Monte Emilius (3559 m) und Punta Tersiva (3512 m)


Publiziert von cardamine , 26. September 2024 um 21:36.

Region: Welt » Italien » Aostatal
Tour Datum: 2 August 2024
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettersteig Schwierigkeit: K2+ (WS+)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 3 Tage
Aufstieg: 3000 m
Abstieg: 3600 m
Strecke:41 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Aosta - Seilbahn Pila
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Cogne - Bus nach Aosta, autostazione

Monte Emilius und Punta Tersiva sind zwei der markantesten Berge in der autonomen Region Aostatal. Der Monte Emilius ist bekannt und beliebt, da auf ihn der höchste Klettersteig der Westalpen führt (C). Die Punta Tersiva liegt etwas versteckt zwischen Aostatal und Cognetal und wird daher eher von Einheimischen besucht. Die Tersiva sieht nicht so ganz einfach aus, schneefrei ist der Weg aber tatsächlich nur T3 und kann sich somit in die kurze Liste der wanderbaren Berge über 3500 m Höhe einreihen. Beide Gipfel bieten eine hervorragende Aussicht auf Paradiso, Grivola, Mont Blanc und Grand Combin.

Schon länger hatten wir die Idee, die Besteigung von Monte Emilius und Punta Tersiva miteinander zu verbinden, da das Gebiet zwischen den beiden Bergen auf der Karte mit den vielen Seen sehr attraktiv wirkte (in Wirklichkeit trübt das viele Geröll diesen Wegabschnitt ziemlich). Für diese 3-tägige Überschreitung von Aosta nach Cogne übernachtet man am besten im Rifugio Arbolle und Rifugio Grauson, will man nicht biwakieren. Dort Plätze zu bekommen ist nicht so ganz einfach, die Hütten sind sehr beliebt. Für die Rückkehr von Cogne nach Aosta gibt es einen Bus, der ca. alle zwei Stunden führt.


Tag 1: Aosta - Pila - Rifugio Arbolle (T2, 370 Hm, -170 Hm, 3 km, 1.15 h)
Wenn man Höhenmeter beim Zustieg sparen will, kann man zwei Seilbahnen nehmen. Zunächst geht es mit der Gondel nach Pila, welches man auch mit dem Auto erreichen könnte. Dann nimmt man den Sessellift nach Chamolé. Achtung, wenn man nach Chamolé will, muss man spätestens um 17 Uhr in Aosta in die Gondel steigen. Von der Bergstation Chamolé führt ein guter Weg zum Lago di Chamolé, dann gehts 250 Höhenmeter steil bergauf zum Col de Chamolé. Eine Kette hilft über die ersten steilen Meter auf der anderen Seite des Cols hinunter, dann ist auch schon das idyllisch an einem See gelegene Rifugio Arbolle erreicht.

Tag 2: Monte Emilius - Rifugio Grauson (C/T4, 1400 Hm auf und ab, 15 km, 9 h)
Zum Monte Emilius gibt es eine neue Klettersteigvariante über den Col Ross, die einem gegnüber der "alten Version über den Colle Carell 400 Höhenmeter Aufstieg erspart. Dazu folgt man zunächst dem Wanderweg Richtung Col d'Arbolle, der Abzweig zum Col Ross ist markiert. Der «Weg» zum Col Ross findet sich in der OSM nicht, von Weg kann man ehrlich gesagt auch nicht sprechen, obwohl die Strecke gut markiert ist. Steinmännchen leiten zum Lac de l'Echo, dann weiter über einen grasbewachsenen Rücken in ein Gerölltal hinein. Dieses muss nun mühsam durchquert werden, auch grosse Blöcke sind teilweise locker und zu allem Überfluss haben tausende von Spinnen ihre Netze zwischen den Blöcken gespannt… Das Gerölltal verlässt man schliesslich über einen steilen Grashang zum Col Ross. Dort beginnt der "neue Klettersteig", der am Mont Ross di Comboé auf den alten Klettersteig trifft. Dieser Steig wurde etwas übertrieben gesichert, die Kabel stören teilweise mehr, als dass sie helfen. Ohne wäre es eine schöne Gratkletterei mit wenigen IIIer Stellen. Vom Mont Ross geht es erstmal "gehend" über den flachen Grat weiter. Nach einer mit Trittbügeln erleichterten Abkletterstelle folgt ein Notausstieg. Dann geht es über den sich aufsteilenden Grat weiter. Es gibt zwei längere vertikale Passagen mit Trittbügelleitern, abgesehen davon fand ich den Grat so einfach, dass ich das Klettersteigset nicht benutzt habe.

Der Abstieg erfolgt über den Südgrat, Crête dei Tre Cappuccini. Der steile Blockgrat (T4) erfordert auch etwas Kraxelerfahrung. Vom Passo dei Tre Cappuccini wollten wir eigentlich eine in der OSM eingezeichnet Abkürzung zum Lac d'en Haut nehmen, diese war aber nicht auffindbar und ein Abstieg durch das bröselige Steilgelände auch vollkommen undenkbar. So blieb nur der Umweg über Lago Cappello und Col d'Arbolle. Der Abstieg auf der anderen Seite führt durch sehr steiles brösliges und Steinschlag gefährdetes Gelände. Obwohl man Teile mit einem Fixseil entschärft hat, ist dieser Abstieg meiner Meinung nach nicht wirklich Wanderer tauglich. Nach dem Abstieg erreicht man eine sumpfige Hochebene mit fantastischem Ausblick auf den tiefblauen Lac d'en Haut, eine Perle von Gebirgssee! Von der Hochebene folgt ein weitere Gegenanstieg über eine grobblockige Moräne zum Col de Laures. Ab dort wird das Gelände bald angenehmer. Vorbei an den tiefblauen Laghi de Lussert wandert man durch eine Kuhweide bergab zum Rifugio Grauson.

Tag 3: Punta Tersiva - Cogne (T3, 1200 Hm, - 2050 Hm, 23 km, 8 h)
Vom Rifugio Grauson steigt man einige Höhenmeter ab, um den Talboden des Vallone del Grauson zu erreichen. Nun geht es 3 km recht flach in das Tal hinein: Vorbei an den Alpen Pralognan und Erveilléres zum Abzweig Passo Invergeneux. Der Weg zum Bivacco Glarey-Muggia, dem wir folgen, scheint deutlich weniger begangen. Ein Anstieg neben einem Wasserfall bringt uns auf die Schwemmebene vor dem Glacier de Tessonet, an dessen Rand auf einem Hügel das Bivacco steht. Wir überqueren einen Bach und folgen den zahlreichen Steinmännchen durch die Schwemmebene zu den geröllbedeckten Eisresten des Glacier de Tessonet. Über diesen geht es nun trotz Wegspur ziemlich mühsam aufwärts. Die Altschneefelder, die sich im Schatten der Felsmauer vermutlich ganzjährig halten, konnten wir gut umgehen. Ein guter Zickzackweg führt dann den steilen Hang hinauf zum Colle della Tersiva. Nun gehts nochmals 200 Höhenmeter recht knackig den Grat bergauf, dank Wegspur aber auch kein Problem. Die Spur verläuft tendenziell mehr in der Westflanke, so stören die Altschneefelder/Gletscherreste am Grat nicht. Wie sich am Gipfel dann zeigte, kann man sogar mit dem Mountainbike abfahren. 

Der Abstieg erfolgt auf dem Hinweg, abwärts ist das feine Geröll dann angenehm. Ab dem Abzweig zum Rifugio Grauson folgen weitere 7 km Abstieg durch das Tal. Die Landschaft wird zum Glück abwechslungsreicher: Nach den türkisblauen Gumpen bei Grauson Inferiore erreicht man ein schattenspendendes Lärchenwäldchen, dann wandert man mit Blick auf den schneebedeckten Gran Paradiso über die Alp Pila zur Alp Encloseur. Dort wird der Fluss überquert und man steigt im Gegenhang zu einem Höhenweg auf, der auf den letzten Metern nach Gimillan beeindruckende Tiefblicke in die Schlucht ermöglicht. Von Gimillan gibt es einen Shuttlebus nach Cogne, von wo es Verbindungen nach Aosta gibt.

Tourengänger: Toni Montaña, cardamine


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