Langlauf-Touren rund um Pontresina


Publiziert von Schubi , 27. Februar 2024 um 17:40.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Oberengadin
Tour Datum:20 Februar 2024
Ski Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Strecke:5,5 km, 9,3 km, 13,8 km, 8 km

Schon länger wollten wir zum Langlaufen mal in die Schweiz, heuer hat's geklappt. Als wir das Hotel im Herbst buchten, war uns gar nicht klar, wie schneearm dieser Winter werden würde und wie gut es war, uns mit Pontresina für eine offenbar recht schneesichere Langlauf-Destination entschieden zu haben.

Für Schneevögel wie uns und für die zahlreich angetroffenen Arvenhäher hat Anne Murray Snowbird eingesungen, und also ist dies der Soundtrack zum Bericht.

Auf Pontresina (rätoromanisch sehr wohlklingend "Puntraschigna") fiel unsere Wahl primär jedoch wegen der beiden von dort ausgehenden Loipen in die Hochtäler Val Morteratsch und Val Roseg: sie liegen weitab von der üblichen Zivilisiations-Infrastruktur wie Straßen, Ortschaften, Gebäude. Denn genau dieses Surrounding hat man leider als Nachteil bei vielen anderen Loipen im Alpenraum: sie werden oft in den Sohlen der Haupt-Täler angelegt, wo sich eh schon alles drängt und knubbelt. Zwar führen in die o.g. Täler auch gewalzte Wege für Winterwanderer und so ganz einsam ist man da jetzt auch nicht, aber insgesamt war es ein rundum schönes Eintauchen in die stille Bergnatur des Oberengadin. Ausserdem wird das Langlaufen dort sehr herrlich belohnt und gekrönt vom Blick auf die beiden Gletscher an den Talschlüssen. Neben den genannten haben wir dann noch zwei Runden gedreht zum kleinen Lej da Staz sowie über und am weitläufigen Silsersee. Das alles verteilten wir gemütlich auf vier Tage, denn nach dem Langlauf ist es gleichfalls toll, im Wellness-Spa des Hotels zu relaxen.

Anreisetag
Kleine Tour zum von Pontresina südwestlich gelegenen, zugefrorenen Lej da Staz (Stazer See). Am Seeufer Einkehr (gutes Kuchen-Angebot) und retour. Hauptsächlich waldig im leichten Auf und Ab durch schönen Lärchen-Arven-Bestand mit einer kurzen, jedoch knackig-kurvigen Abfahrt auf dem Rückweg. 5,5 km und 70 hm.

Zweiter Tag
Zum Warmwerden und Verbrennen des reichhaltigen Hotel-Frühstücks zunächst ab Restaurant Morteratsch (ca 5 km südöstlich Pontresinas, mit nahegelegenen Wanderparkplatz und auch einer Bahnstation) durch lichten Wald und Offengelände entlang der Ova da Bernina ein Stück gen Nordwest. Retour und mit kleiner Variation im Wald vor dem Restaurant rüber zum Bahn-Haltepunkt.
     Direkt anschliessend machen wir das eigentliche Highlight des Tages: es geht nun vom Restaurant/Bahnhof zum Morteratsch-Gletscher und retour. Laut meinem GPS waren's somit gesamt 9,3 km und 173 hm. Wenn man nur die Loipe im Val Morteratsch macht sind's bissel weniger. Diese sind landschaftlich allerdings durchgehend beeindruckend. Toll auch, dass die Vormittags-Wolken sich an die Vorhersage halten und alsbald aufreissen. Das Tal ist nur leicht mit Bäumen bestanden und so kann der Blick weit schweifen. Man hat schon fast ab Beginn Sicht gen Talschluss und je nach Bewölkung auch bald auf die Zunge des Morteratsch-Gletschers. Die hervorkommende Sonne wärmt und lässt den Gletscher alsbald nochmals anders aussehen. An seinem Fuße angekommen wirkt auf uns eindrücklich die ihn einkesselnde Bergriesen-Arena, leider jedoch sind ihre Gipfel Piz Bernina, Piz Zupò und Piz Palü wolkenumhüllt. Ein kleiner Nachteil  ist, dass sich Langläufer und Winterwanderer die Wegtrasse hochwärts teilen. Das war für uns im Langlaufstil Klassik aber wenig relevant, es war super gespurt und nichts zertreten. Skating-Langläufer waren fast keine unterwegs. Da auf dem Rückweg talauswärts dann höhere Geschwindigkeiten entstehen, wurde dafür eine zweite Trasse nur für die Abfahrt angelegt, parallel unterhalb des Hinwegs. Die Loipe ist als schwarz/schwer eingestuft. Wir fanden's eher mittel, man muss bei der langen Abfahrt halt öfter runterbremsen, um nachfolgende Kurven zu kriegen.

Dritter Tag
Von Pontresina zum Roseg-Gletscher durch's gleichnamige Tal. Dort auf ca. der Hälfte auch Zwischenstopp-Einkehr im Restaurant Roseg. Retour dann erst langlaufend, ab Restaurant dann per Pferdekutsche. Der reine Langlauf betrug damit 13,8 km mit 344 hm.
      Die Übungsloipe im Talgrund von Pontresina ist praktischerweise mit allen weiterführenden Loipen verbunden und also können wir von dort (wo auch unser Hotel ist) direkt loslegen. Die Gletscherloipe im Val-Roseg ist nur für den Klassik-Stil gespurt, sie führt bis an den Talschluss unterhalb des Roseg-Gletschers. Zunächst geht es länger im steten Auf und Ab, nah am Bach des anfangs engen Tals durch schönen Lärchen-Arven-Wald. An einem Rastplatz erzählt uns eine Infotafel über die winters hier fleissig Arven-Nüsse sammelnden Arvenhäher (eigtl. ein Tannenhäher, und eigtl. keine Nüsse, sondern die Samen aus den Arven-Zapfen). Tal und Wald öffnen sich langsam und damit kann auch der Blick weiter schweifen. Während es zunächst bewölkt war und zwischendurch ein kurzer Schneesturm erfrischte, reisst es nun rasch auf und die Sonne kommt durch. Nun blicken wir erstmals auch bis zu unserem heutigen Ziel, dem Talschluss. in der Sonne strahlend hell blinkt von dort die Gletscherzunge herunter. Vorher, nach zwei Dritteln unseres Pensums machen wir jedoch zur Stärkung eine erste Einkehr mit schönem Bergblick im Bergestaurant Roseg. Anschliessend in recht ebener Führung, aber durchgehend leicht ansteigend, gen Talschluss. Es ist das schönste Stück dieses Hochtals, durchgehend mit Blick auf den Gletscher und die ihn rahmende Krone des Berninamassivs. Wir staunen nicht schlecht, schnallen am Ende der Loipe die Skier ab und stapfen Trittspuren folgend 200 m rauf auf eine Seitenmoräne, um von ihr dieses beeindruckende Bernina-Panorama noch von etwas erhöht bewundern zu können.
     Auch im Roseg-Tal gibt es, von Pontresina bis zum Restaurant, einen Winterwanderweg sowie einen Fahrweg für den Kutsch-Verkehr, sie haben jedoch praktischerweise von der Loipe getrennte Trassen. Die restlichen ca 3 Kilometer bis zum Gletscherzungen-Blick dann sind Winterwanderer und Langläufer gemeinsam auf einem Weg, dies aber mit sauberer Spurung. Nun diese Strecke wieder retour. Optisch kaum wahrnehmbar ist hier das Gefälle der Loipe und so gelangt man, auch dank leicht überfrorener Spur, mit nur wenig Stockeinsatz rasch zurück ans Restaurant. Dort kehren wir auf ein Stück Kuchen erneut ein und wechseln anschliessend auf die Pferdekutsche (Wohli's Kutschbetrieb, telefonische Voranmeldung). Die drei stabil gebauten Haflinger-Pferde haben in ihren Hufen Spikes und bringen uns ca. zwanzig Fahrgäste sicher und gemütlich herab nach Pontresina. Wer jedoch lieber die ganze Tour auf Langlauf-Skiern machen will, ist im Vergleich natürlich schneller zurück im Ort (selbe Loipe retour, mittelschwierig).

Abreisetag
Am vierten Tag verknüpfen wir unsere Rückfahrt nachhause mit einer Langlauf-Runde über den Silsersee, südwestlich von Pontresina. Denn der ist komplett zugefroren mit einigen Loipen gespurt. Etwas Bedenken hatten wir ob einiger sichtbarer dunkler Stellen in seiner Eisfläche, aber dort war wohl nur die Schneschicht weggeweht.
     Am Westufer des Sees befindet sich am Plaun da Lej ein kostenfreier Wanderparkplatz, ein Restaurant sowie ein Einstieg für Winter-Wanderungen und Langlauf über den See. Eigentlich sollte ab da eine gespurte Stichstrecken-Loipe rüber zur Hauptloipe in der Seemitte beginnen. Aber wohl durch die Sonne der vorhergehenden Tage, Antauen und Gefrieren und den damit festgefrorenen Fußspuren der Spaziergänger finden sich hier kaum Schneeauflage und nur Spurungs-Reste der Loipen-Raupe. Rechts von uns kommt bald eine Felsinsel namens Islin ins Blickfeld, urig ragt sie aus der glatt-weißen Oberfläche des Sees heraus und ist locker mit Nadelbäumen bestanden. Zu ihr führt es sogar gut gespurt herüber, das wollen wir uns mal ansehen. Schnell sind dort dann die Skier abgeschnallt und ich steige mal fix rauf – ein schöner Ort. Und wer hätte gedacht, dass man auf einem gefrorenen See Langlaufen mit einem kurzen Kraxel-Abstecher verbinden kann!?!
      Ab der Insel nutzen wir eine Spur diagonal rüber zur Hauptspur entlang der Längsachse des Sees, die breite und mehrfach-gespurte Seenloipe Isola – Maloja. Auf ihr rechts-südwestwärts nun schnurstracks geradeaus bis ans Seeufer, kurz vor der Ortschaft Maloja. Auf diesem langen Abschnitt ist die Prägnanz der Spur gut, nur weiterhin oft vereist. Das macht auf einer völlig steigungs- und gefälle-freien Loipe aber durchwegs Spaß, noch nie kamen wir mit Doppelstock-Schüben dermaßen schnell voran :-) Etwas Thrill während des grundentspannten Gleitens über den See geben uns hin und wieder knackende Geräusche im Eis unter uns ... das sei aber bei Belastung normal und die Eisschicht dick genug, so erfahren wir es später. Die Schneeauflage auf dem Eis schwankt stark, vermutlich wegen Windverfrachtung.
      Bei Erreichen des Ufers kurz vor Maloja zweigen wir dort ab auf die Loipe links hoch in den Hang. Nach diesem Anstieg dann im steten Auf und Ab oberhalb entlang des südöstlichen See-Ufers retour durch schönen Bergwald mit Blicken runter auf den See und unseren Hinweg. Die erkämpften Höhenmeter werden danach wieder plattgemacht mit einigen Abfahrten: teils sehr langgezogen, aber gut mit halbseitigem Pflug zu bremsen. Überhaupt war die Schneequalität hier dank Nordhang top, grad richtig zwischen mittelfrisch-pulvrig und verfirnt-gleitfreudig. Danach ufernah und fast eben zu der kleinen Häuser-Ansammlung names Isola. Wer dort nicht ins Restaurant Lagrev einkehrt, der verpasst regionale Küche in Bestform und in gemütlich-geselliger Atmosphäre. Zeitig da sein lohnt sich, wir konnten so an einem Werktag kurz nach zwölf noch Plätze im Hauptraum bekommen.
     Nach dem Desert (unbedingt den Heidelbeer-Kuchen bestellen!) gleiten wir zufriedengefuttert schließlich wieder quer über den See zurück zum Ausgangspunkt. Diese Querloipe ist leider nur bis zur vorhin ja bereits befahrenen Hauptloipe super gespurt, danach wird's auf dem Reststück bis zum Parkplatz am Westufer nochmals stacksig, wir sind hier wieder deckungsgleich zum Tourenbeginn, wo es ja nur Spur-Reste gibt. Insgesamt waren's 8 km und 40 hm für diese Runde. Anschliessend zurück nach Offenburg, die Autofahrt über den Julierpass westlich des Sees war dabei sehr eindrücklich.

Mit auf Tour: Amelie

Fazit: es waren unsere schönsten Langlauf-Erlebnisse bisher, Pontresina und Umgebung bieten echt was. Lediglich die Preise in Hotellerie und Gastronomie dämpfen die Freude etwas. Alle Loipen rund um den Ort werden jede Nacht (auch ohne Neuschnee) frisch gespurt: top! Weiterhin toll war, dass man mit den Skiern teils direkt ab Hotel losziehen kann und sich so die Anfahrt spart.

Tourengänger: Schubi


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Kommentare (2)


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F3ttmull hat gesagt:
Gesendet am 28. Februar 2024 um 13:06
Traumlandschaft, als ich das letzte Mal mit dem Zug durch den alten Albulatunnel gefahren bin, sah ich von Preda nach Bergün eine interessante Rodelabfahrt und am Tunnelausgang Ost eine langgezogene klassische Loipe von Spinas nach Bever.
Theoretisch könnte man dort alles mit öffentlichen anfahren, das wäre bei uns kaum vorstellbar.
Ebenso schön sind die Loipen in Südtirol rund um Toblach mit Blick auf die Drei Zinnen, auch sehr zu empfehlen :)

Schubi hat gesagt: RE:
Gesendet am 28. Februar 2024 um 17:13
Dankschön für den Tipp!


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