Klettersteig Aletsch


Publiziert von WoPo1961 , 14. Mai 2010 um 17:18.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:28 September 2006
Klettersteig Schwierigkeit: K2+ (WS+)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 1 Tage 4:00
Aufstieg: 100 m
Abstieg: 100 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Brig - Naters - Blatten - Parkplatz Stausee Gibidum
Zufahrt zum Ankunftspunkt:siehe oben
Unterkunftmöglichkeiten:in Blatten

An alle Hikr-Leser, bitte jetzt nicht gähnen, wenn ich schon wieder mit einem Klettersteig um die Ecke komme. Und auch dieser ist kein Geheimtip mehr und schon mehrmals beschrieben, aber sind nicht oft die kleinen persönlichen Dinge das Salz in der Touren (-beschreibungs-) suppe?!
Wir hatten uns für 14 Tage auf der Bettmeralp einquartiert und machten einfache Wandertouren rund um`s Bettmer- und Eggishorn.  Wandern ist ja eigentlich ganz nett, aber irgendwann braucht der WoPo auch wieder etwas mehr Luft unterm "Socken" und so sollte es dann der Klettersteig am Gibidum Stausee werden. Von der berühmten Luft unter der Wandersohle kann dabei zwar nicht wirklich die Rede sein, der Steig wird gerade mal mit 100 Höhenmetern angegeben. Dafür bietet er die eine oder andere Raffinesse. So stands zumindest in der berühmten Klettersteigfibel geschrieben
Zunächst einmal mußten wir aber zum Ausgangspunkt, sprich zum Parkplatz des Gibidum Stausees kommen. Das hieß für uns, mit der Seilbahn zur Mittelstation und dem Örtchen Betten hinunter, mit unserem 288000km-Auto die Serpentinen weiter hinunter nach Mörel schlängeln, um dann wiederum fast 650 Höhenmeter Richtung Stausee hinauf zu eiern. Irgendwie hatte ich schon fast Mitleid, wie sich unser Oldie den Berg hinaufquälte. Seitdem glaube ich übrigens fest daran, das es auch für Autos eine Formel gibt: ein Menschenjahr sind 7 Autojahre.....  und mit 98 noch hinauf zum Gibidum Stausee, das ist schon eine stramme Leistung!!!!
Pfiffig wie ich manchmal bin, habe ich mir natürlich die genaue Beschreibung dieser Tour mal wieder   n i c h t durchgelesen, sodas mir auch wichtige Tips wie zum Beispiel: "Lesen sie vor Beginn der Tour die am Einstieg des Klettersteigs befindliche große Tafel mit den Infos zur Benützung der Tyrolienne", durch die Lappen gingen. Kaaaann Mann machen, muss/sollte Mann aber nicht. Könnte in entsprechenden Situationen das eine oder andere Nervenflattern ersparen, wie sich später noch herausstellen sollte!!
 Da wir über ein Jahr keinen Klettersteigmeter mehr gegangen waren, wollte ich am liebsten schon während der Anfahrt im Auto Gurt und Klettersteigset anrödeln, um ja auch keine Zeit zu verlieren. Dies hätte aber ein riesiges Donnerwetter mit nachfolgender mittelschwerer Krise bei der weltbesten Beifahrerin ausgelöst....... verständlicherweise!!!
Endlich ging es los und wir stiegen ein zum längsten Quergang, den wir bisher auf unseren Bergtouren gemacht haben. Hier und dort ein kleines Auf und Ab, letzt endlich aber geht es horizontal einmal um den Stausee herum. Das schöne am klettersteigen ist, verlaufen geht nicht. Dafür gibts leider auch keine Gelegenheiten für WoPo`s weltberühmten Außensicheln (Außensicheln sind kleine, zarte Versuche einer gewissen Tourenverlängerung; der Vorteil: mann/frau atmet noch ein bißchen länger gesunde Bergluft ein, die Nachteile: a. verzögerte "Einfuhr" frischer Gerstensäfte, b.Gefahrenstufe 5 von "not amusing" meiner weltbesten Begleiterin und c. abrutschen in der Beliebtheitsskala gegen Null auf der nach unten hin nicht offenen Skala. Und ein d. fällt mir grad auch noch ein: der Ruf des nicht Kartenlesens eilt einem ab sofort vorraus.
Ungefähr diese Gedanken hatte ich, als wir nun querten und querten und que...... Nicht das jetzt der Eindruck entsteht, wir wären auf einem langweiligen Klettersteig unterwegs. Aber trotz einiger ausgesetzter Stellen fehlte mir doch das Steigen hinauf, das Erreichen von tollen Aussichtspunkten, das obligatorische Gipfelfoto. Nach ca der Hälfte dieser Tour erreichen wir die vom Kletterpapst hochgepriesene und längste Klettersteig-Hängebrücke der Alpen. (86m Länge und 40m Höhe lt. Papstangabe).
Auf der anderen Seite geht es dann im gleichen Ryhtmus weiter, nämlich rauf - quer, etwas runter - quer, noch mehr quer und damit auch ja keine Langeweile aufkommt wieder etwas rauf und........ genau: QUER. Die Erbauer des Kettersteigs haben sich jede Menge Mühe gegeben, einen Querschnitt (hihi) möglicher Klettersteigstellen aufzuzeigen: Quergang auf Eisenbügeln, Quergang auf an der Wand befestigten Baumstämmen, Quergang an Stahlstiften und fast wäre ich auf einem kleinen Stückchen Normalweg (kurz vor der Brücke) auch quer gegangen!
Mittlerweile dachte ich nur noch verquer; kreuz und quer lagen die Sachen in meinem Rucksack, und Achtung: davorne gibt es Querverkehr...hmm, gleich stelle ich mich quer und schreibe nicht mehr weiter
Mehr QUER fällt mir jetzt nicht mehr ein und bevor der geneigte Hikr-Leser jetzt denkt, das der WoPo nun total übergeschnappt ist, stehen wir auch schon vor dem 2. Schmankerl des Klettersteigs, der Tyrolienne.
Natürlich gibt es eine Umgehungsstrecke, aber warum einfach, wenn es auch schwierig geht. So standen wir also wie der berühmte Ochs vorm Berg, nur war hier der Berg eine Schlucht und die ging viele Meter hinunter (ich tippe mal aus der Erinnerung heraus, auf ca 40m). Nach einigen Minuten war uns dann so ungefähr klar, wie und wo bzw wo dran wir uns einklinken mußten. Als wohl erzogener (junger) Mann habe ich selbstredend meiner weltbesten Begleiterin den Vortrit oder besser den Vorrutsch gelassen (heißt es nicht immer Frauen und Kinder zuerst?!) und eh ich mich versah, rutschte sie elegant zur anderen Seite.
Tja, und dann saß ich auf dem "Absprungplatz", war eingeklinkt, hatte sämtliche Karabiner schon mindestens 10 mal überprüft, ob denn auch wirklich alles auch seine Richtigkeit hatte. Auch der Rucksack wurde gecheckt, sämtliche Reißverschlüsse meiner Hose, auch der Brustbeutel mußte unbedint noch in die Deckeltasche des Rucksackes. Und dann saß ich nun endlich dort, ein erfahrener Bergsteiger, der schon auf vielen 4000er Gipfeln gesessen hat und mußte eigentlich nur noch eines tun, mich mit den Füßen abstossen, in den Gurt setzen und hinüberrutschen. Aber es ging nicht, irgendetwas hielt mich von genau diesem Schritt ab. Wie ein Magnet wurde ich angezogen, dort sitzen zu bleiben und mich kein Fitzelchen mehr zu bewegen. 
Die Stimme meiner weltbesten Lieblingsflachlandexpertin drang an mein Ohr und Sätze wie: "keine Sorge WoPo, ist alles gar nicht soo schlimm",  filterte mein Hirn in:  "WoPo, wenn du dort rüberrutschen wirst, uiuiui, das wird was geben..."
Aber die Schmach, wieder auszuklinken und die Umgehung zu benutzen, wäre dann doch die noch viel schlimmere Variante gewesen (der Titel des Umgehungsvarianten-Benutzers wäre zeit meines Lebens an mir hängengeblieben und das, liebe Hikr- Leser und Leserinnen wäre genauso schlimm wie.... zum Beispiel Turnschläppchenträger oderTurnbeutelbesitzer) und so ließ ich mich dann endlich doch leicht in den Gurt fallen und ab ging die Fahrt hinüber an das "rettende Ufer". Über mögliche Haltungsnoten während der Rutschpartie möchte ich nichts hören bzw lesen. Wenn ihr euch das entsprechende Foto anguckt, wißt ihr auch warum!!!!!!!!!!!
Ah ja, ein wirklich wichtiger Sicherheitspunkt sei hier noch erwähnt: Bitte vor dem Ausklinken aus der Seilrolle wieder am Klettersteigseil sichern!!!
Nach dieser neuen Erfahrung habe ich den näxten Quergang seeehr genossen, aber noch mehr das Eintreffen kurze Zeit später am Parkplatz.

Persönliches Fazit:
Ein Klettersteig für alle, die immer schon mal in den Genuss eines riesigen Quergang`s kommen wollten. Die Hängebrücke ist  außergewöhnlich und die Tyrolienne hat (bei durchlesen der Hinweistafel am Parkplatz!!) schon einen besonderen Reiz des Kribbelns, aber ingesamt bevorzuge ich doch mehr das Steigen in die Höhe.


Tourengänger: WoPo1961, webeBe


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