plateau auf gut 2500 m und der Chanzle ist derzeit noch sehr einfach: bis zuoberst Trittschnee. Die Schründe öffnen sich zwar und die Brücken darüber sind teilweise äusserst fadenscheinig - mehrfach sind mir die Stöcke bis zum Handgriff durchgesackt - aber sie halten noch.
Auf der Chanzle bin ich zum Schneefeld, das Richtung Guppenfirn - Nidfurnerturm führt, gegangen und habe dort die Steigeisen montiert. Ohne Pickel und Eisen geht da gar nichts, die Hänge sind teilweise richtig STEIL. Wer nicht allein ist, wäre mit ein paar Eisschrauben und einem gehörigen Stück Seil gut bedient. Die unangenehmste Passage ist gleich am Anfang, wo man vom Fuss des Schwandergrates 50 - 100 Hm absteigen muss. Sobald man die Höhe halten oder gar aufsteigen kann, geht es besser. Der Schlussaufstieg zum Nidfurnerturm, vielleicht 50 Hm, besteht nicht mehr aus Gletscher, sondern aus Kalkplatten, die gut gestuft sind. 
Die Idee war, anschliessend zum Spitzisteinturm zu traversieren. Technisch wäre das mit dem ersten Stück identisch: eine abschüssige Einbuchtung des Schwandergrates queren und dann praktisch horizontal zum "Gipfel". Anders als beim Nidfurnerturm ist der höchste Punkt des Spitzisteinturms ein Eisbuckel. 
 
Ich habe aus "technischen" Gründen auf diesen Schlenker verzichtet, denn ständig drückte die Thermik Nebel hinauf. Und auf einer derart exotischen Route vom Nebel eingekesselt zu werden, darauf konnte ich gerne verzichten. Ich bin da vielleicht übervorsichtig, aber immerhin mussten gerade am letzten Wochenende drei Berggänger in einer ziemlich aufwändigen Aktion aus der Geissegg-Route (Sardona) ausgeflogen werden.
Bezüglich ausfliegen: Innerhalb weniger Tage liessen sich gleich zwei Gruppen aus der Guppengrat-Route ausfliegen. 
Nun kann jeder mal in eine besch.. Situation kommen. Aber warum begehen Leute Routen, die sie scheinbar selbst bei den derzeit optimalen Verhältnissen überfordern? Wohlverstanden: Die waren im Aufstieg! Im Abstieg kann man ja schon mal in ein Gelände geraten, wo man eigentlich nicht sein sollte. Aber im Aufstieg? Da kann ich doch jederzeit umkehren und auf der Route zurück, wo ich hergekommen bin.
Nun gut, statt zum Spitzisteinturm zurück zur Chanzle. Und weil der Tag noch - vergleichsweise - jung war, gab es ja keinen Grund, nicht noch schnell zum Vreneli rauf zu kraxeln.
Erstaunlicherweise war kein Mensch auf dem Gipfel, das schöne neue Zürcher Bänkli völlig verwaist. Nach einer kurzen Gipfelrast habe ich den Abstieg begonnen. Ich wusste, dass es unter mir eine Seilschaft gab, darum bin ich wie auf Eiern gegangen. Wer das "Gelötter" dort droben kennt, weiss warum.
 
Die erwähnte Gruppe, ein Bergführer mit zwei Gästen, habe ich dann rund 100 Meter über der Chanzle getroffen. Ich hatte sie um gut 8 Uhr morgens auf Guppen-Oberstafel überholt, mittlerweile war es 13 Uhr. Sie hatten also für rund 1000 Hm in Gehgelände fünf Stunden gebraucht. Ich möchte gar nicht wissen, wann die endlich in der Glärnischhütte angekommen sind .. 
Der Führer gab mir dann noch die Tipps, auf keinen Fall auf dieser Route und immer rückwärts (also mit dem Gesicht zur Wand) abzusteigen. Aber man sollte alte Gewohnheiten nicht leichtfertig umstossen, so bin ich halt weiter - vorwärts - dort runter. Kaum hatte ich sie über mir, begannen die Steine zu prasseln. Nicht von mir, wohlverstanden, sondern auf mich herab!
Ein Stück unter der Chanzle ist ja die technisch heikelste Stelle. Im Aufstieg eine wenig steile, aber grifflose Platte mit einem vertikalen Riss. Das ist für den Abstieg schlecht geeignet. Aber ein paar Meter rechts davon hat es eine breite Spalte mit einem eingeklemmten Stein. Man muss sich nur nach diesem Stein mit einem weiten Spreizschritt beidseitig verankern, dann ist man da im Nu drunten.
 
Auf Guppen-Oberstafel gabs ein erstes Bier und einen Klön mit den Sennenleuten, in Leuggelen drunten dann noch ein Bier und noch ein Klön - diesmal mit dem Senn der Bösbächi-Alp, über die die Route zur Zeinenfurggel führt. Diese Leute leisten dort oben für bescheidenes Geld harte und - für uns Bergwanderer äusserst nützliche! - Arbeit und verdienen dafür unsere Hochachtung.

Hike partners: PStraub


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Comments (7)


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xaendi says: Danke für diesen Bericht
Sent 20 July 2010, 09h35
Ich hatte mich schon gefragt, ob diese Saison der Guppengrat von Hikrs nicht mehr begangen wird ;-)
Steht bei mir auch ganz oben auf der Pendenzenliste.

Zaza says:
Sent 20 July 2010, 09h41
Hallo Peter,

seh ich auch so wie xaendi...das erinnert mich daran, dass ich diese Route endlich mal begehen möchte, gilt sie doch bisweilen als Referenz für T6.

Weisst du Näheres über die Geissegg-Flugaktion? Haben sich die Leute im Nebel verlaufen oder sind vielleicht gar in ein Loch im Couloir gefallen? Das war schon bei uns vor fast zwei Wochen etwas heikel.

Gruess, Manuel

PStraub says: RE: Nebel
Sent 20 July 2010, 09h47
Sie wurden vom Nebel eingekesselt.
Es sind übrigens erfahrene Einheimische - in der Südostschweiz von heute ist ein Bericht drin -> sollte als .PDF zu finden sein.

xaendi says: RE:
Sent 20 July 2010, 10h03
Hallo Zaza,
wenn du noch jemanden suchst, der dich begleitet, würde ich mich gerne anbieten.
Gruess
xaendi

Zaza says: RE:
Sent 20 July 2010, 10h06
Gern! Entweder als Tagestour (ein wenig stressig) oder dann so:
1) Braunwald - Bös Fulen - Guppenalp (Ue)
2) Guppengrat - Vreneli/Bächenstock/Ruchen - Klöntal

Gruess, Manuel

xaendi says: RE:
Sent 20 July 2010, 10h11
Die Kombination mit Bös Fulen tönt sehr interessant, zumal ich dann auch gleich den Kantontshöhepunkt SZ abhaken könnte.
Anfangs September hätte ich wahrscheinlich Zeit. Oder wäre dir das zu spät?

Zaza says: RE:
Sent 20 July 2010, 21h16
Hallo,

naja, schauen wir mal wenn der September kommt...der gute Trittfirn an der Chanzle wird bis dann sicher verschwunden sein, aber das scheint ja eh schon jetzt kritisch zu werden.

Gruess, Manuel


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