Rigi-Überschreitung (Immensee-Schwyz)

Trailrun über die Rigi-Kette an einem fantastischen Morgen

Vor weniger als drei Wochen hat's Kollege 3614adrian vorgemacht: Die Rigi-Überschreitung auf die schnelle Tour. Eigentlich war dies schon seit über einem Jahrzehnt mein nicht verwirklichtes Projekt. Tatsächlich finden sich in der Kette noch verschiedene Gipfel, die ich noch nie besucht hatte - für die Voralpen in meinem Einzugsgebiet doch eher eine Ausnahme. Da ich die Serie der langen "pre-work" Exkursionen nicht abreissen lassen wollte, investierte ich einen weiteren Morgen für die klassische Tour über alle Rigi-Gipfel, welche auf Hikr schon vielfach beschrieben ist.

Die Linie von Immensee und Schwyz ist bestechend und hat einige Leckerbissen zu bieten: (1) Arschbaggen-Aufstieg auf die Rigi, (2) Rigi-Hochflue, vor allem der Ostgrat ist ausserordentlich reizvoll, (3) die Zünggelenflue, welche ich ganz entgegen den meisten Berichten wunderschön fand. Wegdistanz (fast 30km) und Höhenmeter (fast 3000 Höhenmeter) sind beträchtlich. Im eher langweiligen Mittelteil kommt man effizient vorwärts, ab dem Gätterli sind die Wege allerdings oft schmal und erfordern Aufmerksamkeit. In 5.5 Stunden von Immensee nach Schwyz kam ich zügig durch ohne vollkommen ans Limit gehen zu müssen - eine schöne, aber doch recht lange Tour um in den Arbeits-Tag zu starten.

Kurz nach 5 Uhr geht's am Bahnhof Immensee los. Mit etwas Suchen gelange ich auf den effizienten Aufstieg entlang des aussichtsreichen Kamms zur Seebodenalp, wo man etwas verschnaufen kann. Der Bänderweg auf die Rigi ist weder markiert noch ausgeschildert, so dass etwas Ortskenntnisse günstig sind, die richtigen Wege zu treffen. Zwar kannte ich die Route von vor vier Jahren, ging leider aber doch einmal falsch. Der Weg ist aber gut ausgetreten und war erstaunlich wenig feucht. Der Abzweiger zu den bekannten Arschbaggen ist nicht offensichtlich, bald steht man dann aber unter den eindrücklichen Seilen, die man beherzt anpacken darf. Anschliessend steil hinauf zum Kulm. Traumhafte Aussicht an einem kühlen Sommermorgen!

Die nächsten ca. 12 km sind eher eintönig, entschädigen aber mit Weitblicken in die Alpen und auf die Seen. In einfachem Laufgelände über Rotstock nach Rigi-First. Schild und Würzestock geben ausser nassen Schuhen wenig her, aber sie gehören halt zur richtigen Überschreitung. Ein längerer Anstieg auf den Dossen und dann wieder flacher zur stark überbauten Rigi-Scheidegg. Vom Gätterli beginnt der eindrücklich steile Aufstieg zur Rigi-Hochflue (mit langer Leiter), die ich nach einer knappen halben Stunde erreiche. Der Abstieg erfordert Vorsicht, da es verschiedene abschüssige Stellen hat (Stahlseile). Landschaftlich aber ein absolutes Highlight der Überschreitung. In Weidegelände übers Gottertli.

Beim Pass Pt. 1196 verlasse ich schliesslich die Wanderwege. Aufstieg zu Pt 1248 (Brunniberg? Der Name ist erst bei Massstab 1:50'000 vermerkt) und auf einem sehr schönen, deutlichen Pfad über den langen, leicht bewaldeten Kamm nach Ränggen hinab. Über die Zünggelenflue hatte ich viel Negatives gelesen (Weg unauffindbar, Dickicht, kaum begangen, haarige Traverse der Scharte). Das kann ich nicht bestätigen. Mir hat die Zünggelenflue ausserordentlich gefallen. Der Aufstieg von Ränggen ist mit roten Bändern markiert. Die Scharte ist zwar vor allem im Abstieg ausgesetzt, etwas marode Seile, die man aber nicht belasten muss, geben jedoch Sichtheit (insgesamt T5 für diese Stelle). Die Wegspur im Abstieg gegen Schwyz ist oben deutlich, das Gelände idyllisch und erinnert an einen Juragrat. Auf ca. 630 m.ü.M. biegt die Wegspur über eine Stufe nach rechts und würde bald auf die Wiesen bei Lützli führen. Leider kam ich hier etwas zu tief und musste mich doch noch kurz durch wegloses Gelände auf die Lichtung durchschlagen. Dann in wenigen Minuten nach Schwyz.



Durchgangszeiten:
Immensee: 5.04
Rigi: 6.31
Dossen: 7.31
Rigi Hochflue: 8.48
Zünggelenflue: 10.04
Schwyz: 10.35