Rigi-Gesamtüberschreitung "all inclusive"


Publiziert von Bombo , 25. April 2010 um 17:09.

Region: Welt » Schweiz » Schwyz
Tour Datum:24 April 2010
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Rigigebiet   CH-SZ   CH-LU 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 2850 m
Abstieg: 2850 m
Strecke:Küssnacht a.R. Talstation Luftseilbahn - Seebodenalp - Bänderweg - Rigi Kulm - Rotstock - First - Schild - Würzenstock - Dossen - Rigi Scheidegg - Gätterli - Hochflue via Leiter - Spitz - Gottertli - Urmiberg P. 1253 - Ränggen - Zünggelenflue - Schwyz Bhf
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Küssnacht am Rigi - Talstation Luftseilbahn. Kostenplichtige PP's (1.00 pro Std) vorhanden. Oberhalb der LSB, bei der Strasse, welche von Küssnacht a.R. richtung Chlösterli führt, hat es immer wieder genügen kostenlose Parkmöglichkeiten (momentan Baustellen, wo parkiert werden kann)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Schwyz Bhf
Kartennummer:LK 1:25'000, Bl 1151 "Rigi" & Bl. 1152 "Ibergeregg"

Vollständige Rigi-Traverse von Küssnacht a.R. bis Schwyz Bhf


Mein Ziel war es, wenn's geht alles ohne Bergbahnen zu machen und den Aufstieg nach Rigi Kulm über den Bänderweg unter die Füsse zu nehmen (beide Vorgaben konnte ich erfüllen). Das hatte zur Folge, dass ich die "heiklen" Passagen der Hochflue im Abstieg begehen musste (wirklich nicht empfehlenswert) und vorallem hatte ich die grösste Knacknuss, die Zünggelenflue, am Schluss - deshalb gerade vorweg, wer die Traverse machen will, macht es besser wie berglurch oder zaza und freeman, welche heute beide auch unterwegs waren (Freeman getroffen, Zaza leider nur gesichtet) Hier Zaza's Bericht.

Start um 06.55 Uhr bei der Talstation der Luftseilbahn 460m in Küssnacht am Rigi. Dem markierten Weg hoch zur Seebodenalp 1030m und via Holderen und Alphütte Ronenboden (erreicht man, wenn man bei der Rütlersplangg geradeaus dem Weg nach folgt und an der Stelle, wo man im Wald entweder links oder rechts gehen kann, rechts geht und so später dann den Bachlauf überquert) an den Einstieg des Bänderweges. Bei der "Arschbagge", eine Nagelfluhwand, welche mit Drahtseil und Halteknöpfen versichert ist, geht's dann das erste Mal nicht nur in die Beine, sondern auch in die Arme. Bei nassen und matschigen Verhältnissen wie heute, heisst es erst recht sich gut an der Kette festzuhalten... Es folgt bei Tristenboden 1580m das Bändere Bänkli, welches DRINGEND ein neues Gipfelbuch benötigt. Nach einem weiteren steilen Anstieg erreicht man den markanten Sendemast von Rigi Kulm 1798m. Kaffeepause von 20 - 25 Min. auf der Sonnenterrasse des Restaurants.

Von Rigi Kulm 1798m Abstieg nach Rigi Staffel 1603m und weiter hoch zum Rotstock 1659m. Es folgt nun die Wanderung via First, Schild 1548m, Würzestock 1482m und Chli Dossen 1670m zum Dossen 1685m. Der Aufstieg auf dem nördlichen Wanderweg bei der Rigi Scheidegg 1656m ist nur noch Formsache und geht entsprechend auh zügig. Von dieser alles entlang der Krete, manchmal auf Pfaden, manchmal weglos, sogar beim P. 1365 ging ich noch weiter und stieg dann weglos steil direkt zum Gätterli 1190m hinunter (besser bei P. 1365 auf dem Wanderweg hinuntersteigen). Hier meine ich, Zaza gesehen zu haben, was ich leider aber erst am Schluss der Tour realisiert habe, nachdem ich erfahren habe, dass auch er unterwegs war. Bei Gätterli hätte es ein Restaurant mit Sonnenterrasse, die Zeit drängte jedoch und so ging es weiter auf dem blau-weiss-markierten Weg (beginnt wenige Meter oberhalb des Restaurants) bis zur Eisenleiter, mit welcher man direkt das Gipfelkreuz der Hochflue 1698m erreicht. Pause von ca. 20 bis 30 Minuten (autsch, tun mir meine Beine weh, aktuell rund 2500 Aufstiegs-Höhenmeter).

Von der folgenden Etappe hatte ich am meisten Respekt, da ich von letzter Woche wusste, welches matschige Gelände mich erwarten würde und ich mir eigentlich mal gesagt habe, dass ich diese Variante im Abstieg nie machen werde).  Vom Gipfelkreuz geht's in östliche Richtung zum Mini-Klettersteig, an welchem ich sehr viel Zeit verloren habe, da die Konzentration nicht mehr wirklich 100% war und ich es dummerweisse unterlassen hatte, meine Stöcke zu verstauen - freeman durfte das ganze Geschehen beobachten, denn just in diesem Moment ist auch er aufgetaucht mit dem gleichen Ziel wie zaza, die Rigi-Traverse von Schwyz nach Küssnacht zu absolvieren. Hier sein Bericht. Kurzes Handshaking, ein paar Begrüssungsworte und weiter ging's - in meinem Falle sehr langsam - den Drahtseilen nach runter auf die beiden Schneefelder, welche heute eigentlich problemlos zu meistern waren. Vorsicht heisst es vorallem beim Abstieg über die zahlreichen glitschigen Steine und Wurzeln - hier braucht es nochmals 100% Konzentration, denn ein Ausrutscher ist an vielen Orten ungesund.

Den Spitz 1410m im Vorbeigehen noch mitgenommen, besuchte ich einmal mehr den Aussichtspunkt Gottertli 1396m, welcher einen schönen Einblick in die Hochflue gibt. Dort sprach ich noch mit zwei weiteren Tourengänger, welche gerade das Bützi und die Stockflue gemacht haben, und fragte, ob sie Hikr kennen - da packte der eine einen Bützi- / Stockflue-Bericht von alpstein aus - man sieht, Hikr goes public :-) Für mich wieder Pause von ca. 15 Minuten. Anschliessend diretissima und weglos runter zum P. 1198, wo die markierten Wege links und rechts weggehen. Ich zog geradeaus weiter, es hat auch Pfadspuren, komme am Funkmasten bei P. 1253 vorbei, der höchste Punkt des Urmiberges, und folge den Pfadspuren bis nach Ränggen 930m (Wegweiser).

Die letzte Knacknuss, die Zünggelenflue 1088m, steht nun an. Gerade vorweg, ich würde nie mehr diesen völlig unbedeutenden Gipfel aufsuchen und rate eigentlich jedem, sich gut zu überlegen, ob man dieses Holz-Hickhack wirklich erleben möchte. Für "Statistiker" oder eben "Rigi-Traversiten" kommt man jedoch nicht darum herum... Man könnte beim Wegweiser wieder rechts oder links, auch hier heisst es einmal mehr geradeaus weiter (Pfadspuren). Nun ist wichtig, dass man direkt an den Wandfuss geht - diverse Sportkletterrouten sind dort eingerichtet. Es geht am Wandfuss entlang steil hinauf, anschliessend links in den schon oft zitierten Graben. Dort wo man links richtung Graben hochsteigt, hängt an linker Seite eine Wandbuch-Büchse mit Inhalt. Beim obersten Punkt des Gabens angelangt, kann man mit kurzer, ausgesetzter Kletterei (II) rechterhand die Felsstufe erreichen. Es geht dann auf wenigen Pfadspuren immer weiter aufwärts und wenn man meint, man sei bald zuoberst, dann folgt garantiert nochmals ein Aufstieg und nochmals einer. Das ganze befindet sich alles im Wald, was die ganze Sache mit der Orientierung auch nicht erleichtert. Tendenziell folgt man einfach mal, meist weglos, der logischen Linie und darf auch nicht vor der steil abfallenden Wand zurückschrecken, denn links von dieser kommt man unproblematisch im Holzdickicht vorbei. Die Suche nach dem höchsten Punkt der Zünggelenflue 1088m ist dann so ne Sache... Ich meine, dieser ist ungefähr dort, wo man bei einigen Steinhaufen noch eine kleine Süd-Aussicht geniessen kann.

Der Abstieg entpuppte sich dann wirklich als sehr mühsam. Einerseits habe ich bis auf ein einziges Steinmannli keine einzige Markierung gesehen und andererseits nagt der ständige Kampf im Holzdickicht recht an der Motivation. Grundsätzlich bleibt man in etwa immer auf der Krete, welche hinunter führt. Ein Face-to-Face mit einem Reh war wohl für beide Lebewesen eine Überraschung. Ich kam dann an einer Holzhütte (für Waldarbeiter) und weiter unten noch an einem Jägerstand vorbei - kleine Lichtblicke, dass schon mal Menschen vor mir hier waren :-) Das Gelände ist sehr rutschig, weshalb es grösste Vorsicht bei einem weiter unten durchlaufenden Felsband gilt. Am besten man geht frühzeitig beim Erkennen dieses Felsbandes nach rechts (evtl. nochmals ein paar Meter aufsteigen) und kann so dieses umgehen. Anschliessend wieder gerade herunter und endlich steht man in einer Waldlichtung, nordwestlich von P. 712, bei einer Alphütte. Geradeaus über den Schafzaun, erneut in ein kleines Waldstück, aktuell alles mit Bärlauch versehen, und man erreicht die Höfe von Husmatt und Urmi. Anschliessend auf der Strasse unter der Autobahn hindurch und den Wegbeschilderungen nach zum Bahnhof Schwyz (aktuell 16.10 Uhr).


Fazit:

Es ist vollbracht, die vollständige Rigitraverse ist Geschichte. Ich war selten so froh, den Zielpunkt nach exakt 8 Marschstunden erreicht zu haben, denn wie oben bereits erwähnt, hat die Zünggelnflue doch nochmals reichlich an der Motivation gekratzt. Belohnt für diesen "Waldkampf" wird man eigentlich nicht, ausser dass man nun wirklich alle Rigi-Gipfel abhaken darf. Auch ist der Aufstieg von Küssnacht a.R. zur Seebodenalp nichts besonderes, hier lohnt es sich evtl. direkt mit dem PW oder Luftseilbahn hochzufahren und den Start dort festzulegen. Ueberhaupt ist es sicher besser, die gesamte Traverse von Seewen / Schwyz auch nach Küssnacht a.R. zu tätigen, doch könnte man dann den Bänderweg bei Rigi Kulm nicht mehr im gleichen Stil geniessen. Man muss sich also entscheiden was man will - ich würde meine Variante künftig nur noch in umgekehrter Reihenfolge machen.


Marschzeiten: (ohne Ess- jedoch mit Fotopausen, zügiges Gehtempo, Zeitfresser im Abstieg Hochflue)

Küssnacht a.R. - Seebodenalp: 45min
Küssnacht a.R. - Rigi Kulm (via Bänderweg) 2h (inkl. Pausen)
Gesamt-Marschzeit: exakt 8h
Unterwegs von 06.55 Uhr in Küssnacht a.R. bis 16.10 Uhr beim Bhf Seewen / Schwyz. Gätterli 12.00 Uhr.


Gipfel
(Zusammenfassung, siehe auch Bericht von GeoFinder)

Alle 12 besuchten Gipfel
  • Rigi-Kulm , 1798m
  • Rotstock, 1659m
  • Schild, 1548m
  • Würzenstock, 1482m
  • Dossen, 1685m
  • Rigi-Scheidegg, 1656m
  • Hochflue, 1692m
  • Spitz, 1410m
  • Gotterli, 1396m
  • P. 1288
  • Urmiberg, 1253m
  • Zünggelenflue, 1088m


Tourengänger: Bombo


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Kommentare (9)


Kommentar hinzufügen

alpstein hat gesagt: Die Krone
Gesendet am 25. April 2010 um 17:44
Hallo Dominik,

da hast Du allen Rigi-Überschreitungen dieser Woche die Krone aufgesetzt.

Respekt, auch vor den Leistungen von zaza und Berglurch.

Grüße vom Bodensee
Hanspeter

akka hat gesagt: That`s fab!
Gesendet am 25. April 2010 um 17:53
Hut ab. Eine grossartige Leistung.

Gruss
Jörg

Bombo hat gesagt: RE:That`s fab!
Gesendet am 25. April 2010 um 20:02
Danke Euch!

Zaza hat gesagt: Well done!
Gesendet am 25. April 2010 um 19:30
Den Bänderweg sah ich von oben eine Minute lang an, dann konnte ich der lockenden Bahn für die Talfahrt nicht mehr widerstehen...vielleicht kommt mit dem Alter die Bequemlichkeit ;-)

Gruess, zaza

Bombo hat gesagt: RE:Well done!
Gesendet am 25. April 2010 um 19:58
Du hast aus meinen Augen das einzig Vernünftige gemacht - wäre ich in umgekehrter Reihenfolge aufgestiegen, hätte ich wohl dieselbe Wahl wie Du und Berglurch getroffen :-) Und: man wird nicht älter, nur weiser :-)

Freeman hat gesagt: Congratulations!
Gesendet am 25. April 2010 um 19:44
Habe gerade dein Bericht gelesen, sehr interessant.
Ich musste schmunzeln, den Aufstieg über die Zünggelenflue habe ich sehr gut gefunden und würde wieder da rauf gehen.
Dafür habe ich für den Abstieg von der Rigi Kulm nach Immensee rund 2 Std gebraucht, wo du von Küssnach in rund 1 Std. 45 Min. aufgestiegen bist!

Ich weiss nicht welche Richtung ich empfehlen könnte, beide Richtungen haben ihre Tücken.

...aber es war eine grossartige Tour, muss man erlebt haben ;o)

Gruss Freeman / Päde

Bombo hat gesagt: RE:Congratulations!
Gesendet am 25. April 2010 um 20:02
Ich glaube, wenn ich die Z. zu Beginn gehabt hätte, wäre es wohl auch spannender und toller gewesen. Aber da war einerseits die grosse Erschöpftheit und andererseits mein Zeitdruck, denn ich musste unbedingt den 16.24 Uhr Zug erreiche, was mir zusätzlichen Druck verschaffte. Die fehlenden Hinweis-Spuren von anderen Tourengängern versüssten nicht gerade diesen Abstieg :-)

Gratulation auch Dir zu dieser Top-Leistung - als ich Dich gesehen habe, dachte, zum Glück bin ich schon "so weit" und muss nicht nochmals zurück - aber wahrsch. haben das beide gedacht :-)

Supi gsi, auf ein ander Mal! Cheers,
Dominik

Janine hat gesagt: Mit Temparament gepfeffert!
Gesendet am 25. April 2010 um 21:13
Puuh, Domi - da mag ich ja schon fast beim Lesen nicht mit! Einmal mehr meine Gratulation an Dich, und wow - zu dieser leistungshohen Grosstat!
Und jetzt: slow down :)
lg janine

Bombo hat gesagt: RE:Mit Temparament gepfeffert!
Gesendet am 25. April 2010 um 23:29
Nur nicht übertreiben :-) Danke dennoch! Ich glaube, das beste Programm nach so einer Tour wäre heute der Slow-Up am Murtensee gewesen - item, habe diesen gleich hier am Zugersee eingeführt (Schlafzimmer - Küche - Stube - Küche - ... einfach immer slow, slow, slow... ) :-)

Schreibe Dir morgen noch ne PM :-


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