Sierre-Zinal 2008


Publiziert von Pfaelzer , 21. März 2010 um 22:11.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum:10 August 2008
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 2200 m
Abstieg: 800 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Sierre und mit Bus zum Start oder mit dem PW zum Start, parken kann man kostenlos an der Strasse.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Postauto. Es fahren viele Extrabusse wieder aus dem Tal heraus.

 Sierre-Zinal, der "Lauf der fünf Viertausender"

Herrlicher Berglauf, jeweils am zweiten Sonntag im August. Start im Rhonetal bei der Einmündung ins Val d'Anniviers. Insgesamt 31 Km, 2200m Aufstieg und, noch schlimmer, 800m Abstieg.

Man kann um 9:00 mit den "Läufern" starten oder wie die weitaus Allermeisten und wir  um 5:00 mit den "Touristen". Das hat den Vorteil, dass man erträgliche Temperaturen hat und geduscht im Ziel den Einlauf der Elite mitverfolgen kann. Und da nehmen die weltbesten Bergläufer teil.

Es hat auch einen besonderen Reiz morgens im Dunkeln mit den nervösen und aufgeregten Gleichgesinnten den Countdown bis zum Start herunter zu zählen.

Eine einmalige Atmosphäre.

Man läuft etwa 600m die Strasse hoch und dann links in den Bergweg hinein und dann nur noch gnadenlos berghoch. Das sich in die Länge ziehende Feld erscheint durch die teilweise mitgeführten Stirnlampen wie ein riesiger Tatzelwurm.

An ganz steilen Stellen kommt es manchmal zum Stau, anfänglich hat man da das Gefühl Zeit zu verlieren, aber diese kleinen Stockungen sind im Nachhinein gar nicht so schlecht, ein zu schnelles Tempo am Anfang bereut man später bitter. 

Man findet schnell seinen Rhythmus und macht die (bei mir) typischen Phasen von solchen Läufen durch, von Euphorie über kleine Hänger und Tiefs, diese überwinden und wieder gut fühlen.

Die erste Verpflegungsstelle ist bei Beauregard, 1146m es ist immer noch dunkel. Es hat die üblichen Getränke von Wasser über Tee zu Isostar, kleine Riegel und Bananenstücke. 

Kurz anhalten konzentriert trinken, einen zweiten Becher beim wieder langsamen Anlaufen leeren und die Becher nicht achtlos wegwerfen, sondern in die dafür vorgesehenen Behältnisse. Das ist bei jeder Verpflegungsstelle vorbildlich geregelt.

Es geht weiter, bald beginnt es aufzuhellen, der Tag erwacht, wir würden gerne schlafen :-)
Die nächste Verpflegung ist bei Ponchette, 1870m man ist jetzt aus dem wärmenden Wald, es wirkt etwas kühler, da man noch im Schatten läuft. 

Und irgendwann sieht man, woher der Lauf seinen Namen hat, es tauchen vor einem auf: Zinalrothorn, Weisshorn, Matterhorn, Obergabelhorn und Dent Blanche.

Einfach herrlich, bei schönem Wetter da zu laufen, bei meinen bisher vier Teilnahmen hatte ich immer Glück.
Weiter geht es nach Chandolin, 2000m, langsam kommen Wanderer entgegen oder stehen an der Strecke unter muntern auf. Schöne Motivation. In Chandolin selbst läuft man durch ein Spalier der Feriengäste, man wird unmerklich schneller. Nicht übertreiben!!

Es geht jetzt mehrere Kilometer in Auf und Ab, über Tignousa 2180m, bis noch mal ein vom Gefühl her ewiger Anstieg zum Hotel Weisshorn, 2387m,  erfolgt, man freut sich auf die dortige Verflegungspause. Kurz, aber erfrischend, der höchste Punkt bei Nava, 2425 muss noch erklommen werden und dann geht es lange lange mehr oder weniger geradeaus, leicht bergab, bevor dann der etwa 300HM steile Schlussabstieg nach Zinal erfolgt.
Das ist im Nachhinein immer das Härteste an dem Lauf. Die Waden und Oberschenkel brennen, die Knie- und Sprunggelenke sind ermüdet und tun einfach nur weh, das Tal will einfach nicht näher kommen.

Aber dann: im Ort, ein 500m abgesperrter Zieleinlauf, mehrere Hundert Zuschauer, viele davon Angehörige, klatschen und jubeln jedem zu. Und zwar teilweise mit dem Vornamen, denn der steht in Grossbuchstaben auf der Startnummer.

Das Glücksgefühl im Ziel ist jedesmal überwältigend, juchhu, wieder geschafft. Darauf freut man sich morgens um 3:30, wenn man etwas Brot mit Honig und Kaffee runter würgt und denkt was da noch alles vor einem liegt.

Jetzt gemütlich duschen, die Elite anschauen und dann im Festzelt das in der Startgebühr enthaltene Mittagessen zu sich nehmen und so richtig gut fühlen.

Am nächsten Morgen beim Aufstehen hat man das Gefühl, man ist 50 Jahre älter, es tut alles, wirklich alles weh. Blödes Bergablaufen, aber das gehört halt zu diesem Lauf dazu und man weiss es ja vorher.



Tourengänger: Pfaelzer, Steinlaus
Communities: Mountain running


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Kommentare (7)


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WoPo1961 hat gesagt: 2200Hm; NIEMALS!
Gesendet am 22. März 2010 um 18:20
Herzlichen Glückwunsch zu dieser Leistung! Unvorstellbar, 2200 Höhenmeter hinauf bei 31 km. Habe vor einigen Jahren den Hermannslauf/Deutschland absolviert (man läuft vom Hermannsdenkmal bei Detmold bis nach Bielefeld). Es sind auch 31 km, aber nur 600 m hoch und 700m runter. Der Muskelkater war am näxten Tag gigantisch, trotz monatelanger Vorbereitung. Wie fühlt mensch sich dann erst nach 2200 Höhenmetern?? Nochmals, super Leistung!!

Pfaelzer hat gesagt: RE:2200Hm; NIEMALS!
Gesendet am 22. März 2010 um 19:30
Danke.
Aber es sind nicht die Höhenmeter die man am nächsten Tag spürt, es ist der ganze Lauf und vor allem der steile Abstieg am Schluss.
Die allermeisten Höhenmeter macht man ja eh' am Anfang, den Lauf schafft jeder Bergwanderer, unterschiedlich schnell, aber das ist ja sowieso egal. Was zählt ist das Erlebnis und sollte man Kondition für etwas mehr haben, dann ist das ja o.k. Ich habe auch nach einem flachen Wettbewerb Muskelkater, das gehört dazu.

Gruss,
Wolfgang

Gruss,

Wolfgang

marmotta hat gesagt:
Gesendet am 22. März 2010 um 18:55
Interessanter Bericht über DEN Berglauf! (M)ein Traum, hier einmal teilzunehmen. Wenn nur die alten Knochen noch mitmachen würden... :-/

Gratulation und weiterhin so tolle Berg(lauf)erlebnisse!

G.
marmotta

Pfaelzer hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. März 2010 um 19:24
:-)) wenn du wüsstest wie alt meine Knochen sind und vor allem wieviel Metall es da drin hat.

Gruss,

Wolfgang

Pfaelzer hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. März 2010 um 19:33
Und wenn ich deine Berichte so lese, dann "fliegst" du nur so über die Strecke.

:-)

marmotta hat gesagt: Danke viel mals...
Gesendet am 22. März 2010 um 19:45
...für das Kompliment! Mein letzter "richtiger" Berglauf liegt aber bereits mehr als 2 1/2 Jahre zurück. Nach der Lektüre Deines tollen Berichts bin ich am Überlegen, ob ich nicht doch mal einen Bericht darüber veröffentliche, immerhin ging´s da auch 2175 Hm bergauf... Natürlich nur, falls ich mit so einer alten Klamotte niemanden langweile. ;-)

WoPo1961 hat gesagt: RE:Danke viel mals...
Gesendet am 23. März 2010 um 09:28
Du hast Neugier geweckt; du MUSST jetzt berichten. Solche Berichte langweilen nie!!
Bin gespannt! Und ein Danke im vorraus.... für deinen Bericht in spè.


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