Pizzo Cramalina (2322 m) via Normalweg


Publiziert von alpinos , 31. Mai 2010 um 10:38.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum:29 Mai 2010
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Pizzo Cramalina 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1350 m
Abstieg: 1350 m
Strecke:Gresso - Pian della Crosa - Alpe Bassa - Alpe del Lago - P. 2036 - Pizzo Cramalina - Alpe del Lago - Alpe Biètri - Monte - Gresso
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PKW bis Gresso; einige kostenlose Parkplätze bei der Kirche

Einsame Bergwanderung auf schmalen Pfaden

Dieses Wochenende verbrachten wir mit Ilaria und Stefan im Tessin. Für den Samstag hatten wir eine Tour auf den Pizzo Cramalina geplant. Die imposante Nordwand der Cramalina-Gruppe war uns schon vor einiger Zeit aufgefallen und der Pizzo Cramalina stand schon seit längerem auf unsere To-Do-Liste. Prinzipell sind drei auf Tour-Varianten möglich: die Traversierung vom Cramalina im Westen auf dem Verbindungsgrat (T5); der Aufstieg über den Güi (T4/T5); und der "Normalweg" auf dem breiten S bzw. SW-Grat (T3). Wir entschieden uns, mit den beiden über den Normalweg aufzusteigen; für uns auch eine Gelegenheit, die beiden anderen Varianten in Augenschein zu nehmen.

Nach einer kurvenreichen Fahrt nach Gresso begannen wir in leichten Nieselregen gegen dreiviertel neun unseren Aufstieg. Der Wetterbericht hatte zwar noch freitags gutes Wetter am Vormittag mit Regen am Nachmittag angesagt; aber es war genau andersherum. Aber auch ein Aufstieg bei leichtem, erfrischendem Regen, impossant aufquellenden Wolken und die hervorbrechende Sonne bieten eine großartige Kulisse. Wir folgten zunächst den Hinweisschilder durch dieses malerische Bergdorf, dann stiegen wir steil auf gut markierem Weg hinauf nach Pian della Crosa (1370 m).

Von den beiden Wegvarianten gingen wir den östlichen. Oberhalb des letzten Hauses am Waldrand wählten wir den mittleren der drei Wege in Richtung Alpe Bassa (Wegweiser). Nun ging es auf schmalen Pfaden in dichtem Laubwald steil den Gratrücken des Bisadelle hinauf. Die Wegspuren waren teils durch viel abgefallenes Laub des letzten Jahres verdeckt; hält man sich aber immer am Grat, kann man nicht viel falsch machen. Nach einer kurzen flachen Passage quert der nun deutliche Weg in die Flanke hinein, quert einen Bachlauf und steigt dann wieder steil hinauf zur verfallenen Alpe Bassa (1744 m).

Beim Wegweiser oberhalb der Alpe folgten wir jetzt der linken Wegspur in die Südflanke des Pizzo della Bassa in den Wald hinein. Die Wegspur wurde schmaler und einige Querungen im grasigen Steilhang samt umgestürzter Bäume und dichter Sträucher würzten diesen Wegabschnitt. Bei P. 1833 bogen wir nach Norden ab; bei der Verzweigung kurz darauf nahmen wir den linken Weg. Wieder traviersierten wir einige Steilhänge im Wald, teilweise führte die Wegspur durch Heidelbeersträucher, was wegen des ergiebigen Niederschlags recht rutschig war. Etwas unterhalb des Wortes "Pizzo" auf der Karte stiegen wir durch ein kleines, mit Restschnee gefülltes Couloir ab und traverisierten schließlich auf mehreren großen Schneefelder hinüber zur Alpe del Lago (1904 m)

Von hier lässt sich der weitere Wegverlauf über den SW- und S-Grat des Pizzo Cramalina hinauf zum Gipfel gut erkennen. Wir umgingen die restlichen Schneefelder westlich und stiegen durch die niedrigen Sträucher direkt auf zu P. 2036. Nun immer weiter auf dem zunächst flach, dann recht steil ansteigenden Grat hinauf zu dem Punkt wo SW- und SO-Grat zusammenstoßen. Teilweise waren Wegspuren im Gras vorhanden, der letzte Aufschwung geht durch Schotter und Geröll. Die letzten Meter zum Gipfel sind etwas ausgesetzt; dann standen wir am Gipfel des Pizzo Cramalina und konnten die umliegenden Berge bewundern. Leider war von der Fernsicht nicht viel übrig, die Quellwolken hüllten die Gipfel zunehmend in Wolken.

Nach einer etwas kürzeren Gipfelrast stiegen wir wieder hinab zur Alpe del Lago. Um den Abstieg zur Alpe Biètri abzukürzten stiegen wir in nun weglos in etwa der Verbindungslinie zwischen dem "A" von Alpe del Lago und dem "i" von Biètri folgend ab (T4). Wir folgten dabei dem kleinen Bachlauf auf der linken Seite (in Abstiegsrichtung gesehen) bis zu einer Felsstufe. Diese kann recht interessant direkt an dem kleinen Wasserfall durchstiegen werden (I). Dann weiter in wenigen Minuten zur Alpe Biètri (1687 m). Von hier etwas in nordwestlicher Richtung ca. 200 m bis zu den deutlichen Wegmarkierungen in einem Lawinentrichter mit vielen umgestützten Bäumen. Wir folgten den Markierungen zunächst weglos, dann auf Wegspuren den Wald hinab und trafen bald auf den jetzt deutlichen Weg von der Alpe di Remiasco.

Der folgende Abstieg ist nun deutlich flacher und verläuft durch wunderbaren Laub- und Mischwald. Ab und an konnten wir die beeindruckenden Aus- und Tiefblicke ins Tal genießen. Überaschenderweise rissen die Wolken nun endlich auf und es wuirde warm und fast sonnig. Viel zu früh steht man dann in Monte, dem ersten Vorposten der Zivilisation. Über P. 1334 und Colela stiegen wir recht steil nach Gresso ab.

Eine großartige Tour in dieser einmaligen und einsamen Berglandschaft und vielen Dank an Ilaria und Stefan für den wunderbaren Tag mit euch. Auf der ganzen Tour haben wir keinen anderen Wanderer gesehen. Die Wege sind interessant angelegt und gut zu gehen; teilweise ist Orientierungssinn gefragt, da die Wegspuren sich etwas im Laub bzw. Gras verlaufen. Ohne unsere Abstiegsvariante von der Alpe del Lago ist die Tour mit T3/T3+ zu bewerten. Wir kommen auf jeden Fall wieder, dann wohl über den impossanten Westgrat des Pizzo Cramalina!


Tourengänger: alpinos


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Geodaten
 2525.gpx Pizzo Cramalina

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Kommentare (3)


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Henrik hat gesagt: Diese Region des Tessins
Gesendet am 31. Mai 2010 um 16:21
wird in der Tat selten aufgesucht -

> einsamen Berglandschaft

In euren prosaischen Spuren erinnerte ich mich an meine Wanderung

Danke

LG
silberfaden

alpinos hat gesagt: RE:Diese Region des Tessins
Gesendet am 31. Mai 2010 um 17:33
Hallo Henrik

Bist Du denn öfters dort unterwegs? Wir waren so begeistert ob der Einsamkeit und der Unberührtheit der dichtbewaldeten Berghänge! Ein richtiges Paradies gleich neben dem Rummel am Lago Maggiore. Wir kommen sicher wieder.

Viele Grüsse aus dem weniger idyllischen Zürich,

A&R

Henrik hat gesagt: RE:Diese Region des Tessins
Gesendet am 31. Mai 2010 um 17:39
...ich bin sehr oft im Tessin unterwegs - vor allem im und rund ums Valle Maggia und Bleniotal...aber auch Zaza und Seeger sind beinahe heimisch dort.

Es ist wie beinahe überall...muss mehr als 500 m hoch hinauf gewandert werden und ist nach 2 h keine Beiz in Fussnähe...ist es ruhig...ausgenommen wo das Urbane in die Berge geklotzt wurde...ja, Arbeitsplätze...!

Nein, das ZO ist durchaus idyllisch, siehe mein Bericht am Schnebelhorn darüber!

LG

silberknopf


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