Nidfurnerturm (2661 m) und Vreneli via Guppengrat (2904 m)
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Am Guppengrat sind die meisten eher "vertikal" unterwegs. Ich wollte mal die "Horizontale" ausprobieren, also auf dem Guppenfirn von der Chanzle aus den Nidfurnerturm und den Spitzisteinturm besuchen.
Der Guppengrat-Aufstieg von Leuggelen via Guppen-Oberstafel wurde im HIKR ja schon mehrfach beschrieben. Dem ist allenfalls hinzuzufügen, dass es mittlerweile bis weit über den Mittelstock hinauf eine gut ausgeprägte Wegspur hat.
Der Aufstieg zwischen dem Plateau auf gut 2500 m und der Chanzle ist derzeit noch sehr einfach: bis zuoberst Trittschnee. Die Schründe öffnen sich zwar und die Brücken darüber sind teilweise äusserst fadenscheinig - mehrfach sind mir die Stöcke bis zum Handgriff durchgesackt - aber sie halten noch.
Auf der Chanzle bin ich zum Schneefeld, das Richtung Guppenfirn - Nidfurnerturm führt, gegangen und habe dort die Steigeisen montiert. Ohne Pickel und Eisen geht da gar nichts, die Hänge sind teilweise richtig STEIL. Wer nicht allein ist, wäre mit ein paar Eisschrauben und einem gehörigen Stück Seil gut bedient. Die unangenehmste Passage ist gleich am Anfang, wo man vom Fuss des Schwandergrates 50 - 100 Hm absteigen muss. Sobald man die Höhe halten oder gar aufsteigen kann, geht es besser. Der Schlussaufstieg zum Nidfurnerturm, vielleicht 50 Hm, besteht nicht mehr aus Gletscher, sondern aus Kalkplatten, die gut gestuft sind.
Die Idee war, anschliessend zum Spitzisteinturm zu traversieren. Technisch wäre das mit dem ersten Stück identisch: eine abschüssige Einbuchtung des Schwandergrates queren und dann praktisch horizontal zum "Gipfel". Anders als beim Nidfurnerturm ist der höchste Punkt des Spitzisteinturms ein Eisbuckel.
Ich habe aus "technischen" Gründen auf diesen Schlenker verzichtet, denn ständig drückte die Thermik Nebel hinauf. Und auf einer derart exotischen Route vom Nebel eingekesselt zu werden, darauf konnte ich gerne verzichten. Ich bin da vielleicht übervorsichtig, aber immerhin mussten gerade am letzten Wochenende drei Berggänger in einer ziemlich aufwändigen Aktion aus der Geissegg-Route (Sardona) ausgeflogen werden.
Bezüglich ausfliegen: Innerhalb weniger Tage liessen sich gleich zwei Gruppen aus der Guppengrat-Route ausfliegen.
Nun kann jeder mal in eine besch.. Situation kommen. Aber warum begehen Leute Routen, die sie scheinbar selbst bei den derzeit optimalen Verhältnissen überfordern? Wohlverstanden: Die waren im Aufstieg! Im Abstieg kann man ja schon mal in ein Gelände geraten, wo man eigentlich nicht sein sollte. Aber im Aufstieg? Da kann ich doch jederzeit umkehren und auf der Route zurück, wo ich hergekommen bin.
Nun gut, statt zum Spitzisteinturm zurück zur Chanzle. Und weil der Tag noch - vergleichsweise - jung war, gab es ja keinen Grund, nicht noch schnell zum Vreneli rauf zu kraxeln.
Erstaunlicherweise war kein Mensch auf dem Gipfel, das schöne neue Zürcher Bänkli völlig verwaist. Nach einer kurzen Gipfelrast habe ich den Abstieg begonnen. Ich wusste, dass es unter mir eine Seilschaft gab, darum bin ich wie auf Eiern gegangen. Wer das "Gelötter" dort droben kennt, weiss warum.
Die erwähnte Gruppe, ein Bergführer mit zwei Gästen, habe ich dann rund 100 Meter über der Chanzle getroffen. Ich hatte sie um gut 8 Uhr morgens auf Guppen-Oberstafel überholt, mittlerweile war es 13 Uhr. Sie hatten also für rund 1000 Hm in Gehgelände fünf Stunden gebraucht. Ich möchte gar nicht wissen, wann die endlich in der Glärnischhütte angekommen sind ..
Der Führer gab mir dann noch die Tipps, auf keinen Fall auf dieser Route und immer rückwärts (also mit dem Gesicht zur Wand) abzusteigen. Aber man sollte alte Gewohnheiten nicht leichtfertig umstossen, so bin ich halt weiter - vorwärts - dort runter. Kaum hatte ich sie über mir, begannen die Steine zu prasseln. Nicht von mir, wohlverstanden, sondern auf mich herab!
Ein Stück unter der Chanzle ist ja die technisch heikelste Stelle. Im Aufstieg eine wenig steile, aber grifflose Platte mit einem vertikalen Riss. Das ist für den Abstieg schlecht geeignet. Aber ein paar Meter rechts davon hat es eine breite Spalte mit einem eingeklemmten Stein. Man muss sich nur nach diesem Stein mit einem weiten Spreizschritt beidseitig verankern, dann ist man da im Nu drunten.
Auf Guppen-Oberstafel gabs ein erstes Bier und einen Klön mit den Sennenleuten, in Leuggelen drunten dann noch ein Bier und noch ein Klön - diesmal mit dem Senn der Bösbächi-Alp, über die die Route zur Zeinenfurggel führt. Diese Leute leisten dort oben für bescheidenes Geld harte und - für uns Bergwanderer äusserst nützliche! - Arbeit und verdienen dafür unsere Hochachtung.
Hike partners:
PStraub

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